Ich liebe jede Sekunde von Der Herr der Ringe, aber eine Minute im Finale stört mich bis heute

02.07.2023 - 10:00 UhrVor 10 Monaten aktualisiert
Der Herr der RingeWarner
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Die Herr der Ringe-Trilogie ist ein Meisterwerk, das ich etliche Male begeistert geschaut habe. Aber das Finale der Reihe bringt mich jedes Mal auf die Palme.

Die Bedeutung von Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie kann gar nicht überschätzt werden. Nach dem beispiellosen Kinolauf von Die Gefährten, Die zwei Türme und Die Rückkehr des Königs war ein ganzes Genre nicht mehr dasselbe. Die Filme waren nicht einfach eine gute Adaption. Sie waren DIE Adaption. So musste Fantasy aussehen, das war der Goldstandard, an dem alles gemessen wurde. Und egal ob Schachgenie oder Sportskanone, alle wollten in Mittelerde leben.

Bis heute gönne ich mir regelmäßig einen Herr der Ringe-Marathon und genieße jede Szene. Ich liebe das friedliche Auenland, das Herbstreich von Bruchtal, die Minen von Moria ganz besonders. Die Reise durch Rohan-Steppen, Totensümpfe, die weiße Stadt und schließlich Mordor – wirklich alles ist perfekt. Aber beim Ende fahre ich vor Wut komplett aus der Haut.

Frodos Entscheidung im Der Herr der Ringe-Finale macht mich extrem wütend

Eigentlich ist auch im Finale alles super: Sauron ist vernichtet, sein Reich liegt in Schutt und (neuer) Asche. Aragorn (Viggo Mortensen) ist König, Arwen (Liv Tyler) bleibt bei ihm. Rohan und Gondor vertragen sich. Die Menschen haben gesiegt. Und am wichtigsten: Ringträger Frodo (Elijah Wood) und Gefährte Sam (Sean Astin) überleben die brutale Reise allen Voraussagen zum Trotz und kehren ins Auenland zurück.

Dann haut Frodo für immer ab, weil ihm eine Stichwunde manchmal wehtut.

WAS?

Ganz am Ende des dritten Films begleitet Frodo die Elben auf ihrer Reise zu den Unsterblichen Landen, die nur Auserwählte betreten können. Und von denen es keine Rückkehr gibt. Sam und die anderen Hobbit-Gefährten stehen ungläubig am Anlegesteg und trauen ihren Augen nicht. Da geht es ihnen wie mir.

Schaut euch hier die Herr der Ringe-Szene an:

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Frodo soll sich nach 10 Stunden Der Herr der Ringe gefälligst zusammenreißen

Die Begründung, die Frodo und der Film für die überraschende Entscheidung liefern, ist ein lauer Hauch von Nichts. Vier Jahre seien seit seiner Verwundung mit einer Morgul-Klinge vergangen, erklärt der Ex-Ringträger, aber die Wunde sei nie völlig verheilt. Er könne nie wieder zurück, sinniert er noch zuvor herum. Seinen Gefährten Sam speist er mit den Worten "Das Auenland wurde gerettet. Aber nicht für mich" ab. Diese Erklärung grenzt an einer Frechheit.

Haben Sam, Merry oder Pippin etwa kein Trauma davongetragen? Sam schleppte Frodo immerhin durch Mordor. Aber statt mit den Elben davonzuziehen, fängt er im Auenland von vorne an und heiratet die Schankwirtin! Sie alle stehen wie die Deppen an den Grauen Anfurten und halten die Scherben ihrer Herzen in den Händen.

Frodo verabschiedet sich von Sam

Das Herr der Ringe-Finale ist in J.R.R. Tolkiens Büchern besser erzählt

Die Buchvorlage J.R.R. Tolkiens liefert tatsächlich eine umfassendere Erklärung für die Entscheidung: Das Tragen des Rings hat in Frodo tiefe Spuren hinterlassen. Wie Bilbo (Ian Holm) und Sméagol (Andy Serkis) vor ihm ist Frodo vom Wahnsinn bedroht. Die Morgul-Wunde und seine Erinnerungen peinigen ihn quasi unablässig. Nur in den Unsterblichen Landen kann er von seinem Schmerz befreit werden.

In der Vorlage ist die Entwicklung stimmig. Drei Bücher lang hat Tolkien mit all seiner Wortgewalt das epidemische Böse Mordors beschrieben, da ist ein 08/15-Happy End einfach unpassend. Vielleicht wollte der Autor auch das Schicksal seiner Generation im Ersten Weltkrieg verarbeiten, die, wie Erich Maria Remarque in Im Westen nichts Neues schreibt, "vom Krieg zerstört wurde, auch wenn sie seinen Granaten entkam."

Mit diesem Gesichtsausdruck sagt Frodo seinen Gefährten Lebewohl.

In der Kinofassung ist davon aber nichts zu spüren. Peter Jackson stand womöglich unter großem Zeitdruck oder war mittlerweile einfach ein bisschen betriebsblind, aber Frodos Abschied ist viel zu dünn erzählt. Knappe 10 Stunden habe ich gebangt und gelitten und geschrien und geheult, damit du am Ende überlebst, Frodo, und das alles dann für ein paar kitschige Halbsätze, die so gut wie nichts erklären? Es macht mich jedes Mal fertig.

Am Ende bleibt jeder einzelne der Herr der Ringe-Filme aber ein Meisterwerk, auch der dritte. Mein Herumzetern beinhaltet schlussendlich nur eine kleine Kritik an Jackson. Vielleicht ist meine Reaktion ein Beweis für seine außergewöhnliche Leistung: Er hat mir wie kaum ein anderer Regisseur Helden geschenkt, die ich am Schluss nicht ziehen lassen kann.

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