Inzwischen ist "Batman v Superman: Dawn of Justice" langsam aber sicher aus dem Mittelpunkt des öffentlichen (Nerd-)Interesses gerückt. Trotz eines enormen Erfolges am Startwochenende sorgten vernichtende Reviews von Fans und Kritikern dafür, dass bereits eine Woche später die Box-Office Einnahmen rapide sanken, wodurch das Ziel von 1. Milliarden Dollar wohl nicht mehr zu erreichen sein wird. Mittlerweile sehen viele sogar die Zukunft des DC Expanded Universe stark gefährdet- Ob man zum ernsthaften Konkurrenten für Marvel werden kann, dürfte vor allem vom Erfolg des diesen Sommer startenden "Suicide Squad" abhängig sein.
Die Gründe für diesen Fehlschlag sind vielfältig: Die schlichtweg miese Dramaturgie des Films, welche sich allzu oft in irgendeiner Pseudo-Komplexität verliert, die nicht erfolgende Vertiefung der (oberflächlich) eigentlich gut gezeichneten Charaktere (die Beweggründe beider Superhelden - wobei insbesondere Ben Affleck als Bruce Wayne alias Batman dennoch recht gut spielt - sind in ihrer Grundidee durchaus nachvollziehbar, werden aber zu keinem Zeitpunkt konsequent weitergeführt und näher beleuchtet) und nicht zuletzt die oftmals verwirrenden Dialoge (Jesse Eisenberg, du musst nicht jeden Schrott vortragen, den man dir aufzwingt). Immerhin kann man dem Film zugute halten, dass er diverse Fan-Herzen höher schlagen lässt, etwa wenn einige Passagen oder Texte Eins zu Eins aus Frank Miller's Meisterwerk "The Dark Knight Returns " zitiert werden. Doch auch hier steht ein großes "Aber": Wer die Quintessenz der Figur Batman, wie sie in zeitgenössischen Comics, Serien und Filmen dargestellt ist, verstanden hat, weiß, dass Bruce Wayne weder mit noch ohne Maske tötet.
Und ja, hier können wir natürlich ein in letzter Zeit populär gewordenes Argument vorbringen: "Batman hat in den allerersten Comics auch getötet! Er hat sogar eine Waffe benutzt! Außerdem wurde er immer brutaler, er hat mal irgendeinen Bösewicht unter den Batwing geklemmt..." und so weiter und so fort. Allerdings hat Batman in den allerersten Comics auch Strumpfhosen getragen und gegen Hitler gekämpft, und dass will glaub ich wirklich niemand in einem Film sehen (es sei den Robert Rodriguez wäre der Kopf hinter diesem Projekt). Es geht nicht darum, was ein Charakter irgendwann mal in irgendeiner Form fabriziert hat. Es geht um die Entwicklung dieses Charakters, es geht um das, was er in seiner über 70-jährigen Geschichte durchgemacht hat, und als Ergebnis steht jener einzigartige Held, welcher sich einer einzigen Regel verpflichtet hat: Nicht zu töten.
Wenn das Morden ein elementarer Bestandteil von Batmans Persönlichkeit gewesen wäre, könnte ich mich mit der obigen Argumentation arrangieren, aber Leute umzubringen war auch früher kein wesentlicher Charakterzug des Dunklen Ritters. Die Autoren haben sich schlichtweg nicht mit der Frage moralischer Richtigkeit beschäftigt, weil Comics früher einfach naiver und bunter waren. Es gab keine Notwendigkeit zu beleuchten, ob der Titelheld nun töten darf oder nicht, es war eine unbedeutende Beiläufigkeit, genauso wie die Idee, dass Batman lediglich Nachts auf Verbrecherjagd geht, noch niemanden beschäftigt hat und erst später herausgearbeitet wurde.
An dieser Stelle würde ich gerne einen der zahlreichen Versuche Zack Snyder, sein fragwürdiges Werk im Nachhinein zu rechtfertigen, zitieren (welcher bereits Teil des Artikels "Deshalb tötet Batman in Batman v Superman: Dawn of Justice" war):
"Es gibt ein tolles Youtube-Video, das alle Tötungen in den Christopher Nolan-Filmen zeigt, auch wenn wir diese als Filme bezeichnen würden, in denen Batman niemanden tötet. Ich glaube, es gibt ungefähr 42 Tötungen durch Batman. Das Video zeigt auch Tode aus den Tim Burton-Batman-Filmen, wo der Ruf, dass Batman nicht tötet, erst herkommt. Also hab ich versucht, es indirekt zu machen. Ein Schuss auf das Auto, in dem die Bösen sind, und das Auto geht in die Luft oder die Granate explodiert in der Hand eines Typen […]. Ich sehe das so, dass er nicht direkt tötet, aber wenn ein Bösewicht neben etwas steht, was in die Luft geht, dann würde er sagen, dass es nicht sein Problem sei. Es ist mehr Totschlag als Mord, würde ich sagen, auch wenn Batman in den Comics von Frank Miller, auf die ich mich beziehe, andauernd tötet"
Wo fangen wir an? Am besten erstmal mit dem Offensichtlichen: Wenn eine Person absichtlich ein Auto voller Menschen in die Luft jagt oder einen Flammenwerfer explodieren lässt, der um den Körper einer anderen Person geschnallt ist, dann ist das verdammte Scheiße nochmal Mord und nicht Totschlag. Ich habe keine Ahnung wie Snyder auf diesen Müll gekommen ist, aber bei einer solchen Formulierung muss man schon sehr wohlwollend eingestellt sein, um seine Aussage nicht als hirnrissigen Schwachsinn abzustempeln. Die Definition von "Mord" und "Totschlag" lässt sich mit Sicherheit im deutschen Strafgesetzbuch nachlesen und falls der "300"-Regisseur keinen Bock hat, alles aus dem Deutschen zu übersetzten, kann er mit Sicherheit jede X-beliebige Abhandlung über das Amerikanische Gesetz zu Rate ziehen.