War das Jahr 2013 ein gutes Jahr für das Kino? Schaut man sich die Bestenlisten an, entdeckt man hauptsächlich Komödien wie Fack ju Göhte oder Actionfilme wie Fast & Furious 6. Dazu gibt es haufenweise weitere Sequels und andere Franchise-Filme – spricht alles nicht unbedingt für Qualität. Wenn im März die Oscars verliehen werden, werden dort andere Filme zu finden sein, Filme wie 12 Years a Slave, Gravity oder American Hustle. Solche Filme klingen schon gleich viel besser, doch sind diese Filme auch wieder typisches Oscarmaterial – und für viele gähnend langweilig. Meine persönlichen Favoriten für das letzte Jahr lauten Die Jagd, Lunchbox und Before Midnight. Außerdem warte ich noch auf die DVD-Veröffentlichung von The Congress. An welchen dieser Filme wird man sich wohl in 40 Jahren noch erinnern?
Schauen wir 40 Jahre zurück
Fragt man die Leute, welche Filme aus dem Jahr 1973 heute noch sehenswert sind, wird man viele Antworten finden. Filme wie Der Exorzist, Der Clou oder Papillon finden sich heute in vielen Top-Listen und waren auch damals Kassenschlager. Diese Filme sind wohl die ersten Filme, die in Erinnerung geblieben sind. Betrachtet man die Zuschauerzahlen, entdeckt man gleich zwei Filme mit Bud Spencer und Terence Hill (sowie die Solonummer Mein Name ist Nobody). Des Weiteren den Louis de Funès Film Die Abenteuer des Rabbi Jacob, Woody Allens Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, die Agentenparodie Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh, James Bond 007 – Leben und sterben lassen und die deutsche Erotikkomödie Liebesgrüße aus der Lederhose. Komödien, Sex und Action waren auch schon damals die Kassenmagneten. Heutzutage kennt man hiervon wohl zunächst die Filme, die zu einem Franchise gehören, selbst wenn dieses einfach nur aus den Namen der Schauspieler oder Regisseure besteht.
Rückblickend kennt man aber noch andere Filme aus diesem Jahr: zum Beispiel Wenn die Gondeln Trauer tragen, Badlands – Zerschossene Träume oder Jahr 2022 – die überleben wollen. Kenner freuen sich über die Kreativität, die solche Werke versprühten, doch findet man diese Filme weder bei den Preisverleihungen, noch auf den Besuchercharts. Warum aber sind sie heute noch bekannt, während sie damals eher untergegangen sind?
Wir alle haben ein Aufmerksamkeitsdefizit. Niemand von uns kann alles sehen. Also muss man sich auf andere Meinungen verlassen. Wenn jemand von den 70er Jahren schwärmt, meint er hiermit wohl eher Filme wie Hexenkessel als Lederhosenfilme wie Geh, zieh dein Dirndl aus. Die meisten in dieser Community haben im Jahr 1973 noch nicht gelebt, geschweige denn aktiv das Kinoprogramm mitverfolgt. Somit werden aus der Vergangenheit nur Filme unsere Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie uns empfohlen werden. In der Regel von Leuten, die älter sind als wir. Vermutlich sogar von Leuten, die von dem Film auch erst im Nachhinein gehört haben (z.B. weil sie im Fernsehen gezeigt wurden). Man bekommt also nur noch die Sachen mit, die irgendwem gefallen haben, während das Miese oder Durchschnittliche langsam aus der kollektiven Erinnerung verschwindet.
Ein Vergleich der Vergangenheit mit heute ist somit grundsätzlich ungerecht. Es ist ein psychologisches Phänomenen, dass schlechte Erinnerungen aus weiter Vergangenheit schneller vergessen werden, als die aus der nahen Vergangenheit. Nostalgische Erinnerungen werden dagegen immer wieder aufgefrischt. Und auf diese Weise funktioniert auch die gesamte Gesellschaft. So laufen die Lederhosenfilme heutzutage gar nicht mehr im Kino, während Hexenkessel regelmäßig ausgestrahlt wird. Die Welt verändert sich kontinuierlich. Kritiker und Mundpropaganda haben für das Überleben von Soylent Green gesorgt.