Der einzig wahre Bond - rau, gefährlich & sexy

25.08.2010 - 08:50 Uhr
Sean Connery
showwallpaper.com
Sean Connery
Bei ihm verlieren sowohl Männer, als auch Frauen den Verstand. Eine der größten Ikonen der Filmgeschichte feiert heute ihren 80. Geburtstag. Wir blicken zurück auf die Karriere von Sir Sean Connery.

Ein Casino. Um einen Spieltisch sitzen Herrschaften in eleganter Garderobe, eine Frau in einem roten Abendkleid spielt Baccara gegen einen Mann. Der Zuschauer sieht nur seine Hände. Die Frau verliert eine Runde, aber spielt noch einmal. Als sie zum zweiten Mal verliert, schnaubt sie frustriert: “Ich brauche noch einmal Tausend!” Aus dem Off hören wir die Stimme ihres siegreichen Gegenspielers und sehen wieder seine Hände, die aus einem silbernen Zigarettenetui eine Zigarette entnehmen: “Ich bewundere ihren Mut, Miss…” Sie erwidert: “Trench. Sylvia Trench. Und ich bewundere ihr Glück, Mister…”
Nun erscheint das Gesicht des Unbekannten auf der Leinwand. Während er sich lässig die Zigarette anzündet, stellt er sich vor: “Bond. James Bond.”

Ich könnte viel über Sean Connery schreiben, bevor er als Agent 007 Filmgeschichte schrieb. Über seine Jugend in Schottland, als armer Sohn eines LKW-Fahrers und einer Putzfrau. Über seine frühen Jobs als Milchmann, Baggerfahrer, Pferdekutscher und Sargbauer. Über seine ersten Erfolge als Bodybuilder und die ersten harten Jahre als Schauspieler im England der 1950er und frühen 1960er Jahre.

James Bond: Ein maskulines Idol
Aber machen wir uns nicht vor: Die Karriere des Sean Connery beginnt 1962 an diesem Baccara-Tisch. James Bond 007 jagt Dr. No gibt den Startschuss für die erfolgreichste und langlebigste Filmserie aller Zeiten und den Aufstieg seines Hauptdarstellers. Die Verfilmung der populären Romanreihe von Ian Fleming läuft allerdings beinahe ohne Connery vom Stapel. Autor Fleming ist mit der Besetzung seines Helden ursprünglich gar nicht einverstanden. Seine Meinung: zu ungehobelt, zu bäuerlich, nicht elegant genug. Und obendrein auch noch Schotte! Fleming will lieber Cary Grant, läßt sich aber von den Produzenten schließlich überreden. Nach der Premiere von James Bond 007 jagt Dr. No ändert er seine Meinung, ist sogar so beeindruckt, dass er seinem Romanhelden in Anlehnung an Connerys Herkunft einen schottischen Vater verpasst.

Für viele ist Sean Connery der einzig wahre Bond, das Original. Sein 007 ist ein Kneipenschläger im Seidenanzug, ein chauvinistischer Killer, ein Macho mit Brustbeharrung im Auftrag ihrer Majestät. Roger Moore spielt James Bond als einen hedonistischen Verführer, der mehr am Sitz seiner Krawatte, als an der Rettung der Welt interessiert ist. Bei Connery ist die Figur Bond rauer, männlicher, gefährlicher. Connerys Bond kann mit seinem Charme verführen, aber auch mit seinen bloßen Händen töten. James Bond wird zu einem Phänomen und Sean Connery zum Superstar. Er ist die perfekte Symbiose aus maskulinem Auftreten und emotionaler Bandbreite. Frauen wollen ihn, Männer wollen so sein wie er. Als eine Inkarnation des Männlichen wird er zum ultimativen Sexsymbol auf der Stufe eines Paul Newman oder Marlon Brando.

Er selbst hat immer Angst, auf ewig den glatten Geheimagenten spielen zu müssen. Deswegen ist bei Sean Connery trotz des großen Erfolgs die Lust auf weitere Bond-Filme schnell verflogen. Er nutzt die neue Berühmtheit, um andere Rollen zu ergattern, 1964 dreht er Marnie unter der Regie von Alfred Hitchcock.

Obwohl Bond-Produzent Albert R. Broccoli ihn zu James Bond und damit reich und berühmt gemacht hat, haben die beiden persönlich wenig füreinander übrig. Ihre Auseinandersetzungen um Filmgagen, Drehzeiten und Mitbestimmung am Set sind legendär. Nach fünf Filmen schmeißt Sean Connery hin, kommt aber 1971 noch einmal für James Bond 007 – Diamantenfieber zurück. Später sagt er, der einzige Grund für seine Rückkehr sei das Geld gewesen, das er zum Erhalt seiner Stiftung gebraucht hätte. Sean Connery führt über die nächsten Jahrzehnte immer wieder Prozesse gegen die Broccolis, fühlt sich finanziell betrogen. Bei einem Tribut für den verstorbenen Albert R. Broccoli erscheinen Roger Moore, Timothy Dalton und Pierce BrosnanSean Connery bleibt fern.

Wohin nach Bond?
Nach der Bond-Ära fällt Sean Connery in ein Karrieretief, dreht aber einige seiner besten Filme in dieser Zeit. Den psychedelischen Sci-Fi-Streifen Zardoz und die Agatha Christie Verfilmung Mord im Orient Express. In Robin und Marian tritt er als alternder Robin Hood auf und in dem grandiosen Space-Western Outland – Planet der Verdammten spielt er einen altersmüden Ermittler, der auf einer Raumstation ein tödliches Komplott aufdeckt. Er überzeugt in dieser Phase vor allem in Rollen, in denen er gegen sein Bond-Image anspielt, mal nicht der zynische Held sein, sondern der alternde Recke, der seine besten Jahre hinter sich hat.

1983 lässt er sich auf etwas ein, was er eigentlich geschworen hat, nie wieder zu tun: In James Bond 007 – Sag niemals nie kehrt er zurück in die Rolle von James Bond. James Bond 007 – Sag niemals nie ist ein Remake von James Bond 007 – Feuerball und Gegenprojekt zur Bond-Reihe von United Artists. Dem Projekt gingen jahrzehntelange Rechtsstreitigkeiten voraus, der Film ist eine Kampfansage an das offiziellen Bond-Franchise. Vermutlich ist es die hohe Gage, die Sean Connery dazu bewegt, noch einmal 007 zu verkörpern. Seiner Karriere tut der Film keinen Gefallen. Als sichtlich gealterter Agent macht er keine besonders gute Figur und obwohl der Film finanziell kein Flop ist, muss er sich an den Kinokassen dem beinahe gleichzeitig startenden James Bond 007 – Octopussy geschlagen geben.

Als rauhe Vaterfigur gelingt das große Comeback.
Die Karriere ist am Tiefpunkt, aber es soll wieder bergauf gehen: Mitte der 1980er beweist Sean Connery großes Geschick in der Auswahl seiner Rollen: Der Name der Rose wird der Startschuss für ein grandioses Comeback. Das hätte ebenfalls beinahe nicht stattgefunden. Genau wie Ian Fleming damals bei Bond, ist der Autor von Der Name der Rose, Umberto Eco von Connery in der Hauptrolle wenig begeistert. Auch Regisseur Jean-Jacques Annaud will ihn nicht in der Rolle. Aber Sean Connery bleibt dran, bekommt einen Vorsprechtermin, reist nach München und überzeugt Annaud von seinem Können. Der Name der Rose wird ein internationaler Erfolg, ebenso wie das Schotten-Epos Highlander – Es kann nur einen geben.

Es ist ein neues Kapitel in der Karriere des fast Sechzigjährigen, in der er nach dem charmanten Leading-Man den zweiten Rollentypus findet, der perfekt zu ihm passt: die Rolle des weisen Lehrmeisters, des kampferprobten Veteranen, der lebenserfahrenen Vaterfigur. So überzeugt er als rationaler Mönch William von Baskervill in Der Name der Rose und als alternder Ermittler Jim Malone in Die Unbestechlichen, wofür er 1988 den Oscar als Bester Nebendarsteller gewinnt. Zur Perfektion treibt er die Vaterfigur dann unter der Regie von Steven Spielberg: In Indiana Jones und der letzte Kreuzzug spielt er den Erzeuger des berühmtesten Archäologen der Welt (obwohl er gerade einmal 12 Jahre älter ist als Harrison Ford). Eine ganz natürliche Entwicklung laut Spielberg, schließlich sei James Bond auch das geistige Vorbild von Indiana Jones gewesen.

Die Zeitschrift People kürt Sean Connery im Alter von 59 Jahren zum “Sexiest Man Alive”, zehn Jahre später zum “Sexiest Man of the Century”. Hollywood liebt ihn, er ist wieder ganz oben. Im Kino fesselt er als abtrünniger U-Boot-Kapitän in Jagd auf Roter Oktober. Dieser Film zeigt eine der charakteristischsten Merkmale des Schauspielers:Sean Connery ist und bleibt Schotte, egal woher die Figur kommt, die er spielt. Ob als russischer Militärkapitän oder als spanischer Edelmann (Highlander – Es kann nur einen geben), seine prägnante Stimme mit dem schweren schottischen Zungenschlag verändert sich nie. Sie ist sein Markenzeichen, wie der Tiroler Akzent eines Arnold Schwarzenegger und fast genauso oft parodiert.

Die letzten 15 Jahre: Müde Rollen und ein katastrophales Ende.
In den letzten Jahren seiner Karriere fehlen große Rollen. Der schottische Superstar gibt im Herbst seiner Karriere meistens den alternden Actionhelden (The Rock – Fels der Entscheidung, Verlockende Falle). Es hagelt Preise und Auszeichnungen, die Queen schlägt ihn 2000 zum Ritter. Die Rolle des Gandalf in Der Herr der Ringe: Die Gefährten lehnt er ab, genauso wie einen Auftritt in Matrix Reloaded. Beide Filme werden große Hits, was Sean Connery dazu bewegt, einen Film zu machen, der ähnlich erfolgreich zu werden verspricht.

Leider endet der Versuch in einem Desaster: Die Comic-Verfilmung Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ist von Anfang an von Problemen geplagt. Hauptdarsteller und Produzent Sean Connery und Regisseur Stephen Norrington kommen nicht miteinander klar und streiten sich während der Dreharbeiten pausenlos. Schließlich zerstört eine Überflutung die teuren Sets, die Arbeiten ziehen sich um Monate. Der Film endet als wirres Effekt-Gewitter, die Kritiken sind vernichtend. Nach Ende der langen Produktion ist Sean Connery so enttäuscht und erschöpft, dass er seinen Ruhestand bekanntgibt. Mit über 70 fühle er sich zu alt für das anstrengende Filmgeschäft. Regisser Stephen Norrington hat seit Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen ebenfalls keinen Film mehr gedreht.

Auch wenn ich mir für die Leinwand-Legende einen würdigeren Abgang gewünscht hätte, besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. So kann sich Sean Connery im Ruhestand jetzt seinen großen Hobbys Golf und der Malerei widmen und mit seiner Stiftungsarbeit sein geliebtes Schottland unterstützen. Denn wenig bedeutet ihm so viel, wie sein Heimatland. Mit seiner Stiftung unterstützt er schottische Stipendiaten und als Förderer der “Scottish National Party” setzt er sich für die Unabhängigkeit Schottlands ein. Und auch wenn er jetzt achtzig Jahre alt ist, bin ich mir sicher: Er könnte mir immer noch ordentlich den Hintern versohlen.

Happy Birthday, Sir Sean Connery! Oder auf schottisch: Là breith sona dhuit!

Welcher ist euer Lieblingsfilm mit Sean Connery? Was gibt es noch wichtiges zu ihm zu sagen? Schreibt unten eure Glückwünsche und Kommentare!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News