Star Trek: Discovery - Die neue Folge setzt auf Enterprise-Nostalgie

08.03.2019 - 20:05 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Star Trek: Discovery: Spock und Burnham
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Star Trek: Discovery: Spock und Burnham
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Nicht nur Spock und Burnham müssen sich in der neuen Discovery-Folge ihrer schmerzhaften Vergangenheit stellen, doch auch die Zukunft verheißt nichts Gutes.

Mit der neuen Folge wagt sich Discovery so weit in der Geschichte der Star Trek-Serien zurück wie nie zuvor. Der Nostalgie-Trip beginnt schon beim Rückblick vor der Episode: Im 60er-Jahre-Stil werden die Erlebnisse von Pike und Spock auf Talos IV in der ersten Pilotfolge der Originalserie, The Cage, zusammengefasst. An diese knüpft Episode 8 der 2. Discovery-Staffel, If Memory Serves bzw. Gedächtniskraft, einige Jahre später an.

Wer genauer wissen will, wie Discovery mit Raumschiff Enterprise aus den 60er-Jahren zusammenhängt, findet hier weitere Informationen:

Warum sich die Produzenten allerdings entschlossen haben, ausgerechnet hierbei die Retro-Karte auszuspielen, erschließt sich nicht. Der gewollte Stilbruch betont eher die Unterschiede der einst von Jeffrey Hunter und Leonard Nimoy gespielten Pike und Spock zu denen von Anson Mount und Ethan Peck. Zudem hat Discovery bisher ja so gut wie jede Anknüpfung an den Stil der Originalserie vermeiden.

Verwirrung auf der Discovery

Mr. Spock muss sich seiner schmerzvollen Vergangenheit stellen

Der neue Spock erwacht auf Talos IV erstmals aus seinem Wahn und wird von Peck angenehm kontrolliert und unzugänglich verkörpert. Seine schroffe Art gegenüber Burnham (Sonequa Martin-Green) steht dabei in starkem Kontrast zum knuddelnswert entgeisterten Spock in der Rückblende zu dem Moment, in dem Burnham sein Kinder-Herz brach.

Auch wenn er nun behauptet, sich dadurch dankenswerterweise von seinen menschlichen Gefühlen verabschiedet zu haben: Seine Kühle im Gespräch mit Burnham deutet darauf hin, dass er ihre damalige emotionale Manipulation, die ja nur zu seinem Besten war, noch nicht rein logisch verarbeitet hat. Ein Paradox, wie es im (Dreh-)Buche steht.

Lagebesprechung auf der Brücke

Doch nicht nur diese Erkenntnis verdanken wir den Talosianern, die Zugang zu den Erinnerungen von Spock und Burnham als Gegenleistung dafür fordern, dass sie seinen Verstand heilen. Im Zuge der Rückblenden kommen einige handfeste Plot-Erleuchtungen ans Tageslicht:

  • Spock hat seine Ärzte nicht ermordet.
  • Der Rote Engel ist anscheinend ein Mensch.
  • Er hat Spock eine Vision vom Ende allen Lebens in der Galaxie durch unbekannte Angreifer gezeigt.

Um zu verhindern, dass letzteres eintritt, pfeift die Discovery kurzerhand auf ihre Befehle und ist fortan auf eigene Faust unterwegs. Der Konflikt mit Captain Leland und Section 31 dürfte in den nächsten Folgen also noch mehr an Schärfe gewinnen.

Auch Captain Pike wird mit einer alten Bekannten konfrontiert

Nicht nur Spock und Burnham werden durch den Besuch auf Talos IV an ihre Vergangenheit erinnert. Auch Captain Pike wird mit dem Auftauchen von Vina (Melissa George) ein unerwartetes Wiedersehen beschert. Das demonstriert zunächst, dass schon er über eine Fähigkeit verfügt, in der es sein Nachfolger Kirk zur Meisterschaft bringen wird: sich unsterblich in jemanden zu verlieben, mit dem er doch kaum Zeit verbracht hat.

Was bei der jahrelang isoliert lebenden Vina auch heutzutage halbwegs nachvollziehbar ist, wirkt bei dem ansonsten sehr gegenwärtigen Pike doch recht aus der Zeit gefallen. Schließlich waren die beiden in The Cage drei Jahre zuvor nur während der Mission auf Talos IV zusammen eingesperrt.

Trubel auf der Discovery

Ist Vinas Schicksal wirklich so unausweichlich?

Dass Vina nur die Illusionskraft der Talosianer zu einem menschenwürdigen Leben verhalfen kann, mag wiederum beim Technik-Stand der Originalserie eingeleuchtet haben. Doch wenn es den Klingonen in Discovery möglich ist, aus Voq den Menschen Tyler zu machen, dürfte es medizintechnisch doch auch gelingen, die von den Talosianern nur notdürftig wiederhergestellte Vina in ihren Ursprungszustand zurückzuoperieren, damit sie ihr Leben nicht auf Talos IV fristen muss.

Jenseits dieser Inkonsistenzen und nostalgischen Fragwürdigkeiten hat das Wiedersehen als Einblick in Pikes Privatleben aber durchaus seinen Reiz und verleiht dem meist gutgelaunt-zuversichtlichen Captain eine weitere Facette. Zumal, da wir wissen, dass er in einigen Jahren selbst auf Talos IV eine neue, letzte Heimat finden wird.

Stamets und Culber

Dr. Culber will ein neues Leben beginnen

Ein weiterer Konflikt setzt schließlich nicht auf Besucher aus der Franchise-Vergangenheit. Drei Folgen nach seiner Rettung erfahren wir endlich etwas ausführlicher von Dr. Culbers (Wilson Cruz) neuem Alltag. Seine Sorgen und Nöte bieten dabei eigentlich genug Stoff, um mehr als den ihnen hier zugestandenen Nebenhandlungsstrang zu tragen.

Zwar dürfte die Trennung von Culber und Stamets (Anthony Rapp) nicht so endgültig sein, wie sie scheint. Bei der knappen Zeit, die den beiden bisher zugestanden wurde, steht aber fast schon zu befürchten, dass sie die Irrungen und Wirrungen erst im Serienfinale überwunden haben werden.

Culber konfrontiert Tyler/Voq

Die handfeste Auseinandersetzung Culbers mit Tyler/Voq (Shazad Latif) führt ebenfalls noch nicht dazu, dass sich die beiden über ihrem gemeinsamen Schmerz der jeweils verlorenen Identität zusammenraufen. Vielleicht fehlt der Discovery einfach ein Counselor à la Deanna Troi.

Als erste richtige Annäherung an eine vergangene Star Trek-Folge deutet If Memory Serves somit einerseits an, wie eine Neuinterpretation jahrzehntealter Ereignisse die Discovery-Geschichte unterstützen kann. Andererseits wird auch deutlich, welch großen Graben zwischen damals und heute es zu überwinden gilt. Ob auch die nächste Folge, Project Daedalus, auf Nostalgie setzt, wissen wir in einer Woche.

Weitere Weltraum-Fundstücke

  • Wer bei der Zusammenfassung am Beginn nicht genau hingeschaut hat: Die Szene auf Talos IV, in der Burnham an der Klang-Blume riecht und lächelt, ist eine Kopie einer Spock-Szene in der ersten Star Trek-Pilotepisode.
  • Control, der Befehlshaber von Section 31, scheint eine künstliche Intelligenz zu sein.
  • Wo Saru Recht hat, hat er Recht: "Das Handbuch der Sternenflotte stellt leider keine verbindliche Richtlinie zum Thema Interaktionen zwischen Menschen mit eingepflanzten Klingonen und von den Toten wiederauferstandenen Schiffsärzten zur Verfügung."
  • Spock: "Hast Du eine substantielle Frage parat?" Burnham: "Ja, gibt Dir der Bart irgendwas?"
  • Sicherlich fühlen sich zahlreiche Figuren in der Folge, als wäre ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen worden, aber muss die Kamera deswegen ständig schwanken wie auf einem Segelschiff?

Die neuen Folgen der 2. Staffel von Star Trek: Discovery sind jeden Freitag bei Netflix zu sehen.

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