Die müde Rückkehr unserer alten Helden

13.01.2011 - 08:50 Uhr
Robert De Niro quält sich und uns durch Meine Frau, ihre Kinder und ich
Universal
Robert De Niro quält sich und uns durch Meine Frau, ihre Kinder und ich
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Der beste Schauspieler der Welt quält sich durch einen Dialog über erektile Dysfunktion. Dabei fragen wir uns unweigerlich: Wollen wir zuschauen, wie Robert De Niro und andere gestandene Stars der alten Garde ihr Erbe beschmutzen?

Eine Überdosis Viagra hätte vielleicht einem Aufguss der Marke American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen gut gestanden. Auch in einem Film mit Ben Stiller scheint diese glorreiche Idee eines jeden Drehbuchautors ganz gut aufgehoben zu sein. Doch wenn Robert De Niro besagte Überdosis zu sich nimmt, dann ist das etwas anderes. Robert De Niro war Travis Bickle! Er war Vito Corleone! Er war Jake La Motta! Und jetzt erniedrigt er sich für einen billigen Witz über erektile Dysfunktion! Mal abgesehen davon, dass Viagra irgendwann in den 90ern lustig war, gibt der Karriere-Selbstmord, den der einstige Schauspielgott nicht erst seit Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich betreibt, Anlass zur Sorge. Das erschreckende ist jedoch, dass der ehemalige Pate kein Einzelfall ist.

Zum besten Schauspieler der Welt wurde Robert De Niro mehrfach gewählt, aber seitdem er in Reine Nervensache Comedyluft schnuppern durfte, bewegt er sich zielgenau auf’s Abstellgleis der Altherrensammlung zu. An der Seite von Billy Crystal parodierte er 1999 gekonnt sein Mafioso-Image. Wir lachten alle. Doch dass die gelungene Komödie den Anfang vom drohenden Ende einer Legende markiert, war damals nicht abzusehen. Bis Ende der 90er thronte der method actor neben Al Pacino unangefochten über allen anderen Schauspielern seiner und der meisten anderen Generationen. Ein echtes Event war es deshalb damals, als die beiden zusammen in Heat auftraten und sich ein schauspielerisches Duell erster Güte lieferten. Und heute? Da wird der grimassierende De Niro selbst von Ben Stiller an die Wand gespielt. Konnte die Idee, Robert De Niro als harten CIA-Schwiegervater zu besetzen, bei Meine Braut, ihr Vater und ich noch ein Schmunzeln hervorrufen, gibt es sechs Jahre später kaum noch jemanden, der bei den geschmacklosen Eskapaden des dritten Teils den Mund verzieht. Mitleid ist da viel eher das Stichwort.

Was Robert De Niro im neuen Jahrtausend als brillante Karrierestrategie auserkoren hat, könnte auch Harrison Ford drohen. Als Actionstar zieht der längst nicht mehr und auch die altbackenen Thriller, mit denen er es hin und wieder an der Box Office versucht, zünden nicht. Nun hat Harrison Ford mit Morning Glory einen ersten Schritt zur Wandlung zum alternden Komödiennebendarsteller getan. Dass er in der weichen Medensatire hoffnungslos fehlbesetzt ist, trübt allerdings seinen Versuch eines Karriere-Reboots auf der De Niro-Schiene. Ebenfalls in der Gefahrenzone degradierender Comedy-Auftritte im Spätwerk befindet sich Jack Nicholson, der sich momentan mit dem überteuerten Woher weißt Du, dass es Liebe ist auch keinen Gefallen tut. Während der eher aus satter Langeweile die Komödiensets dieser Welt betritt, kämpft Harrison Ford um seinen Status als A-Lister, falls er diesen überhaupt noch hat. Ein Abstieg in die De Niro-Region ist daher leider nicht auszuschließen.

Im Zweifelsfall können die alten Herren sich ein Beispiel an Ben Kingsley nehmen. Was? Schwerter des Königs – Dungeon Siege sieht neben Shutter Island irgendwie komisch aus in der Filmografie? Was soll’s, vielleicht dreht ja auch Robert De Niro demnächst mal mit dem deutschen Meisterregisseur Uwe Boll. Geld bringt’s auf jeden Fall ein, fragt einfach den Ben! Da loben wir uns doch einen wie Dustin Hoffman. Der bekommt immer noch ein paar gute Hauptrollen (Liebe auf den zweiten Blick) und gab kürzlich ganz unverblümt zu, dass er in Meine Frau, unsere Kinder und Ich nur aus einem Grund mitgespielt hat: Geld. Dass wir diese recht bodenständigen Beweggründe dem Reifeprüfling nicht übel nehmen, liegt ganz einfach daran, dass ihm die Gratwanderung zwischen Herzensprojekten und kommerziellem Ausverkauf gelingt. Entweder Robert De Niro nimmt sich an seinem Focker-Kollegen ein Beispiel oder er und andere Altherrenstars vergraben ihre glorreiche Vergangenheit entgültig unter peinlichen Komödien.

Wie haltet ihr es mit der Altherrenbande? Fehlt hier noch ein Star, der sein eigenes Erbe mit Füßen tritt oder sollten wir De Niro und den anderen die Fehltritte verzeihen?

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