Das Filmfestival Venedig hat dem Festival Cannes und der Berlinale die Show gestohlen, nicht wegen der Stars, die über den Roten Teppich, sondern wegen der Filme, die im Internationalen Wettbewerb gelaufen sind. Selten waren sich die Kritiker so einig: Das war ein guter, ja ein sehr guter Jahrgang beim Filmfestival Venedig. Die Lobeshymnen waren täglich zu lesen, als die Filmjournalisten den deutschen Zeitungs- und Internetlesern The Ditch, Essential Killing, Black Swan oder Meek’s Cutoff vorstellten.
Allerdings gab es zum Ende doch noch Verstimmungen, denn im Pressezentrum soll es laut Thomas Abelthauser auf dem epd-blog bei der Preisverleihung zu lauten Buhrufen gekommen sein. Zahlreiche Kritiker finden es nicht gut, dass Jury-Präsident Quentin Tarantino seine Kollegin Sofia Coppola für ihren Film Somewhere mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet hat. “Der eigentliche Unmut der versammelten Weltpresse ob dieser Entscheidung galt vor allem der Tatsache, dass Quentin Tarantino und Sofia Coppola einmal ein Paar waren, der Jurypräsident also die eigene Ex beschenkte. Vetternwirtschaft mag in Berlusconiland ein Kavaliersdelikt sein, aber man stellt es nicht so offensichtlich zur Schau.”
Auch Daniel Kothenschulte in der Berliner Zeitung ist enttäuscht über die Preisvergabe. Er stellt fest: “Angeführt von Sofia Coppola glich der Gewinnerreigen dann einer Parade von Freunden, Vorbildern und Gesinnungsgenossen des Jury-Präsidenten.” Mit Mad Circus – Eine Ballade von Liebe und Tod hat Quentin Tarantino gleich zwei Preise an den Spanier Álex de la Iglesia vergeben, der eine blutige Romanze aus dem Zirkus-Milieu zu Zeiten der Franco-Diktatur auf die Leinwand brachte, die ihre Anleihen an Inglourious Basterds nicht verhehlen kann. Auch die Auszeichnung an Monte Hellman, der mit dem Ehren-Löwen ausgezeichnet wurde, wurde kritisch beurteilt, denn der Mann war immerhin ein Vorbild von Quentin Tarantino. Dessen Klassiker des Exploitationfilm Two Lane Blacktop – Asphaltrennen inspirierte den Pulpmeister immerhin zu Death Proof – Todsicher.
Überhaupt war es das amerikanische Kino, welches das Filmfestival Venedig dominierte, in der Öffentlichkeit am meisten Aufmerksamkeit fand und auch von Quentin Tarantino ausgezeichnet wurde. Somewhere von Sofia Coppola wurde geehrt, ebenso wie Vincent Gallo als Bester Darsteller in Essential Killing sowie Mila Kunis für ihre Leistung in Black Swan von Darren Aronofsky als Beste Nachwuchsdarstellerin.
Unabhängig von der Preisverleihung beim Filmfestival Venedig: Wir freuen uns auf zahlreiche Wettbewerbsfilme, die hoffentlich bald in die Kinos kommen. Hier einige Starttermine, die wir für euch recherchieren konnten:
11.11.2010 – Somewhere von Sofia Coppola
18.11.2010 – Machete von Robert Rodriguez
18.11.2010 – Miral von Julian Schnabel
23.12.2010 – Drei von Tom Tykwer
03.02.2011 – Black Swan von Darren Aronofsky