Das Filmfestival und die Krise

13.05.2009 - 10:15 Uhr
Logo vom Filmfestival in Cannes
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Zimmer sind noch frei, an Sekt wird gespart … an großen Filmemachern aber nicht.

Wann werden Filme richtig gut und wann kann sich der künstlerische Ausdruck eines Filmemachers am besten Bahn brechen? Wenn er viel Geld, viel Raum, viel Zeit zur Verfügung hat? Oder wenn sein Film in der Beschränkung entsteht, unter finanziellen und materiellen Nöten? Natürlich kann niemand diese Frage wirklich beantworten, aber sie bewegt immer wieder die Gemüter. So auch jetzt in Cannes, beim der 62. Auflage des Filmfestivals.

Die Amerikaner mit ihren Hollywoodfilmen und Blockbustern fehlen fast ganz. Das könnte bereits Ausdruck der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise sein, die auch vor den großen Studios nicht halt macht und Einschränkungen beim Budget, bei der Gage, bei den Reise-Spesen, bei allem bedeutet. Es könnte aber auch davon zeugen, dass Hollywood die Ideen ausgehen und keine – egal mit wie viel Geld – wirklich interessanten Werke entstehen, die es wert sind, auf einem der renommiertesten Festivals zu laufen. Aufgüsse, Sequels, Prequels, Remakes beherrschen das Kinoprogramm a la Hollywood und immer ist der Blick auf ein großes, zahlendes Publikum überdeutlich. Und drittens kämpfen Hollywood und die großen Festivals schon immer einen Streit aus. Anke Westphal in der Berliner Zeitung fasst es so zusammen: “Das traditionell angespannte Verhältnis zwischen Cannes und dem US-Filmbusiness wird in diesem Mai gleich mehrfach auf seine Belastbarkeit getestet. Denn mit Ang Lee und Quentin Tarantino sind 2009 nur zwei US-Amerikaner in einem Wettbewerb vertreten.”

Aber was sind schon die Amerikaner. Dafür gibt es in Cannes die europäischen Autorenfilmer, die in Massen im Wettbewerb vertreten sind. Wieso spüren sie die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise nicht oder noch nicht? Die Filme sind erfahrungsgemäß um einiges billiger und sie werden in der Regel mit Fördergelder produziert. So kommt es, dass zwar kein einziger wirklich deutscher Film beim Festival zu sehen ist – weder im Wettbewerb noch in irgendeiner Nebenreihe – dafür aber in zahlreichen neuen Filmproduktionen deutsches Geld steckt. Die staatliche Förderung macht es eben möglich. Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung bringt es auf den Punkt: "Seit Anfang 2007 zahlt der Filmförderfonds des Bundes ganz unbürokratisch sechzehn Prozent des Budgets, wenn in Deutschland gedreht, Stoffe aus dem “deutschen Kulturkreis” behandelt oder “Motive, die Deutschland zugeordnet werden können”, benutzt werden. Selten wohl hat ein bürokratisches Dokument (“Anlage 2 zur Richtlinie Anreiz zur Stärkung der Filmproduktion in Deutschland”) derart greifbare Auswirkungen auf das Filmschaffen der Welt gehabt."

So ist Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte von Michael Haneke von der Berliner Produktionsfirma X Filme Creative Pool mitproduziert und die sind ziemlich stolz, dass er es nach Cannes geschafft hat. Deutsche Fördertöpfe machen es möglich, dass chilenische, dänische oder israelische Produktionen auf dem Festival vertreten sind, die mit deutschem Geld entstanden sind. So ist Lars von Trier und sein neuer Film, der Horrorstreifen Antichrist im deutschen Wald entstanden. Sonst hat der Film wohl nichts weiter mit Deutschland gemein.

Finanzkrise oder nicht: Wir freuen uns auf das Festival, welches heute eröffnet. Denn es gibt wirklich viel, was Erwartungen weckt: Inglourious Basterds von Quentin Tarantino, Taking Woodstock von Ang Lee, Das Kabinett des Doktor Parnassus von Terry Gilliam, die neuen Filme von Sam Raimi, Werner Herzog, Michael Haneke, Jane Campion, Pedro Almodóvar, Ken Loach, Johnnie To, Chan-wook Park und Alain Resnais. Wir werden für Euch berichten.

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