Martin Scorsese teilt Vision über zukünftiges Kino

09.01.2014 - 09:30 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Martin Scorsese am Set von The Wolf of Wall Street
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Martin Scorsese am Set von The Wolf of Wall Street
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In einem offenen Brief an seine Tochter spricht Regisseur Martin Scorsese über die strahlende Zukunft des Kinos und widerspricht damit der von George Lucas und Steven Spielberg aufgestellten Behauptung von der Implosion des Kinos.

„Ich schreibe in diesem Brief an dich über die Zukunft. Ich schaue auf sie durch die Linsen meiner Welt. Durch die Linsen des Kinos, welches das Zentrum meiner Welt geworden ist.“

Wenn Martin Scorsese spricht, dann lauscht die (Film-)Welt. In letzter Zeit musste er sich oft zu Vorwürfen der Glorifizierung des Börsen-Betrügers Jordan Belfort in seinem neuen Film The Wolf of Wall Street äußern. Doch diesmal geht es um etwas anderes. In einem offenen Brief, der in der italienischen Zeitschrift L’Espresso veröffentlicht wurde, wendet sich Martin Scorsese an seine junge Tochter Francesca und erzählt von seiner Vision des zukünftigen Kinos. Offen und ehrlich und im Gegensatz zu seinen Kollegen George Lucas und Steven Spielberg spricht er optimistisch von einer strahlenden Zukunft des Films.

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Es war auch an der Zeit, Martin Scorsese über jenes Thema anzuhören, hat der Mann doch nicht nur Filmgeschichte geschrieben und einige der besten Filme aller Zeiten geschaffen, sondern auch das nötige Hintergrundwissen, lebenslange Erfahrung und technische Expertise, die seine Aussagen zum Thema rechtfertigen. Dass es einen Umbruch im Kino gibt, leugnet Scorsese gar nicht: „Audiovisuelles Entertainment und was wir als Kino kennen – Spielfilme, die von Individuen konzipiert werden – scheinen in unterschiedliche Richtungen zu driften“. Der Weg weist zu kleinen Filmhäusern, der Online-Konsumierung und anderen Sichtungsmöglichkeiten, die wir heute vielleicht noch nicht einmal erahnen.

Wenn Martin Scorsese argumentiert, warum dem zukünftigen Film eine positive Entwicklung bevorsteht, bezieht er sich auf seine schwierigen Erfahrungen, als er begann, Filme zu entwerfen, und fundiert damit seine Aussagen über das Hier und Jetzt. „Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Kunstform können Film mit sehr wenig Geld geschaffen werden. Dies war gänzlich unbekannt, als ich aufgewachsen bin, und Low Budget-Filme waren eher die Ausnahme als die Regel.“ Dabei weist er vor allem auf die Regisseure der Gegenwart hin, die dem prophezeiten Trend der Blockbuster entgegenwirken und lobt Namen wie Wes Anderson, Richard Linklater, David Fincher, Alexander Payne, die Coen-Brüder, James Gray und Paul Thomas Anderson.

Zu guter Letzt geht er auch auf den technischen Aspekt ein, mahnt aber, dass nicht die Werkzeuge den Filme machen, sondern der jeweilige Mensch selber. Die Verbindung zum eigenen Film muss bewahrt werden: „In der Zukunft muss man sich gegen etwas anderes abhärten: gegen die Versuchung mit dem Strom zu gehen und den Film somit weggleiten zu lassen“. Insgesamt ist Scorseses Brief ein Statement, die dem Blockbuster-fanatischen Studiosystem eine konträre Position liefert.

Was haltet ihr von Scorseses Aussagen?

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