Tomex - Kommentare

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  • 5 .5

    Tja, die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher eines meiner Lieblingsautoren. Als solche konnte sie - wie schon die dröge 74er Version - eigentlich nur scheitern.
    Was hatte ich mich gefreut, als die erste Info zur Produktion im Netz auftauchte. Einer der Literaturklassiker des 20. Jahrhunderts als Neuverfilmung, inklusive Leo diCaprio - einer der fähigsten Schauspieler seiner Generation! Meine Erwartungen erhielten einen ersten Dämpfer, als ich den Namen Baz Luhrmann lesen musste. Aus dessen "Moulin Rouge" war ich bereits nach 10 Minuten geflüchtet: zu schrill, zu bunt, zu laut, zu künstlich und kalt. Auch der überschätzte "Romeo + Juliet" ging auf das Konto dieses Herren, der sich nahtlos in die Riege der Style-over-substance-Artisten wie Michael Bay oder Zac Snyder einreiht. Die Fähigkeiten eine Geschichte zu erzählen sind der heutigen Generation der "Star-Regisseure" scheinbar abhanden gekommen. Vielleicht soll aber in erster Linie nur das spektakelverwöhnte Publikum entsprechend bedient werden. Wie dem auch sei, so eine Behandlung hat Fitzgerald's Vorlage - und auch sonst keine - verdient.
    Durch die aufdringlichen Schauwerte wird die Geschichte in der ersten Hälfte des Films nahezu zur Nebensächlichkeit. Ein Overkill technischer Mätzchen, der mich frappierend an eine Disney-Produktion erinnerte und ausufernde Party- und Tanzeinlagen, die einem nahzu ein Musical-Feeling vermittelten. Auch der modern-anbiedernde Soundtrack, inkl. Hip-Hop-Einsprengseln (!) löste bei mir einen fast physischen Schmerz aus. Dazu die überflüssige, durch ihre Unzulänglichkeiten (nur mich?) störende, 3D-Technologie, die die gefühlte Künstlichkeit noch verstärkt. All dies macht es der Geschichte schwer, sich zu entwickeln; und dadurch ebenso den Schauspielern, die gegen den ganzen Pomp und die Effektehascherei anspielen müssen.
    Einzig diCaprio und Joel Edgerton wissen sich in der Szenerie einigermaßen zu behaupten. Tobey McGuire, als Erzähler eigentlich unsere Identifikationsfigur, bleibt blass und komparsenhaft. Carey Mulligan war hübsch anzusehen und ... yeah, war hübsch anzusehen.
    Letztendlich hätte eine zurückhaltendere Regie und eine ruhigere Hand dem Film und seinen Figuren zu der Tiefe und der Sympathie verhelfen können, die das Buch für mich so auszeichnen. So bleibt in diesem grellen und gelackten Werk - wieder einmal - nur der Rumpf einer großartigen Geschichte zurück. Schwamm drüber ...