jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

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    Ich war immer ein groß bis sehr großer Fan von Bong Joon-Hos Dampfhammer-Klassenkampf-Satire, den wilden tonalen Brüchen, den konstanten 2 Schippen zu viel, etc. In der ersten Hälfte von MICKEY 17, bekommen wir genau dies - einzig mit dem Unterschied, dass ich bzgl. des Hauptgenres erstmalig das Gefühl hatte hier eine reine (absurde) Komödie zu sehen - und es funktioniert gut. Nicht so gut wie sonst, aber gut.

    Doch zwei maßgebliche Probleme haben es mir unterm Strich dann doch eher verhagelt:

    Zum einen war immer eine der größten inszenatorischen Stärken Bongs sein Händchen für Rhythmus, Timing, Flow, sowie Bildgestaltung, Ensemble-Staging, etc. Unaufdringliches, exzellentes Handwerk, wodurch seine Filme mich oft direkt mitgerissen und bei Laune gehalten haben - etwas in der Sichtung schwer greif- und beschreibbares, von klugen Köpfen im Nachgang jedoch exzellent (z.B. in Youtube-Essays) herausgearbeitetes, liegt in der Luft und schafft Movie-Magic, die die Zuschauenden eher unterbewusst beeinflusst.

    Davon habe ich hier wenig gespürt (bewusste Wortwahl). Ist lustig, ist quirky, ist alles kompetent gemacht, man sieht dass mehr Budet denn je zuvor zur Verfügung stand, aber ein Sog entwickelt sich nicht, der Film nimmt nicht gefangen. Das ist noch Kritik auf hohem Niveau, denn formal sind viele Aspekte stark (Production-Design, Acting, Humor), bis hierhin ist der Film noch gut (nur eben nicht sehr gut).

    Aber dann, in der zweiten Hälfte, spätestens ab dem dritten Akt, fällt alles völlig in sich zusammen.

    Erstmalig konnte ich die kritischen Stimmen nachempfinden, die lauthals Bongs vorherige Gesellschafts-/Tierschutz-/Umweltschutz-/Sozial-/You-Name-It-Parabeln als zu platt, zu plump, zu sehr on-the-nose verschmähten.
    Ich ging da nie mit, denn dass er das damals in SNOWPIERCER, THE HOST und co. ganz sicher alles nicht in subtile Allegorien verpackte, war nie ein Problem. Viel wichtiger war der Fakt, dass seine Ideen und Stoffe sich immer originell und frisch anfühlten. In all dem Getöse, der oft vorhandenen Absurdität, den mehr als Gedankenexperiment, denn als reale Welt zu lesenden Settings steckte immer viel wahre Beobachtung über uns Menschen und unsere Defizite. Und diese eben fühlbar zu thematisieren, obwohl tonal alles drunter und drüber geht, sich gaga-Humor und tief-menschliches Drama die Klinke in die Hand geben, war die große Stärke.

    Besagte Beobachtung über uns Menschen und unsere Defizite bekommen wir anfangs noch Zuhauf, der Umgang mit dem titelgebenden Mickes spricht so viel unschönes über menschliche Hierarchien, die Tendenz gern nach unten zu treten, etc. aus, dass ich schon an Bord war. Doch spätestens ab dem Punkt, wo Begriffe wie Genozid eine Rolle zu spielen beginnen, ist jegliches Händchen für versteckte Nuancen und Feinheiten vom Tisch gewischt. Der Film wird auf allen Ebenen - inszenatorisch, denn die letzten 20 Minuten sind ein einziger Brei aus grauen Computerwesen vor hellgrauem Hintergrund, mit dunkelgrau gekleideten Menschen, inhaltlich, denn wie unendlich uninspiriert sind diese Szenen mit dem Übersetzer Device und der "Verhandlung", sowie in den Themen und Subtexten, ja Bong kratzt oft an der Grenze zur Groteske/Farce und kritisiert ganz offensichtlich das Offensichtliche, aber der finale Arc des Präsidenten und alle draus folgenden Handlungen im letzten Drittel sind einfach nur noch platt inszeniert und jegliche Kritik verpufft, weil die oben genannte Originalität völlig fehlt.

    Laut, obvious, irre? Gerne. Aber hier passiert einfach nur noch das erwartete, ohne jegliche subversive oder intelligente Idee. Und das macht es dann leider eben doch einfach komplett plump und platt. Ich bin hier noch gnädig, weil es Bong ist, und die 2.5 Sterne sind als Mittelwert zu verstehen, denn was noch gut, wenn auch nicht überragend beginnt, grindet sich kontinuierlich nach unten, um wirklich auf einem unterirdischen Niveau zu enden. Unterm Strich frage ich mich wirklich, ob es eigentlich einen einzigen Filmemacher gibt, dem so große Budgets nicht schaden. Grundsätzlich werden die Filme begabter Menschen schlechter wenn sie größer werden. Hmm. Vielleicht ist es aber auch nur mein Hass auf Computerwesen und alles wofür sie im modernen Kino stehen und ich bin allein deshalb so verblendet, dass ich den wahren Wert der letzten 30 min gar nicht erkennen kann.

    Und: Vielleicht war der Kontrast zum letzten davor gesehenen Film - DECISION TO LEAVE von Park Chan-wook - in Bezug auf Stichworte wie Nuanciertheit, Originalität, etc. auch einfach ZU groß. Da kann man im direkten Vergleich ja nur verlieren...

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    • 4
      über Skin

      The guy was an ultra-violent racist cunt and slit swastikas into black kids' faces, but he changed his mind, so whatever...

      • 2

        Ja, genau.. dieser ganze linksgrünversiffte Blödsinn wie Gleichberechtigung, Höflichkeit, Kinder bedürfnisorientiert erziehen, etc. hat die woken MÄNNER (falls man sie noch so nennen kann) aus der Großstadt so verweichlicht, dass sie lauchhaft-wimmernd dasitzen und die Zerstörung der eigenen Familie durch echte MÄNNER, die (wie MÄNNER das sollten) den Ton angeben, auch mal ordentlich zulangen und Taten sprechen lassen, ohne jegliche Gegenwehr über sich ergehen lassen... klar.

        Vielleicht sollte der große Auteur, der diesen wenig nachvollziehbar geschriebenen und inhaltlich gegen Ende völlig in sich zusammenfallenden Quark verbrochen hat, lieber Ratgeber für alpha-MÄNNER auf Youtube veröffentlichen. Da könnte er seinen Hass auf Intelligenz und post-1950s Weltbilder noch zügelloser darstellen.

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        • 7

          Ach kommt, Leute. Dem Filmteam kann man für diesen gut gelaunten Quark, ähhh Schweizer Käse, doch wirklich nichts böses wünschen.

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          • 6

            Insgesamt schon ein (mit Abstrichen) gelungener Blick auf unseren derzeitigen gesellschaftlichen Status Quo, die Art (und vor allem Geschwindigkeit) wie Meinungs- und Stimmungsmache heutzutage funktioniert und ergo der neuste heiße Scheiß schon morgen nur noch mit der Kneifzange angefasst und rasant wieder fallen gelassen wird.

            Und doch hätte ich mir diesen Stoff aufgrund der Prämisse sooooooooooo viel weirder gewünscht.

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            • 7

              Komplett drüber, gaga, hanebüchen, platt und in dem Bisschen was man hier als klassische Handlung bezeichnen könnte regelrecht idiotisch...

              ..und doch einer der wenigen Filme die nicht kläglich daran scheitern, das Gefühl von rauschhaftem Exzess auf einer pulsierenden Tanzfläche einigermaßen adäquat einzufangen.

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              • 3

                Ich kann es leider nicht lassen, getrieben durch SINISTER, im wieder zuzugreifen, wenn Scott Derrickson etwas neues gemacht hat. Und immer wieder ist es murks. Am Handwerk fehlt es meistens nicht, an der Originalität, und vor allem an der Lebendigkeit der Stoffe schon. Wie auch DELIVER US FROM EVIL fühlt sich dieser Film wie ein ausgelutsches C-Skript ohne jegliche Vorstellungskraft an. Wenn das Empfinden beim Schauen sich nicht mehr in der Region hundertfach, sondern sogar "alles bereits tausendfach gesehen" bewegt, kann auch kein Ethan Hawke mit Creepy Maske den Karren mehr aus dem Dreck ziehen.

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                • 7

                  Ich habe wirklich ein wenig gebraucht, den Film zu blicken.

                  Lange geisterte, grob paraphrasiert, starker Zweifel der Marke "was packt die Agnes denn hier die Shitshow, die dieser egomanische Typ abzieht, von vorne bis hinten in Watte?" in meinem Kopf rum und ich war etwas stutzig. Aber in den finalen Szenen hat es dann auch ein von Schlafentzug und Überarbeitung gebeutelter langsam-Denker wie ich begriffen. That was the point. Also die Watte...

                  Ein ganzer Film, der versucht es erlebbar zu machen, was Agnes (und ich, und viele andere nicht egomanische, ständig um sich selbst kreisende und Gefühle anderer mit Füßen tretende Menschen) für ein Welt- und Selbstbild hinter der Stirn dieser Spezies von Typ vermutet. Gnadenlose Beschönigung und Verharmlosung des eigenen Handelns, bis hin zur absoluten Unfähigkeit zu verstehen, warum man ein zerbombtes Minenfeld hinter sich gelassen hat.

                  "Aber ich musste mich doch selbst entfalten"... Ja, ja, my ass...

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                  • 6

                    Call me anti, call me grumpy, aber ich sehe hier einen Fall von ultimativer Fortsetzeritis. Brillanter Vorgänger (der schon bunt, voll, laut bis zum Anschlag war) und in der Fortsetzung dann von allem viel zu viel, eine Million Dinge werden in einen Topf geworfen, von denen kaum was wirklich zusammen passt, inhaltlich franst es in zig Richtungen aus, ohne roten Faden zu entwickeln und einzig die Parent/Kid Momente waren großartig...

                    Stilistisch natürlich überragend, aber inhaltlich fand ich den echt konfus, viel zu Comic-over-the-top-generisch und abseits einiger echter Charaktermomente einfach leer.

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                    • 4

                      Ich glaube ich bin mittlerweile einfach zu alt, zu satt und zu gesellschaftskonform, um bei dieser Art von (hier angenehmerweise mal nicht blumig romantisierten) Aussteiger-/Verweigerungs-Geschichten noch irgendetwas anderes als Schulterzucken zu empfinden.

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                      • 6

                        Die erste Hälfte ist unter allen Aspekten - Mystery, Atmosphäre, Inszenierung, Pacing - schlichtweg brillant. Dann kippt das Ganze leider drastisch und wandelt sich in einen recht unbeholfenem Boohoo-Horror, der zu viel zu viele der etablierten Ungewissheiten explizit ausspricht und die traumartige Atmosphäre von zuvor aus den Augen verliert. Schade, hätte wahnsinnig gut sein können...

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                        • 7

                          Verhoeven hält, was (man sich von) Verhoeven verspricht.

                          Sex.
                          Gewalt.
                          Ein dicker Stinkefinger in Richtung Gesellschaft und vor allem der Doppelmoral von Kirche/Religion.

                          Love it!

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                          • 6

                            Formell sicher ein brillantes Stück Kino aus der Weimarer Republik, speziell der letzte Part in London explodiert vor Atmosphäre. Aber zwei Probleme habe ich unbedeutender Zuseher, der 93 Jahre später DIE BÜCHSE DER PANDORA mal eben in diesem Internetz wegstreamt.

                            1. Warum so lang und mit so viel Leerlauf? Die klassische Abwärtsspirale ist hier super dargestellt, aber streckenweise kommt der Film trotz der vielen Wechsel der Schauplätze & co. nicht wirklich von der Stelle.

                            2. Ich bin mir auch nach einigen Tagen nicht sicher, was die Moral von der G'schicht' sein soll... Trotz der (für damalige Verhältnisse wahrscheinlich maximal skandalösen) Andeutung von lesbischer Liebe und einer weiblichen Hauptfigur, die zumindest auch partiell den Ton angibt, meine ich ein Paradebeispiel für die älteste aller Doppelmoral zu finden: Während "Lebemänner" von jeher für ihre Eskapaden gefeiert und begehrt wurden, bringt uns (im Sinne von: allen von ihr betroffenen) entfesselte WEIBLICHE Sexualität auf lange Sicht nur das ultimative Verderben.

                            Sagt der Film das wirklich, oder gehen hier die übersensiblen Wokeness-Antennen (die immer und überall nur verstaubt-konservativen Mief schnüffeln) mit mir durch?

                            Erzählt mal!

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                            • 6

                              MALIGNANT kassiert, vor allem seit dem Heimkino-Start des Films, im Netz und auf Rating-Platformen einiges an Schelte - meiner Meinung nach aus den völlig falschen Gründen.

                              Denn wenn man dem Film eins vorwerfen kann, dann ist es sicher NICHT der auf ein groteskes Level überdrehte Irrsinn der letzten 20 Minuten, sondern viel mehr, dass man 90 Minuten lang einen recht konventionellen "Quiet-Quiet-Bang"-Horrorfilm (wenn auch handwerklich exzellent umgesetzt in Bezug auf Kamera-Ideen, Schnitt und Bild-/Ton-Symbiose) ertragen muss, um dann endlich einem der vergnüglichsten WTFs der jüngeren, bis mittelalten Horrorfilm-Geschichte beiwohnen zu dürfen.

                              Ich habe gejauchzt und geprustet vor Freude, denn was James Wan hier - ganz ohne Frage auf alles scheißend - von einem Moment auf den anderen auffährt, ist schlicht nicht in Worte zu fassen.

                              Schade, dass gerade dieser Mut zum Wahnsinn dem Film allgemein negativ ausgelegt wird, aber klar, wenn die gemeine Filmschauerschaft eines möchte, dann ist es halt mehr vom Gleichen und bloß keine Überraschung. Und das ist dieses trashig überdrehte Exploitation-Finale sicher nicht.

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                              • 6

                                Schöner kleiner, lange Zeit über knackig und geradlinig inszenierter österreichischer Neo-Noir, der mir - dank Affinität zu europäischem Genrekino und nicht zuletzt wegen seiner starken Darstellung abgefuckter Lebensrealitäten - recht gut gefallen hat.

                                Zwei Kritikpunkte:

                                1. Die Kampfskills der Hauptfigur werden regelrecht als Checkov's Gun eingeführt. Nachdem sie ihren Opponenten beim Kickbox-Sparring mächtig vermöbelt, bereitet man sich auf Actionszenen epischen Ausmaßes vor - das löst der Film leider nur sehr bedingt ein. Kleine Enttäuschung.

                                2. Es hätte auch bis Ende ein straighter Genrefilm bleiben dürfen... Die ganzen persönlichen Dramen der Figuren verwässern Vibe und Tempo leider sehr. Ich weiß, alle wollen immer deepe Figuren mit Profil, etc., aber mir hätte es besser gefallen, wenn sie hier eher skizzenhafte Stereotypen geblieben wären (und der Film dafür 15-20 min kürzer).

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                                  über Elvis

                                  Im Laufe von ELVIS war ich mehrfach fassungslos wie brutal eins der größten Probleme von Biopics in diesem TV Film von John Carpenter durchzuschlagen scheint - wie im Zeitraffer wird durch Momente von signifikanter Tragweite im Leben der gezeigten Person gesprintet, nichts bekommt Raum zum Atmen, alles sind nur Stationen auf einer langen Checkliste, damit am Ende bloß niemand sagen kann, dieses oder jenes habe aber gefehlt…

                                  Sehe ich wie gesagt als generelles Problem dieser Gattung Film, die sich allzu oft viel zu sehr auf Vermittlung vermeintlicher „Fakten“ stürzt, statt ein Gefühl für die jeweilige Person zu schaffen, oder gar größere Themen anhand ihres Lebens zu behandeln (Positiv-Beispiel: LOVE & MERCY). Hier nahm das ganze allerdings völlig absurde Züge an.

                                  Dem Tod von Elvis‘ Mutter, der mit Abstand WICHTIGSTEN PERSON IN SEINEM LEBEN widmet der Film z.B. etwa 30 Sekunden. Sein Aufstieg zum Star geht so schnell, dass man nicht mal mitbekommt wann und wo genau die Bühnen größer und die Groupies lauter wurden. Von kennenlernen, über Hochzeit bis Kind und Ehekrise mit Priscilla vergehen einige Minuten (und das auch nur weil mittendrin längere Musik-Nummern gezeigt werden, die überhaupt das einzige sind, was in ELVIS genügen Platz bekommt). Und so weiter.

                                  Nach Abschluss des Films begann ich langsam zu grübeln, ob man 1980 in Deutschland aus Prinzip die Schere angesetzt hat, wenn John Carpenter auf dem Plakat stand, denn sein Sinn Gespür für Tempo, Szenenaufbau, ist hier schlicht nicht vorhanden?

                                  Oh Boy…

                                  Ich war auf vieles eingestellt, aber dass man hierzulande einen 168 MINÜTIGEN TV-ZWEITEILER (!!!) zu einer 85 minütigen Kinofassung massakriert, hätte ich mir in meinen kühnsten (Alb)träumen nicht ausmalen können. WTF!

                                  Was bleibt, ist eine wahnsinnig starke Performance des jungen Kurt Russell, die ich tatsächlich als eine seiner besten mir bekannten Darstellungen bewerten würde und die Gewissheit, dass ich mir diesen Film noch mal in Gänze besorgen muss. Junge, Junge, ich hatte fast aufgehört mich bei älteren Filmen im Vorfeld mit dem jeweiligen Releases zu befassen - sollte ich schleunigst wieder beginnen.

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                                  • 4

                                    Mit ganz, ganz, ganz viel Wohlwollen kann man den Film vielleicht noch als eine Art "Märchen der Hoffnung", angesiedelt in der NS-Zeit, verstehen. Aber selbst durch diese Brille ist mir das zu weich gespühlt und banal. Klar, war nicht jeder Mensch, der für den widerlichen Nazi-Vernichtungs-Apparat arbeitete das pure Böse - zig "normale" Menschen haben als quasi "normalen" Job beim Genozid mitgemacht und sicher, wie hier dargestellt, in der Pause in der Kantine ihre Witzeleien und Flirt-Storys ausgetauscht - aber wenn ein Film über die Zeit, konkret über das Leben im KZ, wirklich gar nicht weh tut, statt Qual und Folter eher Melodram bietet, ist das in meinen Augen keine angemessene Darstellung. Und Penis-Witze in diesem Kontext? Fragwürdig.

                                    Tja, seit SON OF SAUL habe ich das Gefühl, das ist der eine Film, um es allen anderen zu zeigen, wie man's macht und so schnell wird da nichts mehr auch nur ansatzweise ran kommen.

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                                      Man hätte sich auch irgendwie denken können, das das Konzept des Films - die Figuren leiden an einem Infekt, der ihre Gegenüber (uns!) sämtliche Gedanken, die sie nicht unterdrückt bekommen, laut hören lässt - nicht unbedingt die beste Basis für "Show, don't tell" ist... aber die ganze Nummer so dermaßen uninspiriert herunter zu kurbeln, wie Doug Liman es hier in CHAOS WALKING tut, ist schon eine negativ-Leistung, die eine Auszeichnung verdient. Wirklich JEDE Information, die fähige Filmemacher eben gerade NICHT verbalisieren müssten, sondern über Bilder, Kamera, oder das Spiel ihrer Schauspieler unausgesprochen vermitteln, wird uns hier stupide ans Ohr gekaut.

                                      "Oh, da ist ein Raumschiff. Ob es wohl abgestürzt ist? Eine Überlebende! Sie sieht gut aus. Ich mag sie! Ob ich sie küssen sollte? Mensch ist der Bürgermeister ein Fiesling! Ich sollte jetzt schnell fliehen, sonst kriegen sie uns! ..."

                                      Schöner, als eine als Dystopie getarnte Teenie-Schmonzette mit zwei bleiern spielenden Broten in den Hauptrollen ist wirklich nur noch eine als Dystopie getarnte Teenie-Schmonzette mit zwei bleiern spielenden Broten in den Hauptrollen, die einem IM FUCKING SEKUNDENTAKT DAS OFFENSICHTLICHE ERKLÄRT.

                                      Davon, was man aus dieser Prämisse alles hätte machen können, mag ich gar nicht erst anfangen.

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                                        Ich habe noch nie einen Film erlebt, der mit in jeder Sekunde seiner Laufzeit so unendlich viel Lärm, Bewegung, Tempo, etc. entgegen wirft und trotz dessen so uuuuuuuuuunglaublich langweilt. Zunächst. Dann aus vielen Gründen - z.B. den von Zacky Schneider geklauten Dauer-Slow-Mos, den von Mr. Bayhem geklauten Projektil-Trackings, den von TREMORS geklauten Sandwurm Momenten, etc., etc. - beginnt zu nerven und irgendwann dann - aufgrund des gleichbleibenden Nerv-Pegels und des dümmlichen Gesabbels sämtlicher "Schauspiel"-Hohlchargen - regelrechten Hass auslöst.

                                        Bin alles andere als ein PWSA-Hasser, aber das ist reinster Schrott.

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                                          Drögstes Mittelmaß, mit Ausschlag nach unten.

                                          Wenn ich in einem MORTAL KOMBAT-Streifen weit mehr mit nie enden wollender Exposition zugequasselt, als von knackig-überzeichneten Fights mitgerissen werde, läuft einiges falsch.

                                          Trotz der exzessiv-zermürbenden Dummschwätzerei bleiben natürlich jegliche Figuren vollkommen - und ich meine VOLLKOMMEN - profil- und charakterlos. Das war zwar erwartbar, aber wenn man kaum noch US-Blockbuster schaut, haut's einen doch immer mal wieder um, WIE flach ein Skript sein kann. Von der Sinnhaftigkeit des Handlungsverlaufs brauchen wir gar nicht anfangen.

                                          Wäre alles nicht gut, aber verzeihbar, wenn die Form stimmte. Aber zu guter letzt sehen wir vor allem eins: Pixel. CGI-Blut vor CGI-Landscapes, Kämpfe ohne Physik, alles Matsch. Das alles ist verdammt unrund aneinander geschnitten, gänzlich ohne Charme (auch weil verzweifelte Oneliner krampfhaft um die Erschaffung cooler Typ*innen ringen, nur um an einer Uninspiriertheit zu zerbersten, die nur noch von den phänomenal out-of-place (de)platzierten Fan-Service Zitaten getoppt wird) und überdramatisch musikalisch untermalt.

                                          Hier und da glänzt mal eine nette Einstellung, oder vernünftige Kampfsequenz, alles in allem ist MK 2021 aber großer Mist, den man sich sparen kann.

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                                            über Titane

                                            Der Film wurde mir andernorts schon unter meinem Eintrag zu POSSESSOR empfohlen (und mit diesem verglichen) und ich verstehe den Vergleich, denn das Thema Identität wird in beiden Filmen eigensinnig und beeindruckend verhandelt.

                                            Aus gleicher Quelle wie die Empfehlung kam auch die These, dass es vielleicht ein Instant-Liebesfilm für mich wird. Hmm. TITANE hatte eine starke Wirkung - Abstoßung, Verwunderung, Anerkennung, irgendwann regelrecht Rührung - ob ich den Film direkt liebe, weiß ich allerdings nicht. Hab ihn gestern geschaut, hatte primär erstmal Fragezeichen vor dem inneren Auge, aber auch direkt einige Themenkomplexe darin gefunden, in die es sich ganz sicher weiter rein zu denken lohnt. Ducournau hat hier ganz klar einiges zu erzählen und eine brutal eigene Vision davon, wie dies umgesetzt werden kann.

                                            Erstmal war da aber eine leichte Barriere. Den Zugang macht TITANE einem nicht leicht und von der unmittelbaren Wirkung hat der Vorgänger RAW mir deutlich mehr gegeben. Im Nachgang scheint mir TITANE allerdings (noch) ergiebiger zu sein. Die Codes und Symbole in RAW waren nicht sonderlich versteckt, bzw. man konnte - was im Vergleich eigentlich weniger spannend ist - sehr klar den Finger drauf legen, welche Elemente für was genau stehen.

                                            TITANE ist da deutlich chiffrierter und ich habe beim/nach dem Schauen ein spannendes Phänomen beobachtet: diese kryptische Art Themen zu vermitteln und flickenhafte Ansammlung von Gedanken hat bei mir erstmal eine gewisse Ablehnung erzeugt - und das, obwohl ich ja selbst immer für sperriges und vielschichtiges Kino in die Bresche springe. Scheinbar fordern einen so wenige Filme wirklich heraus, dass die spannendsten Kandidaten (wo ich TITANE zu zählen würde, denn er wächst seit gestern kontinuierlich) leicht übersehen werden.

                                            Was in diesem Film alles verhandelt wird, mag ich nach einem mal schauen überhaupt nicht abschätzen. Fragen, Thesen und Gedanken zu (sich wandelnder) Identität, Geschlecht(errollen), Familie, Liebe vs Hass die entstehen aus Prägung durch das Umfeld, Reaktion auf äußere Erwartungen, Rebellion, Selbstfindung, (vermeintliche) Männlichkeit durch die Augen von Frauen, (vermeintliche) Weiblichkeit durch die Augen von Männern, Trauma(verarbeitung), Körperlichkeit und Sexualität... Meine Güte, das überfrachtet einen beim ersten Sehen komplett, motiviert aber zu zig weiteren Sichtungen.

                                            Am wenigsten konnte ich tatsächlich mit der unfassbaren, ins Groteske ausschlagenden Gewalt der ersten 20 min (welche sich im späteren Verlauf als Kontrastpunkt zur Entwicklung aber einigermaßen legitimiert) und dem titelgebenden "Titan" in seiner hier vorliegen TETSUO-esken Mensch/Maschine/Motoröl-Inkarnation anfangen. Aber auch das möchte ich mir gerne "erarbeiten".

                                            Sicherlich einer der am schwersten greifbaren, mit größer werdendem Abstand aber zunehmend faszinierenden Streifen der jüngeren Kino-Geschichte (und ein schönes Triple-Feature mit POSSESSOR und EMA).

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                                              Au Weia.

                                              Die fünfzehn Minuten Laufzeit, in denen tatsächlich Stress, Reibungen und Chaos am Set fühlbar an den eigenen Nerven nagen, fand ich richtig stark, aber für eine runde, oder zumindest einprägsame Filmerfahrung gab mir das alles viel zu wenig.

                                              Der Rest - davor wie danach - wirkt wie eine ziemlich seichte Parodie von Noés eigenem vorherigen Werk. Mal wieder was neues mit der Kamera ausdenken, denn Loopings hatten wir ja vier Filme lang und das Finale nach dem Motto: „Oh, Film schon fast vorbei und fast den Exzess vergessen, dayum, na den brauchen wir natürlich UNBEDINGT! Hmm, aber wie? Strobo! Lass uns mal völlig out-of-Place sinnbefreite 10 Minuten bunten Strobo-Overkill rein ballern, das haut die Leute sicher um“.

                                              Oooookay.

                                              Dem einen oder anderen mag das als große Geste oder Grenzüberschreitung erscheinen, mir reicht es leider nicht annähernd, um irgendetwas tieferes rein zu lesen, oder gar Genialität zu wittern. Im Gegenteil, denn ästhetisch mutet es regelrecht stumpf an und um die Qualen der vorherigen Noé-Filme herauf zu beschwören, hätte der gar-nicht-mehr-so-provokative Provokateur deutlich weiter gehen müssen.

                                              Wäre aber sicher in einem Kino einige Nummern immersiver gewesen.

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                                                Im Enough Talk! Podcast, Episode #69 stelle ich den Film ab 1h20min vor. Ein kurzes Review und eine klare Seh-Empfehlung, aufgrund von starker Inszenierung, einem gelungenen Ansatz, etc. - obwohl der Film, wie auch die anderen Werke von Benson/Moorehead, leider wieder ein Bisschen Potential liegen lässt. Hört mal rein und lernt, warum diese still und leise veröffentlichte Perle mehr Aufmerksamkeit verdient!

                                                Zur Sendung: https://enoughtalk.de/et069-nazis-bitte-sterbt-einfach/

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                                                  Im Enough Talk! Podcast, Episode #69 stellen wir den Film ab 1h14min (kurz) vor. Kein wirkliches Review, eher eine klare Seh-Empfehlung. Hört mal rein und lernt, warum diese vergessene Perle mehr Aufmerksamkeit verdient!

                                                  Zur Sendung: https://enoughtalk.de/et069-nazis-bitte-sterbt-einfach/

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                                                    Im Enough Talk! Podcast, Episode #69 widmen wir dem Film ab Minute 43 ein längeres Segment, in dem wir sehr viel Lob für einen der beklemmendsten Filme unserer persönlichen Filmhistorien übrig haben. Ansatz, Form und vor allem die Fähigkeit das unbeschreibliche Grauen des Holocaust unmittelbar zu thematisieren sind einzigartig.

                                                    Unser Fazit: einmal hat gereicht, also müssen wir den dreckigen Nazi-Schweinen von AFD und co. alles entgegen werfen was geht. Wer den Holocaust als "Fliegenschiss der Geschichte" abtut, zeigt sehr deutlich, dass er weit weniger Wert ist als ein eben solcher Fliegenschiss. Diese Leute braucht man man so sehr, wie ein siffendes Furunkel am Hinterausgang.

                                                    Zur Sendung: https://enoughtalk.de/et069-nazis-bitte-sterbt-einfach/

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