Die Rollen, die in den großen Hollywood-Streifen Tobey Maguire und Elijah Wood bekommen, hat James McAvoy bisher im Arthouse-Kino übernommen: Er spielt die sensiblen, jungenhaften Männer, die häufig mit sich und der Gesellschaft hadern. Seit neuestem bietet sich der Vergleich zu gerade diesen beiden Schauspielkollegen noch viel stärker an. Denn wie Tobey Maguire mit der Hauptrolle der Spider-Man -Filme und Elijah Wood als Frodo in der Herr der Ringe -Trilogie, ist jetzt auch James McAvoy Teil einer riesigen Fan-Franchise-Maschinerie geworden. Er verkörpert in X-Men: Erste Entscheidung den jungen Professor Charles Xavier alias Professor X, Begründer der X-Men. Für seine Interpretation der Rolle hat James McAvoy bisher überschwängliche Kritiken geerntet. Gemeinsam mit seinem Co-Star Michael Fassbender bekommt er im neuesten X-Men-Prequel viel Platz, um sich locker und charmant durch den Film zu spielen und uns zu zeigen, wie die Sache mit den Mutanten begann.
Für James McAvoy selbst hat alles in Schottland begonnen. Geboren wurde der Mime 1979 in Port Glasgow und glauben wir den Geschichten, stand für ihn schon ziemlich früh fest, was er von Beruf werden wollte: Priester! Erst mit 16 Jahren wurde sein Interesse am Schauspiel dadurch geweckt, dass der Regisseur David Hayman seiner Schule einen Besuch abstattete und mit den Jugendlichen über das Filmbusiness sprach. Vier Monate später lud der Regisseur James McAvoy zu einem Casting ein, und der erhielt prompt eine Rolle im Film Die Hölle nebenan.
Bis 2000 besuchte James McAvoy dann die Royal Scottish Acadamy of Music and Drama und ergattertet im gleichen Jahr eine Mini-Rolle in der Serie Band of Brothers – Wir waren wie Brüder von Steven Spielberg. Freunden des britischen Unterhaltungsfernsehens dürfte James McAvoy vor allem aus seiner Rolle des Steve McBride in der schwarzhumorigen Comedy-Serie Shameless bekannt sein. Die Performance in sechs Episoden dieser Geschichte rund um eine ziemlich schräge, aber liebenswerte Familie brachte ihm, nachdem er bereits in diversen TV-Produktionen zu sehen war, 2004 eine Nominierung für den British Comedy Award als bester Newcomer ein.
Seinen großen Durchbruch im Kino hatte James McAvoy dann an der Seite von Forest Whitaker in Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht. Er spielte den junge schottischen Arzt Nicholas Garrigan, der nach Afrika auswandert, um seinem Schicksal als ewiger Landarzt zu entfliehen. Dort trifft er zufällig den frisch gekürten Herrscher von Uganda, Idi Amin. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit freundet sich der Diktator mit dem naiven Arzt an, der die politischen Unruhen nicht versteht. James McAvoy zeigt eine beeindruckende schauspielerische Leistung als Leibarzt, der sich mit den Gewalttaten seines vermeintlichen Freundes konfrontiert sieht und trotzdem selbst in die politischen Intrigen gerät.
Neben Abbitte, in dem James McAvoys Figur sich 2007 gemeinsam mit Keira Knightley über Klassengrenzen hinwegsetzt, wollen wir aber unbedingt noch Wanted erwähnen. James McAvoy wurde in diesem Action-Streifen erstmals völlig gegen die Natur seines bisherigen Rollen besetzt. Als Büroangestellter Wesley Gibson trifft er plötzlich die Stellvertreterin (Angelina Jolie) seines Vaters, die ihm eröffnet, dass er der Sohn eines eiskalten Auftragskillers ist, in dessen Fußstapfen er jetzt treten soll. So, wie im darauffolgenden Training, haben wir den Schotten bisher noch nie gesehen: Mit nacktem Oberkörper muss er reichlich Schläge einstecken. Das Erstaunliche ist, dass wir James McAvoy die Transformation vom schwachbrüstigen Hemd zum coolen Actionhelden sogar abnimmt.
Wie sich der friedliebende und geradezu weise Charakter des Professor Charles Xavier im X-Men-Universum auf das berufliche Leben von James McAvoy auswirken wird, der ja noch ziemlich zu Beginn seiner Karriereleiter steht, können wir natürlich nicht vorhersagen. Wir sind allerdings gespannt, in welchen Rollen uns der junge Schotte in Zukunft noch begegnen wird.