Weltenkind - Kommentare

Alle Kommentare von Weltenkind

  • 8

    [...] Das serielle Konzept liegt einer Miniserie zugrunde. Dem HBO-Erzeugnis „True Detective“ ähnlich sind die Staffeln für sich alleinstehend und individuell, bleiben aber unter dem Titel der Serie als Gesamtwerk bestehen. In zehn Folgen erzählt Serienschöpfer Noah Hawley in Kapitel ähnlichen Unterteilungen die (wahren) Geschehnisse der Stadt Bemidji aus dem Jahr 2006, den Aufstieg und Fall von Menschen, heraufbeschworen durch einen Mann, den man zu gerne als das sieht, was er wohl selbst gerne wäre: das Böse. Seine Geheimidentität ist die eines Priesters, das Kalkül, welches Malvo in seinen Taten jederzeit einbezieht, lässt ihn als unmenschlich, stets seinen Gegnern überlegen wirken. Billy Bob Thornton schwebt über allem mit teuflischer Präsenz, einem verschmitzten, abschätzenden Grinsen. In einer direkten Konfrontation mit einem Polizisten wird allein durch Worte die Gefahr durch diesen Mann klar: Aus Angst vor ihm lässt der Polizist ihn gehen. Und man selbst sitzt da und fragt sich: Wie würde ich handeln? Thornton lässt die Selbstsicherheit des Zuschauers vergessen und ihn an der eigenen Standhaftigkeit zweifeln. Doch gerade solche Interaktionen beherbergen das humoristische Potenzial. Wenn Malvo sein Netz der Manipulation über seine Schäfchen spannt und selbst ab und an in das Geschehen eingreift, ist die Jagd und das Hinterherstolpern nach dieser rätselhaften Gestalt der Humor, den die Serie wunderbar aufgreift. Die Charaktere irren in ihrem eigenen Morast hin und her. „I quit. I’m done!“, sagt Polizeichef Bill Olsen (Bob Odenkirk) irgendwann und lässt damit alles fallen. Einfach, weil er überfordert ist. [...]

    11
    • 3

      [...] Vergessen sind die Vorbilder der Zombie-Geschichte, unwichtig irgendwelche narrativen Mittel. Das Einzige, was zählt, ist der – wie schon zuvor – bedingungslose Revierkampf zweier idiotischer Männer. Die Situation hat sich aber insofern verändert, dass der unterdrückte Shane nun aus seiner Hülle bricht und zum Bad Boy mutiert: Haare ab, ernsthafte Auseinandersetzungen mit Rick und die Positionierung in der Gruppe als helfende Hand angreifend, definiert sich Shane als Ausgestoßener. Erste Anzeichen ergab bereits das in der ersten Staffel als charakterliche Weiterentwicklung interpretierte Saufgelage aller Personen, welches zum zentralen Höhepunkt der Serie wurde: Shane versuchte Lori (Sarah Wayne Calliees) an die Wäsche zu gehen und wurde so von der ruhigen Hintergrundperson zum zweifelhaften Rowdy.
      Es ist schon eigenartig, welche Wege „The Walking Dead“ geht, denn weder die bisherigen kausalen Zusammenhänge noch die intendierte Problematik wird aufgelöst oder gar sinnhaft weitergeführt. Stattdessen entscheidet man sich, die Geschichte weiter stagnieren zu lassen und an einem Punkt zu verwurzeln. Dass die Serie sich selbst kategorisch durch eine Videospiel-Handlung zu erklären versucht, bleibt dabei das kleinste Übel. Um die Probleme der Gruppe zu lösen, werden einzelne Mitglieder abseits der Hauptgruppe abkommandiert und müssen Aufträge erledigen. Das hat beinahe etwas Ironisches, betrachtet man die Tatsache, dass aus den Comics neben der Serie auch eine Videospiel-Reihe ausgeschlachtet wird. [...]

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      • 2

        [...] „Für mich waren die Zombies immer Sinnbilder der Revolution: Eine Generation frisst die andere auf“, sagte einst Zombie-Großmeister George A. Romero zu seiner eigenen Interpretation der Untoten-Thematik und hat damit bis heute den Grundstein zum Verständnis von Zombies und Infizierten gelegt. Die Revolution des Lebens, sozusagen. Die menschliche Intelligenz und deren Bewusstsein ändert sich zu den ausgestoßenen Trieben: Das einzige Verlangen, welches Zombies zeigen, ist das drängende Gefühl Menschenfleisch zu konsumieren und sie damit zu verwandeln. [...]
        Anstatt die Möglichkeiten der Katastrophe zu bedienen, geht Frank Darabont („Die Verurteilten“) als ausführender Produzent und zeitweise auch Showrunner, den Weg der klassisch-stupiden Einbahnstraße: Menschliche Nonsens-Gefühle stehen im Vordergrund, Konfrontationen innerhalb der Gruppe werden Hauptbestandteil und der maskuline Revierkampf zwischen den Alphatieren bleibt der größte Konfliktpunkt innerhalb des abgestorbenen Typus der Geschichte. Ricks Wunsch seine Familie zu suchen, ist das universelle Rezept der ersten Staffel, wird aber alsbald durch einen lächerlich-simplen Trick aufgelöst. Die Spannung, die aus dem Überlebenskampf eines Einzelnen hervorgehen kann, verteilt sich rücklaufend in den Machtspielchen zweier animalisch-dummer Kontrahenten, die zwischen ihrer eigenen Freundschaft und dem Willen nach Anerkennung des Weibchens wählen müssen. [...]

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