Hellbilly - Kommentare

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    Hellbilly 01.08.2017, 23:23 Geändert 01.08.2017, 23:27
    über Dunkirk

    Mir gefällt der Film. Der Score ist zwar etwas arg dramatisch und hyperpräsent, aber insgesamt ist das schon stimmig. Es fällt aber schwer, ihn einer Kategorie zuzuordnen (wenn man etwas tiefer gehen will als das sehr allgemeine "Kriegsfilm"). Er hat Action, aber nicht zu viel. Er hat ein bisschen Antikriegsthematik, aber auch dezent. Er hat Drama, ohne zu übertreiben. Er hat Pathos, ohne anzukotzen. Bloß Humor hat er nicht, braucht er aber ganz sicher auch nicht. Für mich ein eher ungewöhnlicher Ansatz für einen Kriegsfilm, aber gerade das macht wohl auch den Reiz aus.

    Sehr überrascht war ich aber, dass sich Nolan entscheidet, die Geschichte dermaßen stark an Einzelschicksalen aufzuhängen und auf Erklärungen des größeren Zusammenhangs weitgehend verzichtet. Weiß man nicht schon vor dem Schauen etwas über Dünkirchen Bescheid, könnte es wohl schlimmstenfalls passieren, dass man gar nicht alles sofort versteht.

    Erstaunlich finde ich die Erzählweise anhand der verwobenen Einzelschicksale aber vor allem, da Dünkirchen für den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit ja in erster Linie als kollektives Ereignis Bedeutung hat. Engländer machen sich gemeinsam auf, ihre Jungs zu retten. Ein paar hunderttausend Mann schaffen es, den Nazis noch zu entkommen. Da haben die Einzelschicksale kein Gewicht, da geht es um den gemeinsamen Kraftakt. Dünkirchen hat die Engländer auf den Krieg eingeschworen. Die Churchill-Rede, die am Ende des Films noch (unweigerlich) zitiert wird, kann als eine der wichtigsten Reden im ganzen Krieg gelten. Dünkirchen und die direkten Folgen waren wohl der entscheidende Moment, in dem England für den Widerstand gegen Nazi-Deutschland zusammengeschweißt wurde. Das fehlt im Film quasi komplett.

    Ich bin aber unsicher, ob das schlecht für den Film ist. Würde man den Kollektiv-Aspekt stärken in den Vordergrund rücken, würde man wohl auch schnell Gefahr laufen, einen typisch amerikanischen, mit Pathos überfrachteten "Wir gegen alle" und "Wir schaffen das sowieso"-Film zu machen. Diese Gefahr hat Nolan gebannt. Vielleicht wollte er ja auch den Fokus wegrücken von der Kollektiv-Erfahrung und hin auf die Einzelschicksale. Auch das wäre ihm ganz gut gelungen, wenn es sicherlich auch Filme gibt, die Verzweiflung, Angst und Leid noch besser zum Ausdruck bringen.

    Wie auch immer - insgesamt ein sehr interessanter Film, der eine bekannte Thematik aus neuen Blickwinkeln betrachtet. Die Art und Weise, wie Nolan die verschiedenen Zeitstränge zusammenführt, ist ohne Frage auch einen Blick wert. Und die Soundeffekte sind zum Teil wirklich bombastisch.

    • 3

      Ein Film ohne Handlung - auch mal schön. Naja... eigentlich nicht...

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      • 8 .5

        Dieser Film ist eigentlich genau das, was man derzeit von einem Tarantino erwarten kann. Gute, zum Teil verrückte Dialoge, skurrile Charaktere, technisch anspruchsvolle Umsetzung und viel, viel Kunstblut. Dass der Film mit FSK 16 freigegeben wurde, verwundert in ein paar Szenen schon. Aber das war bei Django letztlich ja auch so. The Hateful 8 weist auch einige andere Parallelen zu Tarantino Nr. 7 auf. Natürlich das Western-Setting. Die Kopfgeldjäger als Hauptpersonen. Die plötzliche Gewalteskalation. Und nicht zuletzt auch wieder die erfrischende Umsetzung der Themen Rassismus und Sklaverei bzw. Sklavenemanzipation (auch hier wieder der schwarze Freigelassene als einer der wichtigsten Charaktere). Die damit verbundenen tiefen sozialen Konflikte werden in einigen Szenen gekonnt herauspräpariert. Sei es das Herren-Sklaven-Verhältnis von Stephen und Candie in Django. Sei es der häufig beiläufig mitschwingende alltägliche Rassismus in The Hateful 8. Das nimmt nie Überhand und verdeckt vor allem nie die richtige Handlung, aber gibt in einigen Szenen wunderbare Einblicke in die damalige Zeit. Hier bekommen die Filme ab und an Substanz, die ich Tarantino so gar nicht zugetraut hätte. Aber letztlich überwiegt natürlich in beiden Filmen der Spaß, ja eigentlich der Wahnsinn. Und das völlig zurecht. Tarantino hat mit diesen Neo-Western ein Genre gefunden, in dem er (mal wieder) wirklich zu Höchstform aufläuft. Django und The Hateful 8 sind einfach zwei äußerst unterhaltsame Filme. Punkt. Und der Spaß liegt oftmals nicht zuletzt darin, wie Tarantino Kleinigkeiten aufbereitet. Das Zunageln der Tür, das Bärenfell nach dem Schneesturm, das Abrahaaaam Lincoln. Es sind mal wieder auch die Randnotizen, die einen verrückten Tarantino-Film von anderen verrückten Filmen abheben.
        Ich empfand die Kammerspiel-Atmosphäre als sehr gelungen. Irgendjemand vor mir hat einen Quervergleich zum Theater gezogen. Den kann man in bestimmten Szenen absolut unterstreichen. Die Reduzierung auf ein minimalistisches, aber zugleich sehr stimmiges Setting rückt die Schauspieler natürlich sehr stark in den Fokus. Mit schlechten Darstellern wird dann auch schnell mal ein eigentlich guter Film ruiniert. Nicht so hier. Der gesamte Cast spielt quasi um sein Leben. Jackson, Goggins und vor allem Leigh mit absoluten Topleistungen. Die heben sich vom restlichen Cast – der auch überzeugt – nochmal ein gutes Stück ab. Hut ab. Und sie retten auch viel. Denn eigentlich ist der Film zu lang geraten. Natürlich ist die Geschichte interessant und hat ein paar nette Wendungen. Natürlich sind die Dialoge gut geschrieben. Und natürlich animiert der Film schon rein optisch zum Sitzenbleiben. Aber es sind dennoch fast 3 Stunden. Und die werden vor allem wegen der brillanten Schauspieler nicht zu einem harten Kampf. Denn die Möglichkeit, wie bei Django durch viele Szenenwechsel Kurzweil reinzubringen, bietet Minnies Miederwarenladen natürlich nicht. Das ist bei dieser Länge eine Gratwanderung, die Tarantino mit reichlich Unterstützung grade noch so meistern konnte.
        Ein anderes Problem, das mich bei Django sehr gestört hat, konnte Tarantino diesmal auch umgehen. Der Schlussteil des Films, in dem dann – platt gesagt – die Action richtig abgeht, ist diesmal nicht ein dermaßen krasser Bruch mit dem Vorangegangenen. Das dargestellte Gewaltpotential entwickelt sich schon über den ganzen Film, der finale Ausbruch ist deutlich harmonischer mit dem Rest verbunden als bei Django. Man ist geneigt zu sagen, der Regisseur hat aus vorangegangenen Fehlern gelernt. Wie wahrscheinlich das bei Tarantino ist, wage ich nicht zu beurteilen.
        Kurz gesagt: Wer es skurril mag, nichts gegen ein Bisschen Gewalt einzuwenden hat und über ausreichend Sitzfleisch verfügt, sollte sich diesen Film anschauen. Tarantino erfindet sich nicht neu – ganz im Gegenteil. Aber die Qualität, die man aus seinen anderen Filmen kennt, bringt er auch diesmal gekonnt auf die Leinwand. Wer Tarantino bislang nicht mochte, wird ihn auch nach diesem Film nicht mögen. Wer Tarantino mag, wird diesen Film zumindest nicht hassen, auch wenn er keinen neuen Superlativ im Schaffen unseres verrückten Genies darstellt.

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        • 8

          Das nenne ich mal Kameraarbeit auf absolutem Premium-Level. Bilder zum Niederknien. Jeder Dreckklumpen macht Spaß. Und die bislang vielleicht am besten animierte Tierszene gibts gleich noch obendrauf. Das ist der erste Film, bei dem es sich lohnen würde, im Kino neben jemandem zu sitzen, der stinkt wie ein Bär. Dann wäre diese Szene wohl wirklich so nah an der Realität, wie derzeit auf der Leinwand nur irgend möglich. Auch DiCaprio macht einen Bombenjob. Definitiv oscarreif! (Hardy eigentlich auch) Selten hat jemand ausdrucksstärker gestöhnt - 2,5 Stunden lang...
          Die bräuchte der Film aber gar nicht. 2 Stunden hätten völlig gereicht. Man wird zwar förmlich in diese eisig kalte, abweisende Landschaft hineingezogen, manche Länge lässt sich aber dennoch nicht vermeiden. Und das schlägt etwas aufs Gemüt.
          Auch die Story kann nicht zu 100 Prozent überzeugen. Zum einen ist das im Großen und Ganzen sehr vorhersehbar. Zum anderen sind einige Szenen einfach zu weit auf die Spitze getrieben, etwas zu stark konstruiert und vom Realismus, den ich mir stark erhofft hatte, kommt der Film ab und an ein bisschen ab. Es hält sich aber alles noch in Grenzen. Schlecht ist der Film ganz sicher nicht, es sind nur die Nuancen, die einen sehr guten von einem absoluten Top-Film unterscheiden.

          Optisch ist das ein Meisterwerk, das sich vor keinem anderen Film verstecken muss. Die Schauspielleistungen sind ebenfalls auf einem ganz hohen Level. Und verglichen mit vielen, vielen anderen Filmen ist auch die Story und ihre Umsetzung bis auf kleine Schwächen sehr gelungen. Man sollte nur nicht zu viele überraschende Wendungen erwarten. Wers gerne dreckig und menschenfeindlich mag, wer gerne mit dem Protagonisten mitleidet oder wer einfach nur Freude an fantastischen Bildern hat, kann hier wenig falsch machen. Wer auf die schnelle Actionnummer aus ist, soll sich bitte in den nächsten 08/15-3D-Film setzen.

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          • 1

            Ich frage mich, wie jemand, der das Buch nicht gelesen hat, diesen Film verstehen soll. Trotz zwei Stunden Spieldauern wird hier dermaßen schnell durch die Geschichte gehetzt und von Szene zu Szene gesprungen, dass der Film wie ein Trailer für einen noch viel längeren Film wirkt. Ich weiß nicht, wie man als Regisseur auf diese Idee kommen kann. Aber es kommt kein bisschen Spielfluss auf, wie man beim Fußball sagen würde. Eine Szene wird hinter die andere gepresst, den Aufbau von wirklich erkennbaren Zusammenhängen hat man sich vorsichtshalber geschenkt. Figuren werden in einer Schnelligkeit eingeführt, dass selbst der aufmerksamste Zuschauer kaum verstehen kann, welche Rolle diese in der Geschichte übernehmen sollen. Wer das Buch kennt, kann dem ganz gut folgen, auch wenn die Vorlage zu oft zu frei interpretiert wird. Aber ich denke nicht, dass es überhaupt Sinn macht, sich den Film anzuschauen, wenn man diese Wissensgrundlage nicht hat. Und selbst wenn man das Buch gelesen hat, sollte man besser die Finger von diesem Film lassen. Denn all die Aspekte, die das Buch letztlich ausmachen – die Suche nach dem Selbst bzw. Ich, das Streben nach Wissen und Erkenntnis, das Aufbegehren gegen verkrustete gesellschaftliche Normen – hat man im Film vielfach großzügig übergangen. Ich wüsste auch gar nicht, wie man das bei dieser sprunghaften Darstellungsweise auf die Leinwand bringen sollte. Stattdessen beschränkt man sich fast ausschließlich auf das, was im Buch eigentlich nur das Grundgerüst darstellt, an dem sich die eigentliche Geschichte entlanghangelt: auf Gewalt und die Mordermittlung. Leider wird in manchen Szenen doch versucht, die tiefgründigere Handlung des Buches umzusetzen. Und man wünscht sich, sie hätten es gelassen. Ein verzweifelter Versuch, die Vielschichtigkeit der Vorlage nicht völlig in den Wind zu schlagen. Das Buch hat seine Längen und sicherlich auch die ein oder andere Schwäche. Aber das ist nichts verglichen mit diesem Film. Hier irgendeine Stärke zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Schauspieler sind es ganz sicher nicht – wie ein Laientheater, nur in schlecht. Getoppt wird das Ensemble allerdings von den Dialogen. Lieblos hingerotzt, völlig unglaubwürdig, quasi improvisiert. Letztlich ist wohl die durchaus gelungene Ausstattung das größte Plus dieser Zeitverschwendung.
            Isenhart ist wieder mal ein Fall, bei dem man sich fragt, warum sich einige doch bekannte Gesichter der deutschen Fernsehlandschaft für so einen Film hergeben. Und vor allem ist es wieder ein Fall, der eindrucksvoll zeigt, dass eine gute Buchverfilmung wohl wirklich die Königsdisziplin eines jeden Filmemachers ist. Hier bekommt man Eindruck, dass niemand jemals das Buch gelesen hat. Kein schmeichelhaftes Fazit.

            • 6 .5
              über Drive

              Man wird das Gefühl nicht los, dass in Drive viele, viele Elemente zusammengemixt wurden, die vorher penibelst aus vermeintlichen Kultfilmen der letzten Jahrzehnte zusammengesucht wurden. Winding Refns eigene Hommage an die Höhepunkte des filmischen Schaffens vergangener Jahre oder plumper Versuch, mit aufgewärmter Mikrowellenkost richtig Kasse zu machen? Wie auch immer – der Film wird viele Fans finden. Mich konnte er aber nicht wirklich überzeugen.
              Natürlich muss man zugeben, dass Drive handwerklich gut gemacht ist, atmosphärisch ein rundes Gesamtbild erzeugt und auch durchaus interessant daherkommt. Die paar Fixpunkte, an denen sich ein „ganz guter“ Film aus der grauen Masse der viel zu vielen „ganz guten“ Filme hervorheben könnte, kann Winding Refn aber für meinen Geschmack nicht setzen. Es fehlt an Tempo, dafür sprudelt das Blut etwas zu fröhlich vor sich hin. Die zu häufig eingefügten Arthouse-Einlagen tun ihr Übriges, den Film immer wieder abzubremsen. Solche Probleme könnte man mit ansprechenden, vielleicht auch innovativen Dialogen überbrücken. Leider wirken diese in Drive – wenn es überhaupt mal welche gibt – oftmals gekünstelt und entwickeln kein Alleinstellungsmerkmal. Ebenso die Charaktere – viel zu viel wird im Dunkeln gelassen. Das ist an sich kein schlechtes Stilmittel. Wenn es aber dazu führt, zentrale Punkte der erzählten Geschichte abstrus und nicht nachvollziehbar zu machen, hätten noch ein paar Sätze mehr ins Drehbuch gehört. Vielleicht gäbe es dann auch nicht diesen zu abrupten Bruch zwischen erster und zweiter Filmhälfte. Teilweise könnte man meinen, es wurden zwei eigenständige Filmprojekte zu einem zusammengefasst. Vielleicht etwas zu ambitioniert für mein ohnehin nicht sehr stark ausgeprägtes künstlerisches Empfinden. Zu alledem kommt dann noch ein in meinen Augen bzw. Ohren richtig schlechter Soundtrack – aber das ist natürlich Geschmackssache. Sofern bestimmte Szenen mit entsprechender musikalischer Untermalung hervorgehoben werden sollen, spiegelt die gewählte Musik die Intention hinter der Szene eigentlich immer sehr gut wider. Leider wurde durchweg Musik gewählt, die man (also ich) sich einfach nicht anhören kann. Das macht beim Anschauen natürlich viel kaputt.
              Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass Drive ein Film ist, über den man sich erst ein Bild machen kann, wenn man ihn selbst gesehen hat. Bei vielen anderen Filmen reichen oftmals schon eine Inhaltsangabe und ein paar MP-Bewertungen, um ungefähr einschätzen zu können, was einen erwartet. Bei diesem Film wohl kaum. Insofern hat Winding Refn wohl doch etwas geschaffen, das sich vom blassen Einerlei abhebt. Leider mit filmischen Mitteln, die mir oftmals nur bedingt zusagen.

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              • 10

                Die Brillanz in der Belanglosigkeit.
                Rein objektiv betrachtet ist „Der blutige Pfad Gottes“ eigentlich keine Erwähnung wert. Gewaltverherrlichung, zigfach gesehene Selbstjustizthematik, unausgereifte Erzählstruktur, mangelhafte Charakterzeichnung, nicht einmal ein durchgehend prägender Soundtrack. Aber dieser Film wurde auch keinesfalls gemacht, um objektiv oder als Ganzes betrachtet zu werden. Szene an Szene reihen sich hier eigene Kleinstgeschichten, die geradezu nach subjektiven Konsumenten schreien und letztlich nur lose unter dem Deckel „Boondock Saints“ zusammengefügt wurden. Das ergibt auf den ersten und zweiten Blick einen ganz normalen, fast schlampig abgedrehten und für viele wohl nicht sonderlich ansprechenden Film. Beim dritten und vierten Blick wird dann aber schön langsam klar, dass jede dieser Kleinstgeschichten in sich selbst wirklich fantastisch inszeniert wurde und einen ganz eigenen Reiz entwickelt. Von fast krankhaft abgedreht bis blutrünstig, von überbordend klamaukig bis hinterrücks tiefgründig ist alles dabei. Und darin liegt vermutlich auch die Faszination, die dieser Film auf viele ausübt. Die unheimliche Motivvielfalt, die es auf fast groteske Weise schafft, gleichzeitig zum Loslachen und Nachdenken anzureizen, eröffnet bei jeder weiteren Sichtung wieder völlig neue Blickwinkel auf das Geschehen.
                „Der blutige Pfad Gottes“ ist in meinen Augen nicht als abgeschlossener Film angelegt. Vielmehr hat man immer das Gefühl, eine unvollendete Studie vor sich zu haben. Nichts wirkt wirklich fertig und zu Ende gedacht. Die Sprünge zwischen den einzelnen Szenen sind zum Teil sehr rabiat inszeniert – nicht zuletzt durch die gewählte Kamera- und Schnitttechnik. Gleichzeitig greift aber alles fast schlafwandlerisch ineinander. Der Zuschauer betritt in den ersten Minuten ein filmisches Reisebüro und kann selbst völlig frei entscheiden, in welche Richtung die Reise gehen soll. Und wenn einem der Trip nicht gefällt, kann man während des Films auch problemlos umbuchen und neu einchecken. Wenn man bereit ist, sich etwas in der angebotenen Vielfalt treiben zu lassen, wird man früher oder später den richtigen Kurs zum Filmvergnügen einschlagen. Man sollte seinen kleinen Kurzurlaub nur nicht mit allzu festgefahrenen Erwartungen und Vorstellungen beginnen, dann ist Filmgenuss garantiert. Wer allerdings eher auf den großen, glatt geleckten Kinoblockbuster nach Schema F steht, sollte sich vor Reiseantritt ernsthaft Gedanken machen, ob er nicht lieber beim gewohnten Cluburlaub bleibt. Der blutige Pfad ins Paradies für Freunde des etwas spezielleren Films könnte dann doch die falsche Reiseplanung sein.

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                • 5 .5

                  Der Film lässt mich dann doch etwas zwiegespalten zurück. Die Idee an sich – Nazis auf der dunklen Seite des Mondes – finde ich klasse. Die birgt in meinen Augen auch sehr viel Potential, da man vor diesem Hintergrund einfach eine Unmenge an Blödsinnigkeiten ausleben könnte. Und in der ersten Hälfte geht Iron Sky auch eindeutig in diese Richtung. Die Optik ist sehr gelungen, der Filmeinstieg weckt sofort Interesse und auch der Soundtrack tut sein Übriges. Man will weiterschauen, wenn man mal ein paar Minuten gesehen hat.

                  Ganz wichtig bei so einer Produktion ist natürlich der Witz. Und der funktioniert in der ersten Hälfte des Films ganz vorzüglich. Nicht zu dicht gesät, immer sehr pointiert und gerne auch schwarz angehaucht (oder mehr). Ohne ein überladenes Gagfeuerwerk abzubrennen, zünden hier in schöner Regelmäßigkeit gut getroffene Späßeleien, die die Atmosphäre in genau der richtigen Art und Weise auflockern.

                  Noch besser haben mir die vielen versteckten Anspielungen gefallen, die dem Film viel Charme geben. Ich mag es, wenn dem Zuschauer nicht jedes Detail auf die Netzhaut geschweißt bzw. in die Ohrmuschel implantiert wird. Man sollte ruhig auch etwas selbst auf Entdeckungsreise gehen können und diese Möglichkeit bietet Iron Sky immer wieder. Man merkt, dass hier zum Teil sehr viel Herzblut investiert wurde, um die Idee hinter dem Film mit leben zu füllen und dem Nazi-Mond-Rahmen gut abzustecken.

                  Leider geht es mit dem Film in der zweiten Hälfte – sobald dieser Rahmen ausreichend abgesteckt ist – zunehmend bergab. Statt konsequent weiter einen möglichst eigenen Weg zu beschreiten, haben die Macher auf ein vielfach gesehenes Erderoberungsschema zurückgegriffen, das einfach sehr ausgelutscht daherkommt. Es wurde zwar versucht, gezielt Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen – vor allem diesen wahnwitziges UN-Sicherheitsrat – um den Film trotz bekannter Thematik weiter interessant zu halten, das gelingt aber mit zunehmender Spieldauer immer weniger. Es gibt zwar bis zum Schluss ein paar sehenswerte Ideen, aber letztlich rutscht Iron Sky leider von einer herzerwärmenden Nazi-Dystopie hin zu einer biederen „Sie kommen aus dem Weltraum und irgendwer muss sie aufhalten“-Fummelei ab. Da passt schlagartig nicht mehr viel zusammen und der Sehgenuss lässt deutlich nach. Und dass dieser Weg, wenn er einmal eingeschlagen ist, nur noch schwer zu verlassen ist, beweist auch Iron Sky einmal mehr. Die Macher haben es nicht geschafft, dem Film ein Ende zu verpassen, das den Charme der ersten Filmhälfte aufrechterhalten konnte. Stattdessen versteigt sich der Film in bester Michael-Bay-Manier dazu, auf einen vermeintlichen Paukenschlag hinzuarbeiten, den er eigentlich gar nicht nötig hätte. Was anfangs mühe- und liebevoll aufgebaut wurde, macht man hinten raus mit der groben Actionkeule eigenhändig wieder nieder. Das finde ich sehr schade, da die Geschichte einfach mehr hergegeben hätte.

                  Und so wird man (wurde zumindest ich) nach dem Anschauen auch unweigerlich in das zwiespältige Bewusstsein getrieben, einerseits einen Trash-Film par excellance gesehen zu haben, andererseits aber auch miterlebt zu haben, wie eine gute Idee letztlich mal wieder viel zu wenig ausgebaut wurde. Man kann an Iron Sky Spaß haben, der ganz große Wurf mit Drang zum mehrmaligen Schauen ist der Film aber sicher nicht.

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                  • 7

                    Buch lesen!
                    Der Film ist zwar wahrlich nicht schlecht und ohne Zweifel mehr als einen Blick wert, aber die Eindringlichkeit des Buches kann dennoch nicht vollends transportiert werden. Ich habe zu Pereira beim Lesen eine deutlich eingehendere und verwinkeltere Beziehung aufgebaut als beim Schauen. Irgendwie schafft es der Film nicht bis ins Detail, alle Feinheiten einzufangen, die das Buch so lesenswert machen.

                    Man muss aber dennoch sagen, dass dies eine wirklich gute Literaturverfilmung ist. Man erkennt das Buch in jeder Szene wieder. Das kann man bei so machen Filmen bzw. Literaturvorlagen leider nicht sagen. Dabei profitiert der Film natürlich auch von der klaren Erzählstruktur und den deutlich eingegrenzten Handlungsebenen der Vorlage. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man an vielen Szenen des eigentlichen Buches gar nicht viel verändern musste, um daraus ein Drehbuch zu basteln. Zumindest hatte ich beim Schauen immer den Eindruck, dass sich der Regisseur wo es nur grad ging, fast sklavisch an die Vorlage gehalten hat und diese möglichst genau umsetzen wollte. Natürlich musste man einige Szenen und Details verändern, um den Stoff in verkürzter und möglicherweise etwas ansehnlicherer Form auf die Leinwand zu bringen. Allerdings ging man dabei in meinen Augen sehr rücksichtsvoll und vorsichtig vor, um den Charakter des Buches so weit wie möglich zu bewahren. Und das hat man auch sehr gut geschafft.

                    Der Film kommt nicht an das Buch ran, aber wo gibts das schon? Die eigene Phantasie gestaltet Szenen letztlich immer besser aus als der beste Bühnenbildner. Und die eigene Gedankenwelt entwickelt sich beim Lesen halt auch viel differenzierter als beim Anschauen, wo man letztlich immer nur die inhaltliche Gewichtung und Interpretationen bekommt, die dem Filmteam zusagen. Diese fallen bei diesem Film aber glücklicherweise sehr dezent aus. Und das ist grade bei so einem schönen Buch, das auf vielen Ebenen anders betrachtet und diskutiert werden kann, umso dankenswerter.

                    • 6

                      Fürs Auge ein schöner Film, für den Verstand aber zu viele Schwarz- und Weißtöne. Geht man unkritisch an „Unsere Mütter, unsere Väter“ heran, dann ist das fraglos eine der besten deutschen Produktionen der letzten Jahre. Das liegt zu einem Großteil daran, dass eine Großproduktion endlich auch mal wie eine Großproduktion ausschaut. Ausstattung, Kulissen und vor allem die Kameraarbeit finde ich toll gelungen. Leider ging aber zu viel des Budgets für die Ausstattung drauf und man hat am Drehbuch gespart.
                      Die Russen und vor allem die polnischen Partisanen kommen eindeutig zu schlecht weg bzw. werden in einen völlig unstimmigen Einheitsbrei zusammengemanscht. Hier wurden zwar wunderbar viele Stereotypen bedient, eine wirkliche Auseinandersetzung mit deren Rolle im Krieg gibt es aber nicht. Das kann man bei den Russen noch durchgehen lassen, die werden ja nur selten wirklich ins Rampenlicht gestellt und bilden mehr die Drohkulisse im Hintergrund. Aber die Partisanen hätte man einfach differenzierter abbilden müssen. Zum einen wird das Ausmaß des polnischen Widerstandes völlig unzureichend wiedergegeben, zum anderen wird dem Antisemitismus viel zu viel Raum eingeräumt und völlig übergangen, das von Seiten des polnischen Widerstandes auch viel für die verfolgten Juden getan wurde. Das kann man in einer deutschen Produktion nicht bringen, wenn man gleichzeitig die deutschen Kriegsgräuel an der Ostfront so in den Hintergrund drängt.
                      Vielmehr fehlt mir aber einfach die Tatsache, dass nie wirklich darauf eingegangen wird, warum der Nationalsozialismus so stark in der deutschen Bevölkerung verankert war und vielfach unhinterfragt mitgetragen wurde. Genauso werden höchstens ganz am Rand ein paar Andeutungen gemacht, dass der Krieg im Osten in erster Linie aus rassistisch-sozialdarwinistischen Motiven geführt wurde, die auch die normalen Soldaten nicht unberührt gelassen haben. Da hätte man den Finger viel stärker in die Wunde legen müssen. Stattdessen scheint der Schwarze Peter in diesem Film vielmehr auf die Russen und vor allem Polen abgewälzt zu werden. Auf deutscher Seite wird mit zu viel Persil gewaschen, auf Seite der anderen zu viel geschwärzt. Dass es auf beide Seiten weder eine weiße, noch eine durchgehend schwarze oder blutrote Weste hatten, geht zu sehr unter.
                      Was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland passiert ist, kann nicht allein in die Verantwortung von Hitler und dessen Paladinen abgeschoben werden. Da spielen Bevölkerung und Militär ebenso eine zentrale Rolle, die einerseits natürlich ununterbrochen indoktriniert wurden, dies aber zu weiten Teilen auch begeistert mitgetragen haben. Warum diese Begeisterung? Was war die Grundlage, warum der Nationalsozialismus so erfolgreich und unhinterfragt arbeiten konnte? Das ist die Frage, die bei der Betrachtung der Generation unserer (Groß-)Mütter und unserer (Groß-)Väter gestellt werden muss. Ein paar Kriegsbiographien mit halbgaren moralischen Skrupeln und mehr Selbstmitleid als Selbstreflexion bringen da nicht viel.
                      Aber optisch trotz allem sehr fein und da er meine geringen Erwartungen in dieser Hinsicht weit übertroffen hat, gibt’s auch eine ganz gute Bewertung.

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                      • 6
                        über Titanic

                        Für einen Film aus den frühen 40er Jahren sind da einige wirklich gute Szenen drin. Natürlich reichen die Außenaufnahmen von der Titanic und vor allem die Untergangsszene nicht mal annähernd an moderne Verfilmungen ran (zumindest nicht an die ernsthaften modernen Filme. Die ganzen neuen Titanic-Trash-Movies schauen nicht viel besser aus). Und man wird auch den vermutlich richtigen Eindruck nicht los, dass da ein kleines Spielzeugschiffchen versenkt wurde. Aber für einen 70 Jahre alten Film ist das völlig ok bzw. gut gemacht. Und letztlich steht sowieso was anderes im Vordergrund als das Rumgeschippere.

                        Dass der Film mitten im Krieg gedreht wurde, merkt man ihm schon an. Überraschenderweise ist der einzige deutsche Offizier an Bord der mit Abstand ehrbarste Mann und eine Ausgeburt an moralischer Korrektheit. Eben ein guter Deutscher. Fast alle anderen um ihn rum verkörpern das perfide Albion dagegen mehr oder weniger in Reinkultur. Getrieben von Profit- und Prestigegier werden alle rationalen oder humanen Gedanken in den Wind geblasen und es geht mit Volldampf ins Treibeis. Und am Schluss [Spoiler?] ist dann natürlich auch der gute Deutsche der einzige, der den wahren Schuldigen an der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen wissen will, doch das Gericht entscheidet skandalöserweise völlig entgegen seiner Aussage. Ja ja, diese Engländer. Ein unzuverlässiges, unmenschliches und geldgieriges Lumpenpack. Aber gut, irgendeine Aussage dieser Art war bei einem Film von 1943 auch zu erwarten und letztlich zahmer als ich eigentlich erwartet hatte.
                        Die Grundidee finde ich aber sehr gelungen. Kein Fokus auf überzogenen Liebesgeschichten, sondern eher auf wirtschaftliche und geschäftliche Aspekte. Das ist eine nette Abwechselung. Hier wird die Titanic nicht nur auf eine glanzvolle Kulisse für hollywoodeskes Rumgeschmachte reduziert, sondern stärker das riesige Prestige- und Profitdenken betont, das mit ihr unzweifelhaft verbunden war. Und auch wenn diese Fokussierung vermutlich in erster Linie für die angesprochene England-Kritik gewählt wurde, ist das dennoch interessant anzuschauen. Es ginge deutlich schlechter.

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                        • 6

                          Musical igitt igitt igitt – überzogene Handlung mit überzogener Musik unnötigerweise in die Länge gezogen. Und der arme Zuschauer ist im Theatersaal auch noch erfolgreich von den Fluchtwegen abgeschnitten, weil beim Aufstehen jeder gleich mitkriegt, dass man panikartig den Raum verlassen will. Ja, so stellt sich der einfache Bursche vom Land die gehobene Abendunterhaltung in der großen großen Stadt vor. Und gewissermaßen triffts ja auch zu.
                          Viel Singsang auf der Bühne und noch schlimmer in Filmen muss man mögen, um sich eingehender mit diesem Genre zu beschäftigen. Ich mags nicht und daher wird es kaum überraschen, dass Mamma Mia einer meiner ersten Musicalfilme ist, den ich auch zu Ende geschaut habe. Woran das liegt? Gute Frage. Vermutlich daran, dass ich gerade keine Lust auf Schlafen habe und jede Art von Ablenkung bereitwillige annehme. Und da gibt es ehrlich gesagt wirklich Schlechteres als einen kunterbunten und kurzweiligen Film mit mitreißender Musik.

                          Ich bin echt kein Freund dieses Diskopop-Jukebox-weiß-der-Geier-Sounds, aber ABBA ist dermaßen tief in meinem Hirn eingegraben, dass der Fuß unweigerlich mitzuckt. Und die Musik macht halt auch einfach Laune, das kann man nicht abstreiten. Da kann man diesem Rudel Hochkaräter auch schon mal verzeihen, dass sie ihr schauspielerisches Talent in eine ungesund anmutende Richtung überstrapazieren. Wahrscheinlich hatten Skarsgard, Brosnan, Firth und Co. auch alle mal so eine Nacht ohne Lust auf Schlaf, haben sich das Drehbuch geschnappt, im Hintergrund die Musik aufgedreht und sich dann ganz spontan gesagt „Scheiß drauf, da mach ich mit!“ Ich könnts verstehen, wenn es denn so war. Abwechslung und Spaß muss auch mal sein. Und dass alle Beteiligten Spaß an diesem Film hatten, ist nicht zu übersehen. Tagelang vor atemberaubender Kulisse durchdrehen und dafür auch noch bezahlt werden – da hätte ich auch viel Freude dran.

                          Der Film, der dabei raus gekommen ist, ist eigentlich nicht der Rede wert. Ist halt eine überzogene Handlung, die mit überzogener Musik unnötigerweise in die Länge gezogen wurde. Aber die Art und Weise, wie das am Ende zusammengebaut und verpackt wurde, passt irgendwie. Zumindest nachts um drei, wenn es nur unterhalten und im Hirn nichts kitzeln muss. Lasst sie singen und wild über Dächer hüpfen, wie es ihnen gefällt. Nimmt man Mamma Mia nicht als ernst gemeinten Film auf, sondern als abgedrehtes Gesamtkunstwerk, wird man sicherlich seine Freude dran haben. Für mich war es in dieser Situation genau der richtige Streifen, hat das letzte Bisschen Müdigkeit vertrieben und wird mir wegen der gerade lauten Musik demnächst vermutlich den Nachbarn auf den Hals hetzen. Aber egal. Hat mir gut gefallen, macht Laune und bringt einen ganz sicher auf übermütige Gedanken. Ich bin mir sicher, dass man sich diesen Film nicht in jeder Situation anschauen kann, weil er in einem nüchternen Moment sicherlich zu einem ungesunden Augenrollen führen wird. Aber findet man den richtigen Moment für Mamma Mia, könnte ich mir gut vorstellen, dass auch genug andere Leute mit diesem leicht debilen Grinsen und unkontrollierbaren Füßen vor dem Fernseher sitzen/stehen/tanzen und viel Spaß haben.

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                          • 7

                            Es ist schon interessant, diesem verrückten Vogel zuzuschauen und mehr über seine Lebensgeschichte zu erfahren. Interessant ist auch zu sehen, wie konsequent sich ein Mensch über Jahrzehnte selbst zerstören kann. Und gleich noch interessanter ist zu sehen, wie solch ein Schlafwandler nach wie vor mehr oder weniger erfolgreich Musik machen kann. Und das ohne erkennbares Talent, vermutlich auch ohne die Hälfte oder noch mehr seiner Karriere überhaupt bewusst erlebt zu haben.
                            Der war doch eigentlich schon kaputt, bevor er wirklich Erfolg hatte. Und dennoch ist er nicht tot zu kriegen. Das ist irgendwo echt beeindruckend, andererseits aber auch abstoßend. Ein Leben ohne Kontrolle, ohne Grenzen, dafür aber voller Unsicherheiten und Entgleisungen. Da schaut man ohne Frage gern zu, ist aber vermutlich doch sehr froh, dass einem das selbst erspart bleibt. Nüchtern betrachtet ist Ozzy trotz seiner Erfolge ein ganz, ganz armes Schwein. Was bringt dir Geld, wenn du über Jahre viel zu weggetreten bist, um überhaupt zu realisieren, was außerhalb des Drogenbeutels vor sich geht?

                            Aber was solls. Die Lebensgestaltung von Leuten wie Ozzy, Lemmy oder Konsorten ist nicht unbedingt empfehlenswert. Aber jede gut gemachte Dokumentation über sie ist es ohne Frage. Solche Typen findet man in der heutigen Musikwelt nicht mehr. Das sind Originale, die nach und nach aussterben oder zumindest zielstrebig darauf hinarbeiten. Daher freut es mich immer sehr, wenn sich jemand dieser Personen annimmt und sie für die Nachwelt auch auf der Leinwand lebendig hält.
                            Und mal ganz ehrlich – man schaut schon gerne dabei zu, wie sich diese Leute durch ihr Leben manövrieren und dabei musikalisch ganz große Fußstapfen hinterlassen. Diesen gewissen Voyeurismus tragen wir doch alle in uns und bei Leuten, die der Öffentlichkeit über Jahre hinweg in einer ganz bestimmten Rolle bekannt sind, lebt man ihn gleich noch viel lieber aus. Sind die abseits der Bühne genauso kaputt, wie man vermuten könnte? Wie verarbeiten sie ihre Erfolge und Probleme? Wie haben sie es überhaupt geschafft, so lange zu überleben?
                            Ich mag diese Art von Dokumentationen und finde auch diese über Ozzy gelungen. Musikalisch zwar nicht ganz mein Fall und durch seine unablässigen und immergleichen Drogeneskapaden auch nicht ganz so abwechslungsreich, wie man das gerne hätte. Aber dennoch informativ, einerseits witzig, andererseits traurig. Auf jeden Fall einen Blick wert.

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                              Ich gönns ihm. Das tiefgründige Geschwafel geht einem mit zunehmender Spieldauer zwar immer mehr auf den Sack und man wünscht sich fast, dass zwischendrin doch einfach mal eine der typischen Fußballerphrasen fällt, aber das ist nun mal Thomas Broich. Der Typ ist interessant, keine Frage. Für seine fußballerischen Fähigkeiten hab ich ihn immer bewundert, um seine Weltoffenheit und seinen Intellekt auch irgendwo beneidet. Als er dann jedoch bei uns in Nürnberg wie eine fünfte Eckfahne auf dem Spielfeld rumstand, hat sich diese Einstellung bei mir sehr schnell in eine nicht definierbare Wut auf diesen Schönspieler gewandelt. Alles, was ihn zu einem besonderen Spieler gemacht hat, alles, was ich an ihm geschätzt habe, war nach wenigen Wochen zu einem großen Kritikbrei verkommen, in dem er von mir aus am liebsten hätte ertrinken können.
                              Dieser Film, so sehr man ihn teilweise sicherlich kritisieren kann, hat mir jetzt letztlich doch die Augen öffnen können. Dass er am Ende war, als er bei uns unterschrieben hat, hat von außen niemand wahrgenommen oder wahrhaben wollen. Da wurde jemand verpflichtet, der zu funktionieren hatte und das nicht tat. Als glühender Fan wünscht man so einer Person den Teufel an den Hals. Tut mir im Nachhinein irgendwie Leid.
                              Umso mehr freut es mich jetzt aber auch, dass er noch die Kraft hatte, diesen großen Schritt nach Australien zu machen. Auch wenn das lange sein großer Traum war, halte ich das nicht für selbstverständlich, wenn man sich über Jahre in ein dermaßen großes Loch reingefressen hat, wie es Broich scheinbar getan hatte. Dafür verdient er durchaus Respekt.
                              Und irgendwie wandelt sich da seine Vorbildfunktion wieder etwas – jetzt ist er nicht mehr der Fußballer, der sportliche Klasse mit großem kulturellem Interesse verbindet und so einen ganz eigenen Spielertypus verkörpert. Jetzt ist er vielmehr der Mensch, der aus seinen vielen Fehlern gelernt hat und das große allgegenwärtige Geld für seine Träume aufgegeben hat. Er hat gelernt zu leben, wie er es will und nicht, wie er vielleicht meint zu müssen – eine Sache, die mir noch bevorsteht, die ich aber hoffentlich nicht so schmerzhaft erfahren muss.
                              Ich will Broich aber nicht zu hoch loben – zweifelsfrei hat er viele Fehler gemacht, die er hätte vermeiden können, wenn er etwas mehr nachgedacht hätte (das gerade über Broich zu schreiben ist irgendwie komisch) und zweifelsfrei hat er sich auch viel zu lange an den einträglichen Fußballerstatus geklammert, obwohl er wusste, dass er nicht glücklich werden konnte. Die Konsequenz, die er sich in meinen Augen unterschwellig in diesem Film andichten will, kann man da nicht immer erkennen. Und der Hang zum tragischen Helden, wie er von Oenning klar angesprochen wird, ist auch unverkennbar. So ganz nimmt man ihm es nicht ab, dass er Mozart hinter sich gelassen hat oder zumindest hinter sich lassen wollte – die Selbstdarstellung bleibt, der leichte Hang zur Selbstüberschätzung ist auch in seinen „australischen Aussagen“ spürbar. Aber er wirkt auf eine angenehme Art geläutert und gereifter – das ist doch schon mal was.
                              Und so bleibt er ein interessanter Kerl mit einem Lebensweg, von dem man sich sicherlich das ein oder andere Scheibchen für die eigene Zukunft abschneiden kann – aber leider wird für uns Normalos immer ein großer Brocken im Weg bleiben, den Thomas Broich nie überwinden musste. Über die finanziellen Mittel, um auch ein oder zwei riskante Neustarts locker abfangen zu können, dürften die wenigsten verfügen. Schade eigentlich, denn unerfüllte Träume hat wohl jeder.

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                                Ich glaube wir alle und insbesondere Tim Burton selbst können heilfroh sein, dass man ihn nach diesem Erstling in Spielfilmlänge weiter hat Filme drehen lassen und nicht sofort in irgendeine Anstalt eingeliefert hat. Dass Burton – gelinge gesagt – einen kleinen Hau hat, wissen wir ja alle. Aber was ihn hier geritten hat, würde mich wirklich interessieren.
                                Ernsthaft, so eine Geschichte mit einem solchen Hauptdarsteller zu verfilmen, erfordert unglaublich viel Mut. Das hätte auch verdammt schnell nach hinten losgehen können.
                                Ich weiß nicht warum, aber irgendwie schafft es Burton, dass dieser Film zu einem kurzweiligen Spaß wird und den Zuschauer trotz simpelster Handlung unterhält. Und dabei nervt der Hauptdarsteller dermaßen – einfach unbeschreiblich, wie gerne man ihm ununterbrochen in die Fresse schlagen würde, damit er endlich aufhört zu kichern und zu grinsen. Und andererseits wird er einem von Minute zu Minute sympathischer. Ich versteh es nicht…

                                Man braucht echt Nerven für diesen Film – eisenharte Nerven, Leidensfähigkeit und ganz, ganz viel abgedrehten Humor. Man muss es durchstehen wollen, man kann es durchstehen, man wird es letztlich mit Freuden durchstehen, denn auf seine ganz spezielle Art kann dieser Film Menschen in seinen Bann ziehen und verzaubern, wie man es aus späteren Burton-Produktionen kennt. Das ist alles noch nicht so rund und bis auf den Millimeter passend ausgearbeitet, aber man sieht unzweifelhaft, wo die Reise mit diesem Mann einmal hingehen wird. Pee-wee ist ein würdiger und zugleich fast hassenswerter erster großer Charakter ins Burtons Werk, den jeder erlebt und durchlitten haben sollte, der diesen Regisseur genauso faszinierend findet, wie ich.

                                Nur Mut Leute, ihr könnt nur verrückter rauskommen als ihr in diesen Film gegangen seid – es gibt schlimmeres…

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                                  Warum verfilmt man einen Roman, wenn man offensichtlich nicht die geringste Lust verspürt, ihn überhaupt zu lesen?
                                  Kein Philemon, kein Kathedralenturm, keine Mühle, so manche Schwangerschaft fällt auch unter den Tisch usw. … aber dafür gibt’s ein Ende nach bester Schrott-TV-Manier, das mit dem Buch nichts mehr zu tun hat.
                                  Dass Ken Follett seinen Namen freiwillig mit diesem Schund in Verbindung bringen lässt, macht mich fast sprachlos.
                                  Aus einer runden und wunderbar ineinander greifenden Handlung wird ein unförmiger halbgarer Klotz. Zeitsprünge werden dermaßen katastrophal eingebaut, dass man froh sein kann, wenn man sie überhaupt bemerkt (die Handlung zieht sich über mehr als ein Jahrzehnt und keiner der Charaktere altert äußerlich nur einen Tag – wer denkt sich so einen Scheiß aus???). Für vernünftige Schauspieler hat das Geld anscheinend schon gar nicht mehr gereicht, sonst hätte man sich ein paar Leute geholt, die Emotionen zumindest ansatzweise auf die Leinwand bringen.

                                  Maßlos enttäuschend – Die Säulen der Erde war grade noch ertragbar, das hier ist eine Frechheit gegenüber jedem, der das Buch gelesen hat.

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                                    über #9

                                    Liebevoll aufgezogen, keine Frage. Leider fehlt mir aber bislang der passende Angriffspunkt. Das Ganze ist tiefgründiger als es auf den ersten und zweiten Blick scheint, tut sich aber dennoch schwer, diese inhaltliche Tiefe klar rüberzubringen (oder ich bin zu dumm, um es auf Anhieb zu kapieren). Dass man die ganze Zeit an Terminator denken muss, hilft einem vermutlich auch nicht weiter, sich stärker auf den Film zu konzentrieren.
                                    Optisch aber auf jeden Fall astrein – die Animationen sind super, ebenso die erzeugten Bilder, allerdings für dieses Genre sehr ungewohnt. Erinnert stark an eine Mischung aus Matrix und Little Big Planet mit ganz viel Steampunk-Würze. Mal was anderes, bringt frischen Wind in die oftmals geleckte Animationswelt, solche Abwechslung kann nie schaden. Leider ist das Optische für mich auch das überzeugendste Element am ganzen Film.
                                    Die Handlung, wie gesagt, bewegt sich oberflächlich nur auf solidem Actionniveau und tiefgründig zu sehr im Nebulösen. Die Dialoge wirken größtenteils unausgereift und etwas lieblos. Und wies im Großen und Ganzen ausgehen wird, kann man mit etwas Phantasie auch recht schnell erahnen. Vielleicht zollt #9 hier einfach der Tatsache Tribut, dass er die Weiterentwicklung eines Kurzfilms ist.
                                    Einige Mängel gibt es in meinen Augen leider auf jeden Fall – anschauen sollte man #9 aber dennoch unbedingt. So eine liebevolle und gleichzeitig verstörende Endzeitlandschaft kriegt man nicht oft zu sehen und die Chance, dass bei so manch einem mehr dieser versteckten Botschaften ankommt als bei mir, dürfte auch recht groß sein…

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                                      Sam Raimi hinter der Kamera, davor in Haupt- und Nebenrollen Stars und tolle Schauspieler en masse – was soll da schon groß schief gehen? Das könnte man zumindest meinen. Leider geht doch einiges schief und statt einer gelungenen Verarsche hat sich hinterm Kuhtreibermantel letztlich halt nur ein Durchschnittsfilmchen mit großen Ansprüchen und vielen Ausfällen versteckt.

                                      Einen Spannungsbogen sucht man vergeblich, eine ansprechende Story ebenfalls. Einfallsreichtum legt niemand an den Tag und über weite Strecken verströmt „Schneller als der Tod“ wirklich den Charme einer billigen Computerspielverfilmung. Würde alles nix machen, wenn man dann die richtige Art von Humor und Witz eingebaut hätte – hat man aber kaum, knallt nur selten – sehr, sehr schade. Das vor allem, da die (sicherlich gut gemeint) zusammengeklaute Geschichte genug Möglichkeiten lässt, um die Lachmuskeln der Zuschauer auf verschiedenste Arten zu kitzeln.

                                      Vielleicht scheitert der Film in diesem Punkt aber auch daran, dass vom viel versprechenden Cast nur wenig Überzeugendes kommt. Gene Hackman als Tyrann mit den schnellen Händen macht eine gute Figur. Das ist der passende Bösewicht für einen solchen Film. Die Rolle des schnellsten Stechers der Stadt passt daneben auch wunderbar ins Bild, wird von DiCaprio aber nur selten mit richtigem Leben erfüllt. Russell Crowe, dem ich normalerweise immer gerne beim Arbeiten zuschaue, wankt großteils durchs Bild wie ein kastrierter Grizzly. Russell als geläuterter Revolverheld – come on…

                                      Im Vergleich zu Sharon Stone könnte man aber alle für ihre Leistung bedenkenlos mit Schauspielpreisen überhäufen. Was die Frau hier abliefert, geht einfach gar nicht. Eine Mischung aus Laientheater und Totentanz. Dermaßen dick aufgetragen, dass man ihr einfach nicht zuschauen kann. Die kann die Rolle nur bekommen haben, weil sie schon zum Vorsprechen mit Lederhose aufgelaufen ist. Pfui, bäh, schlecht!

                                      Ich würde gern positiver schreiben, denn eigentlich gefällt mir die Idee, die Westernindustrie mit einer simplen, gut gewürzten Ballergeschichte aufs Korn zu nehmen. Aber es hat schlichtweg nicht funktioniert. Daran ändert es dann auch nix mehr, dass man mit der ein oder anderen gnadenlos überzogenen Szene den Trashfaktor merklich in die Höhe schraubt.
                                      Selbst wenn man es wollte, könnte man „Schneller als der Tod“ zwar gar nicht ernst nehmen, bei mir zündet trotzdem nichts…
                                      Platzpatrone!

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                                        Netter kleiner Thriller - sicher kein Genrehighlight, aber durchweg grundsolide Spannungskost. Vor allem die Auflösung kann mit einer unerwarteten Wendung punkten.
                                        Es finden sich aber zu viele nicht nachvollziehbare Entscheidungen - an und für sich nichts neues für so manches B-Movie, hier sind sie aber leider sehr oft entscheidend, um die Handlung weiter voranzutreiben. Das führt zu deutlichen Abzügen, die auch die ganz anständigen Schauspieler nicht mehr ausgleichen können. Der Hauptdarsteller Marc Blucas tanzt da aber etwas aus der Reihe. Er ist mir als schmieriger, ängstlicher Großkotz schlichtweg zu eindimensional und kann die verschiedenen Gemütsphasen, die er während des Films durchlebt, nicht überzeugend genug voneinander abgrenzen. Sein andauernd säuerlich-gequältes Gesicht geht einem irgendwann einfach nur auf den Geist. Für einen Film, der sich so stark auf den Protagonisten fixiert, natürlich keine gute Voraussetzung.
                                        Erfreulich ist andererseits wieder, dass der Spannungsbogen stetig vorangetrieben wird. Durchhänger gibt es eigentlich nicht und mit einem talentierteren Hauptdarsteller, wäre da sicherlich noch mehr dringewesen. Miträtseln kann man aber auch so schon richtig gut.
                                        Für den kleinen Spannungskick zwischendurch eignet sich "The Killing Floor" in meinen Augen ganz gut. Die originelle Auflösung dürfte über die unübersehbaren Schwächen hinwegtrösten und im Anschluss kann man den Film dann gerne auch schnell wieder vergessen. Ein cineastischer Mitternachtssnack :-)

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                                        • 8

                                          Ein Film über den Tod, der einem ein riesiges Lächeln ins Gesicht zaubert. Dieses Wettrennen um den letzten Platz auf dem örtlichen Friedhof ist zwar äußerst makaber, aber mindestens genauso erfrischend. Dass hier eine im Grunde sehr tragische Geschichte erzählt wird, vergisst man nicht nur einmal. Die Art und Weise, wie Liebe, Sehnsucht, Trauer und tiefes Gefühl in einen Mantel der guten Laune gehüllt werden, ohne von diesem verschluckt zu werden, ist schlichtweg wunderschön.
                                          Jean Reno zuzusehen, wie er alles tut, um den letzten Wunsch seiner todkranken Ehefrau zu erfüllen, ist ein Genuss. Hätte nicht gedacht, ihn mal in so einer Rolle zu sehen. Der aus Liebe bis zum Äußersten entschlossene Italiener steht ihm wirklich gut. Zum Teil zutiefst melancholisch, zum Teil wild wie Louis de Funes und sogar mit dem ein oder anderen bösen Franzosenwitz überstrahlt er das Geschehen in der Kleinstadt jederzeit mit einer unheimlichen Präsenz. Letztlich sind es halt doch die kleineren, unscheinbareren Produktionen, in denen sich so begnadete Schauspieler abseits ihrer typischen Charaktere wirklich entfalten können.
                                          Entfalten konnte sich vermutlich auch das gesamte Produktionsteam. Bis ins Detail merkt man dem Film an, wie liebevoll hier gearbeitet wurde. Ausstattung und Kulissen sind topp gelungen, Soundtrack passt, die Landschaftsaufnahmen sind sowieso toll. Ein wunderbarer Rahmen für die zum Teil wirklich absurden Ideen, mit denen Jean Reno und seine ebenfalls fabelhaften Mitstreiter hier den Kampf um eine letzte Ruhestätte angehen. Dass Weiland es schafft, sich den ganz großen Coup wirklich bis zum Schluss aufzuheben, macht die Sache nur noch schöner.
                                          Komödien, die nur aus sinnentleertem Geblödel bestehen, braucht man von Zeit zu Zeit, keine Frage. Aber letztlich sind es dennoch nur Filme wie dieser, die den kompletten Charme dieses Genres auf die Leinwand bannen.

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                                          • 8 .5

                                            Jedes Wort über diesen Film kann schon zu viel sein und anderen den Spaß beim Anschauen vermiesen. Daher beschränke ich mich auch auf Mindeste:
                                            Anschauen, unbedingt anschauen!
                                            So was witziges, so was kreatives, so was unerwartetes, so was absolut und total verrücktes habe ich noch nicht gesehen - das ist brutal geniales Filmemachen und unter Garantie nix alltägliches!

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                                            • 6

                                              Die Besetzung ist toll, die Ausstattung ist toll, die Kameraarbeit stimmt, die Idee hinter dem ganzen ist geradezu grandios und was kommt letztlich raus: gähnende Leere. Wo ist der Kern dieses Films? Wo hat Benton die ganzen tollen Inhalte versteckt? Wie hat er aus diesem Stoff einen dermaßen nichtssagenden Film machen können? Ich verstehs nicht.
                                              Aber vermutlich ist er nicht ganz allein Schuld dran, dass "Der menschliche Makel" nur plätschert, plätschert und plötzlich aus ist, ohne irgendeine Wirkung auf den Zuschauer zu erzeugen. Auch die ganzen großen Schauspieler finden hier nur selten zusammen. Wirkt auf mich irgendwie so, als ob jeder seinen eigenen Film gedreht hätte und am Schluss wurde dann alles zu einem Film zusammengeschnitten. Für sich genommen sind das sicherlich starke Leistungen der Beteiligten, aber zusammen springt der Funke einfach nicht über.
                                              Die klasse Story hätte man viel mehr ausarbeiten können und müssen, die Charaktere hätten mehr Tiefe hergegeben und etwas mehr Spannung hätte auch nicht geschadet. So wie der Film jedoch gedreht wurde, wirkt das alles etwas lieblos und im Schnellabwasch abgehandelt - wirklich schade, da war deutlich mehr drin.

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                                              • 9

                                                Oh mein Gott – ich kann gar nicht beschreiben, wie viel Herz in diesem Film steckt. Das ist nicht einfach nur eine Dokumentation über ein faszinierendes Musikprojekt, das eine Hommage an das Leben. Und ich muss zugeben, ich fühle mich grad richtig schlecht, wenn ich dran denke, wie unverständig und vielleicht sogar abweisend ich alten Menschen manchmal gegenübertrete. Die Frauen und Männer dieses Chores beweisen wie kein anderes Beispiel, dass es im Leben eines Menschen eben kein Ablaufdatum gibt, von dem an man nur noch Ballast ist. Mensch bleibt Mensch, egal wie alt oder gebrechlich.
                                                Es ist einfach nur toll, dass diesen Leuten durch dieses Projekt erlaubt wird, Lebenslust und ihre Leidenschaft zur Musik im wahrsten Sinne bis zum letzten Atemzug auszuleben. Und damit richten sie einen deutlichen Appell an uns alle – genießt das Leben, wann, wie und wo es geht, denn vorbei sein kann es jederzeit. Die Kraft, Euphorie und Freude, aber vor allem auch die Traurigkeit, die dieser Film transportiert, hat mich wirklich ergriffen. Und bei „Forever Young“ und „Fix you“ konnte und wollte ich die ein oder andere Träne einfach nicht zurückhalten.
                                                Ein einzigartiges Erlebnis, wie es „Young@Heart“ und diese einfachen Musiker schaffen, den Zuschauer nicht nur in ihren Bann zu ziehen, sondern auf allen Gefühlsebenen zutiefst zu berühren. Hut ab!

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                                                • 7 .5
                                                  über Pi

                                                  Werter Herr Aronofsky,

                                                  falls Sie mir mit diesem Film beweisen wollten, dass alle genialen Mathematiker einen gewaltigen Knacks in der Schüssel haben, kann ich Ihnen dabei nur aus vollstem Herzen zustimmen. Falls Sie in diesem Film jedoch tiefgründigere Gedankengänge versteckt haben, muss ich frei heraus gestehen, dass ich diese schlichtweg nicht verstanden habe. In meinen Augen ist das eine sehr gelungene Darstellung, wie ein Mann äußerst zielstrebig seinen Verstand zum Mond schießt. Mehr irgendwie nicht… Und dabei wirkte die Nachbarin wirklich sehr nett. In einer solchen Situation muss man den Protagonisten doch nicht den ganzen Tag an verschleimten Computern mit Matheaufgaben spielen lassen. Die Frage nach dem Jod war doch ein guter Anfang, darauf hätte man aufbauen können. Vielleicht hätte die Dame sogar etwas neuen Glanz ins arg eintönige Schwarz-Weiß bringen können. Auch der alte Herr mit den Fischen hatte durchaus Charme. Aber schon wieder ein Mathematiker? Warum denn nicht ein bisschen Abwechslung? Mit diesen Haaren wäre doch ein super Starfrisör aus ihm geworden. Über einen kleinen Schnippelexkurs hätte man dann auch diesen unerklärbaren Hang zum Bohren umgehen können. Wo bohrt man hin? Genau, in Wände, aber doch nicht die ganze Zeit in Gehirne. Künstlerische Freiheit schön und gut, aber etwas Realismus darf man doch erwarten. Es reicht ja schon, dass der Herr sich den ganzen Tag freiwillig mit Mathe beschäftigt. Dann aber auch noch eine derartige Besessenheit von einer 216-stelligen Zahl zu konstruieren, wirkt schon etwas lächerlich. Mal ganz ehrlich, wenn ich eine Matheschulaufgabe geschrieben habe, kamen da vielleicht insgesamt 216 Zahlen vor, aber doch nicht am Stück. Vielleicht hätte man da das Geld statt eines großen Buffets am Set, das auch noch lauter Ungeziefern angezogen hat, doch besser in ein Mathebuch zur Recherche investiert. Oder noch besser in einen süßen, leicht vertrottelten Hund, der den lieben lang Tag seinem Schwanz nachjagt. Daraus hätte man dann auch ganz leicht eine viel interessantere Geschichte als mit dieser einfallslosen Zahl basteln können. 216 Hundeschritte bis zum großen X unter dem Teppich, das auf einen alten Piratenschatz verweist, den man nur heben kann, wenn der alte Starfrisör zuvor der netten Nachbarin genau 216 Haare am Scheitel zurechtstutzt, damit sie ihr beim Aufknobeln des Zahlenschlosses nicht ins Gesicht hängen. Eine interessante Geschichte mit ausreichend mathematischen Einschlägen um den Filmtitel zu rechtfertigen wäre doch so einfach zu realisieren. Ich muss wirklich sagen Herr Aronofsky, Sie haben mich schon etwas enttäuscht. Mathematiker = hirnverbrannte Idioten – für diese Erkenntnis brauche ich mir nicht 80 grieselige Minuten lang anschauen, wie ein Mann in Mülleimern auf der Suche nach dem Schlüssel zum Sein ist (oder zum Ist zu sein glaubt?).
                                                  Bitte Herr Aronofsky, drehen Sie in Zukunft lieber wieder Filme über abgehalfterte Sportstars, die versteht dann zumindest auch ein Bierdeckelmathematiker wie ich. Trinkgeld gibt’s heute sicherlich nicht!

                                                  Hochachtungsvoll,
                                                  Ihr leicht verwirrter Hellbilly

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                                                    Da ich es immer noch nicht geschafft habe das Buch zu lesen, kann ich leider nichts dazu sagen, wie gut der Stoff umgesetzt wurde. Das, was in den Film gepackt wurde, wirkt zumindest stimmig und gut komponiert. Allerdings hätte es wohl nicht geschadet, wenn man die Handlung etwas mehr in den größeren Rahmen eingeordnet hätte – ein paar Datums- und Ortsangaben wären da vielleicht schon genug gewesen.
                                                    So wie die Darstellung gewählt ist, hängt für meinen Geschmack alles zu sehr in der Luft - man kann sich nur an kleinen Details wie dem Wechsel der Kopfbedeckungen die Hintergrundhandlung zusammenreimen – das könnte aber natürlich auch als Stilmittel genutzt sein, um die allgegenwärtige und unveränderbare Grausamkeit des Krieges auszudrücken.
                                                    Doch genau in diesem Punkt versagt der Film in meinen Augen – die Grausamkeit des Ersten Weltkriegs, grade das Grauen des Stellungskrieges, wird schlichtweg nicht genug ausgearbeitet. Vielleicht bin ich einfach verroht, aber ein Kriegsfilm, der das Frontleben darstellt und über zwei Stunden praktisch ohne Blut auskommt, da fehlt mir schlichtweg was. Hängt sicher auch damit zusammen, dass ich mich erst kürzlich eingehend mit Bildern und Augenzeugenberichten aus den Gräben beschäftigt habe und da mit vollkommen anderen Beschreibungen und Anblicken konfrontiert wurde.

                                                    Die Charakterzeichnung finde ich dagegen sehr interessant. Sehr klar und glaubwürdig wird die zunehmend veränderte Einstellung der Soldaten dargestellt, ohne dabei jedoch wirkliche Nähe zu ihnen herzustellen. Einzelschicksale werden beleuchtet, aber nicht so weit, dass man sich mit jemandem identifizieren kann. Auf diese Weise schafft es der Film wunderbar, persönliche Eindrücke und namenloses Vegetieren und Sterben zugleich in den Mittelpunkt zu rücken – sieht man auch nicht zu oft.

                                                    Welche Bewertung man dem Film letztlich gibt, hängt fraglos davon ab, wie man sich von den Stilmitteln einfangen lässt. Blutverzicht und weitgehende Anonymität können für den einen der perfekte Weg sein, um einem Antikriegsfilm Nachdruck zu verleihen. Für den anderen ist es möglicherweise auch einfach eine entschärfende und letztlich missglückte Kombination, um das Grauen des Krieges ohne Grausamkeit auszudrücken. Ich schwanke irgendwie zwischen diesen beiden Ansätzen – dem Unterhaltungswert hätte etwas mehr Realismus und Tiefe in der Darstellung sicher nicht geschadet, mehr Nachdruck hätte der Film dadurch aber vermutlich nicht bekommen, vielleicht wäre man sogar zu sehr vom Wesentlichen abgelenkt worden.

                                                    Aber egal wie man den Film letztlich aufnimmt – jeder sollte mitkriegen, dass die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Krieges immer entschieden von der Perspektive des Betrachters abhängt. Ein Ansatz, der mir bei so manchem Antikriegsfilm deutlich zu kurz kommt, hier unterschwellig aber stark anklingt.

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