Nach dem Milliardenerfolg von Alles steht Kopf 2 hat die Hit-Schmiede Pixar ihr nächstes großes Animationsabenteuer in die Kinos entlassen. In Elio hegt ein missverstandener Junge den Wunsch, von Aliens entführt zu werden, um für immer ins Weltall auszuwandern.
Moviepilot hat zum Kinostart mit Co-Regisseurin Madeline Sharafian über Elio gesprochen. Dabei verriet sie die größten Inspirationen für den Sci-Fi-Film, wie die Arbeit mit Matthias Schweighöfer ablief und welche Easter Eggs zu anderen Pixar-Filmen sich in ihrem Animationsabenteuer verstecken.
Moviepilot: Elio handelt von einem einsamen Jungen, der nach einer Verbindung sucht. Warum wolltet ihr diese Geschichte erzählen und wie seid ihr darauf gekommen, das Thema mit dem Weltall und Aliens zusammenzubringen?
Madeline Sharafian: Adrian Molina, unser ursprünglicher Regisseur, hat diese Story zuerst erdacht und sein Pitch war: “Was würde passieren, wenn der seltsamste Junge der Welt von Aliens entführt und mit dem Anführer der Erde verwechselt wird?” Wir dachten alle, das wäre brillant und total lustig.
Was [Co-Regisseurin] Domee Shi, die Crew und mich daran gefesselt hat, war Elios Einsamkeit und die Frage, warum er von den Aliens entführt werden möchte. Mit allem, was gerade in der Welt vor sich geht und wie sie sich nach der COVID-19-Pandemie entwickelt hat, hatten wir das Gefühl, es ist einfach, sich mit Elios Schwarz-Weiß-Denken zu identifizieren: “Die Erde ist ein schrecklicher und unverbesserlicher Ort, also ist es besser, von Aliens entführt zu werden und sich für immer zu verabschieden.” Es gibt sicherlich Tage, an denen wir alle irgendwie wünschten, dass wir das tun könnten. Aber unsere Hoffnung ist, dass man dadurch, Elio bei dieser Reise zuzusehen und seine Meinung über die Erde zu ändern, wieder selbst einen Funken Hoffnung hineinlässt. Denn ich weiß, dass der gerade schwer zu finden ist.Im Film lernen wir verschiedene Aliens mit unterschiedlichen Erscheinungsbildern, Farben und Formen kennen. Wo kam die Inspiration für sie her?
Wir haben bei Pixar das Glück, mit Menschen zu arbeiten, die schon lange dabei sind und sich jeder Herausforderung annehmen. Unser Szenenbildner Harley Jessup hat bereits einige der wundervollsten Filme designt, wie Coco, Ratatouille und einen meiner persönlichen Lieblinge, Die Monster AG. Er wollte eine Art Universum erschaffen, das wir vorher noch nie gesehen haben. Auch wenn wir schon mal Sci-Fi-Filme gemacht haben, wie Wall-E oder Lightyear, wollten wir hier mehr eine Wunscherfüllungsgeschichte erzählen. Wenn Elio das erste Mal das Weltall sieht, muss es sich farbenfroh und hell anfühlen. Und die Aliens müssen sich unterschiedlich bewegen, sodass man das Gefühl hat, dass jedes Alien anders ist, aber dennoch alle genau da sind, wo sie hingehören. Denn das ist so wichtig für Elios Entwicklung.
Auch unsere Animator:innen haben schon an vielen Filmen gearbeitet. Wir geben ihnen diese Figuren, die keine Augen oder Gliedmaßen haben, und Domee und ich müssen sie fragen können: “Hey, wir brauchen diese Einstellung, in der Elio sich zu einer Gruppe von Aliens umdreht und sie müssen ihn hoffnungsvoll anschauen.” Und dann setzen sie das um. Das ist sehr eindrucksvoll. Und ich glaube, sie lieben es auch, mit der Herausforderung von Limitationen zu arbeiten.
Auch der Lebensraum der Aliens, das Communiverse, ist so ein einfallsreicher und utopischer Ort. Gab es dafür bestimmte Inspirationen, an die ihr und euer Animationsteam gedacht habt?
Das Konzept des Communiverse ist sehr ehrgeizig, vor allem jetzt gerade. Wir haben es Weltraum-UN genannt [lacht]. Dort gibt es Geschöpfe von unterschiedlichen Orten, mit unterschiedlichen Arten und Weisen zu sprechen. Sie alle sehen anders aus, aber sie werden alle im gleichen Ziel vereint: Verbindungen aufzubauen, neugierig zu sein und das zu teilen, was sie gelernt haben. Es fühlt sich wie ein Traum an und hoffentlich stimmt das Publikum Elio zu und hat das Gefühl: “Wenn ich dort wäre, würde ich auch nie mehr gehen wollen.” Also wollten wir es so schön wie möglich gestalten. Wir haben nach organischen Formen Ausschau gehalten und helle, kräftige Farben verwendet. Alles, was dabei geholfen hat, das Gefühl zu verkaufen, dass es ein persönlicher Himmel für Elio ist.
Waren Star Wars und andere Sci-Fi-Filme ebenfalls Vorbilder für Elio?
Auf jeden Fall. Wir wollten, dass sich der Film wie ein Liebesbrief an Sci-Fi-Klassiker anfühlt. Ich bin mit Star Wars aufgewachsen und wollte unbedingt wie Luke Skywalker sein. Auch sind viele Elemente und Referenzen an Steven Spielbergs Filme mit eingeflossen. E.T. gleicht Elio durch die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Alien. Unheimliche Begegnung der dritten Art ebenfalls. Domee und ich sind auch große Fans der etwas gruseligen Sci-Fi-Filme. Wir lieben Alien und Das Ding aus einer anderen Welt. Und wir haben versucht, all diese Einflüsse mit in den Film aufzunehmen, sodass es sich wie ein Liebesbrief an das Genre anfühlt. Auch hat es uns großen Spaß gemacht, damit zu spielen.
Matthias Schweighöfer spricht sowohl im Englischen als auch im Deutschen die Rolle von Botschafter Tegmen. Wie lief der Casting-Prozess für ihn ab?
Für alle Alien-Botschafter:innen wollten wir einen internationalen Cast. Matthias hat sehr gut zu Botschafter Tegmen gepasst, denn er hat so eine charmante Stimme und ist auch so eine charmante Person. Es hat Spaß gemacht, mit ihm aufzunehmen. Auch wenn die Aliens alle unterschiedlich sind und von verschiedenen Orten kommen, teilen sie alle eine gewisse Herzlichkeit. Sie sollen alle freundlich sein. Auch wenn Tegmen etwas unverblümt daherkommt und nur wissen möchte, was los ist und in seiner eigenen Steinwelt lebt, soll er trotzdem diese Freundlichkeit verkörpern. Wir haben nach stimmlichen und performativen Qualitäten gesucht. Da hat Matthias gut reingepasst. Wir finden ihn super lustig.
Ich habe gelesen, dass der Hase aus deinem Pixar-Kurzfilm Burrow auf Elios Smartphone-Hülle zu sehen sein sollte. Gibt es weitere Easter Eggs zu Pixar-Filmen, die das Publikum vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennt?
Es gibt tatsächlich tausende. Manchmal sind Domee und ich uns nicht mal darüber bewusst gewesen, weil sich die Dinge so schnell entwickelt haben. Es gibt ein Dokument, in dem alle Easter Eggs gesammelt sind. Der Hase aus Burrow auf der Smartphone-Hülle hat es nicht in die finale Schittfassung geschafft, weil wir dachten, dass Elio wahrscheinlich eher eine Hülle hätte, die mit dem Weltall zusammenhängt. Domee meinte einmal, der Hase wäre fast wie das Hello Kitty der Pixar-Welt. Aber wir haben ihn letztendlich auf einer Sonnencreme-Flasche platziert, die Elio benutzt.
Es gibt auch einige Referenzen zu dem nächsten Pixar-Film, Hoppers. Wir mögen es sehr, anzukündigen, was als Nächstes kommt. So gibt es eine Figur aus Hoppers, die in Elio vorkommt. Ich werde nicht sagen, wo sie ist. Aber sie hat ein bisschen Screentime. Wenn der nächste Teaser-Trailer zu Hoppers rauskommt, bemerkt ihr es vielleicht. Aber da gibt es noch so viel mehr, wenn man danach sucht.
Darfst du uns schon etwas mehr über Hoppers verraten?
Es ist ein Film, an dem ich einige Jahre mitgearbeitet habe. Ich bin ein großer Fan und kann nicht erwarten, dass er rauskommt. Aber ich möchte nicht zu viel verraten.