Dschungelcamp nominiert für Deutschen Fernsehpreis

22.09.2011 - 10:05 Uhr
Sonja Zietlow und Dirk Bach freuen sich über die Nominierung
RTL
Sonja Zietlow und Dirk Bach freuen sich über die Nominierung
75
1
Der Deutsche Fernsehpreis wäre wohl gerne das Pendant zu den amerikanischen Emmys. Das wird aber mit der aktuellen Nominierungsliste erstmal nichts werden: Ich bin ein Star – Holt mich hier raus kandidiert als beste Show.

Neulich sprachen wir noch über verfrühte Oscar Nominierungsspekulationen, heute geht es wieder um eine Preisverleihung, namentlich den Deutschen Frensehpreis. Der wird nämlich am 2. Oktober in Köln im Rahmen einer Gala im Coloneum verliehen und die Jury unter Christoph Keese gab gestern bereits 44 der 48 Nominierungen bekannt. Leider bleibt mir, oder vielmehr euch, in Anbetracht der folgenden Auswahl der „besten“ deutschen TV-Sendungen der Schenkelklopfer „das ist doch Keese“ nicht erspart.

Jetzt mal ehrlich: Hat das deutsche Fernsehen denn wirklich nicht mehr zu bieten als die RTL-Shows Ich bin ein Star – Holt mich hier raus oder Let’s Dance?! Diese sind nämlich zusammen mit dem Eurovision Song Contest 2011 (ARD) in der Kategorie Beste Show nominiert. Meine Fassungslosigkeit hierüber wird nur noch davon übertroffen, dass Goodbye Deutschland – Die Auswanderer (VOX) in der Kategorie Beste Unterhaltung Doku (!) um den Preis antreten darf. Konkurrieren wird diese hochqualitative Perle der deutschen Fernsehlandschaft mit der K1-Show Stellungswechsel – Job bekannt, fremdes Land (schöner Reim immerhin) und Der Wettlauf zum Südpol: Deutschland gegen Österreich (ZDF).

Jetzt könnten wir denken, der Deutsche Fernsehpreis wolle einfach nur die Sendungen mit den höchsten Einschaltquoten auszeichnen. Aber nein! Ich zitiere aus den Statuten: „DER DEUTSCHE FERNSEHPREIS wird von ARD, RTL, SAT.1 und ZDF in der gemeinsamen Verpflichtung zur Förderung der Qualität der Fernsehprogramme gestiftet.“ Das erklärt mir jetzt die Auswahl der Nominierten noch weniger, es sei denn, die hier angewandte Methode nennt sich paradoxe Intervention. Wenn das so weitergeht, konkurrieren nächstes Jahr noch die Sexy Sport Clips um die Trophäe der besten Sportsendung (diese Kategorie gibt es noch nicht, aber das kann ja noch kommen). Ist es denn nicht genug, dass Sender wie RTL II uns mit immer neuen Realtainment-Formaten quälen, müssen diese dann auch noch preisgekrönt werden?

Es kann uns etwas trösten, dass die ARD die meisten Nominierungen, 15 an der Zahl, erhalten hat. Jetzt frage ich mich nur noch, ob Sendungen wie Ich bin ein Star – holt mich hier raus wirklich eine realistische Chance haben, oder nur aufgestellt werden, damit die ARD-Sendungen besser wegkommen. Beides ist ja nicht wirklich wünschenswert. Gut, ich habe das Dschungelcamp auch verfolgt, aber mehr aus so einem voyeuristischen Interesse heraus. So wie mancher an einem schrecklichen Autounfall nicht vorbei gehen kann, ohne völlig blöde auf das Leid anderer Menschen zu starren, konnte auch ich mich kurzzeitig nicht davon abhalten, Sarah Knappik und Rainer Langhans beim Verspeisen von Känguruhhoden zuzusehen.

Aber genug gemeckert. Es gibt ja noch andere Nominierungen für den Fernsehpreis, die einen etwas weniger am Verstand unserer Nation zweifeln lassen. Darunter auch folgende:

Bester Fernsehfilm
Die fremde Familie mit Hauptdarstellerin Katja Riemann (ARD)
In aller Stille mit Nina Kunzendorf (ARD)
Homevideo mit Wotan Wilke Möhring (Arte)
Die Hebamme – Auf Leben und Tod mit Brigitte Hobmeier (ZDF)
Undercover Love mit Anja Kling und Henning Baum (RTL)

Beste Serie
Doctor’s Diary (RTL)
Der letzte Bulle (SAT.1)
Weissensee (ARD)

Bester Schauspieler
Vladimir Burlakov für Marco W. – 247 Tage im türkischen Gefängnis (Sat.1)
Jörg Hartmann für Weissensee (ARD)
Stefan Kurt für Dreileben – Eine Minute Dunkel (ARD)
Misel Maticevic für Nachtschicht – Ein Mord zu viel (ZDF)
Justus von Dohnányi für Tatort: Eine bessere Welt (ARD)

Beste Schauspielerin
Nina Kunzendorf für In aller Stille (ARD)
Alexandra Neldel für Die Wanderhure (Sat.1)
Petra Schmidt-Schaller für Das geteilte Glück (ARD)
Maria Simon für Es war einer von uns (ZDF)
Lisa Wagner für den Tatort: Nie wieder frei sein (ARD)

Über den Preis für den besten Entertainer dürfen wir übrigens selbst abstimmen und zwar online unter www.deutscherfernsehpreis.de. Zur Wahl stehen: Frank Elstner/Ranga Yogeshwar, Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Hape Kerkeling, Johannes B. Kerner, Ulla Kock am Brink, Kai Pflaume, Jörg Pilawa, Stefan Raab, Marco Schreyl/Daniel Hartwich, Jochen Schropp, Joko Winterscheidt/Klaas Heufer-Umlauf sowie Sonja Zietlow/Dirk Bach.

Und was sagt ihr zu den Nominierungen für den deutschen Fernsehpreis?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News