oliver.dambeck - Kommentare

Alle Kommentare von oliver.dambeck

  • Wie soll man hier Filme bewerten, wenn das meiste fehlt?

    • Sicher, La Grande Illusion ist einer der grossen Meisterwerke des Films, aber in der Art, wie er in Deutschland im TV lief, ist es eben einfach zum abgewoehnen (insbesondere die deutsche Synchro-fassung). Die Criterion-Restauration laesst den Film wiederaufleben und hier kommt mehr von der Poesie rueber. Ich hatte jedenfalls das Gefuehl, einen anderen Film zu sehen. Insbesondere von Sternberg und natuerlich Jean Gabin spielen toll, aber eben auch alle weiteren Rollen sind hervorragend gespielt: Dita Parlo ebenson wie Marcel Dalio als Lt.Rosenthal. Unbedingt im Original ansehen!

      Das gleiche gilt auch fuer La Regle Du Jeu, wenngleich der Film, wie "Der Leopard" von Visconti, heute schwer nachvollziehabr ist, insbesondere den Skandal, den der Film damals ausloeste.

      Renoirs Inszenierungskunst haben es mir jetzt aber angetan und ich freue mich schon auf Bodu, Partie de Champange und The River.

      Un Partie de Champange: kurzer Film nach einer Kurzgeschichte von Guy de Maupassant. Zu kurz oder ganau richtig?
      Es steht fest, dass der shot on location doomed gewesen ist. Ein Sommerfilm, der waehrend eines verregnten Sommers gedreht wurde und die angesetzte Woche auf Monate verlaengerte. Spannung innerhalb seiner Familie, die Renoir hier mitverpflichtet hatte usw. Die Dreharbeiten wurden abgebrochen und Renoir hat ihn nicht fertiggestellt und ist stattdessen nach USA gegangen.
      1947 haben Mitarbeiter und Familie aus dem vorhandenen Material den Film zusamengesetzt. Es hat wohl nicht mehr viel gefehlt, dennoch ist das Werk nur rund 40 Minuten lang geworden und die zwei fehlenden Sequenzen werden mit Textafeln erklaert. Die Restauration ist ordentlich: kaum droppouts und Verschmutzung, oderntlicher Kontrast und guter Ton, lediglich der Bildstand haette noch verbessert werden koennen.

      Auf mich wirkte das erste Sehen sehr Holzschnittartig: die fehlenden Szenen zerreissen den Rythmus und der schnelle Schluss wirkt ueberraschend. Aber der Film wirkt noch lange nach und laesst mich nicht wirklich los. Wie La Regle du Jeu ist es ein Sittenbild und das Thema Sexualitaet wird fuer 1936 sehr offen dargestellt.
      Hier ist wieder ein Renoir, den man oefter sehen kann, der einen mit seiner Leichtigkeit benebelt und seiner Kernaussage beruehrt.

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      • Den ersten Bresson sah ich mit 13 Jahren, Lancelot du Lac, und damahls fand ich seine reduzierte Inszenierung etwas ermuedent, auch wenn er sogar Stuntmen einsetzte fuer die Ritterkaempfe. Dann, Jahre spaeter, L'Argent, weil es eben der neue Bresson war (und auch sein letzter). Dann habe ich mir noch die verschaeften Sachen angetan von Danielle Huillet und Jean-Marie Straub, die Bresson's Still noch verstaerkt haben, und reines Kopfkino mit Laienschauspielern, die ihren Text ausdruckslos aufsagen, dazwischen noch Schwarzfilm, damit es bloss nicht optisch zu opluent wirkt....anstregend!

        Mit den Jahren kam mir aber Bresson immer wieder in meinen Kopf und so habe ich mir seine wichtigsten Filme (die ich auch kaum kannte) nochmal kommen lassen, die alle in schoenen DVD-Versionen erhaeltlich sind.

        "Proces de Jeann D'Arc" war ok, konnte aber eben nicht mit Dreyer's Jeanne von 1928 mithalten.

        "Aus hasard Balthazar" hat mich dann umgehauen! Hier passt Bresson's Stil zu dem Sujet. Die Idee, die Geschichte mit dem Esel als Leitfigur zu erzehlten ist genial und mit Anne Wiazemsky als Marie gibt es etwas, was einer schauspielerischen Leistung fuer Breson's Verhaeltnisse sehr nahekommt. Bresson ist hier fast leidenschaftlich und dennoch distanziert und seine Geschichte entwickelt so mit der Zeit eine ruhige emotionale Intensitaet, die es sonst nicht im Kino gibt.

        Das Werk wurde ordentlich restauriert, der Transfer vom Originalnegativ im 16:9 Format (korrekte 1:1.66 mit Seitenmaskierung) holt das meiste aus dem Bild heraus und so kann man die grandiose S/W-Fotographie ungestoert bewundern. Es gibt kaum Verschmutzung, ruhiger Bildstand und ordentlicher Kontrast ohne zu starke eletronische Verstaerkung.

        In einem netten TY-Feature aus aus der Zeit der Veroeffentlichung (1966) werben die creme de la creme der nouvelle vague (Goddard, Malle, Varda u.a.) fuer den Film, in dem sie sinngemaess sagen: schaut eucht lieber Bresson's Film an als meinen, der ist besser - Hut ab!

        Mein resume: man kann Bresson in jedem Alter sehen, wenn man mit "Balthazar" (oder vieleicht auch "Mouchette" oder "Pickpocket") anfaengt. Aber je reifer man ist, umso mehr kann man in ihm sehen und ihn wirklich verstehen. Ich freue mich jedenfalls darauf, die letztgenannten Werke demnaechst zu sehen.
        Mouchette (1967)
        kam nach ...Balthazar und war diesmal auf einem Roman basierend.

        Wieder schafft es hier Bresson den Zuschauer zu beruehren. Unsere junge Heldin spricht kaum und es interessiert sich auch niemand fuer das, was sie zu sagen hat. Das macht ihr Leben und Sterben noch tragischer.

        Ich denke, das Bersson hier einem sozialkritischen Horrorfilm sehr nahegekommen ist.

        Mich hat der Film jedenfalls von Anfang bis Ende gefesselt.
        Pickpocket (1959)
        Bresson's Film ueber Taschendiebe - oder eher die Kunst der Taschendiebe - ist zweifelsohne DAS Meisterwerk zum Thema aber auch ein Meisterwerk schlechthin.

        Es ist einfach atemberaubend zu beobachten, mit welcher Schlichheit und Praezision der Film mit Themen wie Anarchie und Leidenschaft umegeht und sich gleichzeitig viel Zeit nimmt die Kunstfertigkeit beim Taschendiebstahl zu zeigen. Der Hoehepunkt ist hier sicher die Sequenz am Bahnhof und im Zug, die fast wie ein Ballet der flinken Haende und Gesten wirkt.

        Auf mich wirkt es dennoch immer ein wenig befremdent, wenn die Schauspieler ohne Mimik ploetzlich Gefuehle auessern. Da was der Esel in Balthasar einfach besser. Vieleicht nennen Au Hasard Balthasar auch deshalb viele Kritiker den "Gipfelpunkt der Reinheit im Film".

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