Takashi Miike provoziert mit Tabubrüchen

24.08.2010 - 08:50 Uhr
Agitator von Takashi Miike
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Takashi Miike ist eines der Aushängeschilder des japanischen Kinos. Seine Filme sind meist Garanten für erstklassige Action und ausschweifende Gewalt. Anlässlich des 50. Geburtstags von Takashi Miike wollen wir euch erklären, was seine Filme so besonders macht.

Takashi Miike ist ein Phänomen. Seit seinem Spielfilmdebut im Jahre 1991 hat er bereits über 70 Filme abgedreht. Das macht ihn zu einem der produktivsten Regisseure überhaupt. Natürlich ist bei einem so hohen Output nicht alles Gold, was glänzt. Umso erstaunlicher ist also, dass der Workaholic trotz dieser Arbeitswut in regelmäßigen Abständen echte Klassiker auf die Leinwand zaubert. Zum 50. Geburtstag von Takashi Miike werfen wir einen Blick zurück auf sein bisheriges Schaffen.

Von japanischen Jugendgangs in den Regiestuhl
Der Arbeitersohn aus Osaka hat sich in seiner Jugend viel mit Motorradgangs herumgetrieben und träumte davon, selbst einmal Profi-Rennfahrer zu werden. Er musste aber erkennen, dass sein Talent zum Rennfahrer begrenzt war und entschloss sich daraufhin, die Schule für Rundfunk und Film in Yokohama zu besuchen. Nach oben gekämpft hat sich Takashi Miike über den großen Direct-to-Video Markt Japans. Aufgrund seines Talents brachte er es recht schnell zu ersten Kinoproduktionen wie Shinjuku Killers oder Fudoh: The New Generation. Allerdings werden bis heute viele seiner Filme ausschließlich auf DVD veröffentlicht.

Internationale Bekanntheit erlangte er durch die im Jahre 2000 erschienen Filme Audition und Dead or Alive. Hier zeigt sich bereits die große stilistische und inhaltliche Wandlungsfähigkeit Miikes. Dieses Merkmal zieht sich durch seine gesamte Laufbahn. In Audition vollzieht er gekonnt abrupte Stimmungswechsel zwischen melancholischem Drama und hartem Folter-Horror. Dead or Alive ist einerseits eine typische Cop vs. Gangster-Geschichte, andererseits eher expressives Experimentalkino. Geschickt bewegt sich Takashi Miike zwischen den verschiedenen Enden der Kinounterhaltung. Von Mainstream bis zu experimentellem Arthouse-Kino ist bei ihm alles möglich, gerne auch innerhalb eines Films.

Plumpe Gewalt oder Kunst?
Seine Filme sind meist geprägt von Provokation, Gewalt und Tabubruch. Takashi Miike liebt es sein Publikum zu schockieren und die Perversionen der Menschen zu beleuchten. Vor allem der 2001 erschienene Ichi the Killer sorgte in diesem Zusammenhang für zahlreiche Kontroversen und wurde in vielen Ländern nur stark gekürzt veröffentlicht. Seine fürs Fernsehen produzierte Masters of Horror Episode Imprint durfte in den USA nicht ausgestrahlt werden und erschien nur auf der DVD-Box der Reihe. Kritiker werfen Takashi Miike gerne plumpe Gewaltverherrlichung vor, er selbst sieht seine Gewaltexzesse jedoch als zeitgenössischen Kommentar auf die japanische Kultur und Gesellschaft.

Oft wird versucht, ihm den Stempel eines simplen B-Movie-Genreregisseurs aufzudrücken. Dabei beweist er seine Unberechenbarkeit immer wieder aufs Neue, indem er aus Konventionen des asiatischen Kinos in Richtung des europäischen Arthaus- und Avantgarde-Kinos ausbricht. Takashi Miike lässt sich nicht auf einen Stil oder ein Genre beschränken. Selbst typische Miike-Filme warten mit immer neuen Ideen und Ästhetiken auf. Neben harten Horror- und Actionfilmen hat Takashi Miike bereits melancholische Dramen, wie The Birdpeople in China, oder amüsante Kinderfilme, wie Zebraman, Krieg der Dämonen – The Great Yokai War und den jüngst in Japan erschienenen Zebraman 2: Attack on Zebra City gedreht.

Fans aus Hollywood
Ein besonderer Verehrer von Takashi Miike ist Quentin Tarantino. Dieser zählt einige Filme Miikes zu seinen Lieblingsfilmen und nennt ihn als großen Einfluss auf seine eigenen Regiearbeiten. In Miikes Sukiyaki Western: Django spielt Tarantino eine Gastrolle. Takashi Miike hatte wiederum einen Auftritt im Film Hostel von Tarantino-Kumpel Eli Roth.

Zum 50. Geburtstag wünschen wir Takashi Miike alles Gute und freuen uns auf weitere Überraschungen des unberechenbaren Regisseurs. Ein Ende der Filmflut von Takashi Miike ist jedenfalls nicht in Sicht. Allerdings hoffen wir, dass er sich wenigstens heute mal den Tag frei nimmt.

Bei über siebzig gedrehten Filmen ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Was meint Ihr: Welche Filme von Takashi Miike könnt ihr empfehlen? Und auf welche könnt ihr getrost verzichten?

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