le_gus - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+28 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+22 Kommentare
-
Squid GameSquid Game ist eine Thriller aus dem Jahr 2021 von Dong-hyuk Hwang mit Jung-Jae Lee und Wi Ha-Joon.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens102 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps97 Vormerkungen
-
Die nackte Kanone88 Vormerkungen
Alle Kommentare von le_gus
Staffel 1 - nice
Staffel 2 - sehr nice
Staffel 3 - ???
Dass Dark gegen Ende hin auf Repetition setzt, mag verkraftbar sein. Dass man ab einem Punkt Bullshit-Bingo spielen kann, tut der Serie als Ganzes jedoch alles andere als gut. Beispiel:
"DAS ist unmöglich."
"Der Anfang ist das Ende, das Ende ist der Anfang."
Eine neue Welt und oder Zeitlinie wird eingeführt.
Es passiert etwas, nur dass die Serie 5 Minuten später das noch einmal aufgreifen kann, sodass es auch jeder Idiot checkt, dass der Moment wichtig war.
Es fällt ein philosophischer Spruch über das Leben und den Tod.
"Das kann nicht sein!"
Irgendjemand tötet irgendjemand anderen.
Es fällt ein Spruch mit dem Keyword Deja-Vu.
Es passiert ein Augenblick, in dem sich die Leute denken, dass sie den Lauf der Zeit verändern, doch dann realisieren sie, dass dies auch schon so vorherbestimmt war.
Es ist wohl kein gutes Zeichen, wenn man in solche Momenten den TV anschreit:
DE-TER-MI-NIS-MUS!!!
In der Gesamtheit ergibt sich ein schwieriges Gesamtkonzept. Während ich in Staffel 2 noch vollstes Vertrauen in die Macher hatte, wurde dies im Laufe der letzten Staffel immer weiter verwässert. Ich muss dabei wohl nicht betonen, dass auch ich Probleme habe, alles zu verstehen. Allerdings ist die Motivation nach dem Finale nun nicht gerade hoch, mich mit dem Ganzen noch (sehr viel) weiter auseinanderzusetzen.
Die Pluspunkte, u.a., dass sich sehr lange nicht sagen lässt, welche Fragen eigentlich im Raum stehen und DARK eine ziemlich gelungene Mischung aus Exposition und Non-Exposition (d.h. alle Informationen, die verborgen bleiben und sich erst nach und nach wie ein Puzzleteil einfügen) stehen damit immer wieder im starken Kontrast zu der Kritik, die sich in ganz unterschiedlichen Perspektiven anbringen lässt.
Mein Punkt ist dabei nicht das generelle Serienniveau, welches deutlich überdurchschnittlich ausfällt. Auch geht es mir nicht um den Verwirrungsfaktor, der am Anfang eigentlich noch kaum vorhanden ist, sondern sich erst nach und nach immer weiter verdichtet. Lasst den Erklärbär zuhause - so meine Gedanken - hatte ich vollstes Vertrauen in die Macher, dass diese genau wissen, was sie tun.
Mein größtes Problem ist vermutlich, dass Teenie-Jonas irgendwann zu kurz kommt. Er ist der erste, der Raum und Zeit überquert, Jahrhunderte mit erleben muss und Folter sowie Gewalt stets am ganzen Körper zu spüren bekommt. Alles gesehen und alles erlebt, ist er die wichtigste Person und doch wird er irgendwann unter dem ganzen Konstrukt immer weiter begraben. Middle-Age Jonas kann diese gelunge Emotionalität nicht aufgreifen und der Alte-Sack-Jonas schon gleich gar nicht. Wo ist der pure Schmerz, der in den älteren Versionen schlummert? Ich vermag es nicht zu sagen. Das Gleiche ist bei der Teenie-Martha der Fall. Zu keinem Zeitpunkt sah ich in ihr all den Schmerz, all die Verzweiflung, die sie als Pendant unweigerlich auch aufweisen muss. DARK muss sich daher vordergründig einer Frage stellen: Wurde hier nicht ein wenig Schindluder betrieben?
Neben all der Komplexität, die sich (so behaupte ich) fein säuberlich auseinandernehmen lässt (schließlich gibt es inzwischen genug Analysen und Explained-Videos), bleibt damit nicht all zu viel übrig, an dem ich mich festhalten kann. Aufgrund fehlender Überraschungsmomente (ab irgendeinem Punkt hätte es mich nicht verwundert, wäre noch eine vierte oder fünfte Jonas-Version in das Geschehen hineingestolpert) und dem vergeigten Anspruch, alle (Atom-) Fässer wieder zu schließen (Ba-dum-tss), gräbt DARK sich damit sein eigenes Grab. Eine Zeitreise, um diese Kritikpunkte zu verhindern, wäre schon schön.
Du wirst maximale Überforderung bekommen, dafür aber auch maximalen Genuss.
Babylon wird in die Geschichte eingehen. Dass wir das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen, ist keine Überraschung.
Vollständige Review:
https://cinemaforever.net/kritik-babylon-usa-2022/
Irgendwo zwischen spiritueller Selbstfindung und übertriebenen Theaterspiel will Limitless sowohl die Zerbrechlichkeit als auch die unnachgiebige Stärke des Menschens festhalten. Schlagzeile für Schlagzeile übertrumpfen sich dabei die Kritiken, wenn Hemsworth Eisbaden geht und seine diversen Ängste in der Luft als auch Unterwasser überwindet. Die eigentliche Botschaft könnte aber nicht generischer ausfallen: schwer, schwer, schwer ist die Welt.
Die Idee, dass sich ein Schauspieler, der sich a. in den besten Jahren und b. in Topform befindet, abrackert, kann man dadurch nicht vollends Ernst nehmen. So bleibt die Serie in der Gesamtheit nur durch die letzte Folge im Gedächtnis, in der der eiserne Thor das Leben als 80-jähriger am ganzen Leib erfährt. Während alle anderen Folgen schon fast wie ein YouTube-Video daherkommen und am Ende mit typische Lebensweiseheiten aufwarten, so hat man wenigstens hier eine tolle Sentimentalität eingefangen.
Wenn man an Hemsworths letzte belanglose Produktionen wie Interceptor oder Der Spinnenkopf zurückdenkt, so kann man nur hoffen, dass der Topschauspieler seine eigenen Prinzipien beherzigt und sich die künftigen Filmprojekte genauer aussucht. Die wertvollen Lektionen, die man hier durchaus mitnehmen kann, wären andernfalls nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.
Take Shelter beginnt metaphorisch gesprochen fast lautlos - hier ist der Alltag eines Paares so normal wie er nur sein könnte.
Kaum wahrnehmbar regt sich doch etwas - wie eine Violinensaite, die unhörbar zu schwingen anfängt und erst Stück für Stück immer stärker vibriert. So kristallisiert sich schnell heraus: Dieses Drama gehört zu der Sorte Film, bei der auf einem subtilen Level irgendetwas nicht stimmt. Curtis (Michael Shannon) wie auch wir Zuschauer nehmen dies aber vorerst nicht Ernst - warum sollten wir auch? Verdrängung jedweder Art ist doch schließlich etwas ganz Alltägliches. Und merkwürdige Träume sind ja bekanntlich auch nur Schäume. Oder?
So geht die Reise tief in die Psychoanalyse, mit der man sicherlich wunderbar Curtis Verhalten analysieren könnte. Dadurch, dass nicht nur ein Sturm aufzieht, sondern auch eine ungeheure Angst, die zum täglichen Begleiter wird, entwickelt sich fortan eine Geschichte, bei der viel zwischen den Zeilen passiert. Beunruhigende Visionen, die Zerbrechlichkeit des Geistes und der markante Drang, sich und seine Familie zu beschützen, fließen so in einer grandiosen Ästhetik ineinander.
Symbolisch gesprochen zeigt uns Take Shelter: Man(n) ist nicht Herr im eigenen Haus, es sind vielmehr das Unterbewusstsein und ungreifbare Ängste, die das Leben bestimmen. Dadurch, dass der Mensch frei ist, sich von (fast) allem lösen kann und es zu einem inneren Konflikt in Curtis kommt, wobei die Standhaftigkeit obsiegt, stellen sich große Bilder ein. Eine Szene im dunklen Luftschutzbunker, in der Curtis über seinen eigenen Schatten springt, gehört aufgrund dessen locker in die Liste der intensivsten Filmmomente aller Zeiten. Das Besondere daran: Der Bunker bietet nicht nur Schutz vor Außen, sondern schließt auch die eigenen Ängste mit ein, die auf engstem Raum verdichtet werden, im gleichen Atemzug aber nicht ausbrechen können. Doch hier geht es nicht nur die Überwindung der Ängste, es ist auch die Erkenntniss über die Entrücktheit zur Natur, die außerhalb des Bunkers stattfindet.
Es folgt Licht, ein Aufatmen, ja fast Erlösung ein stückweit und dann ... Ernüchterung. Die Welt draußen schert sich nicht um das Individuum, sondern dreht sich Sekunde für Sekunde weiter - eine schmerzliche Erkenntnis, jedoch wunderschön poetisch festgehalten. Ein kurzer Augenblick des Friedens reicht jedoch nicht aus, um die bodenlose Angst zu vergessen. Herrlich inszeniert lernen wir wie auch Curtis: Egal wie sehr man von den eigenen Schatten verfolgt wird und wortwörtlich in Deckung geht, die Welt bleibt die selbe - selbst ohne den Geist, den man monatelang nachjagt.
Solange die Welt nicht untergeht, kann man sich bis eine Sekunde vor dem großen Knall in Sicherheit wiegen. Ein Riss, der sich in einer Sandburg bildet, die gegen Ende hin eingeblendet wird, zeigt jedoch, dass nach wie vor auch ein Riss im Geist existiert. Die Angst wird schließlich immer im Nacken sitzen, egal was passiert. Was ist also schmerzlicher: Der Untergang an sich oder die Zeit, in der die Ängste omnipräsent sind und man schon sehnsüchtig darauf wartet, bis man durch den Untergang erlöst wird? Take Shelter zeigt uns auf grandiose Art und Weise - definitiv letzteres.
Ist das Leben tatsächlich magielos und stumpfsinnig? Der Film, in dem man der Realität etwas Magisches einflößen kann, zeigt uns das Gegenteil. Das subtile Untergangsdrama stellt sich vor dem Hintergrund als wenn nicht gar der beste Film im Subgenre des magischen Realismus heraus, in dem es eben nicht um Alltäglichkeit und eine generelle Tristesse geht, sondern um die Verbindung des Alltags mit einer gleichermaßen melancholischen aber auch wunderschönen Poesie.
Wer Fan von Luca Guadagninos‘ Call me by your name, Sebastián Lelios Ungehorsam als auch Porträt einer jungen Frau in Flammen (Céline Sciamma) ist, sollte sich The world to come nicht entgehen lassen.
Obgleich die Romanverfilmung der gleichnamigen Geschichte von Jim Shepard über die Liebe zweier Frauen im ländlichen Amerika um 1850 mit den anderen Produktionen locker mithalten kann, gibt es bis zum heutigen Tag weder eine anständige Vermarktung im deutschsprachigen Raum, noch eine deutsche Synchronisation. Und das bei einem Cast, der sich sehen lassen kann, darunter Katherine Waterston (Phantastische Tierwesen), Vanessa Kirby (Mission: Impossible – Fallout) und Casey Affleck (Manchester by the Sea).
The world to come macht schon innerhalb der ersten Minuten deutlich, was man hier für einen Film erwarten kann. Schneeverzierte Landschaften, welche die erhabene Schönheit der Natur einfangen, treffen auf dezente Klänge von Streich- und Blasinstrumenten und einen gemächlichen Voice-Over Kommentar von Waterston. Regisseurin Mona Fastvold lässt sich hierbei alle Zeit der Welt und verzichtet auf Erklärungen, die der Vergangenheit angehören. Vielmehr geht es um das Leben im Hier und Jetzt, was durch das gegenwärtige Tagebuch festgehalten wird. Dass nur ganz wenige Flashbacks über die junge Tochter festgehalten werden, zeigt einmal wieder ganz deutlich: weniger ist mehr.
Dadurch, dass der Tod der Tochter kurz und akzentuiert festgehalten wird, erstrickt sich fortan eine Geschichte, die das Außergewöhnliche schafft. Hier geht es um die Nachzeichnung, wie sich das ungeheure Leid der einstigen Mutter transformiert. Der Moment, an dem sich die Blicke der zwei Frauen zum ersten Mal treffen sowie unauffällige Auffälligkeiten, wie beispielsweise die rosigen Wangen von Tallie, sagen dabei mehr als tausend Worte. So macht sich ein anhaltender Fokus auf das Ästhetische bemerkbar, nicht nur bei den poetischen Mono- und Dialogen, sondern auch in Hinblick auf die Filmbilder, die teilweise wunderhübschen Gemälden gleichen.
So gehen die Wochen und Monate ins Land und es folgt die Zeit des Frühlings und des Sommers, in der sich die beiden Frauen immer näher kommen. Die Figuren, die aus dem besagten gleichnamigen Roman stammen, fallen aber zu keiner Zeit generisch oder zu konventionell aus, im Gegenteil. Vielmehr entpuppt sich ein gewisses Spiel mit den Figuren, was sich schon alleine bei dem leicht unbeugsamen Ton in Kirbys Stimme als auch bei Affleck bemerkbar macht, der die meiste Zeit einen gefassten Eindruck hinterlässt. Während andere Produktionen an der Stelle auf dem Konflikt innerhalb der Paare herumreiten würden, so entwickelt sich die Geschichte hier doch etwas überraschender.
Da es nicht gänzlich ohne Drama geht, dieses aber pointiert verpackt wird, kristallisiert sich ein tolles Fingerspitzengefühl von Fastvold heraus. Nicht zuletzt besticht The world to come jedoch mit einer besonderen Auffälligkeit. Obwohl es sich um einen Liebesfilm handelt, würde das Drama wohl auch ohne die aufkommenden Liebesgefühle der zwei Frauen auskommen, da schon alleine die Freundschaft fantastisch eingefangen wird und das Portrait über eine gewisse Seelenverwandtschaft nicht zwangsläufig mit intimen Momenten verbunden sein muss. Das Liebesportrait vereint somit alle Faktoren, die es für einen herausragenden Film braucht: Eine harmonische Atmosphäre, ein fantastisches Zusammenspiel von zwei Schauspielerinnen, eine poetische Zärtlichkeit und jede Menge Feingefühl, sowohl bei der Glückseligkeit als auch bei dem Leid, welche die Frauen in sich tragen.
Jordan Peele ohne Kontext:
Verdammter Adam McKay, dass er sich den Filmtitel Don't look up gekrallt hat..
Auch wenn sich Nope an einigen Stellen selber widerspricht, muss man hier doch eines loben: Peeles unermüdliches Ziel die Genrekategorien zu verwässern, ja gar vollständig aufzulösen.
Was dies über das Kino generell aussagt und ob es irgendwann tatsächlich dazu kommen wird, dass (klassische) Filmgenres aussterben und Filmemacher sich nur noch fragmentarisch an Stilmitteln orientieren - dies ist sicherlich die spannendste Frage, die Nope stellt.
PS auf film-rezensionen.de gibt es ein tolles Interview mit Peele.
Während Alex Garland in seinen vorherigen Meisterwerken Ex Machina und Auslöschung noch große Fragen stellte, fällt Men auf dem ersten Blick eher untypisch aus. Obgleich das Grundgerüst ähnlich ausfällt - man bekommt erneut ein individualistisches Portrait einer leidenden Figur präsentiert - wird man das Gefühl nicht los, dass der Horrorfilm in die Richtung style over substance abdriftet, nicht nur aufgrund der Ideologie, die hier verarbeitet wird, sondern auch in visueller Hinsicht. Ein beispielsweise ellenlanger Tunnel, in dem sowohl die Angst vor dem Ungewissen als auch eine mystische Kraft schlummert, wird so eher links liegen gelassen, wohingegen seine anderen Werke uns noch das ganz Große lehrten.
Erfährt man dann aber, dass die Idee zu dem Folk-Horror schon 15 Jahre alt ist, so macht plötzlich alles Sinn. Dass in der Zwischenzeit Filme wie Darren Aronofskys Mother!, Lars von Triers Antichrist, Ari Asters Midsommer oder Ali Abbasis Border herausgekommen sind, die entweder die Gewalt gegen die Frau thematisieren oder mit Bildern von Geschlechtsteilen schockieren wollen, spielt Garland daher nicht in die Karten, im Gegenteil.
Dass Men in so ziemlich jeder Kritik vorgeworfen wird, dass man hier nur auf einer Stelle tritt und das ganze Thema ziemlich schnell durchschauen kann, ist daher nachvollziehbar. Dennoch ist Men kein Reinfall, da Garland an seinem Erfolgsrezept festhält, ganz besonders wenn es um schwer ertragbare Bilder geht, die man über sich ergehen lassen muss. Kinogänger, die an diesen Stellen den Lichtsaal jedoch verlassen, zeigen hierbei einmal mehr die ungeheure Konditionierung für das Leicht-Ertragbare, die Jahr für Jahr voranschreitet, und so immer mehr kunstverachtende Menschen schafft.
Vielleicht ist es also ein Thema der Erwartungen und der der Zeit, in der wir uns befinden. Hat man sich absolut nichts zu dem Film durchgelesen und erwartet schon fast den Film des Jahres, der wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Erwartet man aber einen Body-Horrorfilm von dem mittlerweile prestigeträchtigen Filmstudio A24, die schon mit Midsommar, Der Leuchtturm oder The Green Knight regelrechte In-your-Face Produktionen abgeliefert haben, so wird man hier definitiv auf seine Kosten kommen. Hätte es der Film vor zehn Jahren aber "einfacher" gehabt? Definitiv, aus zweierlei Gründen. Denkt man beispielsweise einmal an Under the Skin oder Enemy aus 2014 zurück, die nicht minder skurill ausfallen, so würde sich Men aus atmosphärischer Sicht hier wunderbar einreihen. Vergleicht man den Horrorfilm auf der anderen Seite mit den typischen Jumpscare-Produktionen, so fällt dieser allemal frischer aus.
Stellt man schlussendlich die Frage, ob Men in die Kategorie von Film fällt, die man in wenigen Monaten schon wieder vergessen hat, ist man zurecht ziemlich ratlos. Möglicherweise - selbst wenn man ein absoluter Fan von Garland ist und es schwer ist, sich dies einzugestehen.
Seit dem Trend das Abenteuergenre mit lustigen Filmproduktionen für die ganze Familie zu befeuern, gehen die ernsteren Werke augenscheinlich unter, gerade weil jeder weitere Dschungelfilm mit Dwayne Johnson die Kinokassen mächtig füllt. Die versunkene Stadt Z von James Gray (Ad Astra) sticht jedoch heraus, nicht nur wegen seiner ästhetischen Qualität, sondern auch einer fesselnden Story, die auf wahren Begebenheiten beruht.
Das Dschungelkino ist in den letzten Jahren recht gleichförmig geworden. Jumanji Remakes hier, Djungle Cruise da und die neueste Produktion The Lost City mit Channing Tatum und Sandra Bullock, machen es sich dabei aber auch relativ einfach. Mit jeder Menge Humor sind dies eher Abenteuer-Komödien, womit man die gesamte Familie abholen möchte. Mutige Filme wie Jungle (2017) oder Apocalypto (2006), die auf der anderen Seite in die entgegengesetzte Richtung gehen und auf eine dichte Atmosphäre setzen, haben es dagegen deutlich schwerer. Und ganz vorn dran: Die versunkene Stadt Z, welcher nicht einmal sein Budget wieder einspielen konnte, obgleich er mit Marvel-Star Tom Holland, DC-Star Robert Pattinson und Charlie Hunnam (King Arthur: Legend of the Sword) aufwarten kann.
Selbst nach 84 Jahren, als die gleichnamige Buchvorlage „Die versunkene Stadt Z: Expedition ohne Wiederkehr - das Geheimnis des Amazonas“ von David Grann erschien, in der Fawcetts Berichte als Roman aufgearbeitet wurde, gibt es noch viele ungelöste Fragen, die selbst die Verfilmung nicht beantworten kann. Dies ist jedoch auch in keinster Weise der Anspruch gewesen, vielmehr geht es in Grays Abenteuerfilm um eine ästhetische Nachzeichnung des Mythos. Die eigentliche Story, die zwischen dem Dschungel und der Heimat im London immer wieder wechselt und das Leben Fawcetts nicht nur als Abenteurer sondern auch als Visionär festhält, schlägt sich gegen Ende hin um. So realisiert man erst am Ende, dass es streng genommen weniger um die Strapazen in den Expeditionen durch unkartographiertes Land geht, sondern mehr um das Vermächtnis, welches Fawcett hinterließ. Grays Filmperle bekommt dadurch einen ganz besonderen, fast schon erhabenen Vibe.
Mit authentischen Schauspielern, die bis an ihre Grenzen gehen, atmosphärisch aufgeladenen Bildern sowie eine Geschichte, die sich nicht nur auf das historische Filmportrait fokussiert, sondern auch darüber hinausgeht, wird der ungelöste Fall des Percy Fawcetts so unsterblich. Die Verfilmung steht der Romanvorlage dabei in nichts nach, im Gegenteil. Buch und Film verschmelzen schon fast wie Yin und Yang und werden beinahe untrennbar – ein Lob welches man den meisten Romanverfilmungen nicht machen kann.
Die versunkene Stadt Z könnte man daher auch als Antifilm zum Blockbusterkino bezeichnen, auch wenn er mit 30 Millionen Dollar Budget nicht super-billig war. Gray schaffte es dennoch das Beste aus dem Besten herauszuholen, nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch bei der bereits gelobten Ästhetik. Wer diesen Abenteuerfilm der etwas ernsteren Art noch nicht kennt, sollte dies also so schnell wie möglich nachholen – am besten in den späteren Stunden, damit das knisternde Lagerfeuer sowie die Vielzahl der animalischen Laute aus dem Dschungel ihre volle Wirkung entfalten können.
Gewaltige Schläge prasseln auf uns nieder. Völlig zurecht, denn die Götter sind erzürnt - über all die Filmen, die vor Selbstbeweihräucherung zum Firmament stinken, ganz vorn dran The Batman.
Robert Eggers zeigt jedoch, wie richtiges Kino geht, denn hier versteht der Regisseur es zumindest, was Kunst tatsächlich bedeutet.
Statt einem Hochglanzbild nach dem anderen und hirnrissiger Coolness wie Sahne-Fragezeichen im Kaffee des Riddlers (ein neuer Tiefpunkt der Kreativität), bekommen wir die ganze Bandbreite des cineastischen Erlebens, jedoch ohne diese ganze künstliche Aufgeladenheit.
Lobenswert ist dabei an erster Stelle, dass Eggers darauf verzichtet, wild mit der Fackel wie ein irrer Hollywood-Regisseur auf Crack herumzufuchteln. Stattdessen bekommen wie einen in Blut getränkten Rubin vorgesetzt, der zugegeben ein paar Risse aufweist, jedoch wunderschön aussieht und eine bombastische Dichte mit sich bringt.
Einmal wieder grandiose Landschaften ohne hunderttausend Filter und Effekte zu sehen, ist dabei besonders erwähnenswert, gerade in den finsteren Momenten bei Nacht. Und - ein Lob, welches man heutzutage nicht mehr vielen Filmen machen kann - wenn Effekte genutzt werden, dann nur dezent. Umso mehr wird dagegen in die Pauken geschlagen, was zwar ab einem gewissen Punkt anstrengend wird, fairerweise lässt das The Northman aber komplett kalt. Wer braucht schon eine Anbiederung an das Publikum? Eggers definitiv nicht.
Obgleich The Northman in seiner Rachegeschichte nur leicht fortschrittlich gegenüber anderen Vergleichsproduktionen ist - dies merkt man man schon alleine bei dem Konflikt zwischen Mutter und Sohn gegen Ende - mangelt es aber an nichts. Eine mutige Vision, dem Publikum mal etwas abzuverlangen sowie die gelungene Rahmung der nordischen Mythologie, mit der vermutlich die meisten Zuschauer wenig anfangen können, zeugen daher von Spitzenqualität.
Eggers ist somit das momentan beste Beispiel, an dem sich viele Regisseure eine Seite abschneiden können, gerade weil er mit The Northman in Hollywood bei Universal angekommen ist, seinen Prinzipien allerdings treu bleibt.
Dass das dem Publikum aber mal wieder scheissegal ist (siehe Box Office) und sich alle von The Batman blenden lassen, zeugt mal wieder davon, dass wir im falschen Universum leben.
Dass das moderne Horrorfilmgenre Probleme hat, Menschen mitzureissen, dürfte keine neue Erkenntnis sein. Nur ab und an mal gibt es DEN einen, der durchscheint, um die Tausend Müllproduktionen, die Jahr für Jahr erscheinen, zumindest ansatzweise zu kompensieren (man denke nur einmal an It follows zurück).
A Quiet Place 2 ist dabei aber so massiv entfernt, Lichtjahre wären da noch eine Untertreibung.
Der Grundgedanke (immer dran denken), die Monster reagieren auf laute Geräusche, hat dabei völlig ausgedient.
Was macht man also, wenn sich Monster nähern? Richtig! - jede Menge Lärm, um sicherzustellen, dass das Drama am Laufen gehalten wird - und das ganze 90 Minuten lang!
Diese fast schon künstliche Ernsthaftigkeit (A Quiet Place 2 will ernst sein, schafft es jedoch an keiner Stelle), die Krasinski an den Tag legt, wird dem eigentlichen Konzept dabei in keinster Weise gerecht. Statt intensivem oder halbwegs innovativem Horrorkino bekommt man vor dem Hintergrund ein Klischee nach dem anderen präsentiert. Dass die hanebüchene Story darüberhinaus durch Logiklöcher en masse, sowie ein wiederkehrendes Motto a la "Was machen sie denn jetzt??", das man sich alle paar Minuten selber fragt, perfekt abgerundet wird, überrascht dann aber doch, denkt man nur einmal an das enorme Potential, das in diesen Filmen schlummert.
Und obgleich der erste Teil auch schon seine Schwächen hatte, so kann dieser zumindest noch mit der intensiven Badewannen- oder Nagelszene aufwarten, die tatsächlich hängen bleiben.
Um fair zu bleiben muss man sich da ganz ernsthaft selber die Frage stellen - was genau bleibt von dem Sequel hängen? Dass sich in meinem Fall das Intro als die Antwort auf die Frage herausstellt, sagt dabei alles aus.
Nach bewegenden Musikbiopics der letzten Jahren, siehe Rocketman oder Bohemian Rhapsody, aber auch hochkarätigen Musikdokumentationen wie zum Beispiel Sound City, lässt Supersonic einem mit einen recht überraschenden Gefühl zurück.
Dies mag in erster Linie an dem doch recht selbstgefälligen Portrait liegen, das Whitecross' Werk an den Tag legt. Mit abgebrühten und generischen Sprüchen wie "wir kamen aus dem nichts und wollten alles" "wir waren die Größten" oder "nichts was irgendjemand macht, konnte so groß sein wie Oasis" wird aus dem Grund vergeblich um sich geworfen.
Dass im gleichen Atemzug beispielsweise die Zeit in den Rockfield Studios dokumentiert wird, in denen zum Teil auch Queen's "A Night at the Opera" entstand, und die Gallaghers krampfhaft versuchten, etwas so Großem wie Bohemain Rhapsody nachzueifern, bringt dann das wahre Antlitz der Band zum Vorschein. In Überheblichkeit gipfelnd, man denke nur einmal an Noels Ausspruch zurück, Oasis sei größer als die Beatles, mangelt es schlichtweg an der Einzigartigkeit, die doch eigentlich jede Musikdokumentation festhalten müsste.
In Hinblick auf musikhistorische Kontexte - der Doku fehlt es ebenfalls an einer gelungenen Struktur in der Hinsicht - vermisst man daher zurecht wichtige Elemente des Britpops in den Neunzigern. Einflüsse, wie die Bedeutung von Bands, die Oasis den Weg geebnet hatten, wie auch einer generellen Einordnung in die Musik der damaligen Zeit - man denke beispielsweise nur mal an den Grunge zurück, der die Welt in der Zeit maßgeblich geprägt hat - sucht man in der Dokumentation daher vergebens. Selbst The Dirt, die Filmbiografie über die Musikgruppe Mötley Crüe, gibt sich da mehr Mühe.
Ansonsten hat man die Geschichte in Supersonic alles schon erlebt. Die Kindheit aus dem Armenviertel - check, ein gewalttätige Vater - check, die typischen Eskapaden mit Alkohol und Drogen - Doppelcheck. Das soll das alles natürlich nicht verharmlosen, in der Gesamtheit fällt es dann aber schwer das Ganze ernst zu nehmen, wenn Oasis als so dermaßen einzigartig dargestellt wird. Wirft man dagegen ein Auge auf die "wirklich" großen Bands der Musikgeschichte, so erscheint Oasis als nur eine Band, die im Schatten der Großen verweilt.
In der Gesamtheit überzeugt Oasis: Supersonic daher nur bedingt. Der Funke, sich mit der Band näher auseinander zu setzten, springt jedoch leider nicht so ganz über. Beim Blick auf Ray, Walk the Line oder selbst I saw the light zurück, die mich alle in ihrem Bann gezogen haben, ist das für mich aber das Todesurteil für jeden Musikfilm, ganz gleich ob Biopic oder Dokumentation.
Groß, ja beinahe astronomisch, waren die Erwartungen der wohl gesamten Filmindustrie an Nolan's neuestes Werk Tenet. Dass dieser aber weder den Erwartungen gerecht wird, noch generell filmisch überzeugt, überrascht dann aber schon ein wenig. Doch wo genau liegt nun das Problem bei Tenet?
Das Inszenatorische einmal komplett ignoriert - dies fällt wie bei jedem anderen Nolan wieder recht spektakulär aus - ist es die Story, als auch der filmische Impact, die sehr zu wünschen übrig lassen.
Man erinnere sich nur einmal an die Kritiken von Interstellar, die fulminanter nicht ausfallen konnten. Und dies auch zurecht - Interstellar schafft es nämlich, was Tenet nicht schafft: er verdeutlicht grandios die Macht der Zeit am Beispiel der Reise ins All, durch das schwarze Loch und über die Grenzen der menschlichen Existenz. Tenet dagegen - es geht einmal mehr um die Zeit, verbunden mit der Vernichtung der ganzen Welt - bedient sich dieses mal aber an schon beinahe konventionellen Ideen und dies mehr schlecht als Recht. Alleine dies sollte bei den doch eher unkonventionellen Nolan Werken - man denke nur einmal an Memento zurück - sehr zu Denken geben.
Eine Frage nach der anderen - es fällt bei Tenet alles andere als leicht am Ball zu bleiben - wird dann mit Fachsimpelei solange auf den Zuschauer eingedroschen, dass es früher oder später nur eine Frage der Zeit ist (Wortwitz!), bis man abschaltet und Tenet garnicht mehr so richtig ernst nehmen kann. Ein paar aufgeschnappte Fetzen hier und da versteht man zwar so ganz grob worum es grade geht, ausreichend ist dies aber nicht, um die (wahrscheinlich meisten) Zuschauer bei Laune zu halten. Und wenn dann plötzlich eine einzelne Frau wichtiger ist als die gesamte Welt, verkommt Nolans Action-Blockbuster immer mehr zu einer überdramatisierten Gefühsduselei.
Darüberhinaus wird alle paar Minuten ein neues Fass aufgemacht, wobei es Nolan an keiner Ecke schafft die Kanten zu glätten. Ein Fragezeichen nach dem anderen und generell verdutzte Gesichter bei den Kinogängern später, entpuppt sich Tenet somit eher als Enttäuschung, gerade weil man es von einem Nolan so viel besser kennt.
Damit ist Tenet zwar kein gänzlich schlechter Film, Nolan schafft es mit der sonst soliden Inszenierung aber in keinster Weise die ganzen anderen Kanten zu kompensieren.
Fazit: Redundante Komplexität alleine reicht niemals, um einen gelungenen Film abzuliefern - kein Film zeigt das so gut wie Tenet. Und auch wenn Nolan's Film davon nur so überquillt, vermisst man letztlich einen Rahmen für das Ganze. Dies führt dann im Endeffekt leider auch dazu, dass man Tenet nach dem Kino gleich wieder vergisst. Um packendes Kino erleben zu wollen, sollte man dann doch lieber noch einmal Interstellar schauen.
Wenn ein Film es schafft, dass man ihm entweder eine 0 oder 10 geben will, dann ist es mit Sicherheit Mother!
Selten gab es so einen spaltenden Film.
Ganz nach dem alten Motto Ip Man saves the world (again) kommt die einst hochgeschätzte Kampfkunstfilmreihe nach vier Hauptteilen nun zum Ende. Dass dies nicht weiter tragisch ist, überrascht dann aber doch recht wenig, da von der lobenswerten Ästhetik und packenden Story aus Teil eins (und zwei wenn man mal ein Auge zudrückt) wenn überhaupt nur noch ein Funke vorhanden ist. Stattdessen gibt es erneut den Bösewicht, der wie in einem Ego-Shooter als Endboss herhalten muss, um die Story ansatzweise am Laufen zu halten. Klingt stumpf? Ist es auch. Das Resultat - billige Figurenschablonen, eine mehr als dürftige Story (ein Karatemeister besiegt binnen weniger Minuten mehrere Wing Chun-Großmeister - seems legit) und eine wenig angemessene Behandlung, wie es mit Ip Man damals tatsächlich ausging - überzeugt in der Gesamtheit daher kaum.
Zu einer Art Superheldenfilm verkommen, kann man jetzt nur hoffen, dass dies wirklich der letzte Teil war. Einen weiteren Teil (Idee: Ip Man gegen Dwayne Johnson als Antagonist) kann man sich also echt sparen.
Dass The Dark Knight auf einem so oft gelobten inszenatorisch hohen Niveau spielt, ist keine Frage. Stattdessen sollte die Frage im Raum stehen, ob er, das einmal ausgeklammert, ein guter Film ist. Keine leichte Frage, nach meiner Drittsichtung kristallisiert sich für mich aber doch immer stärker heraus, warum dies nur bedingt der Fall ist. Um fair zu starten, klar ist die Action Bombe, die Schauspieler allesamt meisterhaft und die filmtechnischen Komponenten (den teilweise sehr kantigen Filmschnitt mal ausgenommen) gelungen, doch was bleibt darüber hinaus noch übrig?
Um eines ganz klar zu stellen, dies soll jetzt keinen Verriss gleichkommen, vielmehr soll aufgezeigt werden, dass es schlichtweg einfach nicht möglich ist die Puzzleteile eines Hochkaräters wie The Dark Knight vollkommen perfekt zusammenzusetzen. Das macht sich schon alleine daran bemerkbar, dass Nolans Werk allgemein betrachtet so dermaßen überambitioniert ist, dass es nur schief gehen kann. Man muss sich nur selber mal die Frage stellen, macht der Film Spaß? Eher das Gegenteil ist der Fall, The Dark Knight ist einfach nur anstrengend. Sicherlich kann man nun die Ambition von Nolan loben, einen Film abzuliefern, der mehr als nur stumpfes Actionspektakel bietet. Wenn aber jede zehn Minuten zwischen nachdenklich stimmenden Themen w.z.B. die Natur des Menschens, Überwachung der Gesellschaft oder Anarchie und Ordnung als Gegenpole, hin- und her gesprungen wird, fällt es schwer am Ball zu bleiben. Diese ideologischen Aspekte sind zwar alle hochspannend, man hat aber dank der Action kaum Zeit diese Themen richtig aufzuschnappen, geschweige denn kognitiv zu verarbeiten. Dies mag der Hauptgrund sein, warum The Dark Knight Lichtjahre von einem perfekten Film entfernt ist. Kleinere verpatzte Sachen wie eine Reihe an wirklich unnötigen Szenen oder dümmliche Storyverstrickungen, nur um die Geschichte mittels plot conveniences am Laufen zu halten, untermauern diese Imperfektion nochmal in einer weiteren Dimension. Ab irgendeinem Punkt schaufelt der Film sich so sein eigenes Grab, wenn er, um einmal ganz konkret zu werden, nichtmal eine passende Antwort findet, warum der Joker so ist, wie er ist oder warum Dents Schicksal so enden musste. Wikipedia liefert in der Hinsicht zwar Schizophrenie und Wahnvorstellungen als Antwort, das kann man doch aber nun nicht wirklich als befriedigend ansehen.
Diese Argumentation könnte man jetzt noch weiter führen, auf einen Verriss soll wie gesagt aber verzichtet werden, da Nolans Werk in ganz anderen Aspekten umso lobenswerter ist, siehe die feierlichen Kritiken in Millionen Variationen.
In holistischer Sicht wäre es aber wohl noch lobenswerter gewesen, man hätte ein paar Verfolgungs- und Prügelszenen weggelassen und sich mehr auf die Figuren fokussiert, um den Zuschauer zumindest ansatzweise mehr an dem Weltbild von Joker, Wayne und Dent teilhaben zu lassen.
Unterm Schnitt bleibt es so nur Actionspektakel, bei dem zwar echt interessante ideologische Ansätze aufgegriffen werden, die aber nicht wirklich verfolgt, sondern mehr ignoriert werden. Streng genommen hätte man sich das auch sparen können. Verbunden mit dem generellen Umstand, dass ständig die ach so grandiose Lasterszene und die Action hochgelobt wird, stattdessen aber die nicht so gelungenen Aspekte ignoriert werden, sollte dem anspruchsvolleren Zuschauer doch sehr zu Denken geben. Das Argument "ja aber das ist doch nur ein Superhelden-Actionfilm" kann man so auch in keinster Weise anbringen, da auf Teufel heraus versucht wurde, so viel mehr abzuliefern. Der Knackpunkt ist, dass Nolan das eben nicht geschafft hat.
PS: Warum der Joker einfach mal eben so ein ganzes Krankenhaus hochgehen lässt (wohl die lächerlichste plot convenience), hat sich mir auch nach der dritten Sichtung noch nicht erschlossen.
Wer mit dem Film seinen Spaß hatte, der ist meiner Ansicht nach mit Werken wie Auslöschung (Garland), Mother! (Aronofsky), Adams Äpfel (Jensen), Triangle (Smith) oder ganz besonders den Filmen von Benson & Moorhead sehr gut beraten. Musste alle paar Minuten an vielseitige Filmreferenzen denken, sowohl in ästhetischer als auch storytechnischer Hinsicht.
Yesterday: Die Beatles haben nach wie vor Millionen von Fans, Welthits, die immer noch in Radios gespielt werden, und einen musikalischen Einfluss, wie wohl keine zweite Band.
Today: In einer hypothetischen Welt, wie wir es im Film erleben, hat es die Beatles nie gegeben. Der erfolglose Musiker Jack kann sich jedoch als Einziger an Songs wie Hey Jude und Let it be, wie durch ein Wunder, erinnern. Schnell wird er durch genau diese Lieder zum Megastar.
Die Welt reagiert entsprechend darauf - die Lieder werden millionenfach im Netz geklickt. Der Grund: es sind die großartigen Texte, die als Qualitätsmerkmal verabsolutiert werden. Authentisch und realitätsnah ist dies aber leider in keinster Weise. Auf der anderen Seite verstrickt sich Boyles neuestes Werk mit der Darstellung der Musikindustrie-Maschinerie aber in Spitzfindigkeiten, die doch sehr nachdenklich machen. Worauf kommt es also letztlich drauf an, auf die Qualität der Musik (sollte es so etwas überhaupt geben) oder auf Werbung, Vermarktung und Image polieren? Eine Antwort suchen wir als Zuschauer nach fast zwei Stunden vergebens. Stattdessen wirkt der Film eher wie ein durch und durch satirisches Werk, der die meiste Zeit musikhistorische Kontexte, wie beispielsweise den Einfluss unterschiedlichster gesellschaftlicher Strömungen der 80er Jahre auf die Musik, verkennt. Als Laie im Bereich Musikhistorie bekommt man deshalb schnell den Eindruck, dass die Beatles Songs in der heutigen Zeit gar nicht funktionieren würden, oder zumindest nicht so bahnbrechend wie zu ihrer Zeit.
Die Schattenseiten und die damit verbundene Skurrilität des Musikgeschäfts der heutigen Zeit wird dem Erfolg von Jack zwar gegenübergestellt, es bleibt jedoch beim halbwegs lustigen Feelgood-Movie, dem es nunmal nicht um geschichtliche Kontexte und gesellschaftliche Relevanz geht, sondern mehr den Fokus auf die romantische Geschichte von Jack und seiner Jugendliebe Ellie legt.
Den Realitätsbezug sollte man in Yesterday also besser ganz vergessen. Stattdessen stellt sich Boyles Werk als nette Unterhaltung heraus, die sicherlich die meisten Gemüter erheitert. (Mehr) Ernshaftigkeit oder ein Motto a la "Gestern ist gestern und heute ist heute", das den Kontrast zwischen der Beatles Zeit und der Gegenwart noch besser verdeutlichen würde, bleibt jedoch leider aus.
Den Film nur deswegen zu kritisieren, ist aber auch übertrieben, da sich Yesterday wie gesagt mehr als eine romantische Komödie und weniger als ein "Musikfilm" begreift.
Three Identical Strangers stellt sich nach der Erstsichtung überraschend als außergewöhnliche Dokumentation heraus, die aufgrund der einerseits wahnsinnig skurrilen, andererseits aber auch fantastischen Jahrhundertstory ebenso als tiefgründiges Familiendrama funktioniert.
Durch eine Art Dreiteilung des Films in Zwischenmenschlichkeit, Entwicklungspsychologie und Dasein des Menschens, schafft es Wardler zudem einen hervorragenden Beitrag zu psychologischen Themen wie Determinismus, Vererbung von Persönlichkeitseigenschaften (seien diese nun gut oder schlecht), gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Bedeutung des Menschens aus wissenschaftlicher Sicht zu leisten, wodurch sich der Film deutlich von anderen Werken in diesem Genre abhebt.
Summa summarum: Mit Three Identical Strangers ist ein wirklich beeindruckendes Werk entstanden, welches relevante Fragen zur menschlichen Existenz aufwirft, zur moralischen, aber auch wissenschaftlichen Diskussion anregt und meiner Meinung nach daher sogar einen Platz in universitären Lehrmaterial verdient.
Fahrenheit 11/9 mag sicherlich wunderbar die Missstände in den USA aufzeigen, was unmittelbare Aspekte wie Demonstrationen gegen Waffen und unterbezahlte Lehrer mit Trump zutun haben sollen, das erschließt sich jedoch nicht ganz. Aus politischer Sicht versagt der Film daher, da die ganze Schuld am zerstörten System der USA nun Trump zugeschoben wird. Dass Clinton, Bush und Obama massiv das amerikanische System mitzerstört haben, das wird nicht wirklich thematisiert. Stattdessen lässt sich Moore tatsächlich auf das Niveau herab und zeigt minutenlang Archivmaterial aus der NS-Zeit, unterlegt mit den Reden von Trump. Populismus würde der eine sagen, ich nenne es verkürzte Systemkritik.
Bittersüße Story, in der zwei (mit Justin Timberlake drei) Menschen - unterschiedlicher könnten sie nicht sein - versuchen gegen den Rest der Welt anzukommen.
Und als wäre das nicht genug, zusätzlich bekommt man noch fantastische Blues-Einlagen, die nicht nur höchste Authentizität versprühen, sondern darüber hinaus an tolle Worte aus den Simpsons erinnern:
"Der Blues ist nicht dafür da, dass es dir besser geht, sondern dass es den anderen schlechter geht."
Black Snake Moan stellt sich damit als ein Film heraus, der auf der einen Seite den Hoffnungsschimmer im Zuschauer weckt und auf der anderen uns aufgrund der bitteren Vergangenheit der Protagonisten mit einen flauen Magen zurücklässt.
Und wann erlebt man es schonmal, dass Alltime-Badass Samuel L. Jackson rhetorisch einmal so richtig in den Boden gestampft wird?
Summa summarum: Bittersüß aber dennoch mit einer kleinen Portion Humor - das schaffen wohl nur die wenigstens Filme.
The Ritual stellt sich spätestens ab der Mitte als durchschnittlicher Möchtegern-Genrebeitrag heraus, überzeugt aber zumindest noch in optischer Hinsicht.
Wenigstens kommt man (erneut) zur Erkenntnis, dass Justin Benson und Aaron Moorhead beim Thema übernatürliche Macht im Film die eindeutig besseren Filme vorweisen können.
Für alle, die auf den Film gespannt sind daher der Tipp: Erwartungen runter schrauben, so tief wie es nur geht.
Aufbruch zum Mond mag visuell glänzen, die Frage was die Mission für Neil Armstrong persönlich bedeutete bleibt jedoch vollkommen aus.
War es nur ein Job, Schicksal, die Lebensaufgabe oder wie der Film es zeigt eine Art Erlösung um mit der Vergangenheit abzuschließen? Eine Antwort sucht man nach fast 2 1/2 Stunden vergeblich. Nach ein wenig Recherche stellt sich zudem schnell heraus, dass die Szene mit der Kette auf dem Mond wahrscheinlich so nicht stattgefunden hat. Sicherlich macht es den Film dadurch nicht schlechter, allerdings bleiben vor diesem Hintergrund nur die Immanenz der bildgewaltigen Weltraumsequenzen und das weiterhin fesselnde Schauspiel von Gosling und Foy erwähnenswert. Für ein Biopic mag dies reichen, durch eben jedes Ausklammern der Gedanken und Ängste von Armstrong hat Chazelles neuestes Werk jedoch einige Kanten und ist von einem in sich stimmigen und runden Film weit entfernt.
Am Ende stellt sich Chazelle's Werk als nicht nicht perfektes, aber dennoch gelungenes Drama heraus, welches durch seine audiovisuelle Perfektion überzeugt. Die fehlende Aufstellung der USA-Flagge auf dem Mond zeigt zudem, dass sich Chazelle nicht von politischer Ideologie blenden lässt und auf Politik in diesem Film geschickt und zurecht verzichtet. Diese Verweigerung von alten Konventionen ist zwar selten, sollte es aber viel mehr geben.
Es ist zwar nicht das beste Musiker-Biopic, aber dennoch entpuppt sich Bohemian Rhapsody als grundsolide mit vereinzelt sehr überzeugenden Sequenzen.
Schade ist jedoch, dass sich diese Stellen meistens nur in den Musikeinlagen wiederfinden. Dazwischen gibt es bedauerlicherweise die ein oder andere zähe und langweilige Passage, die den Wert des Films in der Gesamtheit ein wenig schmälert. Ray von Taylor Hackford ist in der Hinsicht sehr viel besser gelungen, da hierbei sowohl die Musik-Passagen als auch die restliche Story vollkommen überzeugt, was bei dem Queen Film leider nicht ganz der Fall ist.
Trotzdem ist Bohemian Rhapsody sehenswert, allein schon wegen der tollen Besetzung, den wunderbar neu aufbereiteten Konzertaufnahmen oder der teilweise 1 zu 1 nachgestellten und sehr unterhaltsamen Freddie-Performance auf dem Live-Aid Konzert.
Nachdem der Film als zwischenmenliches Familiendrama anfängt, was noch relativ gut gelungen ist, geht es in eine recht unerwartete Richtung. Durch so einfallsreiche Ideen wie schlafwandelnde Menschen, bedrohliche Geister und einer mehr als banalen Story, schafft Hereditary ab der Mitte dann jedoch das Grandiose: er entpuppt sich als desaströsester Horrorfilm im modernen Kino seit Jahren, ja sogar seit Jahrzehnten.
Aufgrund total überzeichneter Charaktere, ein bisschen was von Mystik, ein bisschen was von Nekromantie, einer Portion von Übernatürlichkeit und einem mehr als fragwürdigen Finale, kristallisiert sich am Ende heraus, dass Aster anscheinend einfach nur pures und stumpfes Willkür-Kino schaffen wollte.
Hinzu kommt, dass es den Film an Substanz und Inhalt mangelt, wie es auch Wolfgang M. Schmitt auf seinem Kanal Die Filmanalyse festhält. Je mehr der Film nachwirkt, desto mehr resultiert die Frage, was das eigentlich alles sollte und was man aus dem Film mitnehmen soll. Ganz besonders durch die Zeitlosigkeit (der Film könnte auch vor 1000 Jahren spielen), zeigt sich vor diesem Hintergrund, dass der Film weder eine Projektionsfläche für die gegenwärtige Gesellschaftsideologie zulässt, noch irgendwelche neue Fragen aufwirft, wie das beispielsweise Get Out von Peele oder Mother! von Aronofsky schaffen.
Schlecht erzählt, ästhetisch aber unter Umständen einen Blick wert, bietet The Killing of a Sacred Deer ein Kinoerlebnis, welches zwar gut beginnt, aber schnell in einen Schlund abdriftet und es aus diesem auch nicht mehr herausschafft.
Schade ist, dass es im Film so gut wie keine Projektionsfläche für eine moderne Ideologiekritik gibt. Da hat man nun das Thema der griechischen Mythologie, bekommt dies fragwürdig präsentiert und am Ende ist man auch nicht viel schlauer als vorher. Ein Bezug zur Gegenwart wie es beispielsweise Mother! von Aronofsky schafft, bleibt bei dem Film aus. Was bleibt, ist ein theatralisches Spektakel von Schauspielern, die man auch alle schon mal besser erlebt hat.
Alles andere als virtuos und gegen Ende hin immer mehr der Willkür verfallend, präsentiert sich The Killing of a Sacred Deer damit als erster Reinfall des Jahres 2018. Willkürliche Horroranspielungen zum Beispiel auf Shining, Der Exorzist oder Amityville Horror werfen daneben die Frage auf, ob Lanthimos einfach nur die alten Horrorklassiker aus purer Sinnlosigkeit huldigen wollte oder ob ihm einfach nur langweilig war.