7 Fragen an Iamthesword

26.05.2013 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Not that any of that matters, but if you guys fuck up again, I'm going to get mad.
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Not that any of that matters, but if you guys fuck up again, I'm going to get mad.
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Die Gemeinsamkeiten von Sauron und Richard Nixon, von Naturfilmen und Torture Porn, zwei viel zu wenig beachtete Altmeister und ein Guilty Pleasure, das den Namen wirklich mal verdient – die 7 Fragen sind wieder da!

Das Büro ist zu, die Kettensäge darf man auch nicht anschmeißen, im TV läuft die x-te Wiederholung irgendeiner hirnschonenenden Herzschmerzschmonzette mit Kühen und/oder Schauspielimitatoren, und sogar die Geschäfte haben geschlossen – was soll man an einem Sonntag schon großartig machen? 7 Fragen lesen, zum Beispiel! Wir geben eurem Sonntag wieder einen Sinn, und beleuchten diesmal die persönlichkeitsstiftende Wirkung einer orangefarbenen Maus, die Magie französischer Freiluftkinos und die schändliche Vernachlässigung eines der einflussreichsten Komiker der Welt. Und wer weiß, vielleicht bekommen wir Iamthesword ja doch noch irgendwie dazu, uns sein wirklich ultimativ allerallerschlimmstes Kinoerlebnis zu erzählen…

Wenn ihr auch mal mit eurer Lokomotive durch unsere Kolumne brettern wollt, davon erzählen wollt, wie ihr mit Deep Throat den Präsidenten gestürzt habt, oder Rowan Atkinson einen unewarteten Effekt hatte – nichts leichter als das: Schreibt einfach eine kurze Nachricht an Kängufant und schon ist der Fragebogen unterwegs. Wem 7 Fragen zu viel sind, und sich lieber mal ordentlich zu einem einzigen Thema auslassen möchte, kann das übrigens auch gerne in unserer Rubrik Speakers’ Corner tun.

Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?

Die allererste Kinoerfahrung ist so lange her, dass ich mich weder an mein Alter noch an das Kino erinnere: Es war eine Tierdokumentation, die ich mit meinem Vater angesehen habe. Eigentlich sehr kindgerecht, aber ich erinnere mich dennoch, dass ich am Boden zerstört war, weil ein Vogel eine Ameisenkolonie zu Mittag verspeiste. Diese explizite Gewalt war einfach zu viel für mich… Der erste Spielfilm, an den ich mich erinnere, war Ronja Räubertochter, eine Kindervorstellung in einem improvisierten Kino in einem der Nachbardörfer. Ich hab ganz schön mitgefiebert und insgeheim gehofft, dass es diese Donnerdruden nur in Schweden gibt…
Die erste und wichtigste Fernseherfahrung meiner Kindheit dagegen war Die Sendung mit der Maus: Schon sehr früh wurde es für mich zum Ritual, Sonntags morgens im Schlafanzug in eine Decke gewickelt zuzuschauen, wie Armin, Christoph und später auch Ralph mir die Welt erklärten. Von ihnen habe ich gelernt, dass ALLES irgendwie interessant sein kann – das ist doch gar kein schlechter Ausgangspunkt, oder? Ansonsten gab es im Fernsehen nicht so viel für mich zu sehen: Ich bin nur mit ARD, ZDF, SWR und französischem Fernsehen aufgewachsen, das man hinter der Grenze noch empfangen konnte. Ein Grund mehr, öfter ins Kino zu gehen…

Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?

Nun, das war wie bei vielen anderen meines Alters wohl Der Herr der Ringe. Als Der Herr der Ringe: Die Gefährten ins Kino kam, war ich gerade 12 und ein Freund schlug vor, den Film anzusehen. Ich hatte noch nie was davon gehört (für einen Zwölfjährigen sind die Bücher auch etwas umfangreich) und die Plakate überzeugten mich nicht – ich war bisher nur kindgerechte Unterhaltung gewöhnt und ja, die Orks haben mir Angst gemacht. Aber ich habe mich überreden lassen und so sind wir hingegangen. Am Ende des Films bin ich förmlich aus einem Traum aufgewacht: Noch nie zuvor hatte mich ein Film so in seinen Bann geschlagen, noch nie war ich so tief in eine Welt eingetaucht. Ich habe bereits versucht das in einem Kommentar auszudrücken, aber es ist schwierig, dies in Worte zu fassen. Ich war einfach überwältigt. Erst viel später habe ich verstanden, dass das der Moment war, in dem ich zum ersten Mal die Magie des Kinos gespürt habe…
Ein zweiter sehr wichtiger Film war zweifelsohne Die Unbestechlichen: Den habe ich mit ungefähr 14 von meiner Mutter bekommen, weil sie meinte, der könne mich interessieren (ich habe ihre Leidenschaft für Geschichte geerbt). Ich war noch nicht so überzeugt wie sie: Journalisten bei der Arbeit zuschauen – na ja… Schlussendlich habe ich ihn aber wegen Dustin Hoffman doch angefangen. Und was soll ich sagen? Nach 5 Minuten hatte der Film mich: Ein Politikthriller, spannend vom Anfang bis zum Ende, der die Bedeutung des Watergateskandal für die amerikanische Gesellschaft fühlbar werden lässt (und ein tolles Plädoyer für die Stärke des investigativen Journalismus ist). Mit All the President’s Men habe ich verstanden, das jedes in der Theorie noch so dröge Thema zu einem interessanten Film werden kann – bis heute einer der Streifen, die ich am häufigsten gesehen habe…

Was ist das schönste, bzw. was ist das schlimmste Erlebnis, das du jemals in einem Kino hattest?

Mein schönstes Kinoerlebnis fand nicht in einem Kino statt, sondern neben einer Markthalle: Während eines Urlaubs in der Nähe von La Rochelle entdeckten meine Eltern in einem kleinen Städtchen namens Marans einen Aushang, dass am selben Abend in einem Freiluftkino Die Ferien des Monsieur Hulot gezeigt werden sollten, worauf sie beschlossen, ihren Kindern und sich einen Kinoabend zu gönnen. Eine perfekte Entscheidung: Für Jacques Tati muss man nicht viel Französisch verstehen und so konnten auch meine Schwester und ich den Film in vollen Zügen genießen. Vorher hatten wir uns noch 4 Portionen Moules frites besorgt und so saßen wir an einem lauen Sommerabend auf dem Marktplatz in Marans, kauten Muscheln und sahen Tati dabei zu, wie er die gesetzten Franzosen im Hotel zur Verzweiflung bringt. Schöner kann ein Kinoabend nicht sein! Ein Teil meiner (offensichtlichen) Verehrung für Tati beruht wohl auf diesem Erlebnis.
Das schlimmste Erlebnis, dass ich in einem Kino hatte, behalte ich für mich. Aber das zweitschlimmste war, als ich mit einem guten Freund (demselben, der mit mir auch in Die Gefährten war) in Johnny English – Der Spion, der es versiebte gegangen bin und er mir nicht erzählt hatte, dass es ihm nicht gut ging, weil er mir den Abend nicht verderben wollte. Ich hab es aber doch bemerkt: Bei der Szene, in der Rowan Atkinson durch die Abflussrohre kriecht, konnte mein Freund nicht mehr an sich halten und hat sich mit Wucht auf den Fußboden des Kinos übergeben – zum Glück war es Linoleum und kein Teppichboden. Aber wir mussten dem netten alten Ehepaar, dass das kleine Kino betrieb (und immer noch betreibt) hinterher erklären, warum der Fußboden – nun ja – vollgekotzt war. Peinlich!

Herr Verteidiger, Sie haben das Wort: Welcher Film, welche Serie hat, deiner Meinung nach, eine viel zu schlechte Bewertung auf moviepilot?

Was, nur einer? Ich hätte hunderte! Aber gut, dann nehme ich Der General von Buster Keaton. Leider fristen die meisten Filme Keatons eine Art Schattendasein: Gegen den (verdienten) Ruhm von Charlie Chaplin haben sie kaum eine Chance. Dabei haben sie die mehr als verdient!! Keatons Humor ist deutlich pessimistischer: Meistens passieren dem Helden irgendwelche Unglücke, die er dann mit unbewegtem Gesicht (daher der Spitzname „Stoneface“) stoisch erträgt. So auch in The General: Zu Beginn des US-Bürgerkriegs wird der Lokführer Keaton nicht nur von seiner Geliebten zurückgewiesen, weil die Armee der Südstaaten ihn nicht aufnimmt (die Liebe ist in Keatons Filmen meist an die Erfüllung von Forderungen geknüpft), nein, dann klauen ihm die Yankees auch noch seine geliebte Lok mit der Angebeteten darin. Es folgt eine rasante Verfolgungsjagd auf Schienen, an deren Ende Keaton auch noch einen Komplott des Nordens aufdeckt. Der Film gipfelt schließlich in einer großen Schlacht mit der vielleicht beeindruckendsten einstürzenden Brücke der Filmgeschichte. Der ganze Film strotzt nur so voller witziger Einfälle und Slapstickeinlagen. Ich hab teilweise keine Luft mehr bekommen vor Lachen. Außerdem könnten sich manche heutige Komödien mehrere Scheiben von der flotten Inszenierungsweise abschauen: Auf jeden Fall ist das mehr wert als eine mickrige 5,8!!

Welches Filmzitat wolltest du schon immer mal anwenden, hattest aber noch nie die Gelegenheit dazu?

Ich habe es bis jetzt geschafft, fast jedes Filmzitat mehr oder weniger passend in einem Gespräch unterzubringen. Nur eines leistet mir hartnäckig Widerstand: “Leichen, die fortwährend grinsen, müssen auf den Ernst der Lage hingewiesen werden.” aus Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreutz von Werner Herzog. Dieser Satz spiegelt exakt meinen Sinn für Humor wieder und ich würde ihn gerne mal verwenden – aber welche Trauergemeinde verfügt schon über genug Humor, um diesen Spruch auszuhalten?

Mit welchem Genre oder welcher Filmgattung kannst du überhaupt nichts anfangen?

Ganz eindeutig Torture Porns. Es ist nicht so, dass ich grundsätzlich was gegen explizite Gewaltdarstellungen hätte, aber ich habe das Gefühl, dass die Macher solcher Filme nicht verstanden haben, was wirklich Angst macht. Etwas wird nicht dadurch gruselig, dass man einen Eimer Blut drüberkippt oder jemandem möglichst grausam alle Knochen bricht. Ganz im Gegenteil. Horror entsteht im Kopf, dadurch, dass man eben nicht sieht, was geschieht. Ein guter Horrorfilm läuft deshalb nur zur Hälfe auf der Leinwand, zur anderen Hälfte aber im Kopf des Zuschauers ab (Alfred Hitchcock sei hier nur als ein Meister dieser Kunst angeführt). Torture Porns verkommen so zu schnödem Voyeurismus, der kein Ziel verfolgt und nur eine Perversion an die nächste reiht.

Guilty Pleasure – welchen ‘schrecklichen’ Film findest du insgeheim toll? Beichte, Sünder! Und vielleicht kannst du uns überzeugen…

Oh, da gäbe es Einiges zu beichten. So finde ich zum Beispiel den ersten Teil der Scary Movie Reihe bis heute ziemlich witzig. Oder Free Rainer – Dein Fernseher lügt, dass für mich eine Art modernes Märchen ist. Oder The Book of Eli, der trotz mächtig viel Werbung für das Christentum doch auch ein sehr stylischer Actionfilm ist, schön mit Postapokalypse, Gary Oldman und Tom Waits. Aber ich möchte dennoch für eine andere „Sünde“ eine Lanze brechen: Show Time. Ein Kamerateam begleitet für ein Realityshow ein Polizistenduo (prominent besetzt mit Robert De Niro und Eddie Murphy) bei ihrer Arbeit, was zu allerlei komischen und absurden Szenen führt. Ja, der Film hat Schwächen in Story und Umsetzung, und Murphys Gehampel fängt nach 15min an zu nerven. Was den Film für mich aber dennoch sehenswert macht, ist der Bezug zur Realität: Dieser Film zeigt, wie absurd die Idee ist, echte Polizeiarbeit im Fernsehen zu zeigen. Wenn man bei der Sichtung des Films also die diversen Formate von RTL II, Vox und Konsorten im Hinterkopf behält, kann man sich durchaus gut amüsieren. Und De Niro dabei zuzusehen, wie er seine Rollen als harter Hund auf die Schippe nimmt, ist ja auch nicht schlecht…

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