James Gunn verteidigt Superhelden-Filme nach Oscar-Kritik

24.02.2015 - 11:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
James Gunn am Set von Guardians of the GalaxyWalt Disney
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James Gunn ist der kreative Kopf hinter den Guardians of the Galaxy und brach nach der erneuten Kritik an Superhelden-Filmen bei den Oscars für das Genre eine Lanze. So sagte der Regisseur, dass er ebenfalls viel Herzblut und Liebe in die Produktion steckt.

Es scheint momentan in Hollywood der Trend schlechthin zu sein, munter auf das erfolgreiche Superhelden-Genre einzuprügeln. Nachdem Alejandro González Iñárritu in einem Interview  zunächst Superhelden-Filme als "kulturellen Genozid" bezeichnete, veröffentlichte der Mexikaner mit Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit ein Werk in Spielfilmlänge, welches das von ihm angesprochene Thema ebenfalls sehr kritisch betrachtet. Auch Dan Gilroy, der uns im letzten Jahr mit dem tollen Streifen Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis beglückte, und Schauspieler Jack Black teilten zuletzt ordentlich gegen Comic-Adaptionen aus. Nun eilt James Gunn herbei, der seinerseits die Guardians of the Galaxy in Szene setzte, um dem viel diskutierten Genre etwas Rückendeckung zu geben.

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Möglicherweise haben es einige verpasst, aber vor gut zwei Tagen wurden in Los Angeles die begehrten Academy Awards feierlich verliehen. Traditionell leitete der diesjährige Showmaster Neil Patrick Harris das glamouröse Oscar-Event mit einer toll gemachten Gesangseinlage ein. Dabei wurde er tatkräftig von Anna Kendrick und Jack Black unterstützt. Während Kendrick lediglich einen dicken Spoiler zu Gone Girl zum Besten gab, nutzte Black die Gelegenheit, um ein wenig gegen die aktuellen Trends der Traumfabrik zu stänkern:

Die Industrie ist im Wandel [...]. Kinostarts mit vielen Nullen, alles, was wir bekommen, sind Superhelden: Superman, Spider-Man, Batman, Jedi-Man, Sequel-Man, Prequel-Man, schablonenhafte Drehbücher und nach Fifty Shades of Grey werden sie alle Lederpeitschen haben.

Während der Auftritt des US-amerikanischen Schauspielers derart überspitzt daher kam, dass es beinahe als bissige Hommage an all die Kritiker durchgehen könnte, formulierte Regisseur Dan Gilroy seine Gedanken bei den Independent Spirit Awards in einem ernsteren Umfeld und meint:

Independent-Filme, diese Organisation und jeder, der heute hier ist, sind, denke ich, Verweigerer eines Tsunamis an Superhelden-Filme, der über die Industrie hereinbrach. Wir haben überlebt und sind gediehen, und ich denke, das ist die richtige Einstellung.

James Gunn bezog nun über einen Facebook-Post  Stellung zu diesem Thema und erinnerte seine Kollegen daran, dass er genauso viel Liebe und Herzblut in seinen Sommer-Blockbuster Guardians of the Galaxy gesteckt hat wie in seine zahlreiche Independent-Projekte:

[...] Was mich etwas stört ist, dass viele Leute denken, dass man nur, weil man einen großen Film macht, weniger Liebe, Fürsorge und Gedanken in das Projekt investiert als Leute, die einen Independent-Film drehen oder etwas machen, was als ernsterer Hollywood-Film bezeichnet wird.
Ich habe B-Movies, Independent-Filme, Kinder-Filme, Horror-Filme und gigantische Spektakel gemacht. Es gibt überall eine Menge von Leuten, die Filme machen, um Geld zu verdienen oder um ihre eigene Eitelkeit zu füttern. Und dann gibt es Leute, die machen, was sie machen, weil sie es lieben, Geschichten zu erzählen. Sie lieben Kino und wollen etwas von der Magie zurückgeben, die sie anderen Werken entnommen haben. [...] Wenn ihr denkt, dass Leute die Superhelden-Filme machen, dumm sind, sagt es einfach. Aber wenn du als Independent-Regisseur oder ernsthafter Filmemacher glaubst, mehr Liebe in deine Figuren zu stecken als die Russo-Brüder in Captain America, Joss Whedon in den Hulk oder ich in einen sprechenden Waschbär, liegt ihr einfach falsch.

Gerade James Gunn gilt in der Branche als ein Regisseur, dem seine Projekte wirklich am Herzen liegen. Dafür spricht auch das nun von ihm veröffentlichte Statement, welches das häufig verwendete Argument der Lieblosigkeit entschieden zurückweist. Auch sind die gezeigten Figuren häufig nicht nur flache Persönlichkeiten, die nur dem Zwecke der Unterhaltung dienen. So bewiesen in der Vergangenheit Comic-Streifen wie Watchmen - Die Wächter, The Dark Knight oder Spider-Man 2, dass sie explosiven Bombast und vielschichtige Charaktere gekonnt vereinen können.

Was haltet ihr von der Kritik an Superhelden-Filmen? Falsche Generalisierung oder ein tatsächliches Problem in Hollywood?

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