Zum 65. Geburtstag von John Carpenter

16.01.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
John Carpenter am Set von The Ward
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John Carpenter am Set von The Ward
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Wenige Männer haben so einen Einfluss auf das moderne Horrorkino gehabt, wie John Carpenter. Mittlerweile ist es ruhig um den Meister des Schreckens geworden – ein Grund mehr, ihm zum 65. Geburtstag ein kleines Porträt zu widmen.

Im heutigen Genrekino spielt John Carpenter kaum eine Rolle mehr. Das war nicht immer so, im Gegenteil. Carpenters Einfluss auf den Horrorfilm ist enorm, vor dreieinhalb Dekaden schrieb er Kinogeschichte. Heute wird der Altmeister, der nicht nur inszeniert, sondern auch produziert, schreibt und komponiert, stolze 65 Jahre alt. Wir werfen einen Blick auf sein Schaffen, seine Karriere und sein Verhältnis zum modernen Hollywood.

John Carpenters Start ins Filmgeschäft hätte sicherlich schlechter ausfallen können. Mit zarten 22 Jahren schrieb er das Drehbuch für The Resurrection of Broncho Billy, komponierte den dazugehörigen Score und war auch noch für den Schnitt verantwortlich. Das Ergebnis: Oscar. Kometenhaft kann sein Aufstieg in der Filmbranche aber dennoch nicht bezeichnet werden, auch wenn sich bereits in seinen Frühwerken wie Dark Star zeigte, dass Carpenter ein besonderes Talent dafür hat, das absolute Maximum aus einem vergleichsweise geringen Budget zu holen. Auf die Spitze getrieben hat er das 1978 sicherlich bei seinem Opus magnum Halloween – Die Nacht des Grauens, bei dem es ihm gelang, mit nur 100.000 Dollar einen der einflussreichsten Horrorfilme überhaupt fertigzustellen. Halloween ist allerdings nicht nur aus heutiger Sicht mit Hinblick auf seinen Einfluss relevant, die Kinokassen klingelten schon damals so laut, dass John Carpenter alle Türen in Hollywood offen standen. Immerhin hatte sein Slasher in etwa das 200-fache (!) seines Budgets eingespielt. Fortan wurde der Name Carpenter zwangsläufig mit Horror assoziiert, denn er schaffte es wie kein Zweiter, sein Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen, was nicht zuletzt an seiner meist selbstkomponierten Filmmusik liegt – obwohl er nach eigenen Angaben gar keine Noten lesen kann.

Für seine Leistung bei Halloween wurde er sogar mit niemand Geringerem als Alfred Hitchcock verglichen, da Carpenter ähnlich begabt darin war, die Spannungsschraube langsam und bis zur Unerträglichkeit anzudrehen. Nicht umsonst finden sich in seinem Schaffen zahlreiche Referenzen zu dem Master of Suspense. Der Erfolg von Halloween machte John Carpenter nun zu jemandem, dem Blockbuster-Produktionen anvertraut werden konnten. Nachdem er die Studios mit den kommerziellen Erfolgen von The Fog – Nebel des Grauens und Die Klapperschlange zufriedenstellen konnte, bekam er endlich grünes Licht für sein Herzensprojekt: Das Ding aus einer anderen Welt. Carpenter bekam sein bis dato größtes Budget, 15 Millionen Dollar, und durfte sich kräftig austoben. Innovative Special Effects, ein Score von Ennio Morricone, Kurt Russell in der Besetzung. Das Geld wurde sicherlich nicht schlecht angelegt, doch das Publikum war alles andere als begeistert von dem Horrorstreifen und lies Das Ding katastrophal an den Kinokassen scheitern. Steven Spielberg war daran sicherlich nicht ganz unschuldig, schließlich kam nur zwei Wochen zuvor der deutlich massenkompatiblere E.T. – Der Außerirdische in die Kinos.

John Carpenter sagte in einem Interview einmal, dass ihm kommerzieller Erfolg sehr wichtig sei, Nichts sei eine bessere Kritik als die Zahlen an den Kinokassen. Dementsprechend bezeichnet er den Fehlschlag von Das Ding als den vielleicht größten Tiefpunkt seiner Karriere, auch wenn der Film heute als unbestrittener Klassiker des Genres gilt. Leider sollte es danach nicht viel besser werden: Christine habe er nur verfilmt, weil er kein anderes Angebot bekam, Starman enttäuschte bei den Einspielergebnissen. Der endgültige Bruch mit Hollywood kam jedoch 1986 mit der Fertigstellung von Big Trouble in Little China, bei dem Carpenter nicht seine Version des Final Cuts durchsetzen konnte und dem Studio nachgeben musste, was dazu führte, dass er der Traumfabrik seinen Rücken kehrte und sich in den Bereich des Independentfilms zurückzog. Gewissermaßen war er nun der Isolierte, der Außenseiter, den er nur zu gern als Motiv für seine Filme nimmt.

Das große Comeback blieb allerdings bis heute aus. Ab den 90ern konnte er höchstens Hardcore-Anhänger des Genres begeistern, auch aus kommerzieller Sicht fand er nicht zu alter Stärke zurück, was anno 2001, nach der Veröffentlichung von John Carpenter’s Ghosts of Mars, zu einem vorzeitigen Ruhestand führte. Fast zehn Jahre hat er gebraucht, um sich zu regenerieren und mit John Carpenter’s The Ward wieder zurück auf die große Leinwand zu kehren, leider ebenso erfolglos. Mittlerweile sieht er die Sache mit dem kommerziellen Erfolg jedoch deutlicher gelassener, er sei erwachsen geworden und blickt mit einem Lächeln auf die Rezeption seiner Filme:

Ich will nicht im Mainstream sein. Ich will ein Individuum sein. Ich trage alle meine Filme als ein Abzeichen von Stolz. Darum freue ich mich über alle schlechten Kritiken. Wenn die Kritiker anfangen, meine Filme zu mögen, stecke ich in ernsthaften Schwierigkeiten.

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