PaulUhde - Kommentare

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    PaulUhde 07.09.2017, 01:21 Geändert 07.09.2017, 01:26

    Ein wunderbarer Film, welcher es schafft einen kurzweiligen, aber intensiven und authentischen Einblick in die Kultur des autonomen Kurdistans und ihrer Menschen darzustellen. Künstlerisch aber bodenbehaftet, ohne übertriebenen Pathos und doch mit viel Liebe, Sorgfalt und präziser Nüchternheit, verstreut manchmal mit melancholisch-philosophischer Klarheit. Dabei sei es völlig einerlei, ob sich wie hier die Handlung sich auf deutsche Exilanten und ins Ausland migrierte Kurden konzentriert, um dabei die stärkst mögliche Reizempfindung und Aufmerksamkeitsökonomikoeffizient der Medien zu erzielen.
    Wird wieso nur marginal im kaum messbaren Nanobereich wahrgenommen werden.
    Hier hat die Realität, und musste sie, stark auf den Prozess den dramaturgischen fiktiven Entwicklungsprozess des Werks einwirken und hat daran wohl auch gut getan. Sicherlich konnte und wollte man nicht die spannendste uns originellste Handlung darbieten. Es hätte auch nicht ins Gesamtkonzept gepasst.

    Jeden Besucher des Films , welcher einmal das Privileg hatte, direkt in die wunderbare Kultur vor Ort einzutauchen und nur einen Hauch des bemerkenswerten transzendentalen Geistes erschnuppern durfte, ertappt sich bei vielen schön Szenen (bergige, karge Landschaft, unterbrochen von grünen fruchtbare Täler; stille und vertraute kurdische Familienrunde etc.., ) oder bei der Zeichnung einiger markanter Personen, beispielsweise die des Taxifahrers oder des Kontrollwärters einer der zahlreichen Checkpoints, seien einige innige Freudeschauer vorhergesagt.

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      PaulUhde 17.04.2017, 00:22 Geändert 17.04.2017, 00:25

      Fantastische und bewegende Dokumentation mit vielen tollen Szenen, welche ein rundherum tolles und lehrreiches Filmerlebnis erzeugen. Gerade durch den scharfsinnigen Intellekt Baldwins, der grandiosen Erzählstruktur und packenden Darstellung ein großer Gewinn. So sehr das Thema in vielen Gesellschaften aktuell wie in den 60er und 70-er Jahren ist, wäre es auch heute gerade umso wichtiger sich der Problematik anzunehmen, denn es erschüttert, dass die Menschheit im 21. Jahrhundert keine entscheidenden und tiefgreifenden Fortschritte auf globaler Ebene gemacht hat.
      Eine großartige Gelegenheit sich auf das intelligente und poetische Werk James Baldwins zu besinnen und sein literarisches Vermächtnis (wieder) zu entdecken.

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        PaulUhde 16.04.2017, 14:38 Geändert 16.04.2017, 14:41

        Das Regiedebüt Nathalie Portmans mit der Literaturverfilmung des Romans Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ist im Großen und Ganzen sehr gelungen. Man bemerkt als Kenner des Buchs anerkennend das Herzblut und die akribische Arbeit, welche Portman in das Drehbuch gesteckt hat, um aus der 800 seitigen opulenten Vorlage ein gutes Drehbuch zu erarbeiten.
        Schön auch das es im Original in Hebräisch gedreht wurde, hier ist die Zuneigung zur Sprache mit ihrer besonderen Art zu erkennen. Mit deutschen Untertiteln versehen entfaltet der Film meines Erachtens eine noch bessere Wirkung.

        Die Fokussierung auf die Geschichte und des Schicksals der Mutter vom jungen Erzähler Amos Oz war durchaus die richtige Entscheidung, auch wenn bei allem Bemühen das Leben in Jerusalem während der ereignisreichen vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts darzustellen - die Entstehung des Staates Israels, das Zusammenleben der Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft, die vielen kleinen Geschichten und kulturellen Lebensweisen - somit nur nebensächlich und selten Eingang in das filmische Werk finden.
        Dadurch kommen die Konflikte und die Geschichte der Stadt zu kurz, was aber zu verschmerzen ist, wenn man einigermaßen mit der Thematik vertraut ist.
        Die bildhaften und fantasiereichen Erzählungen der Mutter sind sehr schön eingefangen und verdeutlichen den bedeuteten Einfluss auf die Entwicklung des späteren Schriftstellers Amos Oz.
        Gerade in den starken Momente der Erzählungen und der wunderbaren Bildersprache orientiert man sich stark an der sprachlichen Eleganz und Mächtigkeit der Romanvorlage. Hier hätte man sich manchmal doch etwas mehr Abweichung und Wagnis durch die Entwicklung eigener Ideen mithilfe der Mittel des Films gewünscht. So fehlt dann doch eine gewisse Eigenständigkeit, mit dem sich Portman als Regisseurin hätte auszeichnen können.
        Hier war wohl das Vorbild doch sehr gegenwärtig und die Aneinanderreihung mehrerer Szenen in stringenter Abfolge wirkt doch sehr nacherzählend, ohne an Tiefe und Atmosphäre zu gewinnen.
        Die Schwächen im Aufbau und Dramaturgie kompensiert Portman selbst durch ihre insgesamt hervorragende Leistung als Schauspielerin. Gerade ihre Mimik und Gestik haben meist die angemessene Sensibilität und viele Nuancen ohne das es allzu erarbeitet und erzwungen wirkt. Der junge Amos Oz (Amir Tessler) spielt ganz hervorragend und überzeugt. Lediglich der Charakter des Vaters ist meiner Meinung nach zu oberflächlich und schwach gezeichnet und auch sind die schauspielerischen Mittel des Darstellers wohl auch in einen gewissen Rahmen beschränkt.
        Insgesamt ein durchaus sehenswerter und ästhetischer Film, welcher trotz Schwächen noch größeres Gefallen finden kann, wenn man den Roman sowieso mochte.

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          PaulUhde 23.01.2016, 17:35 Geändert 23.01.2016, 17:37

          Elf Uhr nachts ist bitter, satirisch, humorvoll und wahrlich ein äußerst ästhetischer Genuss. Wobei alle Satire und Stilmittel nie so eindeutig sind, wie man meinen könnte.
          Den Charme und seine Wirkung bezieht der Film unter anderem aus seinen Übertreibungen und den wunderbaren Darstellern Jean-Paul Belmondo und Anna Karina. Diese taumeln von einer absurden und grotesken Situation in die nächste, sei es nun eine unerträgliche Party, eine hitzige und rasante Auseinandersetzung mit Tankstellenwärtern oder dem bizarr anmutenden Selbstopfer.
          Die Kraft von Godards Bildern ist mit der Zeit immer mehr gewachsen uns selbst bei wiederholtem Sichten entdeckt man noch nicht wahrgenommene und überraschende Details. Die Kameraarbeit von Raoul Cotard ist wunderbar und von meisterhafer handwerklicher Präzision, eine Hommage an die großen Hollywoodfilme der 1950 er und 1960er Jahre.
          Innerhalb von wenigen Tage habe ich diese Perle nun drei mal genossen und ich freue mich auf den vierten Durchgang.

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