Walkoflife1 - Kommentare

Alle Kommentare von Walkoflife1

  • 7
    Walkoflife1 12.12.2018, 18:56 Geändert 12.12.2018, 19:00

    (Enthält SPOILER und miese Orthografie/Interpunction)
    The House that Jack built

    Das dieser Film zweifelsohne eine bestimmte Wirkung hinterlässt, zeigt dieser Text exemplarisch. Denn einige Tage nach dem Kino, entsteht das hier vor allem aus dem Drang die eigenen Gedanken zu sortieren. Das ist als Prämisse auch nicht unwichtig, verweist es wiederum auch darauf, dass es hier um vage Gedankengänge geht. Besonders da ich wenig Lust habe etwaige Intentionen von Regisseur und Drehbuchautor exakt zu deuten. Nicht nur, weil man meist daneben liegt, sondern auch weil der Künstler sein Werk häufig gelassener sieht, als ein übereifriger Betrachter.

    Es sei kurz angemerkt: Der Film ist visuell genau so wunderbar in Szene gesetzt, wie er auch absolut verstörend ist. Und tatsächlich lässt sich nicht nur die Darstellung so knapp zusammenfassen, sondern etwas überraschend auch die Handlung. Zwar wird man durch die erste Phase Filmes noch von einer erheiternden Welle des schwarzen Humors getragen, worauf eine unerträgliche Phase mit fadem Beigeschmack folgt. Doch am Ende lässt sich das altbekannte „What the hell did i just watch“ leicht beantworten: Ein sich auf mehreren Metaebenen selbstreflektierender Dialog beziehungsweise Monolog über Kunst. Und was diese Kunst angeht muss man im Falle von Lars von Trier sagen: (leicht) autobiographisch.

    Nein, von Trier, hat Niemanden auf dem Gewissen. Seine Filme allerdings haben im Film Metier einen Ruf, der Jacks „Incidents“ gleich kommt. Das wäre noch ein kruder Vergleich, wenn „The House that Jack built“ nicht noch Anspielungen auf vorherige Filme beinhalten würde und Anmerkungen über das NS-Regime, die in Bezug auf seinen Cannes Rauswurf etwas rechtfertigend wirken. Ob der Dialogpartner „Verge“, an Dantes Jenseits Führer angelegt, seine Kritiker verinnerlicht oder er sein eigener Kritiker ist, bleibt offen (oder einfach nur ne fucking Filmfigur). Schließlich darf man Filme auch nicht in eine Deutung quetschen. Die wunderbaren Dialogszenen der beiden darüber wie Kunst sein sollte, könnten dennoch gleichsam eine Abhandlung über den Film selbst sein. Denn dieser ist eine Transgression. Es wird sogar darauf angespielt, dass Kunst immer wieder Tabus in den gesellschaftlichen Diskurs rückt, bis sie wiederum abgehandelt und akzeptiert werden. So weit, so meta.

    Doch die meiste Zeit ist man im Film unvorstellbar grausamen Szenen ausgesetzt und leider hat man zunehmend das Gefühl, dass sich von Trier pudelwohl in seiner Rolle als Provokateur fühlt. Die angesprochene Meta-Ebene setzt ein Bewusstsein voraus, welche die Provokation noch verstärkt. So will man gähnen und ihm nachwerfen: „Siehst du, du weißt selber, du kannst nicht ohne zu schocken!“.
    Der Film versteckt sich hinter seiner Meta-Ebene und die Brutalität versucht nur die Inhaltslosigkeit des gezeigten zu verschleiern. Etwas enttäuschend, weil dem Explizitem mehr Zeit gegönnt wird, als der wunderbaren Höllen-Genese zum Schluss. Ein nahezu andächtiger Bezug zu einem mythischen Kern der Kulturwissenschaft. Doch auch hier bleibt von Trier stur: Jack verpasst Reue zu zeigen, will stattdessen wieder aus der Hölle empor steigen – und stürzt noch tiefer. Könnte heißen: von Trier wird so weitermachen.