plomlompom - Kommentare

Alle Kommentare von plomlompom

  • 7 .5

    Dies ist eine der Schönheiten dieses Filmes: Er erlaubt sich diskursive Konsequenz. Er knickt die diskursiven Positionen der Figuren nicht unter Psychologie oder Moral oder persönlicher Verlogenheit ein, wie sie als Diskussionsgrundlage doch sonst so gern im Mainstream-Kino beschworen werden; bis auf einen kleinen Sexualtriebs-Ausrutscher lässt sich insbesondre die zwielichtige Figur des Lorenzo von alledem nicht aus einem zivilisierten Streitgespräch mit konträren Meinungen, in dem Argumente ernsthaft und konsequent ausgetauscht und durchdekliniert werden, zurückhalten. [...] Man darf hier wohl den Einfluss von Jean-Claude Carrière, der das Drehbuch mitverfasste, nicht unterschätzen: Der Geist seiner blasphemisch-surrealistischen Kollaborationen mit Luis Buñuel ein Dritteljahrhundert zuvor glänzt subtil an mancher Stelle in "Goya's Ghosts" auf ...

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    • 4

      Hans Weingartner hat [...] das naiv-absurde Weltverbessererguerillakino als Erfolgsmasche entdeckt. Er setzt sie jetzt zielstrebig in Free Rainer fort. Und zwar mit einer Variante von Medien- und Kapitalismuskritik, die die analytische Schärfe einer Bierstammtischmotzerei und das reaktionäre Potential des Hassbegriffes “Volksverdummung” (als Feindbeschreibung des kommerziellen Quotenfernsehens) mit der (sowieso schon tausendmal vereinnahmten) Hipness der Medienguerilla zu einem zielgruppenattraktiven Cocktail vermengt. Die Spitzen, die dabei gegen den Medienbetrieb rauskommen, erreichen noch kaum das kritische Niveau von deutschen Neunziger-Jahre-Medienkomödchen wie Kein Pardon oder Late Show. Diskursiv ist Free Rainer aber auch so absurd, dass er mit Blödelei und übertriebenen Figurenkarikaturen zuweilen in puncto Unterhaltsamkeit zu überzeugen weiß, ganz unabhängig davon, welcher ideologischen Zielgeraden auch immer das Dargestellte gerade folgen mag.

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      • 5 .5

        Die Flachheit erstreckt sich nicht nur auf die Dialoge, sondern auf den Witz und die Ideologie des Films allgemein, oftmals reines Typenverhöhnen mit leichten Zielscheiben [...] Oder, ich muss mich korrigieren, bei Tukurs Lebemann wandelt sich die Figur zum Ende hin ins Mystische und transzendiert so ihr profanes Typenporträt [...] Und vor allem mag da ja in allem doch ein irgendwie treffendes Psychogramm irgendeiner ganz spezifischen bundesdeutschbürgerlichen Menschenart vergraben sein. Die mich persönlich aber, um ehrlich zu sein, kaum weniger interessieren könnte.

        • 7
          über Ferien

          ... hier ist immer noch eine starke formalistische Energie, aber sie scheint sich schon zu stark Geschichte und Figuren und Milieu Untertan zu machen, das missfällt mir ...

          • 5

            Französisches Sommer-Wohlfühl-Kulturkonfekt-Filmchen [...] Was auch aus jeder Faser sich schwitzt, ein schleimiges Kulturfranzosentum, offensives Vereinnahmen von “Kultur” — Beethoven bis Becaud — als Lifestyle, Vergöttern des Künstlertums, die Figur, die sich selbst als talentlos erkannte und dann mit einem Lebensstil zwischen /ihnen/, den Künstlern, dennoch Erfüllung fand … Ein Film für extreme Philanthropen, denen selbst bei grausigster Kulturschickeria nicht die Galle hochkommt ...

            • 7

              ... riecht er manchmal doch etwas streng nach dem wenig aufregenden Genre schwermütiger Jugendselbstfindungsfilmchen; aber eben doch sanft unterspült von einem ganz unterschwelligen Humor, der das Konzept der Selbstfindung höchstselbst hinterfragt.

              • 5

                ... eine mutig unoriginelle Auswahl genre-traditioneller Versatzstücke in Handlung und Ausgestaltung seiner Welt. Doch, da gehört fürs heutige Hollywood-Kino glaube ich schon Chuzpe dazu, einen derartig unakzentuiert-unambitionierten Ideal-Pudding aus rein typischen Story-Elementen, Genre-Klischees und unerweitert-altbekannten Figuren zusammenzurühren, ohne scheinbar auch nur einen einzigen Tupfer Eigen-Artiges zur Abhebung von Konkurrenzware, zur Ausdifferenzierung einer eigenen Fantasy-Welt hinzuzufügen. [...] Bewundernswert formelhafte B-Fantasy, auf familienkompatibel gemacht, bemüht sich nicht um mehr, als es seinen Vorgaben gemäß soll, hat zudem ansatzweise B-Qualitäten aufzuweisen.

                • 7

                  ... in seinen zwei Stunden immer noch bis zum Zerbersten mit haarsträubendsten melodramatischen plot twists gefüllt, von denen so ungefähr alle zehn Minuten mindestens einer sich zu ereignen und sämtliche Verhältnisse neu durchzuschütteln hat, damit jede Figur sich mal gegen jede wutentbrannt werfen oder an ihr ausheulen oder ihr eine Verheimlichung übelnehmen darf. Der Wahnwitz, der hierbei durchkommt [...], gerät zum hochvergnüglichen Selbstzweck. Unmöglich, die Figuren und ihre Welten über ihre Funktion zur Wahnwitz-Erzeugung hinaus noch ernstzunehmen, und warum auch.

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                  • 7 .5

                    Halt drei Stunden wundervoll überreiztes, lustvolles Intensitätenkino.

                    • 7

                      ... in die Jahre gekommenes Neurosenkino [...] ohne Maß [...] Prestigeästhetik [...] muss Authentizität und Krassheit simulieren [...] wird gejammert, monologisiert, traumatisiert [...] kennt nur Gut und Böse [...] ist katholisch.

                      [Aus der "The Departed"-Seite eines Vergleichs mit "Infernal Affairs", den ich gezogen habe.]

                      • 7 .5

                        Ich habe mich prima amüsiert. Der neue Tarantino ist wirklich unerträglich, ergibt aber Sinn. Yay! [...] Der Film funktioniert auf keiner anderen Ebene mehr als einer genüsslichen Geste der Selbstverliebtheit und Selbstbefriedigung Quentin Tarantinos. Der Mann, seine Obsessionen, seine Filme. [...] Das unreife Rummanschen des kindischen Videotheken-Freaks Quentin T., der anderer Leute Millionen zum detaillierten Realisieren seiner feuchten Fanboy-Träume verpulvert [...], produziert seine ganz eigene lustvolle Perversion.

                        • 3

                          ... ein fades Trauerspiel ohne Witz. [...] Die Vorstellungen des Komischen, nach denen die Pointen konstruiert sind, sind so altbacken und kleinbürgerlich wie mutlos. [...] Leider hat der Humor von Death at a Funeral rundum nur diesen einen Charakter: den einer /Behauptung/ von Komik. [...] [Selbst] Fäkalhumor gestattet er sich nur als wirkungsästhetisch harmlos gestaltetes Stellvertreter-Zeichen /für/ ein Auftreten von Fäkalhumor [...], ohne den befreienden Schritt ins Suhlen im Ekligen und Perversen tatsächlich zu wagen. Schade.

                          • 1

                            Banalkitschiges episodisches Panorama über den Alltagsrassismus in L.A. im Aufeinandertreffen diverser Ethnien, das in der sicherlich gut gemeinten Behandlung seines Themas inhaltlich nicht über das Niveau einer besseren Seifenoper hinauskommt, sich allerdings durch das Casting diverser Stars Prestige zu versprechen scheint. [...]

                            1
                            • 8 .5
                              über Crank

                              "Crank" ist die totale, offene Videospielisierung des Actionfilmgenres, eine wahnwitzige Grand-Theft-Auto-Rampage auf Drogen (wortwörtlich) und nicht eine Sekunde zu lang. [...] Tatsächlich gibt es gar keine Dramaturgie mehr als die eines Videospieles. Es herrscht ständiger Druck zum Erreichen kleinster nächster Zieleinheiten, vor allem das Aufsammeln von Power-ups in Form von Medizin und Drogen zur Regulierung des eigenen immerwährend mittickenden und sich zu verschlimmern drohenden Zustandes [...] Man hat hier das Gefühl, dass ganz genau durchdacht worden ist, was zu machen sei, und gewusst, wie weit gegangen werden kann und wie das Ganze reguliert werden muss, damit es nicht auseinanderbricht oder der Genuss in Arbeit ausartet. Hier wurde tatsächlich das genommen, was beim aktiven GTA-Spielen reizt, und wirksam mit dem kombiniert, was beim passiven Filmeschauen Spaß macht. Wäre der Film eine Minute länger, er würde wahrscheinlich ineinanderfallen. [...]

                              • 7
                                über Control

                                Ist in seinen Story-Koordinaten für den Nicht-Fan eigentlich nicht allzu aufregend: Ist man ungewillt, sich einen zynischen Spaß aus dem Elend eines Menschen zu machen, geraten zwei Stunden Leben und Leiden des fortwährend zwischen Depression, epileptischen Anfällen, innerer Zerrissenheit und einfach generellem psychischen und physischem Unwohlsein hin und her pendelnden Ian Curtis (imitiert von Schauspieler Sam Riley) als Plot ziemlich öde. [...] Vor allem Anderen dennoch genießbar macht den Film aber sehr wohl die Schönheit der stilistisch dichten Rundumgestaltung: eine lakonische und elliptische Erzählanordnung, die sich von der Sorge um die Hauptfigur emanzipiert; ein Sich-Suhlen in wohlproportioniert komponierten und hübsch ausgefüllten Schwarzweiß-Kunstfilm-Bildern; eine themenbedingt exzellente musikalische Auswahl [...] Auch die Schauspielerschaft gestaltet ihre Präsenzen höchst genussvoll, ...

                                • 7 .5
                                  über Chrigu

                                  Das ist natürlich—und deshalb erscheint es auch fast billig—beinahe unmöglich, mit dieser Formel keinen erfolgreich publikumszerrüttelnden Dokumentarfilm hinzubekommen [...] Es ist nicht nur ein Film über Leben und Sterben von Chrigu, sondern auch über die allumfassende Selbstdokumentation, Selbstausbilderung, Selbstdefinition von Menschen, die gerne ihr Leben mit ihrer Videokamera festhalten [...] idealerweise um es so in ein /Narrativ/ zu formen, über das subjektive Wahrnehmung, Erfahrung und Lebensideal in eine hochkonzentrierte Form mit Anspruch auf Allgemeinwirkung komprimiert werden können. Und selten wohl findet sich eine solche Grundlage für besondere Erfahrung, entautomatisierte Wahrnehmung der Welt und philosophische Selbst-Reflektion wie im Angesicht des eigenen Sterbens ...

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                                  • 7 .5

                                    "Children of Men" funktioniert gut, wo er seine dystopische Welt für sich ernst nimmt, und versandet dort, wo er sich als Metaphernwerk übt. [...] Die Nähe der Zukunftsbilder am Anfang von Children of Men zu den Bildern unserer Gegenwart war noch eine futurologisch-diagnostische: Es ist naheliegend, dass sich wenig progressiv verändert hat und vielfach nur schon vorhandene Trends sich verstärkt haben, mit Stagnation und einigen etwas abseitiger erscheinenden Einsprengseln hier und da als Konsequenz der apokalyptischen Situation. Diese futurologische und verstörend realistische Weltzeichnung dessen, was sein könnte, vergeht bis zum Ende völlig in bloßer postmodern-arthausiger Jonglage und Collage dessen, was ist ...

                                    • 6 .5

                                      ... Die Schwächen des Films liegen vor allem in den Berührungsbereichen der beiden Welten; vor allem das dubiose, mystifizierte Pathos-Ende im die Liebenden vereinigenden Selbstmordattentats-Slo-Mo-Lichtgehauf, das einen terroristischen Akt psychologisch-dramaturgisch verkehrt zur selbsgenügsamen Persönlichtragödie ausmotiviert ...

                                      • 8 .5
                                        über Borat

                                        ... Der Borat-Film hat seine Stärke darin, Realität und reale Ideologien vollends in Surrealismus und ekstatischen, destruktiven Nonsens aufzu... nein, vielleicht nicht aufzulösen, sondern eher einerseits zu infantilisieren und andererseits zu extrapolieren. So ist es dann auch wirkungsästhetisch völlig gleichgültig, was noch echt und was inszeniert oder wenigstens halbwegs mit den Beteiligten / Opfern abgesprochen ist. [...] Wichtig, das sind die wahnwitzigen Bilder und Einfälle in ihrem Eigenwert, die der Film liefert und die teilweise in ihrer Abstrusität wie auch Offensiveness noch die von einem Jackass für den amerikanischen Rated-R-Mainstream neu definierten Grenzen übertreten, mit einer sympathisch naiven Freude am Obszönen ...

                                        • 7 .5

                                          ... Ich stelle mich bald auf eine unsouverän ironische Konsumtion des Werkes ein -- das erscheint mir alles gerade plump genug, um sich über überplusterte Milieu-Klischees, Slang-überforderte Synchronarbeit und Star-Appeal-Fehlbesetzungen als lustig zu tragen --, als dann doch die Erkenntnis in mir zu reifen beginnt, dass das alles durchaus nicht unfreiwillig komisch ist. Die Pointen nehmen irgendwann zu direkte Formen an, etwa wenn Samuel L. Jackson selbst noch als geruhsamer Greis mit seinem Gartentraktor in Bad-Mothafucka-Attitüde genüsslich den Rosengarten seiner Ex überrollt oder später im priesterlich-richtenden Henkerston aus Pulp Fiction Bibelzitate spuckt. Oder wie so ziemlich jede Szene in genussvollsten visuellen Pointen einer so übersteigerten wie auch kulturhistorisch informierten Südstaatentrash-Ikonographie gipfelt, perversen Umkehrungen der amerikanischen Bilderwelten von Norman Rockwell und Edward Hopper ...

                                          • 9

                                            “Aus der Ferne” kommt mir gar nicht wie ein Film vor. Es ist eine Aneinanderreihung von statischen Aufnahmen (ausgenommen solchen, in denen die Kamera aus einem fahrenden Auto heraus, zu diesem jedoch ebenso statisch, filmt) der Türkei, mehr eigentlich nicht. Im positiven Sinne [...] Ein ganz einfacher, ruhiger, offener, interessanterweise aber auch sehr aufregender Film, wenn man ihn denn nun einen Film nennen möchte ...

                                            • 8

                                              ... Erfreulicherweise scheint jedoch mit "Adams Apfel" diese Vorgabe -- ein bisschen Wahn und Bosheit einfließen lassen, um Kitsch und Versöhnlichkeit auch dem Bourgeois gefahrlos konsumierbar zu machen -- längst zum Selbstzweck verkommen; ein Freibrief, verliehen von der sicheren abschließenden Versöhnung, sich auf dem Weg zu ihr eigentlich jede Derbheit, Geschmacklosigkeit, Hinterhältigkeit, Aggression und Deformation zu leisten, die aus dem angenehm perversen Gehirn von Filmautor Anders Thomas Jensen mal eben lustig heraussprudelt ...

                                              • 7 .5
                                                über Abbitte

                                                Ungefähr zwei Stunden lang denke ich mir: Ja, so kann Arthaus-Kino meinetwegen ruhig sein, so mag ich es, so finde ich seine Kompetenzen in eine Richtung gewandt, die mir Freude statt Ekel bereitet. Atonement ist nämlich ungefähr zwei Stunden lang ein hochkünstliches Pointen-Melodram nach Zahlen, ein gut geöltes Glockenspiel, ein offengelegtes Uhrwerk ohne Mehrdeutigkeiten, aber mit lauter, allerlautester Orgelmusik ... Doch leider folgt dann eine narrative Umrahmung, die den Film ...

                                                • 8 .5

                                                  ... ein Monster, ein lauter, magischer, düsterer Riesenfilm voller Gewalt und Schönheit ... Es gibt Stellen, die sind ganz anders als alles, was ich je im Kino gesehen habe ... Vielzahl stilistischer Ebenen ist erstaunlich, und dennoch verfällt “Big Bang Love“ nie in postmoderne Beliebigkeit. Miike springt mit einer unangestrengten, erhabenen Souveränität zwischen ihnen umher, vom bloßen Realismus über die Traumwirklichkeit bis zum avantgardistischen Zeichentrickfilm, wie es sonst nur alt, weise und vor allem langweilig gewordene Kino-Altmeister vermögen ...

                                                  • 9 .5
                                                    über 300

                                                    Postmoderne Archaik, prachtvolle konsumistische Jonglage mit faschistoiden Ideologemen, Körper- und Dingwelten wie bei Matthew Barney (Cremaster Cycle), fraglos näher an Herodot und der Ursage als jedes realistischere Sandalenkino, wundervoller künstlerischer Wahn und Exzess ...