Meine Enttäuschung 2012 – The Dark Knight Rises

29.12.2012 - 08:47 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Meine Enttäuschung 2012 – The Dark Knight Rises
moviepilot
Meine Enttäuschung 2012 – The Dark Knight Rises
50
21
Das Kinojahr 2012 war voll mit ein, zwei positiven Überraschungen und auch einigen Enttäuschungen. Der Sommer-Blockbuster The Dark Knight Rises von Christopher Nolan hat meine Erwartungen nicht erfüllt.

The Dark Knight Rises wurde im Sommer herbeigesehnt, auch von mir. Ich war gespannt, wie Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan uns das Ende der Batman-Trilogie serviert und konnte mich dem Hype um Bruce Wayne, Catwoman und Bane nicht entziehen. Aber im Falle von The Dark Knight Rises war der Film nicht das, was der Hype versprach.

Christopher Nolan degradiert den Bösewicht auf einen Mann, der ein kleines Mädchen vergöttert. Es ist nichts mehr da von der Brillanz eines Jokers, der dem Chaos im The Dark Knight ein Gesicht gab. Seine Bösartigkeit war absolut sinnfrei, er wollte weder Macht, Reichtum noch Rache. Es blieb unklar, wer er war, woher er kam, wie er geworden ist. Der Joker in Gestalt von Heath Ledger kannte – das war eine der interessantesten Komponenten von The Dark Knight – keine Regeln, er stand außerhalb des Systems und wollte auch gar nicht hinein. Er stellte vielmehr dem etablierten System sein System gegenüber und zeigte mit jeder Aktion: Ich bin das Chaos. Seine Macht war die absolute Zerstörung. Sein Böses kannte keine rationale Grundlage, es war komplett unsinnig. Davon hat Bane (Tom Hardy) nichts. Er wird zum Befehlsempfänger degradiert, zum Söldnerchef der Vorhut mit einem Plan, zur Marionette einer Rache. Er agiert zwar schlagkräftig, aber hat nicht wirklich etwas zu bieten.

Ohne wirklichen Gegenspieler ist ein Superheld ebenfalls nichts. Bruce Wayne/Batman (Christian Bale) ist wieder einmal in Depression versunken, muss sich seinen inneren Kämpfen stellen und gleichzeitig sein Rückgrat heilen. So bleibt in der Inszenierung nur die maßlose Übertreibung, obwohl doch gerade der Realitätsanspruch des Christopher Nolan die Batmanfilme von allen anderen Comicverfilmungen abheben soll. Es laufen Hunderte Polizisten wie Lemminge in die Kanalisation, begehren Polizisten-Fäuste gegen Maschinengewehre auf, sitzt der Verrückteste zwecks Wiedererkennungseffekt auf dem Gerichtsstuhl, Millionen werden als Geiseln genommen. Aber das alles sind nur dramaturgische Krücken, um mittels Nebenschauplätzen die Erzählung am Laufen zu halten. Bedeutungsschwangere Dialoge werden in die Menge geworfen, die bei näherer Betrachtung keinen Rückhalt in der Geschichte oder bei den Charakteren finden und sich so als hohle Phrasen entpuppen. Wo ist das Chaos in der Stadt? Wo wird das Blut vergossen? Wo fallen die Regeln? Wo ist der Sturm, der aufbrechen soll? Gotham ist monatelang auf sich allein gestellt, aber was wirklich dort passiert, sehen wir nicht. Den Filmemachern scheint, der Mut und/oder das Interesse zu fehlen, die politischen Implikationen, die in ihren Dialogen präsent sind, auch wirklich auszugestalten.

Es ist die Zahl drei, die am meisten Enttäuschung bei mir hervorrufen hat. Sie wird Christopher Nolan zum Verhängnis. Ständig erleben Batman und seine Gehilfen sowie sehen die Zuschauer diverse Erzählstränge dreifach. Der dritte Pfeil wird bei der ersten Begegnung mit Catwoman (Anne Hathaway) in die Zielscheibe geschossen, drei Panzer befreien die Gefangenen aus dem Gefängnis, drei Leichen schweben über der Stadt, drei Trucks verschleiern den Transport der Bombe, erst beim dritten Mal gelingt Bruce Wayne der Aufstieg aus der Gefängnishölle, drei Klimmzüge, drei Raketen, drei Gegenschnitte usw. usf. Das Ganze wirkt starr, ohne innere Dynamik. Hier hat definitiv jemand zu viel vom Drehbuch-Guru Syd Field gelesen, denn letztlich scheitert Christopher Nolan an der ewiggleichen Dreierkonstruktion, die den Film langatmig macht und den Zuschauer für dumm verkauft.

Natürlich ist der Film nicht schlecht. Bildgewaltiges Kino wird dem Zuschauer präsentiert, mit einem fulminanten Beginn, mit seinen Action-, Schieß- und Verfolgungsszenen, die für manchen Fan sehenswert sein dürften. Aber das Salz in der Suppe fehlt, Substanz im Blick auf Figurenzeichnung, Charaktertiefe, Subtext ist nicht vorhanden, wird eher mittels bleischwerer und wortgewaltiger Ernsthaftigkeit vorgetäuscht. Für mich ist The Dark Knight Rises an seinem Anspruch und meiner Erwartung gescheitert. Vielleicht war es unmöglich, nach The Dark Knight einen ähnlich starken Film zu drehen.

Meine sieben Enttäuschungen des Kinojahres 2012
1. The Dark Knight Rises von Christopher Nolan
2. Die Vermessung der Welt von Detlev Buck
3. Battleship von Peter Berg
4. Abraham Lincoln Vampirjäger von Timur Bekmambetov
5. Zorn der Titanen von Jonathan Liebesman
6. J. Edgar von Clint Eastwood
7. Es gibt keine weitere Enttäuschung.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News