Ich habe mich wirklich auf Horizon gefreut. Gleich am ersten Donnerstag sattelte ich meinen Drahtesel und ritt am Abend ins Kino, um drei Stunden in Kevin Costners Western-Epos abzutauchen. Das Erlebnis war für mich leider eher durchwachsen, doch die Enttäuschung schlug in echten Ärger um, als ich das "Ende" des Films sah.
Horizon vergeigt das Ende, weil Kevin Costner seine Fortsetzungen wichtiger sind
Als Scheidungskind der Yellowstone-Krise betrauere ich Kevin Costners Serienausstieg, will mich aber auf keine Seite des Konflikts stellen und sah Horizon deshalb mit gespannter Erwartung entgegen. Kevin Costners Willen, sich für seinen erträumten Alltags-Western abseits von Rache-Klischees zu verschulden, bringe ich Bewunderung entgegen.
Tatsächlich entpuppten die ersten 30 Minuten von Horizon sich als spannender Auftakt. Aber am Ende fügte sich der drei Stunden-Ritt dieser "amerikanischen Saga" für mich nicht zu einer runden Sache zusammen: zu viele Figuren, zu wenig Kontinuität in der Story, zu große Ermüdungserscheinungen prägten mein Kino-Erlebnis. Das Western-Genre neu zu interpretieren, habe ich in Viggo Mortensens The Dead Don’t Hurt zuletzt deutlich überzeugender und charakternaher gesehen.
Am Ende bleiben mir abseits von Kevin Costner, Abbey Lee, Sienna Miller und Sam Worthington aus dem großen Horizon-Ensemble nur wenige Rollen nach ihren kurzen Auftritten im Gedächtnis. Neue Figuren auch noch nach zweieinhalb Stunden Laufzeit einzuführen, mag in einer Serie mit mehreren Episoden funktionieren. Mich hat der Film trotzdem irgendwann verloren. Daran konnten auch die wunderschönen Western-Landschaften nichts ändern. Costners Versprechen, Kinogänger:innen würden sich dank badender Frauen und anderen aus dem Leben gegriffenen Details besser mit dem Horizon-Personal identifizieren können, erfüllte sich für mich nicht.
Das größte Ärgernis wartete allerdings ganz am Ende, wo der Film direkt an seinen Schluss einen Trailer packt. Ohne erkennbare Abgrenzung von den bisherigen Szenen merkte ich erst verspätet, dass der Western offenbar zu Ende war und mich im gleichen Atemzug in die Vorschau auf Horizon 2, 3 und 4 geschubst hatte.
Die Horizon-Vorausblende am Schluss ist ein echtes Problem
Trailer oder Vorschau-Schnipsel am Ende sind kein Novum im Filmgeschäft. Bestehende Marken nutzen solche visuellen Anbauten nicht erst seit dem Marvel Cinematic Universe als Fingerzeig auf Sequels, Prequels und Spin-offs. Doch normalerweise werden diese Blicke auf Kommendes durch eine Schwarzblende, erste Credits oder einen ganzen Abspann vom Hauptfilm getrennt. Horizon wirft den Post-Credit-Gedanken hingegen über Bord und verweigert die Chance zum Luftholen.
Ein Verarbeiten des gerade Gesehenen ist damit ebenso unmöglich wie eine klare Trennung von Teil 1 und 2. Sieht Kevin Costner nicht, dass er durch diesen "Trick" seinem Film den Abschluss raubt? Klar, er begreift seine Horizon-Saga als ein großes 12-Stunden-Epos. Dass ich rückblickend allerdings beim besten Willen nicht sagen könnte, was die offiziell letzte Szene war, schmälert mein Seherlebnis enorm. Horizon hat plötzlich kein Ende.
Stattdessen hänge ich in der Luft und ärgere mich, dass ich nicht weiß, auf wen Costners Hayes Ellison schießt und was Giovanni Ribisi auf der Leinwand zu suchen hat, nachdem er die letzten drei Stunden nirgends am Horizont von Horizon zu entdecken war.
Ich lasse mir von Kevin Costner keine weiteren Horizon-Filme aufzwingen
Aber es ist noch mehr als das. Horizon wird mittlerweile als Flop gehandelt. Laut Box Office Mojo spielte der Film bisher weltweit nur 35 Millionen US-Dollar von den 100 Millionen US-Dollar Budget der ersten zwei Teile wieder ein. Der US-Kinostart von Teil 2 wurde vorerst gestrichen. Dieser Misserfolg ist eine Entwicklung, die viele vorab prognostizierten. Aber egal, ob das von Anfang an in den Film integrierte Trailer-Ende nun diese oder andere Gründe hat: Kevin Costner hält eisern an seinen 4-Film-Plänen der fest. So verzweifelt fest, dass er mir die Fortsetzungen am Ende aggressiv aufdrängt.
Das ist fast so, als hätte ich gar keine Wahl mehr, als sich auf das Sequel zu freuen. Hier setzt jedoch mein Trotz ein: Ich würde mich Horizon 2 nicht grundsätzlich verweigern. Aber lass mich bitte selbst entscheiden, ob ich nach Teil 1 mehr sehen will, Kevin. Ein Ende, das keines ist, sowie noch mehr unbekannte Figuren werden mich jedenfalls nicht davon überzeugen.
Beim Verlassen des Kinos bleibt der bittere Nachgeschmack zurück, drei Stunden für einen Film geopfert zu haben, der mir das befriedigende Gefühl eines (zumindest Zwischen-)Abschlusses verweigert. Wenn dies das von Kevin Costner versprochene neue Alltagsgefühl sein soll, mit dem sein Western das echte (unterwegs abschlusslose) Leben imitiert, dann kann ich darauf verzichten. Der Drahtesel unter mir ächzt danach ziemlich mühevoll auf dem Nachhauseweg.
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