Oscar 2019: Das sind die Zutaten für den garantierten Sieg

22.02.2019 - 08:15 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Black Panther/Bohemian RhapsodyDisney/20th Century Fox
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Dass Qualität alleine für einen Oscar-Sieg nicht entscheidend ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Anhand der diesjährigen Nominierungen und Trends verraten wir euch, welche Voraussetzungen für einen Sieg von Vorteil sind.

Damit Filme, Schauspieler und andere Filmschaffende bei der alljährlichen Oscar-Verleihung eine der begehrten Gold-Trophäen gewinnen, ist nicht alleine Qualität entscheidend. Vielmehr scheint die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), die für die Wahl der Auszeichnung verantwortlich ist, ganz bestimmte Kriterien zu berücksichtigen. Durch diesen Umstand hat sich über die Jahre hinweg auch der Begriff des sogenannten Oscar Bait entwickelt. Gemeint sind damit Filme, deren Produktion ausschließlich auf Oscar-Gewinne abzielt.

Hierfür erfüllen sie unterschiedliche Kriterien. Oscar Bait-Filme sind oftmals Dramen, die historische Ereignisse wie beispielsweise den Holocaust oder die amerikanische Sklaverei thematisieren. Angesiedelt in der Gegenwart stehen bevorzugt psychisch oder physisch eingeschränkte Persönlichkeiten oder Figuren im Mittelpunkt, die auf realen Vorbildern basieren. Nachfolgend schauen wir auf Trends der kommenden Oscar-Verleihung und verraten euch, was 2019 idealerweise für eine Nominierung und einen Sieg erfüllt werden sollte.

Green Book

Die Oscar-Academy liebt auch 2019 wahre Geschichten

Filme, die auf wahren Geschichten basieren, sind auch 2019 vielzählig unter den Oscar-Nominierungen vertreten. Dieser Trend zeichnet sich speziell mit Blick auf Bester Film, der wichtigsten Kategorien, bei einem Großteil der nominierten Filme wieder ab. Green Book basiert auf der wahren Geschichte des New Yorker Türstehers Frank Vallelonga. Der chauffiert den talentierten Pianisten Don Shirley in den 1960er-Jahren durch die rassistischen Südstaaten. Dabei legt er nach und nach seine eigenen rassistischen Vorurteile ab.

Mit BlacKkKlansman widmet sich Spike Lee der wahren Geschichte von einem afroamerikanischen und einem jüdischen Polizisten, denen es in den 1970er-Jahren gelungen ist, den Ku-Klux-Klan zu infiltrieren. Derweil lässt Bohemian Rhapsody bedeutende Stationen aus dem Leben von Queen-Frontmann Freddie Mercury auf der Leinwand aufleben. In Vice stehen dagegen der 46. Vizepräsident der USA Dick Cheney und dessen korrupte Machenschaften im Mittelpunkt.

Vice - Der zweite Mann

Etwas ambivalenter bezüglich der historischen Hintergründe verhält es sich mit The Favourite und Roma. Die realen Begebenheiten rund um Königin Anne am britischen Königshof Anfang des 18. Jahrhunderts spickt Yorgos Lanthimos mit fiktionalen Freiheiten, die das Gewand des staubigen Kostümfilms mit surrealen Eigenheiten und perfiden Manövern der Eifersucht frustrierter Liebender aufbrechen.

Alfonso Cuaróns Werk ist voller fiktionaler Figuren, die jedoch allesamt den persönlichen Kindheitserinnerungen des mexikanischen Filmemachers entsprungen sind. Roma mag damit nicht den Voraussetzungen einer wahren Geschichte entsprechen. Durch die subjektiv-autobiografische Färbung seines Regisseurs trifft er aber trotzdem einen wahren Kern, der sich genauso ideal in den diesjährigen Trend wahrer Geschichten einfügt. Darüber hinaus spielt sich die Handlung oftmals vor dem Hintergrund von Ereignissen ab, die tatsächlich in den Geschichtsbüchern zu finden sind.

Schauspieler von realen Personen stehen bei den Oscars 2019 ebenfalls hoch im Kurs

Eng verzahnt mit dem Trend, dass die Oscar-Academy wahre Geschichten liebt, sind 2019 die Nominierten in den Schauspiel-Kategorien. Passend zu Filmen wie Vice, Bohemian Rhapsody, Green Book, BlacKkKlansman und The Favourite sind auch die Haupt- und Nebendarsteller dieser von wahren Begebenheiten inspirierten Filme für Preise nominiert.

Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit

In den Rollen als Dick Cheney und Freddie Mercury erheben Christian Bale und Rami Malek ihr Schauspiel zum Maskenball. Mit weniger Make-up und Prothesen, aber nicht viel weniger Bauchumfang als Bale darf sich Green Book-Darsteller Viggo Mortensen ebenso Hoffnungen auf eine Auszeichnung als bester Hauptdarsteller machen.

Auch Oliva Colman, Emma Stone und Rachel Weisz, das zentrale Darstellerinnen-Trio aus The Favourite, dürfen einer Auszeichnung für ihre Rollen nach realen Vorbildern entgegenfiebern. Melissa McCarthy, bisher bekannt für Rollen in vorwiegend derben Komödien, ist für ihre erste große Drama-Rolle in Can You Ever Forgive Me? 2019 ebenfalls direkt als beste Hauptdarstellerin nominiert worden. Ihre Figur Lee Israel basiert wiederum auf den Memoiren der gleichnamigen Schriftstellerin.

Can You Ever Forgive Me?

Beinahe komplett übergangen wurde das Drama Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit. Nominiert ist hiervon lediglich Willem Dafoe. Er spielt den berühmten Maler und Zeichner Vincent van Gogh.

An kultureller und politischer Relevanz kommt die Oscar-Academy 2019 nicht vorbei

Fernab der gängigen Oscar Bait-Merkmale kommt die Academy auch an aktuellen Strömungen nicht vorbei. Gerade in den vergangenen Jahren, in denen sich die Oscars einem erhöhten öffentlichen Druck durch Social-Media-Bewegungen wie #OscarsSoWhite ausgesetzt sahen, wuchs die Verantwortung gegenüber kulturellen und politischen Entwicklungen.

Unter den Nominierungen der diesjährigen Oscar-Verleihung spiegelt sich dieses Bewusstsein ebenfalls in der Wahl vereinzelter Filme wider. Die momentane US-Politik unter Donald Trump wird in BlacKkKlansman spätestens in der wutentbrannten Schlussmontage, bei der die Ereignisse aus der Vergangenheit in die Gegenwart springen, direkt gespiegelt.

BlacKkKlansman

Vice und Green Book bedienen sich wiederum vollständig vergangener Themen. Anhand der skandalösen Vizepräsidentschaft von Dick Cheney und der langsam aufkeimenden Freundschaft zwischen einem schwarzen und weißen Mann inmitten der rassistischsten Regionen des 1960er-Jahre-Amerikas stellen beide Filme auf jeweils aggressive und seichte Weise einen Bezug zum derzeitigen US-Präsidenten her.

Nicht zu ignorieren war für die Academy außerdem der kulturelle Einfluss des Marvel-Blockbusters Black Panther. Der bislang erfolgreichste Superhelden-Film der US-Kinogeschichte geriet rasend schnell zum Diskussionsgegenstand öffentlicher Debatten über die Repräsentation afroamerikanischer Figuren im Hollywood-Kino. Damit zwang Marvel letztlich auch die Oscars 2019 in die Realität.

Musiker in Filmen sind bei den Oscars 2019 ein Trend

Ein gemeinsamer Oscar-Trend, der sich bei einigen Nominierten aus der Kategorie für den besten Film erkennen lässt, ist 2019 die Figur des Musikers. Künstler als Protagonisten stehen bei der Academy ohnehin hoch im Kurs, doch in diesem Jahr sind es ungebremste Frontmänner, ungeahnte Sängerinnen-Talente und hochbegabte Pianisten, die in mehreren Filmen der Bester Film-Kategorie auftauchen.

A Star Is Born

Verkörpert werden sie von Bradley Cooper und Lady Gaga in A Star Is Born als bestmögliches Update einer zeitlosen Liebesgeschichte. Von Mahershala Ali als innerlich zerrissener Pianist, der sich in Green Book weder der weißen noch seiner eigenen schwarzen Kultur zugehörig fühlt.

Und von Rami Malek als Queen-Sänger Freddy Mercury, der sich in Bohemian Rhapsody lange Zeit an einer Nachahmung des realen Vorbilds die (falschen) Zähne ausbeißt. Bis er schließlich immer stärker in die Rolle hinein- und im unvergesslich mitreißenden Live Aid-Konzert im Finale über sich hinauswächst.

Welchem Film drückt ihr bei den Oscars 2019 am stärksten die Daumen?

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