Hollywood schielt auf die Millionen im Ausland

09.08.2011 - 08:50 Uhr
Gute, alte Zeiten: Der Hollywood-Klassiker Vom Winde verweht
Metro-Goldwyn-Mayer
Gute, alte Zeiten: Der Hollywood-Klassiker Vom Winde verweht
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Uns allen gilt Hollywood als allgegenwärtiges Synonym für das Monopol in der Filmbranche, ein Glamour-Universum, Stars und Sternchen, die Traumfabrik. Die moderne Welt aber kennt kein Pardon. Und plötzlich muss auch Hollywood sehen, wo es bleibt.

Es gibt momentan viel zu lachen in Hollywood. Nein, ich spreche leider nicht von besonders lustigen Produktionsbedingungen, nicht von besonders guten Ideen. Doch wenn wir uns das Kinoprogramm anschauen, bemerken wir in diesem Sommer eindeutig die starke Präsenz neuer Komödien. Nicht die harmlosen Familienspaßfilme, sondern Streifen, die in den USA als R-rated gelten, also Flüche, eindeutig zweideutige Nacktheit oder Fekalhumor enthalten. Bereits vor kurzem veröffentlichten wir auf moviepilot einen Artikel, der sich eingehend mit dem Rating-System der USA und all seinen Tücken und Widersinnigkeiten beschäftigte.

Etwas ist im Gange in Hollywood
In diesem Sommer haben fünf frische Komödien mit ihrem durchschlagenden Erfolg bewiesen, dass auch Filme funktionieren können, die in das übliche Schema der USA nicht problemlos hineinpassen. Hangover 2, Brautalarm, Bad Teacher, Freunde mit gewissen Vorzügen und Kill the Boss haben gemeinsam über eine Milliarde weltweit eingespielt und das prüde Amerika reibt sich die Augen. Diese Tatsache ist ein guter Indikator für den Prozess, der sich gerade vor unser aller Augen vollzieht: Hollywood schielt ins Ausland.

Abschied von alten Gewohnheiten
Früher lief die Veröffentlichung neuer Filme eigentlich immer nach dem mehr oder weniger gleichen Schema ab. Hollywood entwickelte die Idee, Hollywood gab das Geld, Hollywood produzierte den Film und gezeigt wurde er dann eben in der gesamten westlichen Hemisphäre. Hauptabsatzmarkt und so auch Zielgruppe blieb aber immer das vertraute Amerika.

Nun hat sich der Wind gedreht: Mittlerweile kommen ganze 67% des Gesamtumsatzes der Studios aus dem Ausland, Tendenz steigend. Dieses Phänomen ist auf das hohe Wachstumspotential der Schwellenländer zurückzuführen. China mit seinen 12% übertrifft die USA mit abgeschlagenen 3,9% Wachstum um Längen. Noch unterbinden strenge Importbeschränkungen die Einfuhr von mehr als zwanzig Hollywoodfilmen pro Jahr in China, welches sich aus diesem Grund oft für Co-Produktionen mit Indien zusammentut. Auch die Festivals in Metropolen wie Singapur, Shanghai oder Hongkong werden finanziell immer eigenständiger und nehmen häufig kommerzielle Parallelprogramme in ihre Pläne auf. Die schätzungsweise vier Kinos, die jeden Tag irgendwo im Milliardenreich China entstehen, sprechen ebenfalls eine eindeutige Sprache.

Natürlich besitzt Hollywood noch immer ein Monopol, schließlich ist der chinesische Ausgangspunkt in der Filmbranche ein ganz anderer. Trotzdem kann nicht verleugnet werden, dass der kalifornische Thron langsam beginnt zu wackeln. Hollywood hat also keine andere Wahl. Es muss am Ball bleiben, wenn es wichtige Absatzmärkte wie den fernen Osten nicht verlieren will.

In die Lehre bei Kung Fu Panda
Für die Produktion kulturell offener und vielseitiger Filme gibt es bereits durchaus positive Beispiele: Der Animationsfilm Kung Fu Panda von DreamWorks spielt im alten China und thematisiert die dortigen Traditionen sehr ausführlich, womit er nicht nur in Amerika und Europa, sondern eben auch gerade in Fernost große Erfolge feiert. Im Allgemeinen fragt das Publikum sich dort nur, warum nicht China selbst einen solchen Film produzieren konnte.

Im Fall Kung Fu Panda ging die Rechnung der Studios also auf. Im Allgemeinen aber bleiben gerade die fernöstlichen Länder oft noch große Rätsel für die Amerikaner. Durch die kulturelle Prägung herrschen dort ganz andere Sehgewohnheiten und Bedürfnisse. Geschichten funktionieren anders, es gelten unterschiedliche Moralvorstellungen, und natürlich ist auch das bloße Aussehen der Figuren ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Hollywood muss sich also mittlerweile viele Fragen stellen. Welche Filme kommen im Ausland an? Inwiefern unterscheiden sie sich von Filmen, die in Amerika zu Publikumslieblingen werden? Mit welchen Figuren können sich Menschen in der ganzen Welt identifizieren? Wie können wir jegliche Form von Diskriminierung in den Filmen, aber auch während des Produktionsprozesses vermeiden? Natürlich werden all diese Überlegungen und hoffentlich folgenden Entwicklungen Zeit und Geld kosten. Doch auf längerfristige Sicht sieht es aus, als könnten sich solche Investitionen lohnen.

Bei manchen Filmen hat es sich bereits rentiert, wie die folgende Auflistung zeigt:
im Ausland 77,0 % eingespielt – Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten
im Ausland 73,5 % eingespielt – Kung Fu Panda 2
im Ausland 69.8 % eingespielt – Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2
im Ausland 66.8 % eingespielt – Transformers 3
im Ausland 65,3 % eingespielt – Fast & Furious Five

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