In den 7 Fragen stellen wir euch jeden Sonntag die Antworten vor, die uns einer oder eine von euch in mühevoller Kleinarbeit aus unserem mittlerweile ganz schön langen Fragebogen rausgepickt hat. Wenn du dich auch einmal, zweimal oder sogar dreimal an unserem Fragebogen versuchen willst, schreib einfach eine kurze Nachricht an Kängufant und einer der nächsten Sonntage gehört dir!
Pack den Ledersessel und die Regalwand aus: Was ist Film für dich? Kunst und Anspruch oder seichte Unterhaltung? Oder beides?
Es gibt Leute auf der Welt, die lieben nur Filmkunst, manche stehen nur auf Actionfilme mit viel Kabumm. Ich bin keiner von beiden und dennoch gleichzeitig beide. Für Filmkunst bin ich immer da. Hier auf moviepilot bin ich schon wahren Filmkunst-Fanatikern begegnet, die mir immer wieder herausragende Meisterwerke empfohlen haben. So habe ich Bekannschaft mit Tarantinos Filmen gemacht, die origineller und genialer nicht sein könnten. In der Ruhe liegt die Kraft, das beweisen die messerscharfen Dialoge, die Tarantino anwendet. Aber Filmkunst lässt sich auch anders definieren als in gut geschriebenen Dialogen. So sind Star Wars (die Originaltrilogie offensichtlich) und Herr der Ringe wahre Meilensteine der Science-Fiction und Fantasy, mit einem unvergleichlichen Ideenreichtum und einzigartigen Momenten, die sich für immer in unser Hirn einbrennen.
Doch nicht nur populäre Filme sind für mich Filmkunst, sondern auch Filme, die mich aufs Tiefste berühren. Die mit Hilfe von ein paar Kameras Emotionen in uns auslösen, wie wir sie auch im echten Leben finden. Das macht Filme lebendiger. Auch Grusel ist für mich wahre Filmkunst, wenn man es schafft, mich so zu gruseln, dass ich extra viel Valium brauche.
Aber seichte Unterhaltung, wobei seicht meiner Meinung nach ein ziemlich negativer Begriff ist, ist mir auch sehr wichtig. Auch zu vielen Actionfilmen oder Superheldenfilmen sage ich nicht Nein. Ich finde es nur lachhaft, dass man hinterher als 0815-Glotzer bezeichnet wird. Natürlich sind Superheldenfilme keine Meisterwerke (obwohl: The Dark Knight) wie Der Pate oder Uhrwerk Orange, doch es sind Meisterwerke der Unterhaltung. Und das zählt für mich genau so viel. Wenn ich happy bin, ist meine Bewertung auch sehr happy.
Director's Cut: Gibt es einen Film, bei dem du sehnlichst darauf wartest, die Fassung zu sehen, die alle Änderungen zurücknimmt, alle verschollenen Szenen wieder einfügt - alles wieder gut macht?
Da gibt es einen speziellen Kandidaten. Die Hobbit-Trilogie. Auch wenn ich zu den wenigen gehöre, die die Filme gut finden (aber noch lange nicht so gut wie Herr der Ringe), muss auch ich zugeben, dass die Filme ihre Macken hatten. Die Idee, ein 300-seitiges Buch in 3 Filme zu verfilmen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Hätte man nur einen bzw. zwei Filme gedreht, hätte man uns viele sinnlose Szenen, Unterhaltungen und Figuren, die nicht im Buch vorkamen, erspart und der finale Film hätte nicht so schlecht geendet wie Der Hobbit 3: Die Schlacht der Fünf Heere. Und auch die Computeranimationen hätte ich reduziert und mehr Wert auf Praktisches gesetzt. Es hätte grandios werden können, das merkt man schon bei dem Rätselspiel von Gollum und Bilbo und dem Drachen Smaug selbst.
So erging es mir auch mit den Star Wars-Prequels. Es wurde nicht das volle Potenzial genutzt, um uns eine tolle Vorgeschichte zu erzählen. Es liegt nicht nur an den übertrieben oft genutzten Computeranimationen, sondern auch an der monotonen Darbietung jedes Schauspielers, obwohl sie wahre Größen wie Samuel L. Jackson bei sich hatten, der Fehlbesetzung in Form von Hayden Christensen, die Zerstörung der Magie des Originals mit den Midi-Chlorianern, langweiliger Politik und furchtbaren Dialogen (,,I don't like sand."). Doch besonders Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith hat bewiesen, wie gut die Filme hätten werden können, wenn man mehr Fokus auf Anakins Entwicklung zu Vader gesetzt hätte, statt auf Jar Jars jämmerliche Juxe.
Und ich hätte gerne noch alle verlorenen Szenen aus Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron hinzugefügt, da man im Film gespürt hat, wie viel rausgeschnitten wurde und einige Fragen offenblieben.
Alles so schön bunt hier: In welchem Spiel fühltest du dich wie im Film?
Da habe ich 2 Kandidaten:
1. The Last of Us: Noch nie kamen mir Videospiel-Figuren so menschlich vor. Statt eines einzigen Zombie-Gemetzels à la Left 4 Dead hat man ein atemberaubendes Abenteuer erschaffen, über einen Überlebenskämpfer namens Joel, der die Aufgabe hat, die junge, aber dennoch starke Ellie an einem weit entfernten Ort abzuliefern. Es fühlt sich einfach so lebendig an und die englische Synchronisation ist an Emotionen kaum zu übertreffen. Und selbst wir leiden bei dieser wunderbaren Geschichte mit.
2. The Walking Dead: Während die Serie sich langsam zieht und von Staffel zu Staffel die Qualität immer weiter sinkt, haben Telltale Games ein wahres Meisterwerk hergezaubert, unabhängig von der Serie. Obwohl das Spiel nur ein Point-and-Click-Game ist, hat man interessante Charaktere wie Vaterfigur Lee, der eigentlich auf dem Weg ins Gefängnis war, und dem kleinen Mädchen Clementine, die auf der Suche nach ihren Eltern ist (jetzt weiß ich, warum mir The Last of Us so gefallen hat :) ). Durch gutes Storytelling, liebenswerte Figuren und eine Geschichte, die durch die Entscheidungen des Spielers beeinflusst wird, hat man ein Meisterwerk geschaffen, das sich wie einer der besten Filme überhaupt anfühlt
Affirmative, Doctor: Welches Filmtier oder -wesen hättest du am liebsten als Haustier oder Gefährten oder ständig irgendwo um dich rumwuseln? Und warum?
Da gibt es jemanden, mit dem ich letztens Bekanntschaft gemacht habe. Der Droide BB8 aus Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Putzigeres gesehen als diesen kleinen Wonneproppen. Er folgt dir, wohin du gehst; ist vetrauenswürdig; weiß, sich zu verteidigen und sorgt immer für gute Laune (als er einen Daumen nach oben gibt, habe ich Tränen gelacht :D). Und mal ehrlich: Wer würde ihn nicht an seiner Seite haben wollen? :)
"...weil Zombies keine Menschen sind..." Welche FSK-Einstufung wird dir für alle Ewigkeit vollkommen unerklärlich sein? Und ja, das geht in beide Richtungen...
Es ist heute allgemein Pflicht, dass man bei jedem Action-Blockbuster ein FSK12-Rating gibt, obwohl das selbst kleine Kinder ansehen können. Dieses Jahr könnte selbst ein 8-Jähriger zu Avengers 2, Jurassic World, Terminator 5: Genisys, James Bond 007 - Spectre usw. ohne Probleme ins Kino gehen. Doch es gab einen Film, der wirklich sehr hart an der Grenze war. Peter Jacksons King Kong. Während die erste Filmhälfte ziemlich harmlos ist, entwickelt sich die zweite Hälfte zu einem wahren Gemetzel. Unheimliche, zombieähnliche Ureinwohner, hungrige T-Rex und das Schlimmste von allein: Rieseninsekten, die ihre Opfer auf eine sehr ungemütliche Art und Weise verzehren. Wenn ich da an die Riesenwürmer denke, würg. Das würde ich keinem Kind antun.
Auch gibt es viele Filme, die sich mit Themen befassen, die kein 12-Jähriger verstehen und verkraften würde. Sei es das Leiden der Juden in Schindlers Liste, oder die Todesstrafe in The Green Mile. Ich versteh nicht, wie man ein kinderfreundliches Abenteuer ab 12 freigibt, aber genau dasselbe mit solchen ernsten Filmen macht.
Lassen Sie doch mal das Kind nach vorne! Gibt es da draußen einen Film, eine Serie oder auch nur eine Folge, bei denen du dich sofort wieder fühlst wie ein Kind - ganz egal, was alle um dich herum denken?
Eindeutig Wall-E - Der Letzte räumt die Erde auf! Ich sehe den Film nicht als Animationsfilm, sondern als richtiges Meisterwerk. Der Film ist einfach so liebenswert und herzerwärmend, dass ich immer wieder über Wall-E's stumme Komik lachen muss. Manchmal sind keine Worte lustiger als dumme Sprüche. Doch der Film ist mehr als nur lustige Comedy für die Kleinen. Die Botschaft in diesem Film wird so gut rübergebracht mit der vermüllten Welt und den faulen Menschen, die nichts anderes machen, als faul in ihren schwebenden Sesseln zu sitzen. Anstatt dass Pixar wieder eine putzige Moral für die Kinder aufstellt, sagt der Film zu den Zuschauern: ,,Amerika, du bist fett und faul!" Doch der Film ist für mich wahre Magie. Schon allein das Opening mit den Bildern des Universums und der 70er-Jahre Hintergrundmusik fasziniert mich, als wäre ich ein paar Jahre jünger. Unvergleichlich schön!
Goldene Zeitalter: Magst du ältere Filme oder nur Aktuelles? Gibt es ein Jahrzehnt oder eine bestimmte Zeit, die du in filmischer Hinsicht ganz besonders magst?
Ich liebe alte Filme über alles! Früher konnte man sich jedes Jahr eines neuen Meisterwerks erfreuen. Einer neuen Idee, einer neuen
Geschichte. Ich finde, dass Hollywood heutzutage die Ideen ausgehen und
dass sie sich mit ihren vielen Reboots und Sequels nicht mal
bemühen, etwas Neues zu erschaffen. Dieser Fortsetzungswahnsinn treibt
mich in den Wahnsinn. Es ist selten, dass mich ein Film so richtig
umhaut, dass ich sage: ,,Wow! Das ist Kunst!" Doch dieses Jahr wurde
ich 4 mal positiv überrascht. Das Actionkino wurde dank Mad Max: Fury Road neu definiert und er gehört für mich zu den besten Filmen der letzten
Jahre. Oder ein Drama wie Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit, der endlich mal was vollkommen Neues
war, und gleichzeitig ein Meilenstein der Kameraarbeit ist. Oder im
angeblich ausgelutschten Horror-Genre in Form von Der Babadook. Ich
habe immer noch schlaflose Nächte! Und Victoria gab mir die Hoffnung in das deutsche Kino zurück, während
es dieses Jahr sehr schlecht stand mit Kartoffelsalat - Nicht fragen! und Fack ju Göhte 2. Endlich mal ein bisschen Kunst bei den Deutschen!