"Himmel, Herrschaftszeiten was war das für ein Film?!", "Ok, das war seltsam" oder auch "Wtf!!!!?" Diese oder andere Ausrufe gehen mir öfter mal durch den Kopf, wenn ich Filme aus dem asiatischen Kino sehe. Um es gleich vorauszuschicken, ich werde mich hüten eine Definition davon vorzunehmen, das sollen mal die Medienwissenschaftler leisten, ich würde für mich sagen, dass da Produktionsländer, Schauspieler, Regisseure, Kultur, Tradition etc. eine Rolle spielen. Aber zurück zum Wesentlichen und Filmklappe ab (wo kämen wir ohne schlechte Metaphern hin^^).
Der erste Film, den ich bewusst als Film des asiatischen Kinos wahrgenommen habe, ohne groß über die Qualität nachzudenken, der aber für mich damals schon eine Faszination ausgeübt hat, war "Der Mann mit der Todeskralle" mit Bruce Lee in der Hauptrolle. Der einsame Held der sich gegen ein Übermaß an Ungerechtigkeit zu Wehr setzt und obsiegt. Großartige Kampfszenen und der markante Schrei vom Hauptdarsteller, der mir auch jetzt noch, Jahr nach dem Sehen, in den Ohren nachhallt. Ich habe nicht über den filmischen Anspruch nachgedacht, sondern nur gedacht: Echt cool, ich will auch in der Lage sein mit einem Handkantenschlag Türen einzuhauen!" In ähnlicher Tradition und Zeit standen auch weitere dieser Filme, wie z.B. "Die 36 Kammern der Shaolin". Männer und Frauen die kämpfen und sich dabei wie Vögel über Dächer bewegen und viel Schmerz erdulden müssen und dabei ordentlich austeilen.
Dann kam ein Moment, als ich keine Lust mehr auf "Kung Fu - Filme" hatte und mich auch lange Zeit an keinen Film erinnern kann, den ich als "asiatischen Film" bezeichnen würde und dann kam Kurosawas "Ran". Seine Interpretation von King Lear (Shakespeare) und die Verlagerung des Stoffes in das 16. Jhr. in Japan, war für mich ein Film, der mich staunend zurück ließ. Kostüme, Schauspieler, Musik, Szenenbild, Kamera, Regiearbeit und die Genialität der ursprünglichen Vorlage in der visionären Adaption eines genialen Regisseurs zogen mich einfach in ihren Bann und lassen, wie der Schrei von Bruce Lee, noch immer deutliche Szenen in meinem Kopf zurück.
"Gut", dachte ich, "da hast du mal einen tollen Film gesehen." Aber als Zuschauer des asiatischen Kinos habe ich mich deswegen noch nicht gefühlt (ich weiß auch nicht, ob ich mich so bezeichnen würde^^). Doch dann kamen andere Filme, facettenreich und gefühlvoll, besonders und erschreckend, spannend und traurig und jeder einzelne nicht meinen üblichen Sehgewohnheiten, die durch das deutsche und amerikanische Kino geprägt waren, entsprochen.
Da waren Filme, die von einer verzweifelten und psychopathischen Lehrerin handelten, die ihre Schüler mit HiV-infizierter Milch bestrafte ("Geständnisse"). Eine Frau, die alles über die Geheimnisse einer Frucht lernen möchte und sich dabei zu einer Frau von hohen Ansehen entwickelt ("Der Duft der grünen Papaya"). Schüler, die sich als Tribute aus reinem Überlebenswillen (noch weit vor Panem) abschlachten und dies einer Erziehungsmaßnahme der Politik zu verdanken hatten ("Battle Royale"). Vier Ehefrauen, die um die Machtposition in einem Harem buhlen und sich dabei untereinander in den Wahnsinn treiben ("Rote Laterne"), nur damit sie in der Nacht von ihrem Mann besucht werden. Gangsterfilme, die die Welt der Yakuza ("Brother") oder des Auftragsmordes (Branded to Kill - Beruf Mörder") eröffneten und dabei eine Vielfalt an Interpretationsraum ließen. Aber auch Filme, für die der asiatische Kinoraum bekannt ist, wie Monsterfilme habe ich für mich entdeckt. So begleitete ich fischartige Monster in die Kanalisation ("The Host"), durfte miterleben wie es Menschen ergeht, die sich den falschen Film ansehen ("Ring - Das Original") und wie weit eine Mutter bereit ist zu gehen, um die Unschuld ihres geistig beeinträchtigten Sohnes zu wahren ("Mother").
Dann sind da noch Filme, die einen irritiert zurücklassen, weil sie entweder nicht gut sind ("Ring Originals 3 - Sadako 3D") oder die einen aufgrund der Ungewöhnlichkeit der Handlung und filmischen Elemente ("Audition", "Das Meer war ruhig"). Jedoch auch solche Filme, die asiatische Elemente mit amerikanischer Filmkunst verbinden und so zu einer Mischung von ungewöhnlichen Popcornkino werden (z.B. "I Come with the Rain" oder "Snowpiercer", "Tiger & Dragon") waren interessant.
Mir fehlen noch Filme und ich habe auch nicht alle genannt, aber ich freue mich immer, wenn ich einen Film des asiatischen Kinos sehen kann und hoffe, dass mir dann auch Filme wie "Godzilla", "Ikiru - Einmal wirklich leben" oder "Rashomon - Das Lustwäldchen" weitere Überraschungen bescheren.
Eine Empfehlung sind Filme des asiatischen Kinos aufjedenfall und meistens lohnt sich sich das Ansehen :-)