GlorreicherHalunke - Kommentare

Alle Kommentare von GlorreicherHalunke

  • 6 .5

    Der letzte Streich Flanagans für Netflix reiht sich qualitativ zwischen Midnight Mass und Midnight Club ein; die anderen 2 Spuk-Serien habe ich noch nicht gesehen sowie ich weder die Vorlage Poes noch eine der zahlreichen Verfilmungen der letzten 100 Jahre kenne.

    Die technischen Aspekte sind mehr als zufriedenstellend.
    Die Hauptfiguren sind gut besetzt, v.a. das Geschwisterpaar hat mir gefallen.
    Die Optik ist stilprägend düster, aber an keiner Stelle zu dunkel (Eine sehr große Kunst!).
    Das Grundsetting mit den sterbenden Kindern des Patriarchen ist ansprechend und insofern spannend, wenngleich - wie im SpoilerTeil erläutert wird - erzählerisch eine sehr schlechte Grundentscheidung getroffen wird.
    Das Pacing ist gerade in den ersten Folgen zu zäh; hier hätte eine Straffung auf 4 bis 6 Folgen den nötigen Schwung hereingebracht. Der formelhafte Aufbau der Episoden kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier - bis auf die Zitate aus Gedichten bzw. Balladen - Hochkultur betrieben wird; auch die einzelnen Konflikte und Konstellationen der Kinder sind weder originell noch fein herausgearbeitet. Für die allermeisten Charaktere konnte ich keine Empathie aufbringen, wenngleich dies die Intention gewesen sein wird; was schlimmer wiegt: mich haben die Charaktere nicht wirklich interessiert.

    So wird die Geschichte auf 3 Zeitebenen, die immer klar voneinander unterscheidbar sind, erzählt. Der alte Roderick Usher, Patriarch und PharmaMogul, unterhält sich in einem schaurigem Haus mit seinem lebenslangem Erzfeind, einem dunkelhäutigem und homosexuellen (tut beides nichts zur Sache) Staatsanwalt, über die vergangenen Tage und Wochen, welche die 2. Zeitebene darstellt. Es wird ein Prozess gegen die Ushers eröffnet und just dann stirbt ein Kind und dann noch eins usw.
    In der 3. Zeitebene erfährt man Kindheit und Aufstieg des Geschwisterpaars Ushers und immer wieder kommt man auf das Silvesterfest 1979 zurück.
    Die Geschichte wird in großen Teilen zufriedenstellend aufgelöst, wenngleich es jetzt kein großer "Aha"-Effekt war.

    Gore ist immer wieder vorhanden, aber nicht im übertriebenem Maßen. Als reine HorrorSerie würde ich das nicht einstufen; eher als eine Drama/Thriller/Mystery-Serie mit HorrorElementen, wobei zu konstatieren ist, dass der jeweilige JumpScare der Folge bei mir immer gut funktioniert hat.

    Für alle, die mit Flanagan etwas anfangen können und für alle, die sich auf langsam erzählte Familiengeschichten einlassen können, sei eine Empfehlung vor dem Spoilerteil ausgesprochen.

    SPOILER
    Mein größter Kritikpunkt
    Mr. Filmanalyse hat in seiner Kritik zu "Die Verurteilten" einen Vergleich zu "Ein Gefangener ist geflohen" gezogen und die These aufgestellt, dass ein wahrhaft spannendes Werk seine Grundhandlung schon im Titel bzw. im Titel erwähnt - ganz so wie es Scorsese in seinem neuestem Film tat.
    So hätte man auch diese Geschichte anders erzählen müssen.
    Der Twist bzw. die Auflösung am Ende rechtfertigen die perpetuierende Erzählweise nicht. Im Verlauf der einzelnen Folgen gibt es in dieser Hinsicht auch wenig zum Mitraten bzw. werden keine TeilLösungen präsentiert.
    Erst ganz am Ende erfahren wir, dass Geschwister Usher ihre Zukunft verkauft haben.
    Damit hätte die Serie anfangen müssen und dann das Porträt eines Mannes, der sein eigen Fleisch und Blut, als er es noch gar nicht kannte, für gute 40 Jahre verkauft hat und seine Seele daran Qualen leidet - oder auch nicht. Man hätte gar einen letzten Disput zwischen dem gealterten Geschwistern und der weiblichen nicht alternden Satansgestalt inszenieren können.

    Der Fokus auf den Kritik der PharmaIndustrie fügt sich in aktuelle Produktionen über Schmerzarznei wie Dopesick, Painkiller und Pain Hustlers ein.
    Erst ganz am Ende zeigt man vorliegend die Opfer des skrupellosen Handelns.
    Usher sieht all seine toten Kinder im Konferenzsaal seines Hochhauses, während der stürmische Regen draußen sich in herabfallende Leichen und Leichenberge verwandeln. Ein ikonisches Bild für die Schuld.
    Der groß angelegte "Whataboutism" seiner Schwester verfängt.
    "Nicht wir, sondern "die Menschheit" ist das Problem. Die Menschen hätten das Schmerzmittel genommen, auch wenn dick und fett Warnungen drauf gestanden hätten." Der Umgang mit Tabak schwingt mit.
    Und doch kann eine moralisch schlechte Entscheidung nicht auf die Konsumenten abgewälzt werden und eine Ausrede, dass andere viel Schlechteres tun - nunja...
    Auch an dieser Stelle fehlt die letzte Abwägung, ob die damalige Entscheidung richtig gewesen ist. Es bleibt unausgesprochen. "Wir gegen den Rest der Welt." schließt dann wohl auch den eigenen Nachwuchs mit ein.

    Und so schließt diese faust-angehauchte invertierte Hiobsgeschichte konsequenterweise auch mit dem einstürzendem Haus der Ushers. Der Titel ist nicht länger Rätsel, sondern Erfüllung und somit endet die letzte Titeleinblendung nicht mit einem Rumms, sondern mit melancholischer Musik.
    Die Melancholie speist sich aus der Entscheidung des Staatsanwaltes, sich nach seinem Berufsleben, in dem er nichts, aber auch gar nichts erreicht hat, in Rente zu begeben (auch so ein Punkt, den man bei obig geschilderter Umstellung der Erzählweise näher hätte beleuchten können) und aus dem Besuch des Grabes durch den Raben aka den Teufel.

    Biblische Bezüge können auch anhand der Versuchung Christi in der Wüste festgemacht werden.
    So bietet der Teufel Jesus in der 3. und letzten Versuchung alle Reiche dieser Erde, wenn er nur niederkniet und ihn anbetet. Das Niederknien und Anbeten wird in der Serie durch das altzeitliche Menschenopfer ausgetauscht; jedoch müssen keine Babys geopfert werden, sondern wie in alten Bestattungsritualen üblich stirbt der Hofstaat mit dem Pharao bzw. sonstiger Führerfigur.

    Je mehr ich über diese Bezüge und Deutungen nachdenke, desto mehr unterstreiche ich meine anfängliche Kritik, dass Flanagan seine interessante Geschichte äußerst generisch verpackt hat und die sich aufdrängenden Tiefen nicht erklommen hat.
    Nochmal werde ich mir das jedenfalls nicht anschauen.

    9
    • 5 .5

      Ich hatte letztes Jahr den unsäglichen Zeichentrickfilm von 1992 gesehen.
      Von den originalen Kurzfilmen und Shows habe ich wohl hier und da mal was gesehen, aber es war nicht prägend für die Kindheit.

      Diese neuste Verfilmung, deren Zielgruppe ganz klar Kinder bis maximal 10-12 Jahren sind, wartet mit allerlei Schabernack und bewusst übertriebener Schauspielerei auf, gerade von Chloe Grace Moretz ist man sonst Besseres gewohnt.
      Die Handlung ist nur Steigbügelhalter für die tolle Verschmelzung zwischen Animation und Echtwelt.
      Ich habe mich gerade in der ersten Hälfte noch ziemlich amüsiert und in der zweiten Hälfte dann mehr oder minder geistig abgeschaltet.
      Nichts, was länger im Gedächtnis bleiben wird.

      9
      • 8

        Hui. Der Trailer sieht mal richtig stark aus.
        Alle Szenen bei Tag soweit!!!

        1
        • ?

          Ein einsames Ehepaar lädt zu Weihnachten ein paar Senioren ein.
          Der Mann ist dafür, die Frau mehr als latent dagegen.
          Und das Chaos beginnt.

          sieht tatsächlich ganz lustig aus :D

          3
          • ?

            Der Teaser sieht optisch schonmal sehr ansprechend an.

            2
            • GlorreicherHalunke 02.11.2023, 11:53 Geändert 02.11.2023, 11:54

              Lindemann haut das nächste Solo-Lied raus.
              Sport Frei

              Vordergründig ein Abgesang auf das Athleten-Dasein, welches sich jedoch auch auf die menschliche Sehnsucht nach Sinn in jeglicher Betätigung übertragen lässt.

              Die Bilder in schwarz-weiß mit Hauptprotagonist Lindemann selbst (wie bereits bei Zunge und zahlreichen anderen Musikliedern) passen sich dem lindemannschen WortMinimalismus an und entbehren nicht der riefenstahlesken Optik, welche schon so ikonisch bei Rammstein funktioniert.
              Und das von Lindemann gern gebrauchte Wort "ficken" darf natürlich auch nicht fehlen.

              Refrain 2
              Und die Jahre laufen dir davon
              Jeder Tag ein neuer Marathon
              Verlieren und siegen
              Fallen und fliegen
              Schatten und Licht
              Und die Tränen sieht man nicht

              Doch, kann ich wieder so unterschreiben, wenngleich diese stumpfe Ansammlung an Wörtern mehr These als lyrische Feinzüngigkeit ist.

              Die letzte Strophe endet mit den Zeilen
              Wie die Arbeit nicht der Lohn
              Gar nichts, nichts hat man davon
              Das Gold vom Siegerpodest
              Sich nicht in Barren gießen lässt
              Das Herz ist leider nicht genesen
              Ein Instrument der Guten gewesen
              Das Herz ist leider nicht genesen
              Ein Instrument der Guten gewesen

              Darin zeigt sich erneut Lindemanns Fatalismus bzw. Pessimismus.
              Alle menschliche Anstrengung hat nicht zu einer Transzendenz bzw. Erlösung geführt, ja zu eigentlich gar nichts.

              Alles in allem hat mir das viel besser gefallen als das kürzlich veröffentlichte Projekt "NSL", wenngleich es der Durchschlagskraft anderer seiner Werke ein Stückweit entbehrt.

              5
              • Und die nächsten 4 Folgen sind voll.
                Zu den beiden Folgen rund um die Polizei Frankfurt möchte ich mich gar nicht groß äußern.
                Die erste Folge war inszenatorisch ganz, ganz großes Kino für dieses Programm.
                Ob es wieder einen Bauchklatscher wie bei Faeser/Schoenbohm oder auch Kliemann gibt, bleibt abzuwarten. Die Indizienlage ist erstmal drückend.

                Wie erwartet, folgen nun erstmal ein paar Filler.
                Reisebüro Bundestag 5/10
                Wie das mit "Studien"reisen eben so ist - wer kennt es nicht aus seiner Schulzeit?
                Und da funktionieren solche Systeme eben so, dass man sich gegenseitig die Bönchen genehmigt. Klar sollte der Etat dafür jetzt nicht ausufern, aber was wäre denn die Alternative?

                Organspende 4/10
                Viel Altbekanntes, wenig Ergiebiges. Und die Einlagen mit "Gevatter Tod" empfand ich als anstrengend und nicht unterhaltsam.
                "In Österreich funktioniert das besser." - da hätte ich gerne gewusst, wie und warum wir das nicht kopieren können.
                Höchstens als Reminder brauchbar.
                aber schon spannend, wie manche politische Themen sich seit 50 Jahren im Kreis bewegen...

                4
                • 7

                  Aus der amtlichen Begründung zur Listenstreichung:
                  Kernsatz: "Der Schauspieler Sylvester Stallone konnte möglicherweise im Jahr 2008 noch als Held und Identifikationsfigur für Minderjährige angesehen werden. Im Jahr 2023 dürfte er allerdings für die heutigen Kinder und Jugendlichen weitestgehend unbekannt oder aufgrund jüngerer Actionfilme wenig interessant sein. "

                  Das ist ja schon fast Slyphemie!!! (ist aber vom Antragsteller auch so vorgetragen worden ;))
                  ...aber schon interessant, wie der Index so funktioniert.

                  Langer Auszug:
                  "Das Gremium ist vorliegend zu der Überzeugung gelangt, dass die im Film enthaltenen Gewaltszenen in ihrer visuellen und akustischen Darstellung nach heutigen Maßstäben nicht mehr als jugendgefährdend einzustufen sind. (...)
                  Die Art der Gewaltdarstellungen wirkt weder verrohend noch gewaltanreizend. Vielmehr wird Gewalt im verfahrensgegenständlichen Film als verwerflich und abschreckend präsentiert. Dabei bewertet das Gremium die Darstellungen durchaus als besonders realistisch, grausam und teils reißerisch, nicht jedoch als selbstzweckhaft im Sinne von § 15 Abs. 2 Nr. 3a JuSchG.
                  So werden zwar getötete oder schwer verwundete Menschen bewusst in Szene gesetzt, dies erfolgt jedoch gerade nicht in verherrlichender oder selbtszweckhafter Weise. Vielmehr werden die Gräuel des Krieges sowie die Angst und das Leiden der betroffenen Menschen deutlich dargestellt, um ein realistisches Kriegsbild zu präsentieren.
                  Zu diesem Zweck ist die Ausübung brutaler Gewalthandlungen Kern des Films. Letztendlich münden die wirklichkeitsnahen Gewaltdarstellungen am Ende des Films in übertriebenen Gewaltspitzen in Form einer finalen Schlacht getreu des Actiongenres.
                  Eingebettet in das Bürgerkriegsszenario findet dabei eine klare Gut- und Bösezeichnung statt, da Rambo und die Söldner zum Schutz der Ärzte und Missionare und teils auch der Bevölkerung gegen die Verbrechen des Militärs vorgehen und kämpfen. Durch den Kriegskontext erhalten die seitens Rambo und der Söldner vollzogenen Gewalthandlungen zwar eine Legitimierung,
                  eine Eignung des Hauptprotagonisten als Identifikationsfigur wurde nach intensiver Diskussion des Gremiums letztendlich jedoch nicht angenommen. So werden die birmesischen Soldaten gegenüber den Dorfbewohnern ausnahmslos als sehr grausam und menschenverachtend gezeigt, wodurch das ebenfalls brutale Auftreten Rambos und der Söldner als Reaktion darauf auf den Rezipienten durchaus als gerechtfertigt wirken kann. Die Darstellung der Kult-Figur Rambo erfolgt dabei getreu des Actionsgenres als eine Art Held, der nahezu übermenschlich in der Lage ist, alleine mehrere Angreifer zu töten, sich Hierarchien zu widersetzen und für das Gute zu kämpfen. Die daraus resultierende grundsätzliche Eignung zur Identifikationsfigur als heldenhafter Lebensretter wird jedoch dadurch entkräftet, dass Rambo zugleich auch als ein durch Gewalterlebnisse traumatisierter und gebrochener Mensch dargestellt wird, der ein einsames, trauriges und nicht erstrebenswertes Leben führt. Die Antagonisten werden rein negativ dargestellt und bieten sich ebenfalls nicht als Identifikationsfiguren an.

                  Das Gremium ist daher der Auffassung, dass hinsichtlich der in diesen kritischen Kontext eingebetteten Gewalthandlungen, Nachahmungseffekte nicht zu vermuten sind.
                  Schließlich ist der Film auch nicht mehr als jugendaffin anzusehen. Ein Medium wird dann als jugendaffin eingestuft, wenn durch die Inhalte Kinder und Jugendliche besonders angesprochen werden oder sich mit Protagonisten in besonderer Weise identifizieren können (vgl. Liesching/Schuster, Jugendschutzrecht, 5. Aufl. 2011, § 5 JMStV Rn. 10). Der Film ist als Kult-Film für erwachsene Fans des Actiongenres einzuordnen, die die Entwicklung der Actionfilmreihe „Rambo“ bereits seit mehreren Jahren oder ggf. Jahrzehneten (sic!) verfolgen.
                  Der Schauspieler Sylvester Stallone konnte möglicherweise im Jahr 2008 noch als Held und Identifikationsfigur für Minderjährige angesehen werden. Im Jahr 2023 dürfte er allerdings für die heutigen Kinder und Jugendlichen weitestgehend unbekannt oder aufgrund jüngerer Actionfilme wenig interessant sein. Dies gilt nach Auffassung des Gremiums auch für gefährdungsgeneigte Jugendliche, die über ein unkritisches Verhältnis zu Gewalt verfügen und grundsätzlich durch entsprechende Darstellungen im medialen Bereich in ihren Einstellungen zu Gewalt und Gefühllosigkeit gegenüber anderen bestätigt oder bestärkt werden könnten. Auch gefährdungsgeneigte Jugendliche dürften sich durch den verfahrensgegenständlichen Film im Hinblick auf heute verfügbare Filmproduktionen wenig angesprochen fühlen. Da der Filminhalt nach Auffassung des Gremiums bereits keinen Jugendgefährdungstatbestand verwirklicht, kam es im vorliegenden Verfahren auf eine Abwägung zwischen den Belangen des Jugendschutzes und der Bedeutung der Kunstfreiheit nicht mehr an.
                  Ob aufgrund der im Film enthaltenen Gewaltdarstellungen weiterhin eine Jugendbeeinträchtigung vorliegt, war von Seiten der Prüfstelle nicht zu entscheiden. Aufgrund der Streichung des Films aus der Liste der jugendgefährdenden Medien erfolgt auch eine Streichung sämtlicher wegen Inhaltsgleichheit indizierten Filmfassungen."

                  Volltext abrufbar unter: https://www.schnittberichte.com/svds.php?Page=IndexDocs&ID=2630&idid=1769

                  8
                  • 6

                    Vor exakt einem Jahr hatte ich mich an dieser Stelle über die Verfilmung aus dem Jahr 2003 negativ geäußert.

                    Die Verfilmung in schwarz-weiß aus dem Jahre 1953 macht sicher nicht alles richtig, aber Neill MacGinnis verkörpert den historischen Querkopp würdig und angemessen.
                    Nach einer kurzen, aber prägnanten Einführung in das Zeitgeschehen durch den auktorialen Erzähler mit der mir sehr einprägsamen 50er Sound hält Martin Luther für seine Kommilitonen der Rechtswissenschaft ein rauschendes Fest und deutet seinen Laufbahnwechsel an; in dem ersten Drittel bis knapp zur Hälfte wird der stets bemühte katholische Mönch eingeführt. Man verzichtet dabei auf abwertende Darstellung, sondern nimmt dessen Streben nach wahrhaftiger Aufrichtigkeit ernst.

                    Die Szene des Thesenanschlags ist sehr gelungen. Luther klopft seine Thesen an die Kirchentür und das gemeine Volk winkt ab. "Irgendwas Lateinisches." - So war es ja Luthers Anliegen die theologische Fachwelt in einen reformatorischen Disput treten zu lassen, während die "Gegenseite" sich nur von weltpolitischen Erwägungen hat leiten lassen.
                    Aber auch eine Predigt Luthers entbehrt nicht einer gewissen Ironie - ob beabsichtigt oder nicht, lässt sich bei einem so altem Werk m.E. nicht eindeutig sagen. So predigt er gegen den Ablasshandel und erinnert dabei, dass die Abgabe für die Kuh des Klosters nächste Woche anstünde. Der Film lässt das dann einfach so stehen.

                    Ab der Hälfte des Films baut der Film dramaturgisch ab. Luthers Werdegang wird nur noch am Rande gestreift; die gesellschaftlichen Verwerfungen werden auch nur allenfalls angedeutet (von Bauernkriegen ist nichts zu sehen; nur einzwei abgebrochene Kirchenstürmungen). Vielmehr steht die Verhandlung gegen Luther und seine "politische" Behandlung sowie der mühsame Augsburger Religionsfrieden 1530 im Fokus, so dass mich der Film zusehends verloren hat.
                    Das ikonische "Ich stehe hier, ich kann nicht anders." wird durch eine geschickte Kameraarbeit unterstrichen; so ist die Vorrede Luthers bis zu diesem Punkt ein Close-Up und schneidet dann bei dem zitierten Satz in eine Einstellung "von schräg oben", so dass man den ganzen Luther vor dem Konzil stehend sieht.
                    In Vergleich zu heute erscheint die damalige Debatte beinahe unverständlich; die heutigen Leute auf der Straße könnten mit dem Grundkonflikt wohl gar nichts anfangen, was nicht wertend gemeint ist, aber dennoch auf eine schwache Verkündigung in Heilsfragen hinweist; das eigentliche Thema, das Luther doch so sehr am Herzen lag. Ein hypothetisches Zusammentreffen von Luisa Neubauer (Auszeichnung für ihr Lebenswerk - Ökumen. Predigtpreis) und dem MaulAuf Luther stellte ich mir spannend vor.

                    Der Film geht mit keinem Wort auf die Schattenseiten des Reformators ein, was mehr als nur ein Geschmäckle hat.

                    Ich hoffe inständig, dass in den nächsten 10-20 Jahren nochmals ein Versuch unternommen wird, dass Leben Luthers begreiflich zu machen; auch gern als 3 Stunden Epos von Herrn Nolan, dem zwielichtige Charaktere liegen.

                    7
                    • 6 .5

                      Auftaktepisode
                      macht mehr Laune als Staffel 2.
                      Konnte heute Nacht nicht schlafen und konnte die Episode - komplett werbefrei - bei Freevee sehen.

                      Man bekommt ein erstes Gefühl für die Teams; für die Spots noch nicht so.
                      Aber die Demonstration Meineckes, wie übel dort alles bewachsen ist mit meterhohen Büschen und dass das mit Deutschen Wäldern nicht vergleichbar ist, hat schon Eindruck hinterlassen.

                      Gespannt bin ich insbesondere auf die Dynamik zwischen Schlappen und dem "Urgestein" Joe Kelly (als 50 Jähriger mehr als 10 Jahre älter als die restlichen Teilnehmer) sowie der zwischen Affe und Hannah?.

                      Schade fand ich, dass man zu Beginn nicht gesehen hat, was nun in den Flaschen steckte - und wie diese gepackt worden sind. ggf. verschiebt man das in die parallel bei YT anlaufenden Behinde-The-Scenes-Folgen.

                      5
                      • 6

                        Netflix kann einem langsam wirklich leid tun.
                        50 Mio. Dollarinos für einen Film über ein Thema, das einfach schon zu oft und besser beleuchtet worden ist.

                        "Pain Hustlers" erzählt eine Geschichte, die irgendwo zwischen der herausragenden NF-Serie Maid, der thematisch ähnlich gelagerten Hulu-Serie "Dopesick" und dem inszenatorischen Vorbild "The Wolf of Wall Street" fällt.

                        Eine verarmte Stripperin trifft den Entscheidungs- und Schwanzträgers eines PharmaStartUps, welches versucht, Phentamyl als Schmerzmittel am Markt zu etablieren, was schließlich ob des Verkaufsgeschicks der Protagonistin gelingt. Dabei verhält man sich unmoralisch, aber wird immer reicher und reicher, während die Patienten nicht gesünder werden.

                        Inszenatorisch tut der Film glatt weh. Die wackelnde Kamera findet keinen Fokus und keine Einstellung, die in den Rausch oder auch den späteren Bedenken hineinzureißen vermag.
                        Viele Szenen wirken wie sehr schlecht aus "Wolf of Wall Street" kopiert, wenngleich es nicht so desaströs ausfällt wie in der deutschen NF-Produktion "Betonrausch".

                        Schauspielerisch ist es sicherlich nicht die vorderste Riege, aber es lässt sich sehen, wenngleich ich bisher noch nie wirklich mit Emily Blunt oder Chris Evans warm geworden bin.

                        Zum Ende hin wirkt mir die Reue zu aufgesetzt und da es laut anfänglichem Hinweis nur von realen Ereignissen "inspiriert" ist, die durch lieblos kurze rein auf Englisch (!) dargebotenen Auszügen aus wohl echten Nachrichten untermauert werden, weiß man ja ohnehin nicht so recht, was nun "wahr" gewesen ist - und ich hatte auch keine Lust, mir das nach den zwar kurzweiligen, aber alles in allem auch unverbrauchten 2 Stunden Film noch selbst zu recherchieren.

                        13
                        • 7 .5

                          Dieses Prequel gefällt mir mittlerweile sehr viel besser als zumindest die hinteren Staffel der Mutterserie, die ich damals so nach der 9./10. Staffel abgebrochen habe.
                          Die Synchronstimmen sind alle sehr, sehr angenehm und auch dass man auf die Lachkonserven verzichtet.
                          Ich kann mit jedem Charakter etwas anfangen. Von Mee-Maw und ihren On-Off Beziehungen mit dem „Old Sheldon“ Physikprofessor Dr. Sturgiss und dem grobschlächtigerem BaseballTrainer, dessen Team die unschlagbar rabiate Missy beigetreten ist. Auch die unglücklich bis depressive Bibliothekarin der High-School sorgt immer wieder für verschluckte Lacher. Die meisten Lehrer haben zu wenig Auftritte, um wirklich Eindruck hinterlassen zu können; letztlich sind sie alle von Sheldon genervt. Und auch Georgie und seine lausbubischen Ambitionen lassen immer wieder schmunzeln.
                          Nicht zuletzt überzeugt auch die hochreligiöse Mutter und der flockige texanische Vater für jede Menge Wirbel.
                          Auch das Intro würdigt ab der 2. oder 3. Folgen das KernEnsemble; Sheldon steht nicht länger alleine bei der Kuh.
                          Der schlechteste Plot der Staffel war die Wiedervermählung des notgeilen Pfarrers mit seiner noch notgeileren Polizistenschickse; züngeln die tatsächlich vor dem Traualtar rum und bumsen danach in der Sakristei (oder so). Da hat Chuck Lorre sich wohl zu sehr an Allans Attitüde aus taahm rangewamst.
                          Höhepunkt der Staffel war die Auseinandersetzung zwischen Sheldon und Dr. Sturgiss bezüglich einer Co-Autorschaft, bei der es fast dramatisch zu ging.

                          In der letzten Episode hat man dann sehr emotional den von Sheldon erzwungenen Abschied Richtung Uni eingeläutet.

                          Die meisten SitComs haben in der 3., 4. und tw. noch 5. Staffeln ihren Höhepunkt.
                          Ich freue mich auf die kommenden Episoden.

                          8
                          • Buchkritik zu Schwieger/Tsokos: Die 7. Zeugin
                            Sonntagslektüre (2x)

                            Wie kam es zur Lektüre? Bücherzellenfund
                            Bekanntlich bin ich für Gericht und Krimi stets schnell zu haben und als ich das Büchlein dann in der Bücherzelle fand, habe ich es gleich mitgenommen, ohne den Klappentext zu lesen.
                            In diesem findet sich ein 3Fragen-Interview an die Autoren, in dem sie gerade zu stolz darauf sind, dieses Buch in 30 Minuten entworfen zu haben. Von Tsokos hatte ich schon „Abgeschnitten“ (Co-Autor zu Fitzek) gelesen, welches mit forensischen Details punkten konnte, die man in diesem Buch nur sehr punktuell zu Beginn hatte.

                            Inhalt
                            Ein bis dato unbescholtener Verwaltungsbeamter Fachbereich Kommunale Grundstücksverwaltung ermordet eines Morgens eine Person und verletzt 2 Personen schwer in einer Bäckerei. Und schweigt in U-Haft beharrlich. Der Rest der Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht des Verteidigers geschildert.

                            Meinung
                            Das war leider gar nichts.
                            Nicht nur dass die Einführung eines Ermitter-Duos (Eberhardt und Jarmer) völlig daneben ging, da der Forensiker Jarmer nur mit Müh und Not noch hineingeschrieben wirkt und man mit dem Charakter Baumann einen Privatdetektiv einführt, der interessanter und stimmiger wirkt.
                            Der Anfang ist gut geschrieben und auch das Ende kann sich lesen lassen, gleichwenn es doch sehr unrealistisch wirkt, dass sich der – generisch medienheischende und nur auf seine PolitKarriere bedachte - anklagende Staatsanwalt vorliegend gar nicht mit der Rechtsfolgenentscheidung des BGH in seinem Schlussplädoyer auseinandersetzt.
                            Das Buch erzählt auf 310 Seiten in 104 (!) Kapiteln von vielen Nebenschauplätzen wie familiären Problemen, die für das Grundgerüst überhaupt nicht nötig gewesen wären, aber auch der Inhalt rund um die Mafia hätte man gnadenlos herausstreichen sollen.
                            Schirach und Konsorten hätten aus diesem Fall wohl eine gut lesbare Kurzgeschichte zimmern können. Im Gegensatz dazu hangeln sich die Autoren hier von einem billigem Cliffhanger zum anderen. Im Mittelteil kommt die Geschichte gar zum Erliegen und die titelgebende 7. Zeugin spielt auch nur auf wenigen Seiten eine Rolle.

                            Wohin mit dem Buch?
                            Zurück in die Bücherzelle und diese Reihe ist für mich beendet; bis dato 2 Nachfolger.

                            Was kommt als nächstes?
                            Bis jetzt noch nicht entschieden. Entweder ein weiterer Krimi oder ein Liebesroman, in dem KI eine Rolle spielt.

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                              Amgeblich läuft er nun tatsächlich in einigen/wenigen US-Kinos.

                              Neuer Trailer: https://youtu.be/QzNWojRTzWE?si=Isd9f51gpgOPhE0W

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                                GlorreicherHalunke 28.10.2023, 09:13 Geändert 28.10.2023, 09:23

                                Ich werde im Folgendem spoilern und ganz am Ende für eine Szene doch eine Spoilerwarnung setzen, da dieser Moment für mich nichts weniger als Filmgeschichte schreibt und sich jeder davon überraschen lassen sollte.
                                Mit dem dann doch recht spontan entstandenen Kommentar habe ich mir über eine Woche Zeit gelassen, da ich keinen offensichtlichen Ansatzpunkt gefunden habe. Im Laufe des Kommentars habe ich ihn gedanklich von 8 auf 9 Punkten aufgewertet. Der Kommentar ist sehr lang und ich hätte noch mehr Aspekte beleuchten können, was vielsagenderweise den Drive des Films widerspiegelt.

                                Ich mag diese Filmemache.
                                Zumindest funktioniert sie beim Altmeister Scorsese.
                                Viele andere wären an dem Stoff grandios gescheitert. Vor meinem geistigem Auge sehe ich schon eine reißerische Netflix-Doku, die das unglaubliche Schrecken von Flower Moon geradezu bewirbt; ganz wie es Black respektive Red Mirror dieses Jahr mit der Episode "Loch Henry", aber auch "Mazey Day" persifliert hat, ohne einen Weg aufzuzeigen, wie man es richtig machen könnte. Jeder halbwegs vernunftbegabte Zuschauer, der Wert auf Anspruch legt, kann eine schlechte Produktion kritisieren, aber er kann es noch längst nicht besser machen.

                                Scorsese hingegen legt wohl sein staubigstes Werk seit "Kundun" und "Zeit der Unschuld" vor; die epische Länge und der minimalistische Soundtrack (Robbie Robertson) erinnert an "The Irishman" vor 4 Jahren.
                                Und doch ist diesmal etwas anders, was nicht heißen soll, dass Scorseses Filme alle gleich wären. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Scorsese eine MafiaGeschichte ohne Voice-Over erzählt; das hat er in "The Departed" auch schon hingekriegt.

                                Aber vielleicht erzählt Scorsese von den seltsamsten Figuren in seiner langen Karriere.
                                Figuren, die man eigentlich in einem ulkigem Film der Coen-Brothers erwarten würde, wobei nichts komisch wirkt; und das Lachen bliebe so tief im Halse stecken, dass es einem gleich auf den Magen schlagen würde.
                                Es ist kein Film des Rausches wie "Goodfellas", "Casino" oder zuletzt "Wolf of Wall Street"; keine ewige Party, bei der die Leinwand zum Mittel der Verführung wird, und der Zuschauer erst im Nachhinein anfängt zu begreifen, was er hier eigentlich erstrebenswert gefunden hat.
                                Es ist auch kein Film der Besinnung wie "Silence" oder "The Irishman"; kein Nachdenken über Sterblichkeit, Glauben, Religion und den Sinn des Lebens.

                                Aus "Solange ich mich erinnern konnte, wollte ich schon immer Gangster werden" wird "Ich bin faul und möchte reich werden." - So sagt es sinngemäß der von Leonardo DiCaprio verkörperte Charakter, der klug genug ist, um die dummen Pläne seines Onkels umzusetzen und zu dumm scheint, die Folgen seines Handelns wirklich abschätzen zu können. Es wäre ein Leichtes für Scorsese gewesen, eine Rise-and-Fall-Geschichte über den von DeNiro effektiv, aber nicht glanzvoll verkörperten Onkel William Hale oder ein klassisches "Who-Dun-it" aus Sicht des neuen Reservisten Jesse Plemons zu inszenieren.
                                Scorsese wählt den schwierigsten Weg. Kein Trubel, Keine Exzesse, nur kalter Mord und Unversöhnlichkeit zwischen den Indigenen und den weißen Männern.
                                In einigen Kritiken heißt es, dass Scorsese in diesem Film die Malträtierung der Unschuld porträtiert. Und in einer Zeit, in der "victim blaming" sich im Quartett jedes Apologeten befindet, macht es sich Scorsese nicht so leicht. Wer genau hinsieht, erkennt, dass die Osages mit ihrem Reichtum zu naiv und offenherzig umgingen und so - wenn auch unbeabsichtigt - den Hass ihres Umfeldes auf sich gezogen haben. Die Osages waren vermutlich naiver als der weiße Mann, aber hätten sie klüger sein können? Der Film hält sich nicht allzu lange mit dieser Frage auf, erhebt auch sonst nicht den Zeigefinger, ja streckt diesen nicht mal wirklich aus, um auf dieses oder jenes hinzuweisen, geschweige denn zu erklären. So bleibt es unerklärlich, warum die reichen Osages sich auf das diskriminierende System der weißen Vormundschaften eingelassen haben. Genau so unerklärlich wie die kalten Morde um eines strategischen Profites wegen.
                                Scorsese abstrahiert auch nicht. Er stellt sich ganz auf die Seite Aristoteles und verweist stets auf das Konkrete als auf eine übergeordnete Idee, die immer und überall gilt. Und doch kann gerade in den konkret ausgestalteten Geschichten die Abgründe, aber auch der Glanz des menschlichen Daseins ausgelotet werden.

                                Noch ein spoilerbehafteter Punkt vor dem expliziten Spoilerbereich.
                                Scorsese wurde u.a. vorgeworfen, dass die Tode den Zuschauer nich

                                SPOILER
                                Am Ende des Epilogs tritt Martin Scorsese höchst persönlich auf.
                                Nach rund 200 Minuten Film hat mich dieser unvorhersehbare Moment glatt umgehauen.
                                Scorsese ist für seine Bewunderung für Alfred Hitchcock bekannt; jedoch kopierte er dessen Attitüde, sich in seinen Filmen immer (früh) selbst zu zeigen nicht.
                                Lt. IMdB taucht er doch in einigen seiner Filmen (ungenannt) auf, aber in Vergleich zu dem jetzigen Auftritt mit Sprechrolle werden das Spielereien gewesen sein.
                                Scorsese rundet seinen längsten Film durch ein Ausrufezeichen selbst ab.
                                Er liest den Passus über das Ableben Mollys (Onkel Hale hatte recht, die werden tatsächlich nicht älter als 50) vor und dass diese die Morde mit keinem Wort mehr erwähnte.
                                In Christopher Nolans "Oppenheimer" gibt es mittendrin eine Szene, in der eine Figur fragt, ob diese Geschichte jemals erzählt werden wird und dieser Moment hat mich "damals" völlig aus den Film herausgeworden, da ich Nolan fast habe brüllen hören "Ich, Christopher Nolan, werde alles gerade biegen.".
                                Und Scorsese? Scorsese stellt sich am Ende seines Epos selbst auf die Leinwand und stellt über ein paar Ecken in Frage, ob dieser Film hätte gedreht werden müssen.
                                Kein ironisch-selbstbeweihräucherndes "Verkaufen. Sie. mir. diesen. Stift."; kein letzter Abgesang auf das Mafia-Dasein; kein letzter Twist, der das Gesehene in Frage stellt wie in "Silence" oder "Shutter Island".
                                Nein, dieser krude Film kann nur so beendet werden oder gar nicht. Im Buch wird noch darauf hingewiesen, dass das Öl längst abgepumpt ist und sich nun Streitereien bezüglich der Ausweisung von Windparkgebieten abzeichnen.
                                Nein, Scorsese selbst verkündet, dass eines der Hauptopfer sich nicht mehr an diese schreckliche Zeit erinnern wollte, keinen Groll mehr hegte, der soweit ging, es auf ihren Grabstein zu verewigen. Und doch nimmt es Scorsese sich heraus, diese Begebenheiten durch sein in beiden Sinne des Wortes Ewigkeitswerk zu porträtieren.
                                Dieses Ende ist in sich sperrig wie der gesamte Film.
                                Wie soll man etwas oder jemanden verstehen, was man nicht verstehen kann?
                                Scorsese wird u.a. vorgeworfen, dass er die Opfer nicht genügend porträtiert hätte, was angeblich dazu führt, dass beim Zuschauer kein Gefühl aufkommt. Man muss nicht einmal an die schmittsche Haarspange denken, um diesen Punkt jede Validität zu entziehen. Und ich will gar nicht behaupten, dass „DiCaprios“ Beziehung zu seinen Kindern mit Molly (Gebt ihr einfach den verdammten Oscar!) quasi gar nicht geschildert wird. Aber warum sollte man nicht mitfühlen können, wenn er in der Zelle nach der Todesnachricht erst rätseln muss, welches seiner Kinder gestorben ist? Wie kalt muss eine Seele sein, die sich dann mehr billigen Herzschmerz wünscht anstatt aufgrund der Rahmenbedingungen Mitgefühl zu entwickeln. Ja, auch Mitgefühl mit dem von seinem Onkel manipulierten Mörder.
                                Und auch die Uneinsicht des Bösewichts muss hingenommen werden. William Hale ist kein 08/15-Ich-halte-böse-Reden-HollywoodSchurke, der in Nolans Joker seinen bisherigen Höhepunkt fand (aber eben keine Umkehrung); er hält sich selbst für einen Wohltäter, der tut, was getan werden muss, um reich zu werden. „There will be blood“ winkt uns zu.

                                Und so hinterlässt der Film bei mir die ungemütlichen Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Depression und erstickter Wut. Auch diese Seite gehört zum Leben dazu. Man muss nicht alles verstehen, aber der Mensch wird niemals aufhören zu fühlen. Und was passiert, wenn er es doch tut, zeigt dieser Film. Auf ganz verstaubte Art. Weil das Leben eben immer verstaubt ist, wenn man nur mit längstem Abstand darauf zurückblickt.

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                                  Der Trailer ist ein Meisterwerk. Jetzt muss nur noch der Film mithalten.

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                                    Ja, vielleicht, aber wahrscheinlich eher nicht.
                                    Das einzige, was kommt, ist eine Mr. Filmanalyse-Analyse, falls er da noch Humor für hat...

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                                      "Ich bin deprimiert."
                                      - "Warum?"
                                      "Weil ich so viel trinke?"
                                      - "Warum trinkst du dann?"
                                      "Weil ich deprimiert bin."

                                      Genau mein Humor :D

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                                        Das sieht jedenfalls wieder schwungvoller aus als die vollkommen verstaubte 4. Staffel.

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                                        • Laufzeit: 80 Minuten
                                          Trailer 2:40 Minuten

                                          wirkt wie eine Soap in Kurzform...

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                                          • Erfrischend langsamer Trailer, der im Gegensatz zu den sonstigen reißerischen Dokus glatt mal interessant sein könnte.
                                            Aber dazu hat Simplicissimus glaubich schonmal n Video gemacht...

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                                            • Trailer.
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                                              Aber reinschauen wird man mal...

                                              https://www.youtube.com/watch?v=an13cMHIdMc&list=PLIyQCfhC6qpEuMem5mrG5IUUgiOgCBduL&index=5

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                                              • Jeff Fahey, du alter Sack (Pilot aus LOST) lebst ja noch :D

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                                                • oh jetzt hatte ich den Umfang dieses Artikels etwas überschätzt.
                                                  Ich kann nun (noch besser) verstehen, was dich an dieser Serie überzeugt.
                                                  Ich gehe dennoch nicht davon aus, dass ich da nochmal einen Blick drauf werfen werde...

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                                                    GlorreicherHalunke 23.10.2023, 03:45 Geändert 23.10.2023, 08:15

                                                    Ohnmacht, Hilflosigkeit, Depression, Erstickte Wut.
                                                    Ausführlicher Kommi folgt.

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