Wir schauen The Walking Dead - Staffel 5, Folge 16

31.03.2015 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Steht auf Ricks Seite: Abraham (Michael Cudlitz)AMC
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Mit Conquer findet die fünfte Staffel von The Walking Dead nach sechzehn Episoden ihr Ende. Die Lage in Alexandria ist spätestens seit Ricks Ausraster letzte Woche mehr als angespannt. Doch wird die Situation in der vermeintlichen Safe Zone auch eskalieren?

"That's the closest thing to movies now. I miss the movies.", sagt der Fremde, kurz nachdem er Morgan (Lennie James) beim gemütlichen Lagerfeuer überrascht hat. Gemeint sind damit die kurzen Gespräche mit anderen Menschen respektive Überlebenden. Von diesen gibt es heutzutage nicht mehr so viele. Nur einmal alle zwei Wochen läuft er jemanden über den Weg, erläutert der Fremde weiter, woraufhin Morgan ganz gelassen und kontrolliert "That's a lot." antwortet. Dann kommt der Störenfried auch gleich zu Sache. Er will nicht nur Morgans Habe, sondern sinnt ebenso nach seinem Leben.

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Keine zwei Minuten später liegt er jedoch blutend am Boden, ebenso wie sein Kollege, der hinterhältig aus dem Gebüsch gesprungen kam. Bloß mit einem Stock hat Morgan die zwei Widersacher niedergestreckt. Was bleibt, ist eine düstere Anekdote aus der Zombie-Apokalypse und ein unheilvoller Teaser auf der Bevorstehende, denn ein eingeritztes W zierte die Stirn beider Fremdlinge.

Because all life is precious, Daryl.

So eindringlich dieses Opening ist, im Anschluss beschäftigt sich Conquer, die sechzehnte Episode der fünften Staffel von The Walking Dead, erst einmal damit, die zuletzt geschehenen Ereignisse zu rekapitulieren und zweckmäßig einzuordnen. Ricks (Andrew Lincoln) Ausraster hat die vermeintliche Harmonie in Alexandria gewaltig erschüttert. Als der ehemalige Sheriff erwacht, fängt er dagegen nur das Lachen an - als hätte er sich nach einer durchzechten Nacht daran erinnert, was er und seine Jungs am vergangenen Abend für Mist angestellt haben. Michonne (Danai Jekesai Gurira) findet das jedoch überhaupt nicht witzig. Gleichzeitig traut sich Scott M. Gimple, der das Drehbuch dieses überlangen Staffelfinales verantwortet, das Verhältnis zwischen den beiden nicht nachhaltig zu verändern. Ganz im Gegenteil: Nachdem Rick Michonne die Wahrheit erzählt, was durchaus eine selbstbewusste Entscheidung ist, offenbart diese ihre unveränderte Loyalität: "I don't need my sword. I think you can find a way. We can find a way. And if we don't... I'm still with you." Das Gleichgewicht und die Vernunft, mit der sich sowohl Rick als auch Michonne in solchen Momenten begegnen, erstaunt immer wieder aufgrund des gegenseitigen Respekts, den die Figuren voreinander haben.

Auch Carol (Melissa Suzanne McBride) bestätigt Ricks Handeln ("It's good what happened last night. We have more cover now."), obgleich dieser vehement protestiert und versucht, seine gute Seite wiederherzustellen. Doch selbst in diesem Punkt scheint Carol gegen die Kurskorrektur des Drehbuchs zu steuern: "You said you don't want to take this place. And you don't want to lie? Oh, sunshine, you don't get both." Vermutlich gibt es im gesamten Ensemble derzeit keine Figur, die dermaßen angeödet ist, von der überschwänglichen Doppelmoral, die sämtliche Einwohner in Alexandria an den Tag legen. Mitunter scheint es so, dass sie im entscheidenden Augenblick die Person wäre, die Rick von der Klippe schubsen würde, wenn er sich nicht traut, zu springen. Der Rückhalt in der "Family" ist folglich immer noch vorhanden, wahrscheinlich sogar stärker denn je. Rick bleibt einer von den Guten - vielleicht auch, weil Carol in puncto Überlebensinstinkt und Gewissen mittlerweile zur weitaus skrupelloseren Instanz geworden ist.

In der Zwischenzeit hat es Sasha (Sonequa Martin-Green) in den Wald verschlagen. Außerhalb der Mauer sammelt sie Beißer-Kadaver ein, um sie in einer großen Grube zu verbuddeln. Kurz bevor das Tagwerk erledigt ist, legt sie sich mitten auf den Haufen vor sich hin modernder Körper, schließt die Augen und fühlt sich geborgen. Die Poesie der Zombie-Apokalypse: Nur in der Wildnis kann sie entspannt ein- und ausatmen. Nur in der Wildnis findet sie ihren Frieden - genauso wie Daryl (Norman Reedus), der sich mit Aaron (Ross Marquand) auf der Suche nach Überlebenden befindet. Durch die Verstrickung ärgerlicher Ereignisse geraten die beiden in eine Falle und befinden sich kurze Zeit später in einem von hungrigen Zombies umringten Auto wieder; eine aussichtslose Lage. Sterben? Opfern? Kämpfen? Gerade rechtzeitig meldet sich bei der Qual der Wahl ein vertrautes Gesicht vom Anfang zurück: Morgan erweist sich sprichwörtlich als Befreiungsschlag und hilft den Todgeweihten zu entkommen. Warum? "Because all life is precious, Daryl."

Diese Lektion hat Nicholas (Michael Traynor) offensichtlich noch nicht kapiert. Zuerst schießt er auf Glenn (Steven Yeun), dann überlässt er ihn dem Appetit eines Untoten und ergreift die Flucht. Als Glenn später die Möglichkeit hat, jenen Feigling aus der Welt zu schaffen, tut er dies trotz vorheriger Unstimmigkeiten nicht. Ein optimistischer Ausgang eines der vielen Subplots, die zuletzt das Geschehen in der fünften Staffel bestimmten. Darüber hinaus ist Conquer ebenfalls damit beschäftigt, angerissene Handlungsstränge zu Ende zu bringen, wenngleich sich die willkürlichen Brotkrumen hinsichtlich der Wolves-Gefahr etwas ungelenk in die sonst so angenehm geerdete Episode eingliedern. Nichtsdestotrotz leitet Rosita (Christian Serratos) geschickt ein versöhnliches Gespräch zwischen Abraham (Michael Cudlitz) und Eugene (Josh McDermitt) in die Wege, Gabriel (Seth Gilliam) wird erneut mit seiner überdimensionalen Angst (und Sasha) konfrontiert und Tara (Alanna Masterson) erwacht rechtzeitig vor dem großen Paukenschlag aus dem Schlaf der Gerechten.

Der finale Paukenschlag erfolgt dabei gar nicht allzu laut, sondern berührt viel mehr durch seinen präzisen Aufprall. Deanna (Tovah Feldshuh) will im Rahmen einer Versammlung über das Schicksal von Rick entscheiden. Kaum haben sich Abraham, Carol und Maggie für ihren Freund ausgesprochen, taucht dieser selbst auf und argumentiert mittels der Leiche eines Beißers, den er vor die Füße der versammelten Mannschaft schmeißt. Die Aussage ist überdeutlich: Da draußen lauern sowohl Tote als auch Lebendige. Und beide wollen sie in die Safe Zone. Wenn Deanna und ihr Leute jedoch so weitermachen wie bisher, wird es nicht mehr lange dauern und die Mauern von Alexandria fallen wie die von Woodbury und dem Gefängnis. Rick zieht die anwesenden Bewohner im Handumdrehen auf seine Seite - alle, bis auf Pete (Corey Brill). Jessies (Alexandra Breckenridge) aufgebrachter Ehemann vertritt die - unterdessen unpopuläre - Meinung, dass Rick nicht an diesen Ort gehört. Als Reg (Steve Coulter) einen weiteren Kampf verhindern will, wird er selbst zum Opfer und zahlt den blutigen Preis.

Auf diesen Moment hat die gesamte Episode hingearbeitet. Wie schon in Four Walls and a Roof kündigt sich ab der ersten Minute das Böse an. Einmal in Form der Wolves. Ein anderes Mal in Form der bedrohlichen John Carpenter-Anleihen im Soundtrack von Bear McCreary. Ein Pochen, das immer lauter wird. Bei Greg Nicotero, der als Regisseur des Staffelfinales fungierte, kulminiert diese Anspannung in einem Knall, in einem Schuss. Rick richtet Pete vor allen anderen hin. Obgleich er sogar Deannas Segen hat ("Do it."), ist das daraus resultierende Gefühl alles anderes als befriedigend, denn genau in diesem Augenblick treffen Daryl und Aaron in Begleitung von Morgan ein. Und auf einmal ist da eine unfassbare Leere, ein unüberwindbarer Graben. Morgan blickt direkt in Ricks Augen - allerdings ohne den Rick Grimes zu erkennen, den die Welt braucht. Ein Schlussakkord, der alles andere als laut daherkommt, sondern leise und unangenehm. "Wolves transformed into men."


Was bisher geschah:

Staffel 5, Folge 1: No Sanctuary
Staffel 5, Folge 2: Strangers
Staffel 5, Folge 3: Four Walls and a Roof
Staffel 5, Folge 4: Slabtown
Staffel 5, Folge 5: Self Help
Staffel 5, Folge 6: Consumed
Staffel 5, Folge 7: Crossed
Staffel 5, Folge 8: Coda
Staffel 5, Folge 9: What Happened and What's Going to Happen
Staffel 5, Folge 10: Them
Staffel 5, Folge 11: The Distance
Staffel 5, Folge 12: Remember
Staffel 5, Folge 13: Forget
Staffel 5, Folge 14: Spend
Staffel 5, Folge 15: Try

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