Auch dieses Jahr widme ich mich wieder den Filmen des vorangegangenen Jahres. Es war ein wirklich gutes Jahr, was einerseits natürlich positiv ist, jedoch auch das Problem aufwirft, dass man bei zu vielen guten Filmen nicht alles gesehen haben kann. So erging es auch mir, der die erste Hälfte des Jahres zu sehr mit TV-Serien beschäftigt war, sodass ich Knaller wie American Hustle, All Is Lost oder 12 Years a Slave verpasst habe und noch nicht nachholen konnte.
2014 war jedoch ein wirklich so gutes Kinojahr, dass die 10 goldenen Hardys trotzdem an Filme gehen, die es wirklich verdient haben!
Zuvor aber, möchte ich es mir nicht nehmen lassen, mich im Schnelldurchlauf 3 weiteren Filmen zu widmen, die es nur ganz knapp nicht unter die 10 Besten geschafft haben, die ich aber auch nicht unerwähnt lassen möchte.
Boyhood
Mehr Respekt als Gefallen hatte ich an dem 12 Jahre-Projekt von Richard Linklater, das mit seiner Einzigartigkeit viele zu überzeugen wusste und ein unglaublich interessant anzusehendes Experiment ist.
22 Jump Street
Der lustigste Film des Jahres wusste sich selbstironisch und mit einem unglaublich gutem Gag-Feuerwerk gut zu verkaufen und brachte mich über 2 Stunden zum Lachen.
Am Sonntag bist du tot
Ich bin ehrlich. Bevor ich mich dazu überreden lassen hatte, ihn mir anzuschauen, wirkte "Calvary" auf mich wie die Verfilmung eines Ein-Euro-Krimis, den man zerfleddert auf irgendeinem Flohmarkt rumliegen sieht. Oh Gott, ich habe mich getäuscht. (Mehr dazu in meiner Kritik)
Blue Ruin
Ein Andersartiger, ruhiger und sehr atmosphärischer Rache-Thriller. Einer der Filme, die umso besser sind, je weniger man weiß. Anschauen!
And the Hardy goes to...
10. No Turning Back
Mein Namensvetter bietet in No Turning Back eine seiner besten Leistungen und lässt einen knapp 90 Minuten dabei zuschauen, wie dieser Versucht sein durch eine Entscheidung in viele kleine Teile zerbrochenes Leben, während einer Autofahrt wieder in den Griff zu bekommen.
Ein Kammerspiel par excellence!
Die Comedy-Mocumentary über die schrullige Vampir-WG war wohl eine der größten Überraschungen für mich. Die karikativen Charaktere und die gut getimten, schwarzhumorigen Gags lassen dieses ungewöhnliche Konzept, über leider wirklich kurze 80 Minuten, in jeder Minute funktionieren.
Eine extrem interessante Dokumentation, nach dem "Was wäre wenn"-Prinzip, die bei vielen unter dem Radar blieb, brachte uns Regisseur Frank Pavich, in der er über "the best science fiction movie never made" berichtet. Am Anfang sehr skeptisch und am Ende total euphorisch war ich, nachdem ich Jodorowsky dabei zuhörte, wie er erklärt, warum sein Film der revolutionärste Sci-Fi-Film geworden wäre, und das mit solch einer Begeisterung, die von Sekunden zu Sekunde mehr auf den Zuschauer überspringt. So ist die Dokumentation über etwas, das niemals gemacht wurde, nicht nur ein Film über einen Film, sondern auch über die Liebe zum Film.
7. Die Legende der Prinzessin Kaguya
Der Regisseur von Studio-Ghiblis Kriegsdrama Die letzten Glühwürmchen Isao Takahata durfte uns den vorerst letzten Anime aus diesem Hause bringen und machte es uns noch mal viel schwerer Abschied zu nehmen. Mit seiner anderen Zeichenart wirkt Die Legende der Prinzessin Kaguya authentischer, seine Welt zauber- und märchenhafter und lässt diesen unglaublich schönen Film zu einem riesigen Kunstwerk werden. Mit seiner herzergreifenden und ebenso märchenhaften Story nimmt der Film einen komplett ein, sodass man sich in seiner Welt verlieren kann und nur widerwillig aus ihr raus möchte. Schöner aber auch trauriger hätte ein Abschiedsfilm nicht sein können und so sagt man mit einem lachendem und einem weinendem Auge dem Ghibli-Studio "Goodbye".
Als den Marvel Superhelden-Filme eigentlich abgeneigter, durfte ich mich im Sommer trotzdem über einen freuen. Zu Zeiten das Cinematic-Universe endlich mal einer, bei dem man kein Vorwissen zu etlichen überflüssigen Organisation brauch und auch nicht von unspektakulären Nebencharakteren á la Black Widow genervt wird, sondern eine spaßige, humorvolle mit cooler Action gepickte Reise, die sich wirklich Abenteuer nennen darf. So möchte ich meine Superhelden-Filme sehen - vor allem mit so einem Soundtrack!
Auch an Animationsfilmen war reichlich da in 2014. Am meisten herausgestochen hat für mich die Lego-Verfilmung, bei der man sich wirklich oft fragt, ob das jetzt noch animiert oder schon Stop-Motion ist. Fast schon ein Inbegriff von "Film für Jung und Alt", denn wirklich für alle ist etwas dabei! Mit LEGO, hat der Film außerdem einen Zugriff auf ein Franchise, das unglaublich viele Möglichkeiten bietet. Nicht nur in der Gestaltung, sondern, wie man leicht vergisst, auch in Sachen Charaktere. So finden sich viele bekannte Figuren aus anderen Filmen, in ihrer Lego Form wieder und lassen so auch Popkultur für alle mit einfließen.
4. Her
In Spike Jonze' Optikporno und modern lovestory und gleichzeitigen Feelgood-Dramedy - Her ist so vieles - erleben wir die Beziehung zwischen einem Mensch und einer künstlichen Intelligenz mit, beginnen sie zu verstehen und merken selbst wie wenig wir davon entfernt sind. Ein realistischer Sci-Fi-Film, der seinem Genre neue Facetten verleiht, indem er sein Thema komplett anders angeht und dabei vor Charme strotzt.
3. Snowpiercer
Eine sehr unamerikanische Comicverfilmung, die sich in Videospielästhetik kleidet und mit fantastischer Action überzeugt, dabei aber auch noch vor Sozialkritik trieft ist Jon-ho Bongs Endzeit Meisterwerk Snowpierce, mit den herausragenden, aus anderen Comicverfilmungen bekannten Chris Evans und Jamie Bell.
2. Enemy
Wohl einen atmosphärischsten, verwirrendsten und verstörendsten Thriller - nicht nur 2014 - war wohl Enemy und hätte sich so fast den goldenen Hardy für den besten Film des Jahres geschnappt. Gleichzeitig lieferte Jake Gyllenhaal hier auch seine zweitbeste Performance in diesem Jahr, indem er zwei komplett unterschiedlich Rollen innerhalb eines Film so authentisch spielt und man so immer sofort weiß, welchen Jake wir gerade vor uns haben. Mehr möchte ich zu dem Film eigentlich nicht verraten, denn das sollte man alles selber erfahren.
Der goldene Hardy für den besten Film aus dem Jahr 2014 geht an...
1. Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis
Es klingt schon irgendwie falsch, über diesen Film zu sagen, dass man ihn liebt. Nightcrawler hat mich aber trotz, oder gerade durch seine unglaubliche Perversität in seinen dunklen Bann gezogen und tut es immer noch. Je mehr ich über diesen Film nachdenke, desto faszinierter bin ich. Allein Jake Gyllenhaal (der mir 2014, auch durch Enemy, sowieso so sehr ans Herz gewachsen ist), oder vielmehr der unglaublich creepige Lou Bloom - denn er ist einfach Lou - ließ mir durch sein skrupelloses Handeln und seine Rhetorik Skills nicht nur einmal die Kinnlade runterklappen, sondern auch die die verstörende Art und Weise, wie hier Mediensatire betrieben wird. Gewürzt mit einer zu dem Film perfekt passende, wunderbaren Optik und seinem teils schön fiesem Humor, ist Dan Gilroys Regiedebüt ein Meisterwerk!
Für die beste Performance seiner bisherigen Karriere bekommt Jake Gyllenhaal außerdem den golden Hardy für den besten Hauptdarsteller verliehen.
Das war es mit der Verleihung der Hardys für dieses Jahr!
Haben die hier aufgeführten Filme es verdient, oder würdet ihr anderen Filmen einen goldenen Hardy verleihen?