Mr. Miguwa - Kommentare

Alle Kommentare von Mr. Miguwa

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    Die zweite Staffel der Erfolgsserie "Breaking Bad" erzählt die Geschichte nach dem etwas abrupten Ende von Staffel 1 nahtlos weiter und beschäftigt sich im weiteren Verlauf mit dem langsamen Aufstieg von Walter und Jesse im Drogengeschäft. Im Fokus der Staffel stehen dabei die charakterlichen Veränderungen beider Figuren. Denn während Walt und Jesse ihr Imperium immer weiter ausbauen und eine geeignete Infrastruktur entwickeln, geraten beide Charaktere auch immer tiefer in den Strudel der Kriminalität, was eine Menge Probleme mit sich bringt. In der 2. Staffel konzentriert man sich hauptsächlich darauf, wie unterschiedlich Walt und Jesse auf aufkommende Probleme reagieren und wie sehr bestimmte Entscheidungen und Konsequenzen bestimmter Entscheidungen den Menschen verändern können. Staffel 2 zeigt gerade am Ende deutlich die Entwicklung von Walter zu einem immer schlechter werdenden Menschen, geprägt von Stolz, Egoismus und Arroganz...

    Wenn es eine Serien-Staffel gibt, die mich gleichermaßen beeindruckt wie fasziniert hat, dann ist das die 2. Staffel von "Breaking Bad"! Hier offenbart sich wieder die enorme Stärke der Drehbücher. Die 2. Staffel schafft dabei aus meiner Sicht den perfekten Spagat zwischen ruhigen und auch lauten, nervenzerreißenden Tönen. Auch die Vielschichtigkeit der Handlung, die unerwarteten Wendungen und natürlich die Charakterentwicklungen machen „Breaking Bad“ zu ganz besonderer und intelligenter Unterhaltung. Ebenfalls bringt die Staffel durch die vielen neu eingeführten Charakteren frischen Wind in die Geschichte und sorgt somit für Abwechslung sowie neuen Handlungssträngen, was die Handlung, wie bereits erwähnt, allmählich komplexer macht.

    Einer der größten Gründe weshalb "Breaking Bad" und besonders die 2. Staffel so unglaublich faszinierend ist, ist wohl die unglaublich intensive und nicht in Worte zu fassende Atmosphäre sowie die Inszenierung. Der visuelle Stil von "Breaking Bad" war ja schon in Staffel 1 sehr sehr gut, aber verglichen mit den späteren Staffeln sicherlich am ausbaufähigsten. Das Zustoßen von Michael Slovis als Kameramann ab Staffel 2 scheint vermutlich tatsächlich der ausschlaggebende Grund für diese unglaublich kreative und stilistische Inszenierung gewesen zu sein. Denn seit er seine Finger im Spiel hatte, gab es so viele geniale Kameraeinstellungen- und Fahrten sowie Farbfilter-Nachbearbeitungen, die mich immer wieder zum Staunen bringen. Insbesondere in Folge 2.02 kommt diese innovative Kameraführung zum Vorschein, denkt man da zum Beispiel an das Opening vor dem Intro mit den ganzen Nahaufnahmen in der Wüste. Auch die Panoramaaufnahmen am Anfang von Folge 2.03, als Walt und Jesse durch die Wüste laufen, sind in Verbindung mit der Musikuntermalung wirklich meisterhaft! Der visuelle Stil ist sicherlich einer der vielen Gründe, weshalb ich diese Serie so liebe. Diese Langatmigkeit einzelner Szenen wirken besonders bei wiederholter Sichtung unglaublich faszinierend und sind aus meiner Sicht keineswegs langweilig! Jede Szene scheint ihre Bedeutung zu haben und dramaturgisch ist diese Staffel einzigartig aufgebaut. Für eine TV-Serie ist die Inszenierung wirklich absolut referenzwürdig und neuartig gewesen. Da können selbst erstklassige Kinofilme kaum mithalten.

    Zum Schluss muss ich natürlich noch die schauspielerischen Leistungen ansprechen. Superlative für das, was Bryan Cranston als Walter White in dieser Staffel abliefert, kann man nicht finden. Sowohl den netten, anständigen und freundlichen Familienvater als auch den gefürchteten Drogenbaron verkörpert er perfekt. Die allmähliche Wandlung seines Charakters lässt sich sehr gut (!) in der Performance von Mr. Cranston erkennen. Aaron Paul findet sich ebenfalls richtig gut in seine Rolle ein und läuft teilweise genauso zu Höchstleistungen auf, wie Bryan Cranston. Der Rest des Cast ist natürlich ebenso grandios, vor allem Anna Gunn sei hier nochmal erwähnt.

    Story, Charaktere(ntwicklungen), Dialoge, Atmosphäre, Inszenierung, Musikuntermalung = einzigartig und perfekt!

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    • 10
      Mr. Miguwa 02.09.2013, 18:46 Geändert 23.12.2014, 16:27

      Die Aussage, dass Breaking Bad mit jeder Staffel besser wird, trifft wohl nur deshalb zu, weil es diese grandiose 4. Staffel gibt. Diese Season wirkt immernoch am besten durchdacht, ohne jemals konstruiert zu wirken (so wie es an einigen Stellen in der 5. Staffel leider der Fall war). Die Staffel hat den perfekten Mix aus Drama und Action getroffen. Sie versteht es genau im richtigen Moment an Fahrt aufzunehmen und wieder abzubremsen. Der lange Showdown zwischen Walt und Gus hätte nicht besser in Szene gesetzt werden können. Auch schauspielerisch setzt diese Staffel nochmal einen drauf. Aaron Paul als Jesse geht in seiner Rolle richtig auf, aber auch Bryan Cranston und Giancarlo Esposito spielen wie gewohnt herausragend. Während so gut wie alle Charaktere eine nachvollziehbare Entwicklung durchmachen, bleibt Gus für uns Zuschauer auch in Staffel 4 unergründbar. Seine Beweggründe und seine Position werden nie ganz deutlich. Doch Giancarlo Esposito schafft es ihm trotzdem etwas Tiefe zu verleihen und macht Gus zu einem einzigartigen Bösewicht! Insgesamt wird in dieser Staffel noch mehr auf musikalische Untermalung gesetzt, um die Stimmung in den einzelnen Szenen zu unterstreichen, was mir sehr gefallen hat. Nach der 1. Staffel meine absolute Lieblingsstaffel meiner absoluten Lieblingsserie!

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      • 8

        Die 5. Staffel von "Breaking Bad" zieht enorm im Tempo an und hat pro Folge sehr viel Stoff zu bieten. Manchmal wirkt die Staffel dadurch leider etwas zu überstürzt und insgesamt auch ein wenig konstruiert, was mir vor allem bei Staffel 5.2 stark aufgefallen ist. Zwar finde ich es sehr aufregend, dass in der Season nun endlich das Tempo und damit auch die Spannung erhöht wird und man innerlich merkt, wie die Serie in Endzeitstimmung Richtung Finale steuert, aber irgendwie wirkt es so, als ob die Autoren noch mehr Zeit gebraucht hätten, um die Serie zu beenden...

        Die 5. Staffel von "Breaking Bad" ist natürlich nach wie vor grandios, aber leider verliert sie etwas an Dramatik und Intensität. Vor allem der zweite Teil der Staffel ist an einigen Stellen etwas zu hektisch geraten. Vielleicht hätte man aus den 16 Episoden tatsächlich zwei Staffeln mit jeweils 13 Episoden machen sollen oder zumindest den 2. Teil auf 13 Folgen ausstrecken sollen. So kommen in den letzten 8 Folgen viele Handlungsverläufe leider etwas plump und konstruiert daher (z.B. Jesses Geistesblitz). Des Weitern dienen die Charaktere in dieser Staffel mehr als Schachfiguren; man konzentriert sich eigentlich nur noch auf das Voranschreiten der Handlung, weshalb einige Charaktermomente einfach viel zu kurz kommen. Natürlich wird das Tempo in der letzten Staffel ordentlich angezogen, was für die meisten wohl den größeren Unterhaltungswert ausmacht. Aber ich persönlich finde diese hypnotisierende Inszenierung mit Schwerpunkt auf die Charaktere, die insbesondere in Staffel 1+2 im Vordergrund stand, um einiges faszinierender.

        Insgesamt mag ich die ruhigeren Töne der Serie lieber und deshalb bleibt die Staffel aus meiner Sicht auch etwas hinter den phänomenalen Vorgängerstaffeln zurück, der Qualitätsverlust ist allerdings nur minimal. "Breaking Bad" bleibt natürlich auch in der 5. Runde das Beste, was das Fernsehen zu bieten hat. Der Abschluss ist ebenfalls stimmig (wenn auch vorhersehbar^^) und bietet einen mehr oder weniger gelungenen Serienabschluss. Der Zuschauer wird mit keinen offenen Fragen zurückgelassen und jeder Charakter bekommt einen einigermaßen würdigen Abschluss. Mit dem Serienfinale der "Sopranos" allerdings nicht vergleichbar, denn dieses finde ich persönlich noch interessanter, einzigartiger und gewagter. Es sorgt für Diskussionsstoff, beim "Breaking Bad" Finale fällt dies hingegen leider etwas weg. Ich persönlich hätte mir einfach etwas spezielleres und außergewöhnlicheres für das Ende dieser Serie gewünscht.

        Im Nachhinein betrachtet bin ich sogar der Meinung, dass sich das Staffelfinale von Season 4 auch sehr gut als Serienfinale geeignet hätte. Denn die Wandlung von Walter wurde mit der letzten Kameraeinstellung einfach genial "beendet". Natürlich wären dadurch viele Fragen unbeantwortet geblieben, aber mir persönlich hätte dieses offene Ende sehr zugesagt...

        Das mag jetzt alles viel schlimmer klingen, als es eigentlich ist, aber während Staffel 1-4 für mich nahezu auf der selben Höhe standen, ohne jeglichen Qualitätsverlust, schneidet die 5. Staffel bei mir sowohl objektiv als auch subjektiv betrachtet etwas schlechter ab, als bei den meisten anderen. Insgesamt bietet Staffel 5 natürlich trotzdem einen gelungenen Abschluss der mit Abstand besten Serie aller Zeiten, auch wenn sie, wie bereits gesagt, aus meiner Sicht nicht mit den hervorragenden ersten vier Staffeln, die nahe an der Perfektion waren, mithalten kann. Meine unbeschreibliche Faszination für die ersten 4 Staffeln wird mir aber trotzdem keiner nehmen können und dafür bin ich dieser Serie so unglaublich dankbar! Meine Liebe für Filme/Serien ist erst durch "Breaking Bad" so richtig aufgeblüht und jedes Mal, wenn ich einen neuen Durchlauf starte, ist es ein Gefühl, als würde ich selbst eine Droge konsumieren, die (bis Staffel 4) Gefühlsregungen bei mir aufweckt, die ich mit keinem Wort beschreiben kann. Ein großes Dankeschön dafür und an alle, die sich diesen Kommentar bis zum Ende durchgelesen haben ;).

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        • 8

          Die erste Staffel der Serie "Rectify" lässt mich noch ein wenig Zwiegestalten zurück. Einerseits wird hier eine tolle und hypnotisierende Atmosphäre aufgebaut, ohne große Wendungen und Twists in der Handlung, andererseits gibt es hier noch den ein oder anderen Störfaktor. Der Hauptdarsteller Aden Young verkörpert den Protagonisten, der mehrere Jahre scheinbar unschuldig im Gefängnis saß und nun aus dieser isolierten Welt gerissen wird, jedoch wirklich großartig.

          Die langsame Erzählweise ist zwar teilweise auf ihre ganz eigene Art und Weise fesselnd, aber die einzelnen Folgen der 1. Staffel unterscheiden sich stilistisch teilweise extrem stark, wodurch zeitweise ein wenig Verunsicherung entsteht, da man glaubt es handelt sich hier um eine ganz andere Serie. So entsteht der Eindruck, dass sich die verschiedenen Regisseure untereinander schlecht abgesprochen haben, insbesondere Folge 5 wirkte extrem befremdlich.

          Des Weiteren konzentriert sich "Rectify" bisher noch etwas zu stark auf den Protagonisten Daniel Holden. Die anderen Charaktere bekommen eher wenig Nuancen, da ist sicherlich noch mehr möglich. Man sollte hier übrigens überhaupt keine Geschichte mit interessanten Figuren erwarten, denn eigentlich konzentriert man sich hauptsächlich auf die Emotion der Charaktere und versucht hier keine wendungsreichen und faszinierenden Charakterstudien zu kreieren. Man konzentriert sich viel mehr auf die Auswirkungen des Umfelds, die Daniels Freilassung mit sich bringen. Die Handlung erhält zusätzlich Dynamik durch den Umstand, dass einige Charaktere, wie auch zeitweise der Zuschauer, nicht stets hundertprozentig von Daniels Unschuld überzeugt sind.

          Insgesamt bietet die 1. Staffel sehr gute Unterhaltung mit einigen interessanten Ansätzen, auch wenn sie stilistisch nicht immer gleichbleibend ist und die Charaktere etwas mehr Tiefe vertragen könnten. Bisher lebt die Serie noch sehr stark von Hauptdarsteller Aden Young, der dem Zuschauer im Laufe dieser Staffel so einige Gänsehautmomente beschert. Potential hat "Rectify" in jedem Fall, es bleibt bisher nur fraglich in welche Richtung die Serie will und ob sie das Potential hat, auch über mehrere Staffeln hinweg zu fesseln, immerhin sind die Charaktere bisher noch etwas oberflächlich gezeichnet...

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            Mr. Miguwa 04.10.2015, 16:29 Geändert 04.10.2015, 18:43

            "Boardwalk Empire" verabschiedet sich in der finalen Staffel, wie sie einst begonnen hat: mit Würde und Perfektion. Nachdem Staffel 4 einige charakterliche Konflikte und Handlungsbögen offen lies, war es sicherlich mehr als mutig, die letzte Staffel sieben Jahre später einsetzen zu lassen, vor allem da die Episodenzahl dieses Mal sogar auf nur 8 Episoden begrenzt wurde. Doch die Macher schaffen es mit Bravur die Geschichte rund um die Gangster und Alkoholschmuggler zufriedenstellend beenden zu lassen und das alles, ohne das Erzähltempo der Serie zu brechen. "Boardwalk Empire" bleibt besonnen und geruhsam, tritt in einzelnen Momenten etwas auf das Gaspedal, wirkt dabei aber nie gehetzt. Erfinder, Autor und Produzent Terence Winter gestattet mit erzählerischer Perfektion ein letztes Aufbegehren. Keine neuen Figuren und keine neuen Handlungsstränge werden eingeführt. Nach der Bekanntgabe von HBO über die definitive Beendigung der Serie nach Staffel 5, mussten Terence Winter und sein Autorenteam Aufräumarbeit vornehmen. Alles, was an krimineller Dekadenz nach vier Staffeln noch übrig geblieben ist, wird zu einem Abschluss geführt und das mit einer unbeschreiblichen Raffinesse. Insbesondere die finale Episode zeigt jene erzählerische Perfektion, indem alle Handlungsbögen endgültig zusammengeführt werden und ein mehr als zufriedenstallender Abschluss von Nucky Thompson und allen anderen Charakteren (zumindest von denen, die noch übrig geblieben sind) erfolgt.

            Dabei war die 5. Staffel nicht nur aufgrund des immensen Zeitsprungs von sieben Jahren gewagt, sondern auch aufgrund der näheren Schilderung von Nuckys Kindheit und Jugend in Form von Rückblenden. Gerade in Staffel 4 hat "Boardwalk Empire" eigentlich gezeigt, dass die Serie gerade dann so genial ist, wenn Nucky aus dem Zentrum der Serie rückt und den Nebencharakteren und ihren Geschichten mehr Raum zur Entfaltung gegeben wird. Die Rückblenden in Staffel 5 waren dramaturgisch jedoch mehr als sinnvoll, da Nucky Thompson nun stärker als jemals zuvor in den Fokus der Serie rückt. In keinen der vorherigen Staffeln wurde uns Zuschauern ein solch intimer Einblick in das Seelenleben unseres Protagonisten gegeben, wie in der finalen 5. Staffel. Die Rückblenden ergeben nicht nur Storytechnisch am Ende der Staffel ein rundes und bedeutungsvolles Bild, sondern erschaffen eine emotionale Verbindung zu Nucky Thompson, wie sie stärker nicht sein könnte. Selten hat man so sehr mit unserem ehemaligen Bezirkskämmerer mit gefiebert; jede Minute mit Nucky bzw. dem großartigen Steve Buscemi vor der Kamera ist ein einzigartiger Genuss.

            Natürlich haben die verkürzte Episodenzahl und der große Zeitsprung zur Folge, dass die Staffel zu einem regelrechten Blutbad verkommt, wobei jedoch jedem der einzelnen Charakteren ein (mehr oder weniger) würdevolles Ende beschert wird. Viele Figuren zahlen für ihre Sünden und so sieht es nicht nur für Nucky bei der bevorstehenden Aufhebung der Prohibition und den sich zuspitzenden Konflikt mit Lucky Luciano düster aus.

            Nach 5 Staffeln "Boardwalk Empire" kann man nur sagen, dass diese Serie für die Serienlandschaft eine unglaublich große Bereicherung ist und ebenso als würdevoller Nachfolger zu der Mafiaserie "Die Sopranos" fungiert. Dass "Boardwalk Empire" nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist definitiv schade, obwohl es der Qualität der Serie (zum Glück!) nicht schadet. Ein ästhetischer und formvollendeter Serienabschluss, runden das positive Gesamtbild ab.

            Am Ende bleibt daher nur zu sagen: Auf Wiedersehen Nucky Thompson - es war eine unglaublich schöne Reise mit dir!

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            • 6

              Ich habe es tatsächlich geschafft, die letzten vier Wochen keine einzige der neuen GoT-Folgen zu gucken und dies spoilerfrei überlebt. Gestern gab es dann endlich die lang ersehnte Überdosis und all meine Befürchtungen haben sich (leider) bewahrheitet. Die Macher scheinen auf ein lang geplantes Finale zu zusteuern, werfen hierfür aber nahezu alles über Bord, was die Serie einst auszeichnete. Mittlerweile definiert sich die Serie nicht mehr über interessante, komplexe, vielschichtige Charaktere - diese werden viel mehr so zurecht gebogen, um das überstürzte Ziel zu erreichen und/oder um lang ersehnte (aber leider langweilige) Fanwünsche zu befriedigen. Die Geschichte vieler Figuren scheint ja schon seit mehreren Staffeln aus erzählt - und überhaupt werden nahezu alle Figuren in dieser Staffel Abziehbilder ihrer selbst. Dabei wäre es ein Leichtes, diesen Mangel zu verschleiern, indem man solche Charaktere sterben lässt (oder sich alternativ Unterstützung von besseren Schreiberlingen holt). Aber selbst im großen Kampf mit dem Nachtkönig, der als Antagonist über sieben Staffeln aufgebaut wurde, entkommen alle wichtigen Charaktere teils mehrmals aus schier ausweglosen Situationen. Seit Staffel 6 versinkt Game of Thrones in ihrer Vorhersehbarkeit und geistreiche Dialoge und interessante Intrigen weichen immer mehr dem großen Spektakel. Und jetzt wo der Nachtkönig endlich besiegt ist - der sich letztlich als lauwarmer MacGuffin herausstellt - und sich die Serie endlich wieder auf die alte Stärke hätte zurück besinnen können, kommt das schlechte Writing stärker zum Tragen denn je. Denn vieles, was Game of Thrones in Folge 4 in Ansätzen richtig macht (Intrigen, Machtkampf, Allianzen), versagt in der Umsetzung - nicht nur in den schlechten Dialogen oder durch zahlreiche Logikfehler, sondern auch in übereilten und zwanghaft konstruierten Charakterentwicklungen (Dany?!), die mir Angst vor den finalen Folgen machen. Ich hätte nie gedacht, dass die Serie das auf so einen (Um)weg erreicht...

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              • 5

                ACHTUNG SPOILER!
                Ich finde Staffel 5 erinnert zu sehr an vorgegangene Muster und die Handlung kommt bis auf die Verarbeitung Dexters nach Ritas Tod nicht wirklich voran. Dafür eine ganze Staffel einzuräumen, finde ich dann doch etwas übertrieben, da die Season ansonsten inhaltlich kaum etwas zu bieten hat, was zu einer Weiterentwicklung der Charaktere/Handlung führt.

                Dass Dexter mit Lumen schon wieder einen neuen Seelenverwandten trifft, gefiel mir leider auch nur in Ansätzen. Lumen funktioniert zwar sehr gut zur Bewältigung des Todes von Rita, obwohl ich die Ausdehnung zu einer Art Lovestory etwas unpassend und vorhersehbar fand. Das hätte so knapp nach Ritas Tod nicht sein müssen und wirkt in dieser Form auch aufgesetzt.

                Der Quinn-Suplot, der am Anfang wirklich sehr interessant, spannend und vielversprechend war, wird am Ende leider einfach fallen gelassen. Dass Quinn zum Schluss seine Ermittlungen einfach abbricht, als hätte es ihn nie interessiert, war aus meiner Sicht dann doch sehr unglaubwürdig. Es müsste für ihn als Polizist doch mehr als offensichtlich gewesen sein, dass Dexter einen Mord begangen hat! Dafür gab es nämlich genug Hinweise. Dass das am Ende so abrupt abgebrochen wird und nicht mehr thematisiert wird, finde ich lächerlich. Ich frage mich, ob die Autoren hier etwas Größeres geplant hatten, aber aufgrund der Verlängerung des Senders um weitere Staffeln, diese Geschichte einfach am Ende komplett fallen gelassen haben...

                Im Gegensatz zur 6. ist die 5. Staffel dennoch sehr sehenswert und aus meiner Sicht auch die letzte Staffel, die man sich angucken sollte. Die darauffolgende Staffel ist eine Katastrophe! Die gesamte Geschichte ist so unglaublich schlecht geschrieben und so frustrierend vorhersehbar, dass es die Staffel im Alleingang schaffte, dass ich fast sämtliches Interesse an Dexter verlor. Man hätte spätestens nach der 5. den Schlussstrich ziehen sollen, da von dem Charme der ersten vier Staffeln danach leider gar nichts mehr zu spüren ist...

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                • 5

                  Die 2. Staffel von "Hannibal" macht praktisch alles richtig, was die 1. Staffel noch falsch machte. Die Geschichte wirkt im Gegensatz zu dem ziemlich kruden Plot aus der ersten Hälfte von Staffel 1 nun um einiges besser durchdacht und konzipiert. Die Geschichte nimmt des Weiteren deutlich Fahrt auf, mehrere geniale, schockierende und nicht vorhersehbare Momente werden im Verlauf der Staffel präsentiert und auch charakterlich entwickelten sich die Charaktere weiter und bekommen die nötige Tiefe, die vielleicht in Staffel 1 noch etwas auf der Strecke blieb. Gleichzeitig sind die Dialoge genauso grandios und philosophisch, wie in der Vorgängerstaffel und der unglaubliche Look der Serie wird natürlich beibehalten, obwohl die Inszenierung in Staffel 2 teilweise sogar noch poetischer und einfallsreicher wirkt. Die Schauspieler, allen voran der grandiose Mads Mikkelsen, spielen wie gewohnt herausragend.

                  Letztlich kann man sagen, dass alle Schwächen, die ich noch an der 1. Staffel bemängelt habe, nun komplett ausgebügelt wurden. "Hannibal" - Staffel 2 ist unterhaltsame und anspruchsvolle Unterhaltung der Extraklasse! Wenn die Serie dieses Niveau halten kann, wäre ich mehr als zufrieden, obwohl die 2. Staffel wohl schwer zu überbieten sein wird...

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                  • 5

                    So, ich habe nun endlich die erste Staffel von "Sons of Anarchy" gesehen und muss sagen, dass ich die allgemeine Begeisterung für diese Serie bisher noch nicht wirklich nachvollziehen kann. Mir persönlich fehlt in der Handlung bisher ein roter Faden; ein Grundgerüst, auf das die Serie aufbaut. Die Folgen plätschern teilweise nur so vor sich hin. Unterhaltsam ist "Sons of Anarchy" zwar, aber die Figuren müssen in den nächsten Staffeln einfach mehr Charaktertiefe bekommen, ansonsten wird die Serie meinerseits wohl nicht weiterverfolgt. Potential hat "Sons of Anarchy" durchaus, aber leider konzentriert man sich teilweise zu sehr auf die 3 Hauptfiguren Jax, Clay und Gemma und gibt den Nebenfiguren einfach zu wenig Platz zur Weiterentwicklung. Da erhoffe ich mir in der nächsten Staffel einfach mehr. Einige interessante Figuren hat die Serie ja und gerade Katy Segals Charakter Gemma hat mir in ihrer Rolle als selbstbewusste und vor nichts zurückschreckende Mutter und Ehefrau sehr gefallen. Aber sie alleine reicht dann eben nicht aus, um die Serie zu tragen.

                    Insgesamt hat die erste Staffel von "Sons of Anarchy" zwar durchaus ihre besonderen Momente, mit denen sie punkten kann, aber ein konzipiertes Schema scheint vorerst noch zu fehlen. Zumindest reicht für mich die Thematik mit dem Konflikt um Throninhaber und Thronfolger als Konzept noch nicht aus, dafür sind die Nebenhandlungen teilweise zu belanglos und uninteressant. Als Einführung der Charaktere ist die erste Staffel somit zwar durchaus sehenswert, auch wenn sie niemals die Intensität anderer Einführungsstaffeln, wie die von "Breaking Bad" oder "Lost" erreicht. "Breaking Bad" hat beispielweise in der ersten Staffel deutlich mehr Intensität ausgestrahlt und auch die Handlung hat präzisere Nuancen gesetzt und gezeigt in welche Richtung die Serie im weiteren Verlauf gehen wird. Trotzdem bin ich natürlich gespannt, wie sich "Sons of Anarchy" in der 2. Staffel entwickelt...

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                    • 5
                      Mr. Miguwa 01.07.2018, 13:59 Geändert 01.07.2018, 15:01

                      In der 2. Staffel von Westworld hat sich die Serie offensichtlich mehr denn je von dem damaligen TV-Phänomen Lost inspirieren lassen, die die Serienlandschaft mit ihren Mysterien und den darauffolgenden Fantheorien und -debatten nachhaltig beeinflusste. Und auch wenn Westworld diesem Beispiel folgen will, hat sie den Kern von Lost komplett verfehlt. Während bei Lost die Rätselkrämerei nicht mehr als ein netter MacGuffin war und die zahlreichen Methapern biblischen Ausmaßes sich den Charakteren beugten, programmiert Westworld das Grundgerüst der Serie völlig neu. Westworld macht die Mysterien zum Pulsschlag und verschachtelt die Handlung ohne tieferen Sinn und ohne dramaturgischen Nutzen für aus dem Nichts kommende Twists und WTF-Momente. Die klischeebeladenen Figuren scheinen den Machern in all dem Wirrwarr völlig egal, kann man sie doch für den nächsten Cliffhanger einfach umprogrammieren oder in eine neue Hülle pressen.

                      Selbst thematisch kommt die Serie über interessante Ansätze, die in pseudointellektuelle Dialoge gepresst werden, nicht hinaus. Für eine HBO-Serie ziemlich enttäuschend und als neues Zugpferd des Senders schon gar nicht zu gebrauchen. Gerne würde ich eine Lindelof Variante des Ganzen sehen. Die hätte sicherlich mehr Charakter (schlechtes Wortspiel) und mehr Poesie vorzuweisen…

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                        Keine Entwicklung der Charaktere, vorhersehbare und konstruierte Handlungsstränge, aufgesetzte Dialoge, zähe Inszenierung. Ich verstehe den Hype um diese Serie wirklich nicht. Kevin Spacey ist einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler und er spielt auch hier absolut herausragend, seine Rolle ist sicherlich auch sehr interessant. Aber leider nur seine Hülle, denn eine wirkliche Charakterentwicklung macht er nicht durch, ebenso wenig wie der Rest der Charaktere. Keine Stolpersteine auf Frank Underwoods Weg nach ganz oben sind zu groß, um ihn aufzuhalten, er manipuliert die Leute und kommt damit letztlich immer durch, ganz egal wie durchschaubar seine Pläne auch sein mögen. Die 2. Staffel bietet absolut keinen Mehrwert zur ersten und wiederholt das Konzept einfach aufs Neue. Wer hier eine transzendente Erlebnisreise erwartet ist fehl am Platz, selbst der Unterhaltungsfaktor sinkt nach Staffel 1 noch mal erheblich nach unten. Die Serie tritt auf einer Stelle und hat es nach dieser Staffel nun endgültig geschafft, dass ich jegliches Interesse an der Serie verloren habe. Total uninspirierender Stoff trotz zwei wirklich guter Hauptakteure, die ihre eindimensionalen Rollen aber leider auch nicht größer machen können.

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