Der Niedergang überbezahlter Hollywood-Stars

28.11.2011 - 08:50 Uhr
Leonardo DiCaprio verdient momentan 20 Millionen Dollar + X pro Film
Paramount
Leonardo DiCaprio verdient momentan 20 Millionen Dollar + X pro Film
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Ist Will Smith seine 20 Millionen Dollar eigentlich wert? Dieses Kinojahr hat gezeigt, das Hollywood auch ganz gut ohne seine großen Stars auskommen kann.

Wenn es um die Frage geht, was der größte finanzielle Flop des Kinojahres war, werden sich Green Lantern und Cowboys & Aliens zweifellos um die vorderen Ränge streiten. Natürlich waren nicht nur die Hauptdarsteller Schuld am Fiasko an den Kinokassen. Trotzdem ist es erstaunlich, dass James Bond und Van Wilder ausgerechnet von einem no name-Thor und einer Horde Affen in den Schatten gestellt wurden. Einzig ein wackerer Pirat kämpfte gegen diesen stürmischen Seegang. Haben die Hollywoodstars als Box Office-Magneten ausgedient?

Von Schlümpfen und anderen Menschen
Vielfach wurde den Stars im Zeitalter des Blockbusterkinos der Untergang prophezeit. Schließlich werden sie von Sommer zu Sommer immer häufiger von Effektspektakeln in den Hintergrund gedrängt. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellte dieses Jahr Transformers 3 dar, in dem der Mensch selbst wie ein lästiges Übel wirkt, das die Macher nur eingebaut haben, weil es eben so üblich ist. Doch abseits dieser kulturpessimistischen Sichtweise zeigen die handfesten Zahlen, dass die Existenzberechtigung von Filmstars zumindest dieses Jahr gar nicht so klar zu durchschauen war. Natürlich schreibe ich hier nicht von Schauspielern im Allgemeinen, sondern vor allem von Box Office-Draws, die mit zweistelligen Millionenbeträgen oder hohen Anteilen am Einspielergebnis bezahlt werden.

Wie viel hat wohl Chris Hemsworth an Thor verdient? Dürfte Captain America – The First Avenger höchstpersönlich, Chris Evans, neidisch auf seinen Marvel-Kumpan sein? Und wie hoch sind eigentlich die Schecks von Michael Fassbender und James McAvoy ausgefallen? Blicken wir auf die Box Office-Tabelle diesen Jahres, finden wir ausschließlich Franchise-Produkte in der Top Ten. Von denen sind zwei, namentlich Fluch der Karibik und Fast & Furious Five, am ehesten star driven, wobei nur Johnny Depp als echter Box Office-Magnet durchgeht. Immerhin meinen nicht wenige Beobachter, dass die Fluch der Karibik-Reihe allein Jack Sparrow den Erfolg verdankt, was der um Orlando Bloom und Keira Knightley entschlackte vierte Teil bewiesen hat. Selbst der Erfolg der Twilight-Reihe dürfte eher als kulturelles Phänomen erklärt werden, denn als Ergebnis der Zugkraft von Robert Pattinson und Kristen Stewart.

Ansonsten tummelten sich im Kinojahr 2011 erfolgreiche C.G.I.-Kreaturen, Erstlinge und Fortsetzungen von No Name-Comedies und natürlich die Newcomer unter den Superhelden. Selbst das Marketing von Planet der Affen: Prevolution war nicht auf den Oscar-Host James Franco zugeschnitten, sondern auf den Affen Caesar (Andy Serkis) und das zu Recht.

Highspeed Money
Das klassische Studiosystem aus Hollywood hat einige brillante Vermarktungsideen hervorgebracht, darunter z.B. Genres. Doch Stars gehören ebenso dazu. Die Studios haben sie in den 30er bis 50er Jahren förmlich gemacht, ihre Persona für die Fans erschaffen, auf ihr Image aufgepasst und ihre Filme passend dazu ausgewählt. Stars wie Rock Hudson oder Marilyn Monroe waren Investitionen der großen Studios, die nur getätigt wurden, um an den Kinokassen die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Die Herrschaft der Studios über ihre Stars zeigte jedoch schon in den 50ern erste Risse und spätestens durch das New Hollywood wurde sie hinweggefegt. Jahrzehnte später versprach Universal seinem Star Jim Carrey 30 Prozent des Profits von Der Grinch. Obwohl der Film weltweit 340 Millionen einspielte, gilt Der Grinch unter anderem dank der Gage von Carrey, Ron Howard und anderen nicht als Erfolg. Das war vor über zehn Jahren. Ein paar Wirtschaftskrisen und den Boom illegaler Downloads später scheint auch bei den Studios ein Bewusstsein dafür zu entstehen, was die Stars eigentlich wert sind.

Berichte über Kürzungen von Gagen und – schlimmer noch – dem Niedergang der Filmstars häufen sich. So wird gemunkelt, dass immer mehr Stars auf die extrem profitablen Deals verzichten müssen. Dazu gehören große Vorauszahlungen wie die 20 Millionen, die Eddie Murphy für Mensch, Dave! bekommen haben soll. Der hat in den USA satte 11 Millionen eingespielt. Auch die lukrativen First Dollar-Deals werden seltener. Dabei bekommt der Schauspieler einen Prozentsatz ab dem ersten eingespielten Dollar an der Kinokasse, also bevor der Film überhaupt sein Budget eingespielt hat. Gerade bei Blockbustern mit einem Budget von über 100 Millionen, Projekten also, wo das Risiko am höchsten ist, zeigen sich die Studios zunehmend geiziger.

Das mit den Ausnahmen und den Regeln…
Vor zwei Wochen habe ich mich über die unsäglich hohen Budgets beschwert. Die Gagen der Stars gehören zu diesem Mecker-Konglomerat. Ist es in Zeiten der Wirtschaftskrise vertretbar, Will Smith 20 Millionen + X für Men in Black 3 zu zahlen, obwohl sein letzter Film kein Erfolg war? Bis zum Kinostart von Sieben Leben galt Will Smith unter Branchenkennern als der letzte echte Box Office-Magnet, der allein durch seinen Namen einen Film erfolgreich machen konnte. Das nächste Jahr wird zeigen, inwiefern er seine horrende Gage noch verdient.

Ob Stars als die etwas anderen Effekte überhaupt noch dazu taugen, um Großprojekte an den Kinokassen zu verkaufen, scheint momentan die wichtigste Frage zu sein. Denn abgesehen von einer Handvoll Größen wie Johnny Depp und Leonardo DiCaprio fehlt es ganz einfach an box office draws. Im vergangenen Jahrzehnt hat nicht nur C.G.I., sondern das Franchise-Modell das Konzept des Stars als Kassen-Garant zum Wackeln gebracht. Und warum auch nicht? Von ihrer einzigartigen Aura ist im Zeitalter von Twitter-Scheidungen und Sexvideos sowieso kaum etwas übrig geblieben.

Was denkt ihr: Haben die hohen Gagen der Stars eine Existenzberechtigung?

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