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Teil 17: Neue Ära

11.10.2015 - 09:37 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Elegant, britisch, tödlich.
United Artists
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Mit GoldenEye legt Bond eine fulminante Rückkehr ins Kino vor. Und Pierce Brosnan zeigt, was er als Agent so drauf hat.

1995: GoldenEye
Vor neun Jahren musste James Bond (Pierce Brosnan) mit ansehen, wie sein Freund und Partner Alec Trevelyan 006 (Sean Bean) bei einem missglückten Einsatz in der Sowietunion von Colonel Ourumov (Gottfried John) erschossen wurde. Doch nun ist der Kalte Krieg vorbei und Bond muss sich anderen Aufgaben widmen: Unbekannte haben einen Tiger-Helikopter gestohlen und ihn dafür benutzt, die Satellitenanlage Severnaya zu zerstören, mit der die Superwaffe GoldenEye gesteuert wird. M (Judi Dench) setzt ihren Top-Agenten darauf an, die Umstände zu klären, denn es gibt eine Überlebende. Die Programmiererin Natalya Simonova (Izabella Scorupco) konnte der Katastrophe entkommen. Vieles deutet darauf hin, dass die Terror-Organisation Janus hinter dem Anschlag steckt. Bei einem schicksalhaften Treffen in Sank Petersburg muss Bond aber erkennen, dass sein Feind kein Großer Unbekannter ist.

Sechs Jahre mussten Fans sich gedulden, bis James Bond wieder auf die Leinwand zurückkehrte. Und die Rückkehr explodierte förmlich in ihre begeisterten Gesichter. Regisseur Martin Campbell hat die alteingesessene Reihe frisch poliert und mit ordentlich Krawumm inszeniert. Der große Star ist dabei natürlich der neue Hauptdarsteller, der aufgrund sich überschneidender Termine den Auftritt in Der Hauch des Todes ablehnen musste: Pierce Brosnan. Mit bübischem Grinsen, makelloser Eleganz und genug Männlichkeit, um selbst Kampfmaschine Famke Janssen in ihre Schranken zu weisen, eroberte er die Fans im Flug. Mit Recht: Als James Bond ist Pierce Brosnan perfekt besetzt. Über seine Filme kann man sagen, was man will, aber er war immer ein Höhepunkt. Mit Brosnan wurde auch jede Ecke Großbritanniens in den Bondfilmen repräsentiert: Connery ist Schotte, Moore Engländer, Dalton Waliser, Brosnan Ire...und Lazenby Australier.

Das neue Jahrzehnt bringt vor allem eine große Neuerung mit sich: Der Kalte Krieg ist vorbei, die Zeit der Agenten also mehr oder weniger vorbei. GoldenEye ist sich da aber auch nicht zu schade, diese Problematik auch anzusprechen. Immerhin wurde der gesamte MI6 generalüberholt und die Handlung hat ihre Wurzeln auf der anderen Seite der Wiedervereinigung. Herausragendste Neubesetzung ist ohne Zweifel Judi Dench als M. Keine Frage, Bernard Lee hat die Rolle zu dem gemacht, was sie ist, aber Denchs Präsenz verleiht dem Kopf des Geheimdienstes eine strenge Ernsthaftigkeit, die mit viel Sarkasmus garniert ist. Dench hat auch zumeist mehr zu tun als hinter einem luxuriösen Schreibtisch zu sitzen. Sie ist nicht nur klein, sondern muss sich auch in einer Männerwelt behaupten. Mit Bravour, möchte ich sagen.

Weitere Neuzugänge sind Michael Kitchen als Bill Tanner, der Chief of Staff, der zuvor nur in In tödlicher Mission eine wirkliche Rolle spielte und in Der Mann mit dem goldenen Colt kurz zu sehen war, und Samantha Bond als moderne Miss Moneypenny. Wie der Name der Schauspielerin damit zusammenhängt, dass sie besetzt wurde, wird wohl niemand erfahren, aber wie die neue M behauptet auch sie sich gut gegen den von Männern beherrschten MI6 - und James Bond, versteht sich.

Einziger verbleibender Schauspieler ist Desmond Llewelyn in seinem mittlerweile 16. Bondfilm. Das Alter sieht man ihm aber nur bedingt an, war er doch von Anfang an ein knorriger Kerl mit einem Herz aus Gold. Und wiedermal werden Fans mit einer quirligen und lustigen Q-Lab-Szene beglückt, die kein Auge trocken lässt.

Der internationale Cast geht mit dem deutschen und wunderbar fiesen Gottfried John als der russische General weiter, der sich mit dem Frieden nicht zufrieden geben kann. Famke Janssen gibt mit Xenia Onatopp die wohl gefährlichste WidersacherIN Bonds, auch wenn Feministen ihre übersexualisierte Figur bestimmt verteufeln. Die polnisch-schwedische Newcomerin Izabella Scorupco, die mit GoldenEye international bekannt wurde, brilliert als Natalya Simonova in ihrer verängstigten und trotzigen Art und stellt das Gegenbild zu Alan Cumming's schleimigem und selbstverliebten Programmierer Boris Grishenko dar. Auch ein Wiedersehen mit Joe Don Baker gibt es, der zuletzt 1987 als Waffenhändler Brad Whitaker gegen Bond vorging, hier aber den amerikanischen Kontaktmann Jack Wade gibt. Etwas verschroben (aus britischen Augen betrachtet) und mit dickem Akzent macht er ziemlich viel Spaß, wobei er eigentlich nicht viel zu tun hat und größtenteils ein Ersatz für Felix Leiter ist (und Bond am Ende so behilflich ist wie Leiter seinerzeit in Dr. No).

Die vielleicht wichtigste Nebenfigur (Natalya und Xenia ausgeschlossen) ist der russische Gangster Valentin Zukovsky, der eine gemeinsame Vergangenheit mit Bond hat, was die Konfrontation der beiden umso spannender macht, schließlich will der Agent etwas von ihm. Robbie Coltrane bringt viel verspielten Witz und russisches Mafia-Flair mit, was Zukovsky zu einem recht liebenswürdigen Charakter macht. Und dann ist da noch Sean Bean.

Wir alle wissen, dass Sean Bean ein fantastischer Schauspieler ist. Das hat er zuvor in Die Stunde der Patrioten bewiesen und hat es nach GoldenEye immer wieder gezeigt. Aber nie war er so faszinierend und machiavellisch wie als Bonds alter Freund Alec Trevelyan, das Gesicht zur Hälfte zu einer grausamen Maske verzerrt, ein dämonisches Lachen auf den Lippen. Dabei übernimmt er einige Attribute alter Superschurken (zum Beispiel besondere Waffen, Fahrzeuge und Behausungen) und bringt durch die persönliche Beziehung zu Bond sehr viel Neues mit. 006 ist wohl einer der besten Bösewichte der neuen Ära.

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