Dass Saturday Night Live begnadete Komödiantinnen hervorbringt, war mir schon länger bekannt. Immerhin verfeinerten talentierte Ladies wie Tina Fey (30 Rock) und Amy Poehler (Parks and Recreation) die Sketche der langlebigen Show von NBC. Doch dieses Jahr startete eine andere Kollegin der Comedy-Schmiede so richtig durch. Kristen Wiig lautet ihr Name und mit Brautalarm brachte sie einer der erfolgreichsten Komödien des Jahres ins Kino.
Der Saturday Night Live-Humor ist nicht gerade für seine Subtilität berühmt. Da werden durchaus drittklassige Pointen durchs Set geprügelt. Massentauglichkeit heißt die Devise. Das geht gern unter die Gürtellinie, nicht immer zum Vorteil des Zuschauers. Trotzdem hat die Comedy-Instition über die Jahre begnadete Künstler wie Bill Murray, John Belushi, Mike Myers und Conan O’Brien hervorgebracht. Ob sich Kristen Wiig irgendwann zu den ganz Großen gesellt, bleibt abzuwarten. Dieses Jahr hat sie mit ihrer umfassenden Beteiligung an Brautalarm zumindest einen großen Schritt gen Kinokarriere getan.
Vor dem manchmal etwas platten Humor von Saturday Night Live bleibt auch Brautalarm nicht verschont. Was den Film zu einer qualitativ erfolgreichen Komödie macht, ist jedoch nicht Maya Rudolph, die mit Durchfall im Hochzeitskleid auf einer Straße sitzt. Vielerorts wurde die Entdeckung des Fäkalhumors für die Frau von heute als hervorstechendes Merkmal der Komödie präsentiert. Produzent Judd Apatow hätte sein Erfolgsrezept aus Superbad und Co. schlicht auf Frauen angewandt. Viel wichtiger und viel lustiger bleibt jedoch der Humor, der im ehrlichen Blick auf Beziehungen gefunden wird, egal ob es nun die unter Freundinnen oder Partnern sind. Diese Ehrlichkeit im Umgang mit den Figuren hebt Brautalarm von den vielen, sich an Stereotype klammernden Komödien mit und über Frauen ab, welche die Kinos jedes Jahr unsicher machen. Brautalarm ist nicht der Hangover für Frauen, sondern ein Komödie über Frauen, eine sehr gute noch dazu.
Kristen Wiig spielt darin die Hauptrolle, sie schrieb das Drehbuch für Brautalarm zusammen mit Annie Mumolo und produzierte den Hit. Ihr Anteil am Erfolg kann gar nicht hoch genug angesetzt werden, denn die Komödie ist nicht nur gut gespielt, auch noch gut geschrieben. Die One Woman-Show von Kristen Wiig, die als überforderte Brautjungfer Annie die Beziehung zu ihrer besten Freundin aufs Spiel setzt, beeindruckt, zieht sie doch alle Register zwischen extrem körperbetonter Comedy und dramatischen Szenen.
In der Struktur wiederum ist Brautalarm geradezu klassisch. Mit viel Geduld werden da Stück für Stück Pointen aufgebaut, bis es zum großen Krach bzw. der Entladung der Lacher kommt. Anstatt einen Haufen lustiger Ideen auf die Leinwand zu klatschen, haben Kristen Wiig und Regisseur Paul Feig eine Komödie vom alten Schlag mit neuen Elementen gedreht. Da wird nicht auf ein wandelndes Klischee gesetzt, eine Sammlung absurder Einfälle in Menschengestalt, sondern auf eine Frau mittendrin in der persönlichen Krise, die erst im totalen Zusammenbruch eine Katharsis durchlebt. In den jüngeren amerikanischen Komödien hat diese Konzentration leider Seltenheitswert.
Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:
Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean
Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen
Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender
Ines’ Stars des Jahres – Alexander Skarsgard
Ines’ Star des Jahres – Saoirse Ronan
Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft