The Walking Dead - Wir schauen Staffel 6, Episode 16

05.04.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Carl (Chandler Riggs)AMC
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Gestern war es endlich so weit und Negan feierte im Rahmen des Finales der sechsten Staffel von The Walking Dead sein Debüt in der Zombie-Apokalypse. Ob Ricks Gruppe das Aufeinandertreffen mit dem ultimativen Bösewicht überlebt?

Was passiert, wenn sich Rick (Andrew Lincoln) geirrt hat? Was passiert, wenn sein Plan eines Tages nicht mehr aufgeht? Was passiert, wenn er die Opfer, die jenes Ereignis erfordert, nicht mehr tragen kann? Diese Fragen verfolgen The Walking Dead seit Beginn der Serie im Jahr 2010, endgültig beantwortet wurden sie jedoch nie. Sechs Jahre und sechs Staffeln später befinden wir uns jedoch an einem Punkt, der durchaus als Tiefpunkt in Ricks Karriere als Sheriff der Zombie-Apokalypse bezeichnet werden kann.

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Seit der Rückkehr aus der Winterpause dokumentierte die sechste Staffel der AMC-Serie Ricks Niedergang, der am Sonntag im 90-minütigen Finale und einem speziellen Ereigniss mündete: Dem ersten Auftritt von Negan (Jeffrey Dean Morgan), jenem Bösewicht, der bereits in den Comics von Robert Kirkman Unaussprechliches getan und auch in der Serie einen düsteren Schatten vorausgeworfen hat.

What if it's the last day on earth for you?

Der Last Day on Earth, so der Titel der 16. Episode der sechsten Staffel von The Walking Dead, ist also angebrochen. Gleich mehrmals fällt die Wortkombination im Rahmen eines Gesprächs mit den Saviors, das die entscheidende Fragestellung in den Raum stellt. Was wäre, wenn heute für Rick und Co. tatsächlich der letzte Tag auf Erden wäre? Geschickt fädeln die Drehbuchautoren Scott M. Gimple und Matthew Negrete düstere Vorzeichen in den Handlungsverlauf ein, um die sowieso schon vorhandene Anspannung noch einmal zu steigern. "What happens if you don't come back?", fragt Enid (Katelyn Nacon) den tatendurstigen Carl (Chandler Riggs), der sich gemeinsam mit seinem Vater, Abraham (Michael Cudlitz), Sasha (Sonequa Martin-Green), Eugene (Josh McDermitt) und Aaron (Ross Marquand) auf den Weg macht, um Maggie (Lauren Cohan), deren Gesundheitszustand sich von Minute zu Minute verschlechtert, zum Arzt der Hilltop Community zu bringen.

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Der Druck ist von Anfang an spürbar, Rick bleibt keine Zeit mehr, um ausführlich seine Optionen zu überdenken. Rasches Handeln ist von ihm in seiner Eigenschaft als Anführer gefordert und bis jetzt scheint er die Situation noch unter Kontrolle zu haben. Zuversichtlich übergibt er Gabriel (Seth Gilliam) die Verantwortung über die Verteidigung von Alexandria, kurz darauf befindet er sich mit der erwähnten Gruppe auf dem Weg zur Hilltop Community. Abwechselnd wird die Reise durchs triste Gelände von zwei Dingen unterbrochen: Auf der einen Seite findet in Greg Nicoteros Inszenierung immer wieder ein unheimliches wie bedrohliches Pfeifen seinen Weg ins Geschehen und kurze Bildfetzen offenbaren einen Blick in die (düstere) Zukunft. Auf der anderen Seite erscheinen die Saviors leibhaftig auf der nassen, von Laub bedeckten Straße und blockieren den Weg. Ihre Intention ist jedoch nicht der Angriff, sondern eine psychologische Hetzjagd.

Rick und Co. treffen fortwährend auf Straßensperren. Am Anfang steht da nur ein überschaubarer Haufen böser Jungs, die harte Ansagen machen und sich zum Schluss bloß auf ein Fazit unter dem Motto "My deal is the only deal" einigen können. Später werden die Savior-Blockaden größer, während die Anzahl gewechselter Worte exponentiell kleiner wird: Willkürlich abgefeuerte Salven aus automatischen Waffen übernehmen das Reden. Und dann erscheint die Bedrohung gänzlich ohne Gesicht und ein Wall aus brennenden Baustämmen betont, wie ernst die Lage ist. Zunehmend gehen Abraham, der sich am Steuer des Wohnwagens befindet, die möglichen Routen aus. Die Saviors jagen Ricks Gruppe in einem Labyrinth aus Sackgassen hin und her - mit jeder Entscheidung, die sie treffen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende alle wieder lebend in Alexandria ankommen. Langsam, aber sicher merkt Rick, dass das Eis unter seinen Füßen dünn wird. "Go back", lässt er Abraham wissen, der verzweifelt antwortet: "Where?"

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Ohne, dass Negan auch nur einen Satz sagt, verwandelt er sich in einen ungeheuren Endgegner. Nahezu unendlich müssen seinen Ressourcen sein, um ein solch bestialisches Spiel auf die Beine zu stellen, das Rick an der Nase lang und schließlich in einen finsteren Wald entführt. In absoluter Dunkelheit ertönt es wieder, das Pfeifen, das die Gruppe seit der ersten Minute des Finales verfolgt. Aus allen vier Himmelsrichtungen tönt es nun - wie ein gespenstischen Jaulen in der Nacht. Spätestens an diesem Punkt verabschiedet sich Bear McCreary von jeglichem Harmonien im Soundtrack und untermauert den Albtraum mit disharmonischem Poltern und einzelnen Versatzstücken schürfender Geräusche. Es gibt kein Entkommen mehr aus dieser Hölle. Last Day on Earth erzählt genau von dem Moment, in dem die Überlebenden feststellen müssen, dass diesem tragischen Umstand wirklich so ist.

Auftritt Negan.

I'm Negan. And I do not appreciate you killing my men. Also, when I sent my people to kill your people for killing my people, you killed more of my people. Not cool. Not cool. You have no idea how not cool that shit is. But I think you're gonna be up to speed shortly.

Jeffrey Dean Morgan genießt die letzten Minuten einer Episode, die gänzlich darauf fokussiert war, diesen Augenblick vorzubereiten. Natürlich erhalten wir keine Antworten auf alle Fragen, die uns in in Anbetracht der Lage brennend interessieren. Dass Negans erster Auftritt gleichzeitig als Kickoff für den nächsten Story-Arc fungieren würde, ist seit einigen Wochen bekannt. Insofern feiern Scott M. Gimple und Matthew Negrete schlicht seine Präsenz und lassen den lang erwarteten Antagonisten einfach reden. Mit rotem Halsband, schwarzer Lederjacke und seiner geliebten Lucille im Gepäck - so sieht er aus, der Teufel der Zombie-Apokalypse, lebendig und aus Fleisch und Blut. Doch dieser Teufel will nicht einfach nur töten. Nein, Negan ist viel praktischer veranlagt: Er will, dass die Alexandrianer für ihn arbeiten, denn tot nützen sie ihm nichts. Nur ein Exempel muss aus offensichtlichen Gründen statuiert werden.

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Während die einzelnen Figuren um ihr Leben fürchten, hieven die Autoren das Konzept von The Walking Dead als Serie mit Cliffhangern und allem drum und dran aufs nächste Level unglücklicher/ärgerlicher Dreistigkeit. In den Augen von Daryl (Norman Reedus), Rosita (Christian Serratos), Michonne (Danai Gurira) und Glenn (Steven Yeun), die sich ebenfalls als Gefangene am Ort der Entscheidung befinden, steht die Angst geschrieben und Negan geht wählerisch durch ihre Reihen. Mit einem Auszählreim will er sein Urteil fällen, was uns als Zuschauer genauso auf die Folter spannt wie Rick und Co. Und dann wechselt die Kamera in eine POV-Perspektive, katapultiert uns mitten in den dunklen Wald, orientierungslos zwischen die Lebenden und die Toten. Negan holt aus und schlägt zu. Das Bild verschwimmt und verliert das Gleichgewicht, bis uns schwarz vor Augen wird. Aus dem Hintergrund dringen zermatschende Geräusche hervor, bis sie schlussendlich verstummen.

Anmerkungen am Rande:

  • Cliffhanger hin oder her: Dieser Kniff zum Schluss war wirklich nicht die eleganteste Lösung für den aufgebauschten Diskussionsbedarf im Nachhinein. Tatsächlich lenkt er eher vom eigentlichen Knackpunkt des Finales ab, lässt es fast ein bisschen unvollständig erscheinen: Rick, der als gebrochener Mann am blutigen Boden der Tatsachen angekommen ist und nun die Opfer seines überheblichen Selbstvertrauens bezeugen muss. Diesen letzten Dreh hätte sie ruhig noch erzählen könnte.
  • Der zweite große Handlungsstrang der Episode dreht sich um Carol (Melissa McBride) und Morgan (Lennie James) und hätte eigentlich eine eigene Episode verdient. Trotzdem macht die Zusammenführung von Morgans (und teilweise auch Carols) Season-Arc durchaus Sinn: Um Carol das Leben zu retten, muss er töten. Carol hingegen bettelt um ihrem Tod.
  • Ergänzend dazu folgendes Zitat seitens Carol: "If you care about people, there are people to protect, there are people that you will kill for. If you don't want to kill... or if you can't... then you have to get away from them."
  • Auch sehr schön in dieser Sequenz: Carol wird von einem Beißer überrascht, den sie jedoch nach einiger Anstrengung überwältigen kann. Das wahre Monster tritt erst unmittelbar im Anschluss in Erscheinung: der Mensch.
  • Ein heimlicher, stiller Moment: Wenn Rick in der Wand des RV einige Einschusslöcher entdeckt, bleibt die Kamera kurz auf diesen verweilen, bevor das chaotische Gemenge weitergeht.
  • "This... this is Lucille, and she is awesome."
The Walking Dead

Was bisher geschah:

The Walking Dead - Staffel 6, Episode 1: First Time Again
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 2: JSS
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 3: Thank You
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 4: Here's Not Here
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 5: Now
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 6: Alway Accountable
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 7: Heads Up
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 8: Start to Finish
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 9: No Way Out
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 10: The Next World
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 11: Knots Untie
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 12: Not Tomorrow Yet
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 13: The Same Boat
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 14: Twice as Far
The Walking Dead - Staffel 6, Episode 15: East

Die 6. Staffel von The Walking Dead läuft in Deutschland beim Pay-TV-Sender FOX .

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