J.K. Rowling - Zum 50. Geburtstag der Harry Potter-Autorin

31.07.2015 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
J. K. Rowling
Daniel Ogren/CC BY 2.0
J. K. Rowling
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Wohl kaum eine andere Autorin dürfte mit ihren Werken die Generation der 90er und 00er Jahre so sehr mit ihren Büchern geprägt haben, wie die Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling. Heute wird die Mutter des Zauberuniversums 50 Jahre alt.

Sehr geehrte Frau J.K. Rowling, ich versuche nun schon seit geraumer Zeit Sie zu erreichen. Ich hoffe, dieser Brief findet pünktlich zu Ihrem 50. Geburtstag seinen Weg in Ihre Hände. Meine Eulen scheinen Sie ja nicht gefunden zu haben. Anders kann ich mir ein Ausbleiben von Antworten ihrerseits nicht erklären. Wirklich niedliche Tiere, diese Eulen, aber im Gegensatz zu denen in Ihren Werken doch recht ungeeignet, um sie zur Korrespondenz zu verwenden.

Beinahe jedes Kind, dass derzeit auf diesem Erdenrund wandelt, kennt Ihren Harry Potter oder hat zumindest schon mal von ihm gehört. Sie selbst haben 1997 wahrscheinlich nicht mit dem Erfolg ihres Zauberlehrlings und seiner magischen Welt gerechnet. Doch 18 Jahre und sieben Bücher sowie acht Kinofilme später hat sich die Reihe fest in der Popkultur und die Köpfe zahlreicher Kinder und Erwachsener festgesetzt. Ich hoffe, Sie feiern heute anständig und lassen die Butterbierkorken knallen. Verdient haben Sie es sich. Anfang der 90er als alleinerziehende Mutter eines kleinen Mädchens und von Sozialhilfe abhängig, hatten Sie es nicht einfach und nannten diese Zeit einmal die schwerste Ihres Lebens. Nicht umsonst entstanden die Dementoren, mit ihrer Fähigkeit glückliche Gefühle zu entziehen als Sinnbild für Depressionen, in dieser Zeit. Doch aus allem schlechten erwächst auch etwas Gutes, denn just in dieser Zeit arbeiteten Sie auch viel an ihrem ersten Buch der Harry Potter-Reihe.

Begeistert hat mich stets, dass Sie es schafften, die Bücher Ihrer mitwachsenden Leserschaft anzupassen. Waren die ersten Bücher noch wirkliche Kinderbücher, ging es doch spätestens mit dem vierten Band, Harry Potter und der Feuerkelch, in eine immer erwachsenere Richtung. Mit Themen, die universelle Probleme der realen Welt aufgreifen. Es gab Verluste, Trauer, Tode und die einst verträumte Zauberwelt verwandelte sich unter der Führung von Lord Voldemort in eine faschistische Diktatur. Dabei verloren Sie jedoch auch nie die einfachen Probleme Ihrer heranwachsenden Protagonisten aus den Augen. Liebe, Freundschaft und Gefühle spielten eine ebenso wichtige Rolle. Mit der Auseinandersetzung zwischen Harry Potter, seinen Verbündeten und Voldemort und seinen Todessern setzten Sie in Ihrer Geschichte ein Zeichen für Toleranz von Fremden und Andersartigen. Ich habe die Hoffnung, dass dieser Subtext Spuren in unserer Generation hinterlassen hat. In Zeiten, wie wir sie im Moment erleben, wäre bei manch einem eine große Portion nötig. Einer meiner Lieblingsautoren ist ebenfalls ein großer Fan Ihrer Werke. Stephen King wird nicht müde, Ihre Bücher und Ihren Schreibstil zu loben. Er erwähnt Sie unter anderem in seinem Buch Das Leben und das Schreiben. Auch baut Ihr amerikanischer Kollege immer wieder versteckte Verweise auf die Harry Potter-Reihe in seine Bücher ein. Mehr Lob kann es unter Autoren wohl nicht geben.

Auf die Verfilmungen ihrer Reihe hatten Sie immer ein besonderes Auge, was ich persönlich sehr gut finde. Immerhin ließen Sie sich großes Mitspracherecht zusichern, wollten britisches Englisch in den Filmen und vor allem britische Schauspieler. Letztere kamen in rauen Mengen und waren zumeist von ausgezeichneter Klasse. Neben den Kinderdarstellern, Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint, die bis dahin unbeschriebene Blätter im Filmgeschäft waren, wurde für die Rollen der Erwachsenen die erste Garde der britischen Schauspielkunst aufgefahren. Neben Alan Rickman und Komiker John Cleese folgten auch Maggie Smith, Robbie Coltrane, Ralph Fiennes, Kenneth Branagh, Gary Oldman, Emma Thompson, Helena Bonham Carter, Brendan Gleeson und John Hurt dem Ruf der Zauberwelt und bündelten in der Reihe wohl mehr britische Starpower als jemals in einer anderen zuvor. Damit sei den Filmen auch der ein oder andere Schwachpunkt verziehen. Im furiosen und würdigen Finale, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, welches dankenswerterweise in zwei Teile geteilt wurde, verabschiedete sich der Zauberlehrling schließlich 2011 von der Kinoleinwand. Aber Sie hatten natürlich schon vorgesorgt.

Die nächsten Filme, basierend auf Ihren Werken, stehen bereits in der Pipeline bereit und warten nur darauf, in die Kinos entlassen zu werden. Fantastic Beasts and Where to Find Them wird gleich zu einer Trilogie ausgeweitet, wobei Sie diesmal die Feder schwingen, das Drehbuch selbst verfassten und damit den Traum vieler Fans wahr machten, einen tieferen Einblick in die magische Geschichte vor Potter und Co. zu bekommen. Ansatzpunkte lieferte die Heptalogie zu genüge. Auch dass Regisseur David Yates, der für die letzten vier Harry Potter-Filme verantwortlich war, seinen Posten wieder bezieht und Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit) ihm als Hauptdarsteller folgte, lässt das Fanherz gleich noch etwas höher schlagen. Wir blicken gespannt in die Zukunft.

Unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichten Sie außerdem 2013 den Roman Der Ruf des Kuckucks, nachdem sie bereits im Jahr zuvor (noch unter Ihrem richtigen Namen) den Roman The Casual Vacancy auf den Markt gebracht hatten. Letzterer wurde in diesem Jahr von der BBC und HBO in Form einer Miniserie ins britische Fernsehen gebracht. Die Arbeit unter dem Pseudonym sollte Ihnen die zum Arbeiten nötige Freiheit von der Marke Harry Potter geben, doch richtig funktionierte es nicht und schon bald wusste alle Welt, wer da schreibt. Trotzdem setzten Sie ihre Arbeit unter dem Decknamen fort.

Frau Rowling, ich möchte Ihnen noch einmal für die schönen Stunden danken, die ich mit dem Lesen Ihrer Bücher verbracht habe. Und gleich noch ein weiteres Mal für die Stunden, die ich im Kino verbrachte, um die Verfilmungen der selbigen zu sehen, auch wenn der Spaß hier nicht immer konstant war, aber was soll die Haarspalterei? Ich übersende Ihnen diesen Brief diesmal nicht per Eule, sondern mit einem Raben. Das habe ich so im Fernsehn gesehen. Sollte dies erneut nicht klappen, geht mir so langsam, aber sich das Federvieh aus. Vielleicht wird es beim nächsten mal eine Kröte. Ap­ro­pos Kröte... wo ist eigentlich Trevor? Ich muss Schluss machen! Trevor?!

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