Die Schatten-Geschichte des Superhelden-Films

28.04.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Bringt euch in Sicherheit!
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Am Mittwoch konntet ihr euch in der Speaker’s Corner über die Filmgeschichte der Superhelden informieren. Doch die hat auch eine Schattenseite und diese Chronik des unterhaltsamen Trashs präsentiere ich euch heute.

Vorgestern startete Marvel’s The Avengers in unseren Kinos und brachte damit die wohl größten Helden des Marvel-Universums auf die Leinwand. Am Mittwoch konntet ihr passend dazu einen sehr guten Text zum Thema Superhelden-Film von In_ex_fan lesen. Ich widme mich heute der Schattenseite des Business, denn Comicverfilmungen waren nicht immer erfolgreich und schon gar nicht gut. Begebt euch mit mir auf eine Reise durch die Geschichte der fehlbesetzten Heroen und schlecht oder schlicht merkwürdig inszenierten modernen Mythen, die heute eher für ihren Trash-Faktor bekannt sind.

Die Avengers-Initiative: Funky Edition
Die 60er waren eine goldene Zeit für Marvel. DC Comics steckte noch mitten im Silver Age, in dem sie wegen des Jugendschutzes nichts als abgedrehte Space-Abenteuer, fünfdimensionale Kobolde oder Roboter zeigen durften. Marvel traute sich was und gab seinen Helden echte Alltagsprobleme, mit denen sich die Leser identifizierten. Bald wurden Marvel Comics wie Der unglaubliche Hulk von Studenten und Beatniks gelesen. Der größere Erfolg äußerte sich bald in Bewegt-Bildern. Notorischstes Beispiel hierfür ist wohl Lou Ferrigno als der Der unglaubliche Hulk, dessen lächerlich ausdefinierte Muskeln, grüne Struwelperücke und ungelenke Kraftakte lange Zeit neben der Batman TV Serie das Non-Plus-Ultra der Superheldenunterhaltung waren. Daneben gab es allerdings auch die mit fabelhaft unspektakulären Schurken und Billig-Netz-Action glänzende Spider-Man – Der Spinnenmensch – Serie (und den TV-Film Spider-Man schlägt zurück), die in Japan einen Ableger besaß. Spider-Mecha und -Raumschiff inklusive.

Auch Captain America gab es schon in den 70ern, gespielt von meinem ganz persönlichen Helden Reb Brown, dessen Leistung im Klassiker Einer gegen das Imperium wirklich jeder einmal gesehen haben sollte. Mit seinem Van, komplett geändertem Hintergrund und seinem dank stumpfer Schnittechnik zu ihm zurückkehrenden Schild reist der Sunny Boy in Captain America und Captain America II: Death Too Soon durch die Staaten. Sogar Thor hatte damals seinen ersten bewegten Auftritt: In Der Unglaubliche Hulk vor Gericht sehen wir zwei der mächtigsten Helden der Welt auf die wohl antiklimaktischste Weise aller Zeiten gegeneinander kämpfen. Um ein paar Szenen erweitert, könnt ihr all diese Helden zusammen erleben, in diesem Mash-Up-Trailer zu einem 70er-Avengers-Film. Aber im TV hatten auch andere Helden in den 70ern ihr Debüt. Dr. Strange zum Beispiel sah in seinem erfolglosen Piloten wie ein Pornostar mit psychedelischen Neigungen aus. Die 70er waren wild für Superhelden, aber während diese Low-Budget-Versuche noch liebenswert waren, wurde es in den 80ern und 90ern erst richtig trashig … und manchmal wirklich furchtbar.

Mehr Budget ≠ automatische Qualität
Supergirl hatte in den Achtzigern ihren ersten sexy Auftritt und kämpfte publikumsunwirksam gegen eine Hexe. Das Problem war nur, dass ihr erster Auftritt auch nicht mehr als sexy war. Das Super-Pflanzenwesen Swamp Thing trat derweil gegen Umwelt-Schurken an und machte leidenschaftlich Liebe mit Menschenfrauen. Und genau wie Das grüne Ding aus dem Sumpf ist auch The Punisher (1989) ein Guilty Pleasure dieser Ära. Wer wäre auch besser für den Totenkopfanzug geeignet, als Dolph Lundgren? Da gibt es vermutlich viele, aber keiner ist so over-the-top wie Lundgren und seine stilechte 80er-Attitüde. Meiner Meinung nach ist er besser als die Neuverfilmung The Punisher aus dem Jahr 2004. Daneben gab es auch eine Neuauflage von Captain America, der sich 1989 im Kino zum ersten Mal gegen Red Skull behauptete. Auch Superhelden aus dem Radio fanden nach und nach ihren Weg auf die Leinwand. Mit Shadow und der Fluch des Khan oder noch schlimmer Das Phantom leisteten sich Stars wie Alec Baldwin und Billy Zane wahrhafte Fehltritte.

Die Neunziger haben nicht nur dank Joel Schumacher den Film-Batman versaut, sondern brachten auch einige andere Verfilmungen aus der Hölle mit sich. Darunter war auch Steel – Der stählerne Held. Steel ist ein Held aus dem DC-Universum, der sich von Superman inspiriert fühlt und sich deswegen einen Iron Man – artigen Anzug bastelt. Der Film hat aber nichts damit zu tun und setzte Shaquille O’Neal in die Hauptrolle, was immer eine schlechte Entscheidung ist. Außerdem plagten sich die Amerikaner mit zwei wirklich grauenhaften, aber köstlichen TV-Piloten herum: Einerseits der sensationell schlechte Fantastic Four TV-Film von Roger Corman, der nur gemacht wurde um die Rechte zu behalten (aber immer noch besser war als Fantastic Four). Andererseits Justice League of America. Das war so etwas wie Friends mit Superkräften nur ohne Humor und vernünftige Effekte. Martian Manhunter sah aus, als wäre er das Kind von Ivan Ooze und Zordon mit zu starkem Knochenwuchs. Mit der Superheldenfülle des 21. Jahrhunderts kamen dann wirklich gute Verfilmungen wie X-Men – Der Film. Leider auch genau so viele schlechte.

Verdrängt und hoffentlich bald vergessen
Ich könnte die Namen vermutlich einfach auflisten und ihr würdet bedingungslos zustimmen. Die Post-2000-Zeit brachte uns Flops wie Catwoman, Daredevil (nicht der Director’s Cut) und Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Die Studios fummelten derart heftig an den Helden herum, dass insbesondere der letztgenannte Film mit der Vorlage nichts mehr gemein hatte. Beim Anschauen von Elektra wünschte ich mir sogar, wie die Ninjas im Film mein Genick durch einen simplen Kopfschwung brechen zu können. Und obwohl Sin City ein derartig großer Erfolg war, brachte uns die Adaption des legendären Will Eisner – Comics The Spirit, der zweite Regiejob von Comicautor und zeichner Frank Miller-3, nichts als Schmerzen ein. Mit Ausnahme von Samuel L. Jackson in SS-Uniform. Das war Gold wert. Die größte Enttäuschung war aber der im letzten Jahr ins Kino gekommene Film Green Lantern, dessen lächerliches Kostüm und lächerlicher Plot den eigentlich wunderbaren Helden in den Augen der Öffentlichkeit verhunzten. Wollen wir hoffen, dass diese Faux Pas bald mit Reboots berichtigt werden oder zumindest in den nächsten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten.

Fallen euch noch mehr trashige oder ganz einfach schlechte Superheldenfilme ein?

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