The Hobbit - Die Straße gleitet fort und fort

22.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Der Hobbit ist in aller Munde
Warner Bros.
Der Hobbit ist in aller Munde
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Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So ist das auch mit der von Peter Jackson inszenierten Hobbit-Trilogie. Moviepilot-User J!GS4W hat dazu eine Meinung, die er mit uns in der Speakers’ Corner teilt.

Die Straße gleitet fort und fort,
weg von der Tür, wo sie begann,
weit über Land, von Ort zu Ort,
ich folge ihr, so gut ich kann,
ihr lauf’ ich raschen Fußes nach,
bis sie sich groß und breit verflicht’
mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Anlässlich der aktuellen Debatte um Peter Jacksons Hobbit-Trilogie gab es großes Aufstöhnen und Entsetzen, Vorwürfe und weiteres. Aus diesem Grund habe ich mich dazu hinreißen lassen, hier mal ein paar Worte zu schreiben um euch zu erklären, weshalb ich in Jubelrufe ausgebrochen bin, als Peter Jackson verkündete, dass seine zweite Tolkienadaption auf insgesamt drei Filme ausgeweitet wird. Wir Nerds bekommen also tatsächlich eine zweite Trilogie (JUHU!) und ergo: Ich verteidige Mann und Film mit Leib und Seele und möchte euch nun einmal meine Gedanken und Überlegungen zum Thema mitteilen. Kann ja nicht schaden.

Wie im oben genannten Gedicht geht die kommende Reise durch Mittelerde also deutlich länger als geplant und Peter Jackson zitierte diesbezüglich ja auch J.R.R. Tolkien selbst, indem er schrieb “The Story grew in the telling”. Nun befürchten viele, dass das Material aus dem kurzen Hobbitbuch nicht genug hergebe für drei Filme und die Geschichte im Kino dann wohl Gefahr liefe, dünn und ausgemergelt zu wirken, wie Butter auf zu viel Brot verstrichen …

Doch nein! Ich rufe laut “Aiya Eärendil Elenion Ancalima” und bringe in Gewissheit dieser Gefahr etwas Licht ins Dunkel. Zunächst einmal ist ja bekannt, dass Peter Jackson ebenso die Anhänge & Register verwenden darf, die am Ende von Herr der Ringe folgen. Ich habe besagte Anhänge hier liegen und kann sagen, dass Peter Jackson durch diese ganze 91 weitere beschriebene Seiten bekommt, die er verwenden kann. Die Anhänge haben zwar deutlich mehr, doch kann Peter sicherlich nur Material aus den Anhängen A und B schöpfen, denn der Rest sind Ahnentafeln und Informationen zur Hobbitsprache, Kalendarien und weiterer Kram für Hardcore-Nerds. In den Anhängen A und B sind aber in der Tat ein paar prächtige Sachen enthalten, die allein für sich genommen sicherlich noch einmal ein paar Filme ausfüllen könnten. Da geht es um numenorische Könige, das Haus Eorl, das Volk der Zwerge (Durinsvolk) und die Jahre der Westlande mit ein paar sehr schönen Details bezüglich der Geschehnisse nach Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs. Aber machen wir uns mal nicht zu viel Hoffnung, denn der oft thematisierte “Brückenfilm” wird, wie immer wieder herauszuhören ist, nicht entstehen. Dennoch: Die Anhänge sind reich an Informationen und können uns ein paar fantastische Stunden mehr in Mittelerde bescheren!

Was nun aber in der Tat sehr prächtig ist, sind die Informationen bezüglich der Zwerge, von denen wir 100%ig sicher sein können, dass daraus Material verfilmt wird / wurde, da ja in der Cast-Liste zum Hobbit bereits der Ork-Name “Azog” fällt. Ich möchte jetzt nicht zu viel daraus spoilern, aber sagen wir es so, der ganze Hass zwischen Zwergen und Orks kann durch dieses Material im Film einleuchtend in Szene gesetzt werden durch Rückblenden und dergleichen, um die Schlacht der 5 Heere nachvollziehbarer einzuleiten. Allgemein können so Teilstücke, denen im Buch wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, große Kraft verliehen werden, wie dem Plot um Gandalf, welcher Kontakt zum weißen Rat aufnimmt und schließlich das ein oder andere Intermezzo mit Sauron persönlich (hier der Nekromant genannt) im Düsterwald feiert. Nicht nur gewinnt die Geschichte an Fülle, sondern auch an Düsternis und wird somit nicht zum bloßen Familienfilm wegen einiger comic-haft wirkenden Zwerge. Denn auch diese bekommen beispielsweise durch die große Schlacht von Azanuilbar und anderen Hintergründen eine richtige Vergangenheit und Motive, wie beispielsweise Thorin und seine Sippschaft. Peter Jackson zögerte ja selbst aus dem ein oder anderem Grund eine Weile, den Hobbit tatsächlich zu verfilmen, vor allem aufgrund der 13 Zwerge, welche alle unterschiedliche Figuren mit Tiefe sein müssen. Im Buch selbst kann man sie kaum unterscheiden; da stehen 13 Namen und nur wenige davon kann man wirklich auseinander halten.

Dank der Anhänge ist dies aber noch besser möglich und vor allem wird der Reise um Biblo Beutlin ein wirklicher Sinn verliehen. Bekanntlich ziehen Bilbo und die Zwerge ja los, um das Gold zurückzustibitzen und den Drachen zu töten. Aber wieso ist Gandalf entschlossen, ihnen zu helfen? Gandalf möchte den Drachen ebenfalls beseitigt sehen und zwar, weil er Angst hat, dass Sauron sich Smaugs bemächtigen könne. Smaug mutiert also ähnlich wie Saruman im Herrn der Ringe zum sekundären Bösewicht. Der Haupt-Antagonist bleibt aber Sauron, womit wir wieder eine anständige Verknüpfung zum Herrn der Ringe geschaffen hätten.

Und wer tatsächlich behauptet, es ginge Peter Jackson hier nur ums Geld, der soll sich doch bitte einmal Jacksons gesamtes Schaffenswerk und vor allem das Bonusmaterial zu Herr der Ringe ansehen (das dauert nur so um die 18 Stunden). Peter Jackson ist selbst der größte Fanboy, den man sich vorstellen kann und selbst sein schlechtester Film ist immer noch recht gut. Der Junge, der einst mit seiner Super-8-Kamera herumlief und sich später dem Splattertrash widmete, hat das angeblich “unverfilmbare” Buch verfilmt, wurde mit Oscars überschüttet und bleibt trotzdem auf dem Boden der Tatsachen mit der Ergänzung, dass er dem Medium Film auf eine neue, bessere Ebene verhelfen möchte. Peter Jackson läuft aber noch immer gerne barfuß herum und baut zu seinen Schauspielern eine fast familiäre Beziehung auf. Und jetzt sagt mir mal wo man so was heutzutage noch findet? Mal von der Kristen Stewart -Affäre abgesehen…

Mit all dem prächtigen Füllmaterial wird uns also wahrscheinlich folgendes erwarten:
(Spoiler folgen)

Der Hobbit: Eine unerwartete Reise, mit einem Ende bei der Gefangennahme der Zwerge durch die Elben im Düsterwald während Gandalf den Weißen Rat überzeugt, Dol Guldur (Saurons Festung im Düsterwald) anzugreifen

The Hobbit – The Desolation of Smaug, mit (der Name sagt es) Smaugs Tod und der Verbarrikadierung der Zwerge im Einsamen Berg, während Sauron aus dem Düsterwald vertrieben wird.

Und schließlich:

Der Hobbit: Smaugs Einöde, mit einer epischen Schlacht der 5 Heere, vielen Hintergrundinformationen und einer Heimreise nach Beutelsend. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Ian Holm als Erzähler vielleicht noch das ein oder andere Schmankerl parat hat.

(Spoiler Ende)

Zum Thema 3D inklusive 48fps sage ich hier aber mal nichts, da ich das erst im Dezember beurteilen kann. Ich glaube aber, dass der Hobbit unsere Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern sprengen wird, da die alte Herr der Ringe-Riege (teils vor und vor allem hinter der Kamera) wieder versammelt ist und ich einfach unheimlich großes Vertrauen in Peter Jackson habe. Und vergesst nicht, dass sowohl die Aufstockung auf 48 Bilder pro Sekunde als auch die Splittung eines Buches auf drei Filme absolutes Neugebiet ist und somit schon jetzt Filmgeschichte darstellt. Und wir sind live in diesem scheinbarem Krieg dabei. So lasst mich zum Schluss Denethor zitieren, denn…


“viel muss gewagt werden im Krieg!”

Vorschau: Ein großartiger Dokumentarfilm steht in der nächsten Woche im Mittelpunkt.


Dieser Text stammt von unserem User J!GS4W. Wenn ihr die Moviepilot Speakers’ Corner auch nutzen möchtet, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und schickt anschließend euren Text an ines[@]moviepilot.de

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