Kurz und knapp: Es fehlt an Superheldinnen. Im Verhältnis zu den zahllosen Superhelden-Filme, die in den letzten zehn, zwanzig Jahre die Leinwand erhellten, fällt deutlich auf, wie wenige Heldinnen dieses Genre ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Fast immer sind die Frauen Figuren in einem von Männern dominierten Spiel – sei es bei den diversen Inkarnationen von Supergirl, sei es bei den diversen X-Men-Filmen. Selbst in Marvel’s The Avengers, immerhin ein Film des hier schon für seine starken Frauenfiguren gepriesenen Joss Whedon, spielt die von Scarlett Johansson gespielte Black Widow nur eine Nebenrolle.
Das mag im einzelnen darin begründet liegen, dass die Comicvorlagen – denn darauf basieren praktisch alle der jüngeren Superheldenfilme – nicht genug entsprechend starken Frauenfiguren liefern; das ist ein Thema, dass in der Comic-Community inzwischen auch heftig diskutiert wird. Oder die Autoren und Regisseure wissen nicht so recht, was sie mit ihren Figuren anfangen sollen, wie in dem in fast jeder Hinsicht missratenen Catwoman von Jean-Christophe ‘Pitof’ Comar und n/a oder dem ziemlich faden Daredevil-Spin-Off Elektra.
Wir brauchen ein Wunder
Warum aber schleichen die Verantwortlichen um Wonder Woman herum wie um ein gefährliches Tier – mal werden die Filmpläne eingestampft, mal der Pilot einer TV-Serie – ist doch ein wenig rätselhaft. Wer fällt einem stattdessen am schnellsten ein? Eine ziemlich unwahrscheinliche und keineswegs unproblematische Retterin: Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) aus Kick-Ass. Auch sie ist eigentlich eine Nebenfigur zum männlichen Titelhelden – aber, so dürfen wir durchaus sagen, die eigentliche Sympathieträgerin und Hauptfigur des ganzen Films. An den jüngsten Trailern für die Fortsetzung können wir erkennen, dass die Produzenten das verstanden haben. Zugleich stellt der Film sie in durchaus problematischer Weise immer wieder in Kontexte, die auf die Objektifizierung des Körpers in der Pornographie rückverweisen – selbst bei den ironischen Brechungen, die das enthält, ist das mindestens schwierig, wenn nicht schmierig.
Den Superheldinnen ist freilich immer schon der Rahmen einer Welt gegeben, die nur noch mehr oder minder mit unserer deckungsgleich ist. Nicht weniger interessant und weitaus zahlreicher – aber relativ neu – sind die Frauen, die im Actionfilm einfach ihren Job machen, die also gewissermaßen aus beruflichen Gründen den bösen (meist) Jungs zeigen, wo der Hammer hängt.
Profis am Abzug
Eine der frühesten „professionals“ im Actionkino war Demi Moore, die sich in Die Akte Jane (im Original anspielungsreicher G.I. Jane) den harten Auswahlprüfungen einer Eliteeinheit des US-Militärs unterwirft und – natürlich – am Ende gegen alle Erwartungen obsiegt und sich sogar daraus befreit, ein Spielball der großen Politik zu sein. Der Film sorgte seinerzeit auch deshalb für Aufregung, weil er Demi Moores durchtrainierten Körper ausstellte und zugleich die Geschlechterverhältnisse für alle seh- und hörbar verschob: „Suck my dick“, brüllt Moores Jordan, gerade massiv körperlich und psychisch gedemütigt einmal ihrem Vorgesetzten entgegen.
Blue Steel (1989) ist ein schönes Beispiel für einen Copfilm mit weiblicher Besetzung – Jamie Lee Curtis, die Scream Queen aus Halloween – Die Nacht des Grauens, ist hier eine Polizistin mit Vaterkomplex. Es ist eine lange Zeit nicht untypische Konstellation, das die Berufswahl im Actionfilm für Frauen mit starken Vaterfiguren verknüpft wird; bei Tomb Raider ist das ebenfalls offensichtlich, und als Cop hat Angelina Jolie das auch in dem weniger actionbetonten Der Knochenjäger weitergespielt, mit Ersatzvater Denzel Washington. Eine ähnliche Mentor-Tochter-Konstellation findet sich natürlich in den Nikita-Filmen wieder (Nikita (1990) und Codename: Nina (1993)), in denen eine junge Drogenabhängige unter Zwang zu einer Geheimagentin und Auftragsmörderin umgeschult wird; die Emanzipation folgt dann erst nach einigen Schusswechseln.