John Cusack - Teenie-Star, Charakterdarsteller & Pragmatiker

28.06.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
John Cusack in Love & MercyStudioCanal
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Für Nostalgiker wird John Cusack wohl immer der Teenager bleiben, der auf seinem in die Höhe gestreckten Ghettoblaster Peter Gabriel abspielt, um seine Liebste zurückzugewinnen. Doch außer dieser ikonischen Szene aus Teen Lover hat die Karriere des Schauspielers noch wesentlich mehr zu bieten.

Heute vor 50 Jahren erblickte John Cusack das Licht der Welt. Wer wie er in einer Schauspieler-Familie aufwächst, für den ist der berufliche Werdegang vermutlich ziemlich schnell beschlossen. Doch selbst der Wille und familiäre Beziehungen alleine reichen nicht, um auch auf Dauer ein gefragtes Gesicht in Hollywood zu sein. Talent und Wandlungsfähigkeit sind mindestens genauso wichtige Eigenschaften. Und davon besitzt der im US-Bundesstaat Illinois geborene Schauspieler reichlich. Mehr sogar, als viele es ihm in den 1980er-Jahren am Anfang seiner Karriere vermutlich zugetraut hätten.

Teenie-Star wider Willen
Damals war er nämlich vorrangig auf ein Genre abonniert: die Teenie-Komödie. Ob sein Kinofilm-Debüt Class, Sixteen Candles - Das darf man nur als Erwachsener, Ein ganz verrückter Sommer oder Der Volltreffer, in dem er 1985 erstmals als Hauptdarsteller in Erscheinung trat. Selten gingen seine Rollen über den unreifen Sympathieträger hinaus, der mit Charme und leicht trotteligem Hundeblick seine Herzensdame erobert. Letzterer Film zeigte jedoch, dass in ihm, neben dem Talent für Komik, noch wesentlich mehr steckte. Schließlich folgte 1989 Cameron Crowes Teen Lover und machte Cusack vollends zum Teenager-Star. Unvergessen bleibt bis heute die Szene, in der er als Protagonist Lloyd Dobler wortlos mit Ghettoblaster in den Händen unter dem Fenster seiner Angebeteten steht. Mehr 80er-Jahre geht nicht. Und mehr Teenie-Komödien konnte dann auch Cusack nicht ertragen.


Der verdiente Durchbruch
Nicht nur aufgrund seiner späteren Aussage: "Ich war ein Teen-Star. Das ist widerlich genug" ist bekannt, wie sehr Cusack sein damaliges Image und die Hollywood-Maschinerie im Allgemeinen verabscheute. Bis heute hat sich diese Haltung nicht geändert, weshalb er auch eher selten öffentliche Auftritte absolviert. Kein Wunder also, dass er Anfang der 1990er-Jahre einen Umbruch herbeisehnte und endlich auch in ernsthafteren Filmen mitspielen wollte. Wer nicht glauben mag, wie schwierig es ist, sich von einem derartigen Rollentypus zu lösen, braucht nur Jason Biggs (American Pie) zu fragen. Cusack gelang dieser Wechsel jedoch - zum Glück für ihn und für Filmfans in aller Welt. Konsequent meidete er für über ein Jahrzehnt leichtfüßige Komödien und verdiente sich fortan seine Sporen als seriöser Schauspieler, der für renommierte Regisseure wie Stephen Frears (Grifters), Woody Allen (Bullets Over Broadway), Clint Eastwood (Mitternacht im Garten von Gut und Böse) oder Terrence Malick (Der schmale Grat) vor der Kamera stand.

Der schmale Grat

In einem Interview mit der BBC  im Jahr 2001 zum Film Weil es Dich gibt - übrigens eine Liebeskomödie - gab Cusack an, dass von seinen ungefähr 45 Filmen gerade einmal 6 oder 7 gut gewesen wären. Da er nicht damit herausrücken wollte, um welche es sich dabei handeln würde, kann diesbezüglich natürlich nur spekuliert werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er dabei aber Being John Malkovich und High Fidelity im Kopf gehabt haben. In diesen Filmen lieferte er zwei seiner wohl bemerkenswertesten Vorstellungen ab. In Spike Jonzes surrealer Groteske ist es eine wahre Freude, ihn in seiner Rolle als kauziger Puppenspieler Craig Schwartz, der nach Höherem im Leben strebt, zu sehen.

Für die Bestsellerverfilmung High Fidelity, seine zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Stephen Frears, erntete er zugleich große Aufmerksamkeit von Zuschauern sowie Anerkennung von Kritikern. So wurde er für seine Darstellung des musikverrückten Plattenladenbesitzers Rob Gordon völlig zu Recht für einen Golden Globe Award nominiert.

Dieser Erfolg ermöglichte es Cusack fortan, sich in sämtlichen Genres auszutoben und seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Ob sein mitreißendes Spiel als gewissenhafter Limousinenfahrer im Thriller Identität, die sensible Darbietung eines trauernden Familienvaters in Grace is Gone oder die furiose One-Man-Show im Horrorfilm Zimmer 1408 - auf John Cusack war Verlass. Schließlich brachte er sogar in Roland Emmerichs 2012 als Protagonist erfrischende Normalität in das absurde Effekt-Spektakel.

Pragmatismus und Geduld
Ironischerweise war es dann eine simpel gestrickte Komödie, die einen erneuten Wendepunkt in seiner Karriere einläutete. Diesmal jedoch in negativer Hinsicht. Zwar kam Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine! bei Publikum und Kritikern relativ gut an, dennoch fand sich John Cusack danach plötzlich im Strudel von mehr oder weniger guten Low-Budget-Produktionen (u.a. The Factory, Numbers Station, Grand Piano - Symphonie der Angst) wieder, die es zum Teil gar nicht erst ins Kino schafften. Ähnlich erging es bekanntermaßen auch Nicolas Cage, mit dem Cusack in Con Air und Frozen Ground vor der Kamera stand. Während Cages (finanzielle) Gründe für die Direct-to-DVD-Karriere kein Geheimnis sind, ist dieser Einbruch in Cusacks Filmographie doch eher verwunderlich. Vielleicht ist es schlicht der pragmatische Ansatz  des Schauspielers: "Du musst Filme machen, um die Rechnungen zu bezahlen."

Cusack weiß eben, was er will: Filme drehen. Und das eben auch, wenn keine Angebote zu massentauglichen Blockbustern oder oscarverdächtigen Hits ins Haus flattern. Der großgewachsene Mime bleibt aber auch dann professionell und liefert weiterhin ab. Wie in The Paperboy oder dem bereits erwähnten Frozen Ground, in denen der frühere Hunde- zu einem verstörenden Psycho-Blick mutiert und dem Zuschauer damit eiskalte Schauer über den Rücken jagt.

"Es hat mich fünf Jahre gekostet, etwas derart Gutes zu bekommen", meinte Cusack in einem Interview gegenüber Grantland  im Jahr 2015. Die Rede war von dem Biopic Love & Mercy, in dem er den Beach Boys-Sänger Brian Wilson verkörperte und damit an die Glanzzeiten seiner Karriere anknüpfte. Das Warten und die Geduld hatten sich also ausgezahlt. Cusack, der sich lange für sein jugendliches Aussehen schon fast entschuldigen musste, ist hier anzumerken, dass auch an ihm die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen sind. Doch es ist nicht nur dieser Fakt, sondern auch seine angenehm zurückhaltende und zu Herzen gehende Darstellung, die ihn zur perfekten Besetzung für die Rolle machen. Es wäre John Cusack zu wünschen, dass sämtliche Produzenten und Regisseure Love & Mercy gesehen haben und dem heutigen Geburtstagskind weiterhin derartige Möglichkeiten bieten.


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