Erschreckende Enthüllungen in Whistleblower-Filmen

05.11.2014 - 09:20 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Edward Snowden
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Citizenfour liefert eine detaillierte Dokumentation der Edward Snowden-Enthüllungen im Jahr 2013, die schließlich zum NSA-Skandal führten. Whistleblower gibt es allerdings schon lange in der Filmgeschichte, wie wir in einem kleinen Rückblick zeigen.

Am 6. November startet Citizenfour auch in den deutschen Kinos. Die Dokumentation von Laura Poitras behandelt den Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden, der im Sommer 2013 mit seinen Enthüllungen Einblicke in die Geheimdienst- und Spionagepraktiken der USA und Großbritanniens ermöglichte und so die NSA-Affäre auslöste. Der Dokumentarfilm lässt uns als Zuschauer direkt und authentisch an den Treffen Snowdens mit dem Journalisten Glenn Greenwald (und Laura Poitras) teilhaben und zeichnet so zum einen ein Portrait des jungen Whistleblowers Snowden und erzählt gleichzeitig eine spannende Geschichte nach wahren Begebenheiten.

Heute wollen wir einmal einen Blick auf die Geschichte der Whistleblower im Film werfen. Um das zu tun, müssen wir allerdings erstmal eine Frage klären:

Was versteht man eigentlich unter einem Whistleblower?
Als Whistleblower (von engl.: to blow the whistle, ‚in die Pfeife blasen‘; im deutschen Sprachraum auch ‚Enthüller‘, ‚Skandalaufdecker‘ oder ‚Hinweisgeber‘) bezeichnet man im Allgemeinen einen Menschen, der geschützte bzw. unter Verschluss gehaltene Informationen und Geheimnisse, die von allgemeinem Interesse sind, an die Öffentlichkeit bringt. Dazu gehören meist Verbrechen oder Missstände wie Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Datenmissbrauch oder allgemeine Gefahren, von denen der Whistleblower an seinem Arbeitsplatz oder in anderen Zusammenhängen erfährt. Dies geschieht stets uneigennützig (Quelle: Wikipedia ).

Die prominentesten Beispiele solcher "Leaks" sind die Enthüllungen der Internet-Plattform WikiLeaks und die NSA-Affäre, die in den letzten Jahren bereits zu einer Fülle an Filmen zu dem Thema geführt haben, wobei Citizenfour vermutlich gerade erst den Anfang von Snowden- bzw. NSA-bezogenen Filmen darstellt. Dabei finden wir Menschen, die eine bestimmte Form des "Whistleblowings" betreiben, auch schon wesentlich früher in der Filmgeschichte, denn auch vor dem Internet-Zeitalter gab es sie schon, diese Whistleblower.

Als die Welt noch kein globales Dorf war
Natürlich hat das digitale Zeitalter und insbesondere die Erfindung des Internets und die rasend schnelle Entwicklung der digitalen Datenübertragung rund um den Globus sowohl die Möglichkeiten internationaler Spionageaktivitäten als auch die Wege der Aufdeckung eben solcher Skandale um einiges vielseitiger gemacht. Doch was war eigentlich vor dem Internet, als die Welt noch nicht das berühmte "globale Dorf" war, das es heute ist?

Filme wie Die Faust im Nacken mit Marlon Brando erzählten schon in den Fünfzigerjahren die Geschichten von einzelnen Individuen, die in einer von sozialen Missständen geplagten Gesellschaft leben und mit eiserner Faust und unter Androhung von Gewalt unterdrückt werden, bis sie schließlich die Courage aufbringen, sich gegen die Obrigkeit (in vielen Fällen die Mafia, korrupte Gewerkschaften oder andere kriminelle Organisationen) zu erheben und unter Gefährdung ihrer Freiheit oder sogar ihres Lebens die Lebensumstände für ihre Mitmenschen bessern.

Mit Serpico erzählte uns Sidney Lumet im Jahr 1973 die Geschichte eines jungen Polizisten (Al Pacino), der als einziger ehrlicher Cop in einer aus Korruption und Gewalt bestehenden Umgebung allen Widrigkeiten zum Trotz stets versucht, das Richtige zu tun und der Korruption ein Ende zu setzen, wodurch er von seinen geschmierten Arbeitskollegen im Laufe des Filmes immer offener angefeindet wird.

Alan J. Pakula behandelte mit seinem vierfach mit dem Oscar ausgezeichneten Werk Die Unbestechlichen im Jahre 1976 die berühmte Watergate-Affäre. Im Film lösen die Journalisten Carl Bernstein (Dustin Hoffman) und Bob Woodward (Robert Redford) mit ihren Recherchen eine Kette von Enthüllungen aus, die zum Rücktritt des US-Präsidenten Richard Nixon führten. Erst 33 Jahre nach der eigentlichen Affäre, am 31. Mai 2005, wurde bekannt, dass der Whistleblower in dieser Geschichte der ehemalige FBI-Agent Mark Felt war, der als Informant unter dem Namen Deep Throat den beiden Journalisten wichtige Informationen lieferte.

Whistleblower-Filme seit WikiLeaks
Die Enthüllungsplattform WikiLeaks begann etwa im Jahr 2007 damit, öffentlichkeitswirksam Material über das Internet an eine breite Öffentlichkeit zu bringen. Als die Seite unter dem Gesicht des WikiLeaks-Sprechers Julian Assange unter anderem Dokumente über US-amerikanische Militär- und Verhörpraktiken im Zusammenhang mit Afghanistan-Einsätzen ans Tageslicht brachte, hatte das ganze natürlich ein enormes mediales Interesse zur Folge. So ließen auch die ersten Filme zu dem Thema nicht lange auf sich warten. Es folgten Projekte wie Whistleblower - In gefährlicher Mission, diverse Wikileaks-Dokumentationen, das Doku-Drama Underground: The Julian Assange Story, der Thriller Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt mit Benedict Cumberbatch und Daniel Brühl und erst dieses Jahr wurde Mediastan veröffentlicht, eine weitere Dokumentation über die WikiLeaks-Mitarbeiter.

Dabei geht nicht jeder Film mit einer möglichst sachlichen Darstellung der Tatsachen an das Thema heran, um die sich Dokumentationen meist bemühen - selbstverständlich bemüht sich auch Hollywood darum, den süßen Plätzchenteig der Verschwörungstheorien möglichst großflächig breitzutreten. Denn Verschwörungstheorien sind in - und die allgemeine (und größenteils sicherlich berechtigte) Empörung der Bevölkerung nutzt man auch in der Filmindustrie. Da verwundert es nicht, dass mit The Snowden Files von Oliver Stone bereits der erste Spielfilm über den jüngsten Whistleblower (gespielt von Joseph Gordon-Levitt) angekündigt wurde. Und dass das nicht der letzte Film dieser Art in den nächsten Jahren sein dürfte, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oder der Marvel-Blockbuster im Sommer.

Was sagt ihr zu dem Thema? Ist es wichtig, die Whistleblower neben der ohnehin großen medialen Präsenz auch filmisch ins Rampenlicht zu stellen?

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