Punsha - Kommentare

Alle Kommentare von Punsha

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    Ganz gleich wie variabel Kevin Spaceys Spiel auffällt, ganz gleich wie stark die Dialoge geschrieben sind und wie pfeilschnell sie jedesmal auf das jeweilige Gegenüber einprasseln, die neue Staffel HOUSE OF CARDS war mir dann doch ein wenig zu eiskalt. Was in Staffel 1 noch durch ihre Frische kaum merklich störte und durch den humanen Corey Stoll kompensiert wurde, ist ein Jahr später nicht mehr aufzuhalten: Die Szenerie friert ein. Die Anzahl der Subplots vergrößert sich deutlich, das Netz aus Intrigen wird breiter und breiter, der Präsident (Michael Gill) in der Mitte, Underwood (Kevin Spacey) auf der einen, Tusk (Gerald McRaney) auf der anderen Seite und unter ihnen viele weitere Schachfiguren, die teils die Seiten wechseln und ihre eigenen Probleme zu bewältigen haben. Es ist immerhin löblich, dass bei all den Konflikten und Machtspielchen noch die Zeit bleibt, sich tiefer mit den Figuren auseinanderzusetzen, doch viel mehr als der bloße Wille ist dabei nicht erkennbar. Stellvertretend für das Dilemma kann Neuzugang Jackie Sharp (Molly Parker) gesehen werden: Ihre harte Schale ist stets überzeugender als ihr weicher Kern, ihr knackiger Hintern scheint interessanter als ihr inneres Selbst und die Beziehung zu Remy wirkt aufgesetzt, ein Teil des Spiels, ein Mittel zum Zweck, um das Kartenhaus ein wenig ins Wanken zu bringen. Einzig Seth (Derek Cecil) hat mir von den Neuen Spaß gemacht, auch wenn (oder gerade weil) er noch nicht die Gelegenheit hatte, mehr von seinem Inneren preis zu geben. Aber wie gern würde ich Spacey noch mehr Möbel kaputtschlagen, verzweifeln, hassen, lieben, küssen sehen. Seine kalten, lässigen Sprüche sind zugegeben ein kurzweiliges Vergnügen, aber die raren Momente, in denen Frank Underwood ehrliche (die Claire-Francis-Meechum-Szene!) Emotionen offenbart, sind zweifellos die besten der Serie und jene, an die man sich darüber hinaus erinnern wird.

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      Punsha 10.04.2015, 01:32 Geändert 10.04.2015, 01:35

      Mein Gott, es ist zwar ganz schön, dass SHAMELESS der Lower Class und ihren Individuen nicht auf heuchlerisch-rührselige Weise begegnet, aber dieser Rausch aus nonstop schrecklich-schrillen Popsong, überhastigen Schnitten und diesem fürchterlich-unbekümmerten Lebensgefühl, ist dann leider doch nicht mehr als Epilepsie erregend bzw. einfach nur enervierend. Ein paar stille, nachdenkliche Minuten würden da hin und wieder ganz gut tun. Und irgendwie scheint es wahnsinnig cool arm zu sein, denn für die durchweg unverwüstlichen Charaktere ist jeder Tag ein neues, aufregendes Abenteuer, das letztlich aller Kontroverse zum Trotz in den meisten Fällen einfach nur Spaß gemacht hat. Da nützt es auch nichts, dass die folgenden Staffeln ernster sein sollen, wenn man die Hälfte des Casts jetzt schon hasst.

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