Edward Furlong der Terminator-Junge

05.06.2009 - 10:29 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Sheesh! Edward Furlong
montage: moviepilot
Sheesh! Edward Furlong
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Mit 11 wurde er durch T2 zum Weltstar, mit 15 hatte er eine Beziehung zu seiner 29jährigen Lehrerin, mit 20 war er drogensüchtig. Heute ist er Familienvater und versucht immer noch, als Schauspieler wieder Fuß zu fassen.

Es hätte der Start zu einer Traumkarriere sein können. Edward Furlong erlebte als 13jähriger, wovon wohl viele Kids heute immer noch träumen. Er wurde von der Straße für einen der wichtigsten und größten Actionfilme der 90er Jahre weggecasted: Terminator 2 – Tag der Abrechnung sollte Maßstäbe setzen.

Der späte Nachfolger des B-Movie-Erfolgs Terminator stand am Anfang der digitalen Revolution und verband genial geradlinigie, packende Actiondramaturgie mit einer relativ smarten Story, nachhaltigen Dialogen und bahnbrechenden Spezialeffekten voller optischer Inspiration. Furlong schaffte es darin überraschend gut, sich als frühadoleszenter John Connor gegen seine Erwachsenen Mitspieler zu behaupten.

Nach dem bombastischen Erfolg des Films galt Furlong als Jungstar, wurde zum Idol für japanische Teenager, nahm schlechte Popmusikalben auf und modelte für Calvin Klein. Auch die Kinokarriere gab Anlass zu schönsten Hoffnungen. Nach T2 folgten diverse Dramen und Genrefilme: Friedhof der Kuscheltiere II, Brainscan, Little Odessa – Eiskalt wie der Tod, American Heart – Die zweite Chance, Die Grasharfe, Davor und danach – und wenn auch nicht alle davon Erfolge waren, bestand Konsens, dass dieser Knabe Talent hatte. Für ihn sprach sein anämisch-zerbrechliches Aussehen, gepaart mit rauen Sprüchen und einem verschlossenen, skeptischen Blick aus Augen, die ihn viel abgeklärter und erwachsener wirken ließen, als er es tatsächlich war. Furlong war der Poster-Boy aller Troubled Teens, der Sensibilität und Düsternis perfekt verband.

Dass er in diesen Rollen überzeugte, könnte allerdings auch in seinem realen Leben begründet liegen, denn Eddies eigene Kindheit war mindestens so turbulent, wie die seiner Filmfiguren. Seine Mutter hatte ihn früh zu Verwandten abgeschoben, bei denen er auch lebte, als er für T2 entdeckt wurde. Noch während des Drehs entbrannte heftige Sorgerechtsstreits zwischen seiner Mutter, deren Schwester und ihrem Mann. Beide Seiten warfen sich vor, nur des Geldes wegen an Edward interessiert zu sein.

Kein Wunder, dass der Junge die Flucht ergriff und sich Hals über Kopf in eine Affäre mit seiner fast doppelt so alten Set-Lehrerin Jacqueline Louise Domac stürzte, die später auch seine Managerin wurde. Gegen den Rat aller zog Edward mit der Frau zusammen. Die Beziehung hielt fünf Jahre und ging im Streit auseinander, Domac verklagte Furlong schliesslich noch, weil er ihr angeblich noch Prozente seiner Filmgagen schuldete.

Auf der Leinwand schaffte es Edward dennoch, weiterhin zu punkten. Zwar bleiben die Blockbuster aus, aber in Streifen wie John WatersPecker konnte er erstmals komödiantisches Talent beweisen und im vielbeachteten Neonazi-Drama American History X überzeugte er als Edward Norton jüngerer Bruder.

Doch während er mit Detroit Rock City in einem überdurchschnittlichen Teeniefilm zu sehen war und im Geheimtipp Animal Factory – Rache eines Verurteilten in einem Knastdrama neben Willem Dafoe überzeugte, liefen die Dinge privat immer weiter aus dem Ruder. In klassischer Kinderstarmanier stürzte Furlong richtig ab: Drogen, Alkohol, Verhaftungen. Als Terminator 3 – Rebellion der Maschinen 2001 in Produktion ging, galt er als zu riskant, um ihn nochmal als John Connor in einem Sommerblockbuster zu besetzen. Die Rolle, die ihn bekannt gemacht hatte, wurde nun von jemand anderem gespielt: Nick Stahl mimte Connor, schaffte es aber wie auch der Rest des Streifens nicht, an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen.

Furlong brauchte lange, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, in Interviews sprach er über den Entzug als schwerste Herausforderung seines Lebens. Privat scheint er mittlerweile etwas zur Ruhe gekommen zu sein. Nach diversen Affären, u.a. mit Paris Hilton, ist er seit 2006 mit der Schauspielerin Rachael Bella verheiratet und Vater eines Sohnes.

Filmisch kämpft er immer noch. Mit gruselig schlechten C-Filmen wie Three Blind Mice – Mord im Netz, dem Big-Brother-Slasher Cruel World oder dem jüngst in den Sand gesetzten Blood Movie – Tod vor laufender Kamera wird es ihm schwerfallen, sich neue Fans zu erobern. Zumal aus dem nachdenklichen Smart-Ass-Kid von einst mittlerweile ein etwas teigig aus der Wäsche blinzelnder Frühdreissiger geworden ist, dem die fehlende Motivation für einige seiner Filme durchaus anzusehen ist. Was ihn nicht hindert weiterzumachen: Ein Blick in die kommenden Projekte verrät viele weitere C-Film-Slasher und Horrorheuler, von Regisseuren, die sichtlich nicht die künstlerische Motivation antreibt.
Einer der wenigen erwähnenswerten Streifen war Wicked Prayer, das dritte Sequel der The Crow-Reihe, der zumindest als Genre-Streifen gut funktionierte.

Vielleicht betrachtet Eddie die Schauspielerei mittlerweile tatsächlich als Job, der ihn und seine Familie in erster Linie ernährt. Kein Wunder, dass auch die neueste Terminator-Fortsetzung Terminator: Die Erlösung ohne ihn auskommt. Zwar ist auch sein filmisches Alter Ego John Connor ziemlich heruntergekommen, aber Hollywood vertraute die Rolle dann doch lieber dem derzeit angesagten Christian Bale an – spannend auch deswegen, weil Bale ebenfalls als Kinderstar in Spielbergs Das Reich der Sonne seine Karriere startete. Im Gegensatz zu Furlong hat er es allerdings geschafft, sich als ernsthafter Schauspieler zu etablieren.

Ob Edward es noch schaffen wird, sich aus der Direct-to-Video-Ecke zu befreien, bleibt abzuwarten. Aber mit Anfang dreissig hat er noch Zeit für einige Comebackversuche.

Zu wünschen wäre es ihm und noch ist nicht aller Tage “Hasta la vista…”

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