Oscar: Will die Academy nur Oscars für Amerika?

23.01.2009 - 08:30 Uhr
Kate Winselt in Der Vorleser
Senator
Kate Winselt in Der Vorleser
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Im letzten Jahr gewann Europa die meisten Preise, damit ist es in diesem Oscar-Jahr vorbei.

Warum nur wurde Kate Winslet nicht für ihre Leistung in Zeiten des Aufruhrs nominiert? Der Film ist sowieso überaus sträflich behandelt worden, gerade einmal 3 magere Nominierungen in weniger wichtigen Kategorien. Sam Mendes als Bester Regisseur? Bester Film? Fehlanzeige. Die Frage stellt sich mir seit der Verkündung der Oscar-Nominierungen. Auch die Britin Sally Hawkins fehlt, die noch im Rennen bei den Golden Globes dabei war und geradezu überschüttet wurde mit Auszeichnungen, ebenso wie ihre Landsmännin Kristin Scott Thomas. Dagegen wurde Meryl Streep zum 15. Mal – das ist absoluter Rekord, zeugt aber auch von einer gewissen Eintönigkeit – nominiert. Vielleicht liegt es daran, dass sich die American Academy auf Amerika besinnt, denn im letzten Jahr haben die Europäer das Oscar-Rennen für sich entschieden. (Wir berichteten hier.)

Einige von Euch mögen den Kopf schütteln ob dieser These, da ja mit Slumdog Millionär ein originär britischer Film immerhin elf Nominierungen erhalten hat. Aber zum einen wird er meines Erachtens wohl weniger als die Hälfte, wenn nicht sogar noch weniger gewinnen und zum einen steht er ziemlich allein da. Europäer bzw. europäische Filme müssen wir in diesem Jahr mit der Lupe suchen: Für Die Herzogin gab es zwei Nominierungen, mit jeweils einer Nominierung sind Vicky Cristina Barcelona, Happy-Go-Lucky, Brügge sehen… und sterben? bedacht worden. Insgesamt sind es gerade einmal – abzüglich Slumdog Millionär – fünf magere Nominierungen für Filme, die nicht in Amerika entstanden sind.

Im letzten Jahr sah das ganz anders aus: Abbitte brachte es überraschender Weise auf sieben Nominierungen, Schmetterling und Taucherglocke auf vier Nominierungen und La Vie en rose auf drei, An ihrer Seite auf zwei, auf jeweils einer Nominierung die Filme Once und Persepolis. Es waren also fast doppelt so viele Nominierungen für nicht-amerikanische Filme. Und auch Hollywoodianer mit europäischen oder australischen Wurzeln wurden geradezu mit Nominierungen überschüttet und bekamen dann den heißbegehrten Oscar sogar noch mit nach Hause: Daniel Day-Lewis, Tilda Swinton, Marion Cotillard, Javier Bardem, Cate Blanchett, Julie Christie, Saoirse Ronan, Tom Wilkinson.

Damit ist es in diesem Jahr definitiv vorbei: Gerade einmal die Britin Kate Winslet, die Spanierin Penélope Cruz und der Australier Heath Ledger haben es auf die Nominierungsliste der Besten Schauspieler geschafft. Alle anderen Darsteller sind Amerikaner. Keinen der drei konnte die Academy allerdings wirklich übergehen. Penélope Cruz hat eigentlich alle Preise – außer den Golden Globe – gewonnen, Heath Ledger wollen Millionen Fans posthum als Oscar-Kandidaten und -Gewinner sehen und Kate Winslet hat einfach ein Super-Jahr. Sie ist so stark, dass sich die Academy für ihren schwächeren Film mit der schwächeren Rolle, die vielerorten sogar nur als Nebenrolle gehandelt wird, entschieden hat. Warum nur? Damit der Oscar in Amerika bleibt?

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