Es gab eine Zeit, als Reality noch etwas war, das vor der Haustür stattfand. Als Serien noch nicht auf eine verwirrende Vielzahl von Sendern verteilt oder im Nachtprogramm versteckt waren. Als der Abend mit verschiedenen ARD-Programmen begann, aus denen man sich das eigene Menu zusammenstellen konnte. Und als Fernsehen noch eine Straftat war. Daran erinnert ihr euch nicht? Dann schwingt euch auf eure BMX-Räder und radelt mit uns durch Agent Coopers Fragebogen! Und nach Hause telefonieren is nich: Schreibt stattdessen lieber dem Kängufanten, dass ihr auch mal an den 7 Fragen teilnehmen wollt!
Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?
Ich habe die ersten 12 Jahre meines Lebens in der DDR verbracht, bis zu ihrem Ende. Dadurch fallen viele „klassische“ Kino-Ersterfahrungen aus. Disney wurde nicht im Kino oder Fernsehen gezeigt und auch viele bekannte Blockbuster waren bei uns nie zu sehen. Daher ist meine wirklich erste Erinnerung ans Kino irgend ein DEFA- oder russisches Märchen. Aber die erste prägende Kinoerfahrung hatte ich allerdings bei einem der größten Blochbuster der frühen Achtziger: E.T. – Der Außerirdische Ich war 7 oder 8 Jahre alt und wie immer ohne Begleitung im Kino. Ich war so im Film dabei, Elliott war immerhin in meinem Alter, wie ich es zuvor noch nicht erlebt hatte. Ich war Elliott. Ich lebte in dieser, in meinen kindlichen DDR-Augen, tollen Siedlung und erlebte dieses fantastische Abenteuer. Und als ET starb, brachen alle Dämme. Ich habe geheult wie ein Schlosshund nur um kurz drauf vor Freude zu jauchzen, weil ET doch noch lebte. Dann eine spannende und coole Verfolgungsjagd auf BMX-Rädern (wie gerne hätte ich so eins gehabt), die in einer tränenreichen ,auch für mich, Abschiedsszene gipfelt. Noch nie hatte mich ein Film so mitgenommen. Von da an war meine Liebe zum Film besiegelt.
PS: Nach E.T. habe ich nur noch einmal bei einem Film geweint. Das Ende von Schindlers Liste, wenn die echten Schindler-Juden die Steine auf das Grab legen, hat mich auch ganz schön mitgenommen. Steven Spielberg beherrscht offensichtlich sein Handwerk.
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
Ich möchte hier nicht auf einen einzelnen Film oder Serie eingehen sondern allgemein dem TV-Programm meiner Kindheit Dank sagen. Ohne Ein Colt für alle Fälle, Simon & Simon, Agentin mit Herz, Alf, Remington Steele, Die Schlümpfe, Die Biene Maja, Ferdy – Die Ameise, Pippi Langstrumpf, Winnetou, Wetten, dass..? , Rudi Carrell, Wim Thoelke, Peter Lustig, Prof. Grzimek, die ZDF Hitparade, Bud Spencer und Terence Hill, Dieter Hallervorden, Asterix (die Filme) und unzählige deutsche Filme aus den 50ern wäre ich nicht der, der ich bin. Das westdeutsche öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm der 80er hat mein Leben verändert!
PS: Wer sich jetzt wundert: in nahezu der gesamten DDR war das westdeutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen empfangbar
Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?
Nun ja, einen Fehltritt sollte man immer verzeihen. Wenn es häufiger vorkommt, wird es mit der „Fan-Treue“ schon schwerer. Die meisten Regiesseure, als deren Fan man mich bezeichnen könnte, sind schon tot. Da ist Verzeihen überflüssig. Aber einer meiner Lieblinge dreht noch fleißig jedes Jahr einen Film. Und da er mich schon so oft wunderbar unterhalten hat, kann Woody Allen gerne auch mal ein oder zwei mittelprächtige drehen. Ansonsten haben auch Ethan Coen und Joel Coen einen Stein bei mir im Brett. Der furchtbare The Ladykillers ist ihnen verziehen.
Was ist das schönste, bzw. was ist das schlimmste Erlebnis, das du jemals in einem Kino hattest?
Das Kino war in meiner Kindheit mein zweites Zuhause. Seit ich 6 oder 7 war, ging ich jede Woche ins Kino. Fast immer ohne Eltern und relativ selten mit Freunden. Erst nach der Wende, als es in unserer Stadt kein Kino mehr gab, ging ich seltener ins Kino. Es fällt mir schwer, da nur ein Ereignis heraus zu greifen. Deshalb möchte ich auch hier eine Reihe von Erlebnissen Revue passieren lassen. Als Kind zum ersten mal der einzige Zuschauer im Kino zu sein, und viele Jahre später als einziger Zuschauer Spiel mir das Lied vom Tod, auf der gigantischen Leinwand des alten Leipziger Capitol’s, zu sehen. Nach einem Kinobesuch, auf dem Heimweg, die nur in meiner Fantasie existierenden Monster, Gangster oder Römer zu bekämpfen. Blues Brothers im Kino zu sehen und tatsächlich von diversen Jakes und Elliotts umgeben zu sein, die es sich nicht nehmen lassen, mit zu tanzen. In das seit einigen Jahren leer stehende Kino meiner Kindheit einsteigen und feststellen, dass der gigantische Kinopalast meiner Erinnerung eigentlich ein ziemlich kleines Kino war. Das erste Mal unter Einfluss von Kräuterzigaretten ins Kino, und von Dead Man umgehauen werden. Mit ein paar Kumpels, bewaffnet mit Bier, in eine Nachmittagsvorstellung von Spice World – Der Film gehen und sich köstlich zu amüsieren. Ach, es gibt so vieles, was ich in und vor dem Kino erlebt habe.
Wenn deinem Leben ein Soundtrack gegeben werden müsste, welchen würdest du wählen? Und warum?
Musik ist die zweite große Leidenschaft in meinem Leben. Und seit frühester Kindheit begleiten mich The Beatles. Ich war und bin Fan. Ich kenne jedes Lied in- und auswendig. Jedes ist mit einem Erlebnis, einem Gefühl oder einer Stimmung aus meiner Kindheit verknüpft. Noch immer höre ich ihre Musik regelmäßig. Aber auch Joanna Newsoms Album Ys und Talk Talks Spirit of Eden haben mein Leben verändert und begleiten mich seitdem.
Gimme more – welcher Film schreit nach einem Sequel, hat aber nie eines bekommen?
Ich finde Grosse Pointe Blank – Ein Mann, ein Mord großartig. John Cusack ist einer meiner Lieblingsschauspieler, in Debi (Minnie Driver) wäre ich auch verliebt und der Humor trifft recht genau meinen Geschmack. Ich hätte wirklich gerne ein weiteres Abenteuer mit Martin Blank erlebt.
Wenn du einen Tag in einem Film leben könntest, welcher würde es sein und welche Figur wärst du?
Adam in Eve und der letzte Gentleman am Tag als er zum ersten mal aus dem Bunker kommt. Einmal unsere heutige Welt mit unschuldigen und quasi „jungfräulichen“ Augen sehen. Ich stelle mir das sehr interessant vor.