Dem Wunderkind David Fincher zum 50. Geburtstag

28.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
David Fincher bei der Arbeit
Sony Pictures
David Fincher bei der Arbeit
In Hollywood zählt er seit Jahren zu den ganz Großen. Nun hat David Fincher seit heute auch ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Zu seinem großen Ehrentag gratulieren wir ihm natürlich ganz herzlich und lassen seine Laufbahn Revue passieren.

Seit zwei Jahrzehnten produziert David Fincher nun schon Filme in Hollywood. Mit Alien³, dem dritten Teil der Reihe um das mörderische Vieh aus dem Weltraum, begann der als Wunderkind bezeichnete Regisseur schon jung seine Kino-Karriere. Danach landete der Amerikaner mit Werken wie Sieben, Fight Club und The Social Network Welterfolge, die beinahe schon den Rang von modernen Klassikern innehaben. Heute feiert David Fincher seinen 50. Geburtstag. Für uns ist das Anlass genug, um einem der einflussreichsten Filmschaffenden der letzten 20 Jahre herzlich zu gratulieren und ganz nebenbei auch seine Laufbahn in Bild und Text zu rekapitulieren. David Finchers Leben als Regisseur fing nämlich nicht erst in Hollywood an. Seine frühen Spielfilme schließen vielmehr direkt an seine vorherigen Arbeiten an, denen wir alleine deshalb schon Beachtung schenken sollten.

Der audiovisuelle Stil von David Fincher
Die abendfüllenden Werke von David Fincher lassen sich getrost als visuell komplex bezeichnen. Zwar sind sie von ihrer Optik her völlig anders geartet als beispielsweise die Filme eines weiteren Alien-Regisseurs, Ridley Scott, aber dennoch auf ihre eigene Art bemerkenswert. Während die Arbeiten des Prometheus – Dunkle Zeichen -Machers in der Regel eher opulent und farbenprächtig ausgestaltet sind, zeichnet sich David Finchers Stil eher durch seine zurückhaltende Beleuchtung und Aufnahmen von unten aus. Wenn wir uns den Lebenslauf des Amerikaners genauer betrachtet, wird auch schnell klar, warum.

David Fincher begann seine Karriere damit, dass er zunächst für die visuellen Effekte in Produktionen seines Nachbarn George Lucas in Werken wie Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Indiana Jones und der Tempel des Todes verantwortlich war. Danach feierte er Erfolge als Regisseur von Werbeclips und Musikvideos. Dabei arbeitete David Fincher Anfang der 1990er Jahre mit etlichen Größen der Branche wie Madonna, Sting und Michael Jackson zusammen. In diesen Kurzfilmen durchbrach er die von unter anderem Ridley Scott etablierte, gängige Videoclip-Optik des vorherigen Jahrzehnts. Diese Ästhetik finden wir auch in seinen frühen Spielfilmen wie Sieben und Fight Club, die mit vielen visuellen Spezialeffekten und schnellen Schnitten aufwarten.

Selbst wenn er mittlerweile etwas von diesem auffälligen Stil zugunsten einer etwas konventionelleren Hollywood-Optik abgekehrt ist, bleibt David Fincher weiterhin ein Meister in punkto Zusammenspiel von Bild- und Tonebene. Es gibt nur wenige Filmemacher, die in dieser Hinsicht mit ihm konkurrieren können. Häufig tendiert er auch dazu, statt der obligatorischen Orchestermusik eher experimentellere elektronische Klänge als Untermalung zu verwenden. Seit einigen Jahren sind Nine Inch Nails-Mastermind Trent Reznor und sein Partner Atticus Ross Wegbegleiter von David Fincher. Für ihre Soundtrack-Arbeit für The Social Network gewannen die beiden amerikanischen Musiker sogar einen Academy Award. Auch für das Remake von Verblendung lieferten sie die passenden Klänge und erhielten dafür eine weitere Oscar-Nominierung.

David Fincher als Erneuerer des Serienkiller-Genres
In der Regel haben wir es in den Filmen von David Fincher mit besessenen männlichen Helden zu tun. Paradebeispiele dafür sind die Ermittler David Mills (Brad Pitt aus Sieben sowie Graysmith (Jake Gyllenhaal) und Paul Avery (Robert Downey Jr.) aus Zodiac – Die Spur des Killers. Alle drei verrennen sich in ihren Bestrebungen, den Serienkiller zu finden, den sie jagen – und gefährden dadurch das ganze Unternehmen. In dieser Hinsicht müssen wir David Fincher als Erneuerer des Genres betrachten. Er hat mit Sieben Filme über Serienkiller durch seine ganz eigene visuelle Art des Erzählens und die Brutalität geradezu revolutioniert. Spätere Vertreter der Gattung wie die Saw -Reihe orientieren sich ganz gezielt an diesen äußerlichen Vorgaben.

Doch in den letzten Jahren hat David Fincher seine eigenen Richtlinien diesbezüglich selbst dekonstruiert. In Zodiac – Die Spur des Killers bekommt der Serienmörder zum ersten Mal in der Geschichte des Genres kein Gesicht. Er wird nicht zu einem charismatischen Feindbild wie dem des von Kevin Spacey gespielten John Doe in Sieben stilisiert. Er bleibt genau das, was sein Spitzname verspricht – ein anonymes Chiffre. Die Suche nach ihm wird dadurch wesentlich fruchtloser als in bekannten Serienkiller-Filmen wie Das Schweigen der Lämmer und verläuft letzten Endes auch im Sande. Ein ähnliches Bild bietet sich in dem amerikanischen Remake von Verblendung von David Fincher. Die Hauptfiguren müssen dort schließlich feststellen, dass sie die ganze Zeit über für nichts und wieder nichts auf der Jagd waren.

Die obsessiven männlichen Helden und schwachen Frauen von David Fincher
Auch die weiteren männlichen Protagonisten des Regisseurs glänzen durch ihre persönlichen Obsessionen. Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg beispielsweise, den David Fincher in The Social Network auf die Leinwand bringt, ist besessen davon, durch seine Internet-Plattform Freunde (und besonders Frauen) für sich zu gewinnen. Dabei geht der Harvard-Nerd sprichwörtlich über Leichen, um seinem Ziel näherzukommen – und sich genau von den Menschen zu entfremden, die ihm eigentlich wichtig waren.

Gleiches gilt für die beiden Hauptfiguren in Fight Club, die ihre Obsession in brutalen Zweikämpfen im Untergrund ausleben. Der Film ist prototypisch für andere Werke von David Fincher. Immer wieder prallen in den Arbeiten des Regisseurs Ordnung und Chaos direkt aufeinander. Mal für Mal gewinnt letzteres dabei die Oberhand, wie in The Game. Hier gerät das eigentlich so schön geregelte Leben von Nicholas Van Orton (Michael Douglas) dank des Geburtstagsgeschenks seines Bruders Conrad (Sean Penn) aus den Fugen und wird zu einem gefährlichen Spiel für den Betroffenen.

Im Gegensatz zu den besessenen männlichen ‘Helden’ von David Fincher erscheinen seine Frauenfiguren beinahe schwach und teilweise unweiblich. Auch wenn es kein typischer Film des Regisseurs ist, sehen wir dies in Alien³ schon rein äußerlich. Hier muss sich Ellen Ripley (Sigourney Weaver) mit Glatze und in Lumpen gegen die außerirdische Bedrohung behaupten. Ebenso wirkt das Mutter-Tochter-Gespann in Panic Room nicht gerade stark. Sie verkriechen sich im Schutzraum ihres Hauses vor den brutalen Einbrechern und überleben nur, weil sich die Kriminellen gegenseitig außer Gefecht setzen. Andere Fincher-Frauen erinnern an Idealbilder, wie Gwyneth Paltrow als Brad Pitts Gattin Tracy Mills oder Cate Blanchett als dessen Freundin Daisy in Der seltsame Fall des Benjamin Button. Diese weiblichen Figuren stehen in einem krassen Gegensatz zu den oftmals körperlich robusten und brutalen männlichen Protagonisten.

Wir gratulieren David Fincher herzlich zu seinem 50. Geburtstag und freuen uns auf das, was wir von ihm in Zukunft noch zu sehen bekommen werden.

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